Wasser kochen wäre zu einfach

Wenn es so weiter geht, muss ich immerabgelenkt umbenennen, in immenserüberfluss. Nein, nicht weil ich dank des Bloggens so immens reich geworden wäre oder immens berühmt (wobei ich doch immer wieder erstaunt bin, wer alles mitliest…), sondern weil ich immer wieder Dinge finde, die mich nicht ablenken, sondern dazu bringen meinen hübschen, adrett frisierten, blonden Kopf langsam von links nach rechts zu schütteln, während meine Lippen die laute „Ho-ly-shhhiit“ ausrülpsen.

So geschehen, als ich nichtsahnend durch das Netz bummelte und vor einem Teekapselautomaten stehen blieb. Man mag nun argumentieren, wenn Menschen Kaffee in Kapsel konsumieren, dann ist es doch eine logische Folge, dies mit Tee gleichermaßen zu tun. Und dann irgendwann mit Fruchtsäften und Milka Milchkühen. Doch ich wiederspreche, aus Gründen, die subjektiv und nicht nachvollziehbar sind und darum hier nicht näher erläutert werden, denn Argumente können nur wiederlegt werden, Tatsachen nicht. Und somit ernenne ich es zur Tatsache, dass es bescheuert ist den Prozess Wasser-Kochen-Tee-Beutel-in-Tasse-Wasser-drauf durch eine Maschine ersetzen zu wollen. Die Teemaschine gibt es schon. Sie heißt Wasserkocher! Thronfolger des ehrenwerten, allseits bekannten Topfes.

Dazu kommt eine Reihe von Problemen, die man vor dieser Erfindung nicht hatte: Aluminiumkapseln, die nicht kompostieren, ein Teekapselautomat, der rumsteht und immer wieder die Frage: Wieso???

Doch das größte Defizit der Teemaschine: Der fehlende George Clooney! Die Maschine braucht einen berühmten Menschen, der sich daneben positioniert und ein bisschen was von seinem Ruhm auf sie pisst. Nachdem man mir werblich überzeugend weiß gemacht hat, dass der liebe, wenn auch langsam echt in die Jahre kommende, Herr Clooney nur Kapselkaffee eben dieser Weltmarke schlürft, von der nun auch die Teeautomatik vertrieben wird, kann man ihn hier nicht einfach wiederverwenden. Mit einem im rechten Ohr benutzten Ohrstäbchen stochert man ja auch nicht mehr im Gehörhang auf der linken Kopfseite herum.

Es braucht also einen überzeugenden überzeugten, glaubwürdigen Teegenießer bzw. eine Teegenießerin. Doch wer könnte das sein? Wer hat so gar nichts mit dem Produkt Tee zu tun, aber weckt dennoch so unendliches Interesse, dass es scheiß egal ist? Welcher Promi ist fähig völlig unbeteiligt eine Teetasse zu halten? Ich bin ratlos, genau wie die Menschen bei Nespresso.

Vielleicht kann ja jemand da draußen helfen. Wer einen Vorschlag hat, werfe den ersten Teebeutel! 

 

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14 Gedanken zu “Wasser kochen wäre zu einfach

    • DAS wiederum ist eine „Teeapparatur“ mit der ich mich anfreunden kann, aber ich fürchte dann bewerbe unser prominenter Russe die Tradition und nicht den technischen Fortschritt in Kapsel-Form 🙂

  1. Ich melde mich gerne als Kormoran und Schamane, der zuerst um das Gerät fliegt und dann einen geheimnisvollen Trank bereitet.
    Werbeetat: nicht soviel das gleich 30 Mio an den Staat gehen müssen.

  2. Ich schlage vor, tatatata (ich finde die Idee echt gut): Joschka Fischer. Teetrinken ist ja schon eher was für so Gesundheimer-Ökos. Die deckt er mit seiner Grünen-Vergangenheit ab. Solche High-Tech-Teeschwachsinns-Geräte sind gleichzeitig was für Oberschichtsleutee (oder solche, dies gern wären, oder zumindest saturierte, degenerierte Mittelschichtsfuzzis), diese Zielgruppe erreicht Joschka mit seinem aktuellen Selbst sehr gut. Er wirbt doch auch schon für schnelle BMWs – da passt doch der Verkauf von schnittigen Metallkapseln ganz gut dazu, oder?

    • Welch umfassende Analyse. In der Tat, die Zielgruppe ist wohl eher überbezahlt!Der Joschka und die Teekapsel. Ja, das könnte für Aufsehen sorgen und vielleicht fährt er dann demnächst BWM und trinkt dabei Tee. Oh no! Das reimt sich, wie widerlich!

  3. Hallo,
    vielen Dank zuerst einmal für das „Gefällt mir“ meines Artikels „Perfektionismus“. Ich habe nun gerade deinen Artikel über den Tee-Genuß gelesen und muss dir gratulieren. Er ist super geworden und ich habe mich dabei ertappt, dass ich mich doch etwas altmodisch gefühlt habe, dass ich den Tee noch komplett klassisch mit Ziehzeit genieße ;-).

    Ich freu mich auf deine nächsten Artikel und wünsche Dir noch einen wunderbaren Abend 🙂

    Alles Liebe sendet Dir
    Manuela Weiss, MBA
    fraueninfreiheit.wordpress.com

  4. wenn’s Tom Hiddleston oder Benedict Cumberbatch wäre, würde ich das gerät imme rnoch nicht kaufen, hätte aber visuelle freude an der werbung. und da die engländer auch den teebeutel erfunden haben (und lieben…), wäre das doch nicht völlig unlogisch… oder?

    vielleicht will ich auch einfach nur werbung mit T.H. und B.C. sehen. kann schon sein.

    • Gegen die beiden wäre nun wirklich nichts einzuwenden….oder doch? An Ruhm haben sie genug, um neben dem Teeautomaten zu leuchten, doch ist der Teetrinkende Brite nicht ein böses, böses Klischee? Machen wir uns da nicht der Vervorurteilung schuldig? Hmmm..aber hübsch sind sie, ganz im Gegensatz zum Produkt. 😉

      • Eben eben… Und nach Studium der englischen Literatur glaube ich, die Engländer trinken wirklich viel Tee. George Orwells Down&Out in Paris&London beschreibt seine Ernährung als fast ausschließlich Tee und gebutterten Toast. 😦

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