Man kann mit Kindern auch keinen Spaß haben

Kinder sind ein Wunder, jedes einzelne. Eltern wiederum sind in 9 von 10 Fällen ein Grund, um sich zu wundern. Die eine Ausnahme bin natürlich ich; weil ich perfekt bin und ALLES, wirklich ALLES absolut und immer richtig mache. Dass das alle anderen Eltern auch von sich denken, ist mir schon klar und in die Statistik eingerechnet. Einen Beweis dafür erhielt ich am vergangenen Wochenende beim Besuch eines Familienfreundlichen aka Kindercafés. Normalerweise kann an diesen Orten der Lautstärkepegel gemessen werden, bei dem jede Heavy Metall Rockband, die auf der Start- und Landebahn des Frankfurter Flughafens während vollen Flugbetriebes spielt, neidisch wird. Es wird geschrien, gelacht, geweint, mit harten Gegenständen auf den Boden geklopft, mit Essen und Geschirr geschmissen, Mobiliar und andere Kinder umgeschubst, getanzt, gehüpft, gespuckt und sogar laut gepupst. All das gleichzeitig. Beim Verlassen dieser oft dennoch süßen und bunten Lokale, kommt mir das Lärmen der nächsten Autobahn vor wie meditatives Meeresrauschen.

Doch diesmal herrschte Stille im Café, als ich reinkam; nicht weil es leer gewesen wäre, oder weil meine Mitmenschen endlich mal erkannt hätten, dass man auch mal vor Staunen erstarren kann, wenn ICH, ICH HÖCHSTPERSÖNLICH, den Raum betrete. Fast auf jedem Stuhl saß jemand. Doch kein einziger und keine einzige unter 36. Selbst für demonstrativ junggebliebene ist der Besuch eines Kindercafés ohne Anhängsel unter 12 Jahren seltsam. Noch skurriler war, dass sich niemand der Anwesenden in einer Konversation betätigte. Ein selbst für ein kinderfreies Cafe nicht ortsgerechetes Verhalten. Stattdessen wurde müde auf Smartphones und Tablet herum gewischt und ab und an, auch mal ein Blick durch den Raum geschmissen, aber ohne jede Bewegung der Mundwinkel. Ich fragte darum die hinter der Theke zusammengescharrten Cafetanten, was denn los sei, ob heute vermutlich keine Kinder im Kindercafé erlaubt seien.

„Nee, gerade läuft nur noch das Casting von Verstehen Sie Spaß“, erklärte mir die nette Dame, hinter der Vitrine voller Kuchen und Muffins. Kurz wachte meine Paranoia auf. Casting? Kameras? Verstehen Sie Spaß? Ich? Nein, ehrlich nicht. Spaß mag ich gar nicht und daran gibt’s auch nichts zu verstehen.  Oh shit, bin ich da in irgendwas reingelaufen, das mir peinlich sein sollte? „Sucht euch doch einfach einen Platz, gleich kommen noch Kinder. Der normale Betrieb startet heute etwas später“, empfahl man mir dann. Nagut, nagut. Mit Kind sitzt man sowieso immer auf dem Boden. Ich bestellte mir also meinen Cappuccino in die Spielecke und kam meinem mütterlichen Auftrag der frühkindlichen Förderung nach, in dem ich meinem kleinen Schatz ein Spielzeug nach dem nächsten zum Anlecken reichte. Während wir da so unserem Babybusiness as usual nachgingen, schoss doch immer mal wieder ein skeptischer Blick zu uns runter. Wie jede verantwortungsvolle Mutter, schnupperte ich kurz an meinem Baby. Vielleicht hatte er ja gepupst und man sah uns deswegen so komisch an. Nein, scheinbar noch alles frisch. Ich schnupperte kurz an mir. Auch alles okay. Ich zog mein Smartphone aus der Tasche und kontrollierte, ob ich Karottenbrei-Strähnchen im Haar hatte. Auch hier schien mir alles clean.

Was war nur los? Ich meinte eine Frau ein paar Meter weiter leise flüstern zu hören: „Die werden auch immer jünger.“ Was denn? Wie bitte? Eigentlich werden Babys immer älter, jeden Tag, und dazu noch größer und dicker. So wie wir alle, bis wir irgendwann 200 Jahre alt, vier Meter groß und kugelrund sind. Circle of Life, Baby. Ich fühlte mich so unwohl, dass ich meinen entkoffeinierten Kaffee wie ein vollalkoholisches Destillat, in einem Schluck, meine Kehle runterspülte.  Den Drang der Kellnerin zuzurufen: „Noch einen, einen doppelten, bitte!“ musste ich unterdrücken. Wir spielten noch eine Weile in die Stille hinein. Die Augenpaare um uns herum, lösten sich eins nach dem anderen von ihren leuchtenden Endgeräten. Als dann doch eins meinen Blick traf, fragte ich: „Sie sind also hier wegen des Castings?“ Nur ein Nicken, statt einer verbalen Antwort kam über den Tisch neben uns. Der Mann sah sich sogar um, um zu überprüfen, ob er denn wirklich gemeint war oder sich noch jemand anderes fände, der sich auf die Unterhaltung einlassen könnte. „Und was passiert da?“, fragte ich weiter. Er sah nochmal zur Seite. Da wurde aber nur schnell weggeguckt, wie in der Schule, wenn der Lehrer oder die Lehrerin so unverschämt werden, jemanden ungemeldet dranzunehmen. „Wissen wir nicht“, antwortete der Herr für’s schweigende Kollektiv. Die Fragezeichen in meinen Augen, veranlassten ihn dann noch zu einem weiteren halb genuschelten Satz: „Wir durften nicht mit rein.“ Die Fragezeichen blieben in meinen Pupillen. Selbst mein kleiner Begleiter sah kurz vom Spielzeug auf. Was war denn hier los. „Eltern sollten draußen bleiben“, wurde mir erklärt. Und da fiel das Bauklötzchen. Achso! Ein Kindercasting! Und das hier waren alles wartende Eltern! Deswegen redete hier keiner. Im Showbusiness spricht man ja nur über die Konkurrenz und nicht mit ihr!

„Und sie hatten gehört, dass hier ein Casting ist und dachten, da gehen wir mal vorbei. Ist ja vielleicht lustig?“, wenn man schon den Fehler begeht, in ein Gespräch mit mir zu plumpsen, kommt man da nur mit einem Abschleppseil und einem Jepp wieder raus. Der Vater des zukünftigen Filmsternchen schüttelte den Kopf und belehrte mich: „Die Agentur hat uns hergeschickt. Unser Sohn ist bei einer Agentur!“

Während über meinem Kopf Gedankenblasen mit „Aha! Aha! Aha!“ emporschwebten, öffnete sich dann auch die Tür zum Nebenraum und ein Mann vom Fernsehen (zu erkennen an der schwarzen Hose mit vielen Taschen, dem schwarzen Hoodie, vermutlich mit schwarzem T-Shirt darunter – von den Farben her die Uniform eines Architekten, aber dann doch viel zu schlunzig umgesetzt) betrat die Bühne bzw. das Cafe. Es folgte eine Gruppe von Kindern, gerade zu alt für die Grundschule, oder nicht mehr? Oder doch älter? Auch als Mutter, fällt es mir super schwer zu sagen, wie alt Kinder sind. Die, die da kamen konnte zumindest schon laufen, sprechen und hatten noch keine Pickel, aber etwas zu große Füße für ihr Körpergesamtformat.

„Ist die Mutter von Philipp* hier?“ rief der Fernsehmann in den Raum. (*Name von mir geändert, nicht um irgendjemandes Privatsphäre zu schützen. Ich hab mir den Namen schlicht mal wieder nicht gemerkt, tue ich nie. Ich bin schon froh, wenn ich den Namen meines Sohnes richtig treffe.) Eine sehr gut gekleidete Mutter sprang auf und verbreitete ihr sehr gut riechendes, vermutlich sehr teuren Parfüm. Vielleicht war es aber auch nur der pure Stolz, der da von ihr aufstieg. Denn ihre Augen funkelten, bereit sofort in den Flieger nach Hollywood einzusteigen. „Wir haben mit Wasser hantiert und ihr Sohn hat da an der Hose einiges abbekommen. Wollte ich ihnen nur sagen, nicht dass sie denken, dass das, naja, was anderes ist,“ holte sie der Fernsehmann auf den Boden der Economy Class zurück. Von 100 auf Null fiel ihre stolze Brust zusammen.

Kaum waren die Kinder aka Jungdarsteller da, stieg die Lautstärke wieder auf die Dezibelwerte eines Vulkanausbruchs und der Vater, mit dem ich mein zähes Pläuschchen geführt hatte, ergriff die Flucht ohne mir Tschüss zu sagen. So konnte ich meine brennenste Fragen nicht mehr stellen: Wissen Kinder eigentlich noch was Fernsehen ist? Wo kann ich mein Baby für seine Youtube-Karriere anmelden? Und darf ich dann als Mutter in Kindercafés auch keinen Spaß mehr haben? Oder bestelle ich mir lieber einfach ein Stück Kuchen?

Die Katzenbild-Kuratorin präsentiert: Katzen beim Kaffeetrinken

Vergesst das Schreiben und das Marketingen, ich werde Katzenbild-Kuratorin! Angeregt durch einen regen Austausch mit meiner Kollegin und einen wissenschaftlichen Artikel, wonach der Katzenbildkonsum demnächst wohl per Rezept ärztlich vorordnet werden könnte, stellte ich fest, dass die Welt der Katzenbilder bisher kaum sortiert und kategorisiert ist. Katzenbilder werden bisher viel zu häufig konsumiert und zu selten reflektiert! Ich möchte dieses Defizit angehen und darum startet ab sofort auf immerabgelenkt.de die „Ausstellungsreihe Katzenbild“, kurz AKB.

Ich  habe mir erlaubt den Kunstwerken angemessene Titel zu geben. Den Auftakt macht ein Einblick in intime Nachmittagsszenen. Ich präsentiere:  „AKB: Katzen beim Sonntagskaffee“  und gebe alle Aufmerksamkeit nun an die Exponate weiter:

Titel: „Tea Time is me(auuu)-time“ Künstler/Quelle: http://images5.alphacoders.com

Titel: „Tea Time is me(auuu)-time“
Künstler/Quelle: http://images5.alphacoders.com

Titel: “Two Cats, Two Cups” Künstler/Quelle: http://www.copycatfilms.com/

Titel: “Two Cats, Two Cups”
Künstler/Quelle: http://www.copycatfilms.com/

Titel: “Graues Gift“ Künstler/Quelle: http://now-here-this.timeout.com

Titel: “Graues Gift“
Künstler/Quelle: http://now-here-this.timeout.com

Titel: „Alleintrinkerin!“ Künstler/Quelle:  http://www.laureden.com/

Titel: „Alleintrinkerin!“
Künstler/Quelle:  http://www.laureden.com/

Titel: „Kapitalistischer Kalorienbombenkomet mit Karamellgeschmack“ Künstler/Quelle: http://www.funnycutepics.com/

Titel: „Kapitalistischer Kalorienbombenkomet mit Karamellgeschmack“
Künstler/Quelle: http://www.funnycutepics.com/

Ich danke für die Leihgaben. Weitere Ausstellungen folgen. Anregungen sind willkommen, Kaffee auch. Künstler_innen können mir gerne ihre Katzenbilder als Leihgabe schicken. Bitte schicken Sie keine ganzen Katzen.

Wasser kochen wäre zu einfach

Wenn es so weiter geht, muss ich immerabgelenkt umbenennen, in immenserüberfluss. Nein, nicht weil ich dank des Bloggens so immens reich geworden wäre oder immens berühmt (wobei ich doch immer wieder erstaunt bin, wer alles mitliest…), sondern weil ich immer wieder Dinge finde, die mich nicht ablenken, sondern dazu bringen meinen hübschen, adrett frisierten, blonden Kopf langsam von links nach rechts zu schütteln, während meine Lippen die laute „Ho-ly-shhhiit“ ausrülpsen.

So geschehen, als ich nichtsahnend durch das Netz bummelte und vor einem Teekapselautomaten stehen blieb. Man mag nun argumentieren, wenn Menschen Kaffee in Kapsel konsumieren, dann ist es doch eine logische Folge, dies mit Tee gleichermaßen zu tun. Und dann irgendwann mit Fruchtsäften und Milka Milchkühen. Doch ich wiederspreche, aus Gründen, die subjektiv und nicht nachvollziehbar sind und darum hier nicht näher erläutert werden, denn Argumente können nur wiederlegt werden, Tatsachen nicht. Und somit ernenne ich es zur Tatsache, dass es bescheuert ist den Prozess Wasser-Kochen-Tee-Beutel-in-Tasse-Wasser-drauf durch eine Maschine ersetzen zu wollen. Die Teemaschine gibt es schon. Sie heißt Wasserkocher! Thronfolger des ehrenwerten, allseits bekannten Topfes.

Dazu kommt eine Reihe von Problemen, die man vor dieser Erfindung nicht hatte: Aluminiumkapseln, die nicht kompostieren, ein Teekapselautomat, der rumsteht und immer wieder die Frage: Wieso???

Doch das größte Defizit der Teemaschine: Der fehlende George Clooney! Die Maschine braucht einen berühmten Menschen, der sich daneben positioniert und ein bisschen was von seinem Ruhm auf sie pisst. Nachdem man mir werblich überzeugend weiß gemacht hat, dass der liebe, wenn auch langsam echt in die Jahre kommende, Herr Clooney nur Kapselkaffee eben dieser Weltmarke schlürft, von der nun auch die Teeautomatik vertrieben wird, kann man ihn hier nicht einfach wiederverwenden. Mit einem im rechten Ohr benutzten Ohrstäbchen stochert man ja auch nicht mehr im Gehörhang auf der linken Kopfseite herum.

Es braucht also einen überzeugenden überzeugten, glaubwürdigen Teegenießer bzw. eine Teegenießerin. Doch wer könnte das sein? Wer hat so gar nichts mit dem Produkt Tee zu tun, aber weckt dennoch so unendliches Interesse, dass es scheiß egal ist? Welcher Promi ist fähig völlig unbeteiligt eine Teetasse zu halten? Ich bin ratlos, genau wie die Menschen bei Nespresso.

Vielleicht kann ja jemand da draußen helfen. Wer einen Vorschlag hat, werfe den ersten Teebeutel! 

 

Auch interessant zu diesem Thema: Das Segway-Syndom

Ich wünschte, ich könnte eine Milchkuh direkt an die Kaffeemaschine anschließen

Ich wünschte, ich könnte eine Milchkuh direkt an die Kaffeemaschine anschließen

DECOtier sucht die schicksten und besten und natürlich AUßERGEWÖHNLICHSTEN Haustiere. Wie wäre es denn mal mit einer Milchkuh auf dem Balkon, oder wenn ich meinen Schrank endlich ausmiste, passt eine „Kleine“, so eine ganz süße „kleine Milchkuh“ doch sicher auch noch irgendwie ins Schlafzimmer. Naja, eigentlich müsste sie ja in die Küche. Neben die Kaffeemaschine. Ob’s wohl nen Direktanschluss für meine PIXIE gibt? Stell ich die Kuh dann kühl oder lieber auf Zimmertemperatur?

PS: Weil ich heut so entscheidungsunfreudig bin, hab ich einfach mal ALLES verlinkt…also klickt hin, wo ihr wollt…außer in diese PS-Zeile…sollte ich die auch noch verlinken?

Decotier-kuh-titelbild

Immer und überall am bechern

Wenn ich dieser Tage durch den Supermarkt bummele, begegnen mir mit steigender Frequenz Lebensmittel, die in Bechern verpackt werden. Jogurt ist dabei noch die harmloseste Variante dieses Trends.  Bei Keksen im Becher wird’s schon komischer. Zwieback im Becher wundert mich dann kaum noch. Hackbällchen im Becher dafür sehr. Suppe im Becher kann ich nachvollziehen. Mein Verständnis hört aber bei Currywurst im Becher auf.

Das Skurrile an den Bechern ist aber vor allem ihre Größe. Denn diese Verpackungen gleichen auf wundersam unheimliche Weise den klassischen Coffee-To-Go-Bechern, die Menschen wie ich, und da oute ich mich, mit angewinkeltem Arm, den Mitmenschen entgegen zeigend  die eigene Pseudo-Busyness und Dekadenz der Welt präsentierend, vor sich her tragen, während sie von Bahn zu Büro oder Büro zu Poststelle oder Poststelle zu Bahn oder Bahn zu Café von Café zu Sportstudio oder sonstwohin, wo man auch Kaffee kaufen kann, bummeln. Aber der Becher muss mit, denn er ist der Pokal der Kosmopoliten, selbst wenn das Alltagsreich nur einen Umkreis von zwei Kilometern umfasst. Der To-Go-Becher setzt mich von den Gammlern und Rumhängern ab, ist Trophäe  dafür, dass ich es geschafft hab. Ich hab irgendwo zu sein! Ich bin unterwegs! In Bewegung! Bewegung ist gut, selbst wenn der Weg steil bergab geht. Das ist latte, solange ich meinen Macchiato hochhalte.

Während das Tragen von koffeinhaltigen Brühgetränke schon exzentrisch ist, frage ich mich sehr, was die Motive von Fleischfertigwaren-to-go-Trägern sind? Und jetzt sagt nicht, es ging um Hunger! DIESE Art der Lebensmitteldarstellung hat so wenig mit Ernährung zu tun wie Mode mit Wärmefunktion.  Ich verstehe den Becher als Accessoire. Aber nicht, wenn er nach Lammhaxe oder Gänsebraten riecht. Das ist so, wie wenn man Schokolade mit Chili isst. Man erwartet etwas geliebtes Bekanntes aber wird statt befriedigt, einfach nur verstört.

LAUTER!!!

Früher, so vor 15 Jahren auf dem Schulhof in etwa, hörten Brillenträger Sätze wie „Ihh, guck mal die Brillenschlange“. Heute hören sie „Guck mal der süße Typ mit den Nerd Glasses, meinst du, der ist allein hier?“

Die Brillenvertreibende Lobby hat scheinbar keine Kosten und Mühen gescheut und es tatsächlich vollbracht Gläser im Gesicht zu einem Kennzeichen für Coolness, Hippness und sogar Sexappeal zu machen. Ich ziehe meinen Hut vor dieser Leistung. Vermutlich dauert es nur noch 2-3 Werbepausen bis es üblich wird zur Anerkennungsbekundung die Brille zu ziehen. Und dann. Dann steh ich blöd da! Denn mit meinen Augen ist alles in Ordnung. Immernoch. Ja, ich hatte über diese Ungerechtigkeit schon mal gemeckert….hier und auf twitter und auf facebook. Aber es besteht ja auch enormer Leidensdruck!!

Was dafür scheinbar bei mir so allmählich im Arsch is, ist mein Gehör. Beim Kaffeekaufen ereignete sich nämlich vorgestern folgende Szene:

Ich: „Und dann noch 4 Stangen davon und 2 Stangen von dem blauen.“

Verkäufer: „Wenn Sie 25 nehmen, dann kann ich Ihnen…“ Und dann nuschelte er irgendwas Unverständliches und das auch noch viieeeel zu leise.

Ich: „WAS??“

Verkäufer: „Ach, ja, schon gut.“ Und gut peinlich zu Boden und packt meinen Kaffee ein.

Ich wieder: „Was? Aber was denn??? Was passiert dann?????“ schreiend durch den Laden.

Verkäufer: „Ja, schon gut. Ähm“, wird rot und guckt peinlich auf die Kasse,“ das macht dann zweiundfünfigEurozwanzig.“

Ich, lauter, weil ich ihn noch weniger verstehe: „Aber WAS war denn nun?? Ich will das wissen!!! Waass???“ Langsam haben sich alle weiteren im Laden umgedreht und starren mich an. Der Mann mir gegenüber reicht mir derweil meine Tüte und schiebt mich aus dem Laden. Ich schreie weiter, ich will wissen, was ich bekommen hätte!!! Das werden mir Informationen vorenthalten! Was wäre wenn??? Ich sehe das Schnäppchen an mir vorbeiziehen! Alles nur, weil ich taub werde!

Wieder draußen gucken mich die coolbebrillten Kinder vor’m Starbucks verwirrt an und ich keife: „Zu meiner Zeit haben wir noch an Bushaltestellen rumgelungert!“ Dann packe ich meinen Kaffee und gehe. Und jetzt… jetzt hoffe ich, dass Hörgeräte ganz bald cool werden. Und das Internet hat mir mal wieder Hoffnung geschenkt, denn auf den Seiten von Designaffairs, fand ich diese Hammerhörhilfe:

Das Problem dabei ist nur….meine Ohrlöcher sind viel zu klein. Mann, ich und die Coolness, wir kommen einfach nicht zusammen. Nicht mehr in dieser Welt.

Extraterrestrischer Tatendrang

In einer meiner koffein-induzierten Kapriolen kam ich auf die Idee, dass ich doch noch soooo viel mehr schaffen könnte, neben meinem Job, neben dem Bloggen, neben meinem Buchprojektchen (Apropos, das Buch, DAS Buch ist grad unterwegs und wird lektoriert. Ganz bald ist mein ganz wunderbarer Jahresvorsatz für 2012 dann wahr), neben all dem, was man sich so vor nimmt und das die To-Do-Liste zur Endlosen Geschichte macht und PANIK (!!!) entstehen lässt. So richtige Scheiß-Panik (!!!), weil das doch kein Mensch alles schaffen kann in 24 Stunden und man doch auch mal schlafen muss. Aber wenn man grad Kaffe trinkt, vergisst man das. Ich tue das zumindest.

Deswegen sollte ich vielleicht aufhören Kaffee zu trinken. Dies würde zumindest jemand konkludieren, dessen Sinn für Zeit und Raum vom Koffein in Kapselform noch nicht vollständig ruiniert wurde. ICH hingehe denke aber: “Vielleicht sollte ich mich mal nach einer neuen Profession umsehen, um meine da-geht-doch-noch-was-Gelüste zu stillen.”

Ich könnte zum Beispiel ins All fliegen!!! Astronautin, das klingt doch gut. Aber ich glaub der Anzug macht einen dicken Hintern und außerdem ist mir das All zu unordentlich. Das dauert doch Lichtjahre, den ganzen Müll da oben zu sortieren, bis man sich endlich auch nur halbwegs heimelich fühlt. Gut, mit der richtigen Kaffeestärke vielleicht auch nur so 20 Minuten… Wie ist denn der Kaffee im All so? Moment. Ich geh dem mal kurz nach. Bleibt dran. Kurze Startverzögerung.

Mission ‘Immerabgelenkt wird Immerall’ ist abgebrochen. Kaffee aus Urin ist scheinbar das größte mit dem NASA und Ko. (nicht Co, weil “Kommis”) da aufwarten können. Das nennt man dann wohl doppelt gefilert. Nicht ganz meins. Ich mag meinen Kaffee aus Kapseln, ohne krümeliges Kaffeepulver und humanbiologische Restpartikel.

Die Jobwechselwahl geht also weiter. Oder ich steig einfach von Kaffee auf Tee um.

Prosa in Progress

Im Internet findet man kluge und tiefsinnige Zitate ohne Sinn zu jedem Thema. Ich habe nun eine knappe halbe Stunde pseudo-philosophische Paraphrasen gelesen, auf der Suche nach einer, die ich nutzen könnte, um diesen Blogbeitrag zu beginnen, aber die Suche war erfolglos. Nicht Ergebnislos. Das ist sie im Internet nie. Aber eben doch erfolglos. Spätestens wenn man auf der siebten Google-Ergebnisseite angekommen ist, weiß man, dass man nichts mehr finden wird und nur seine Zeit verschwendet. Meistens erkennt man das aber erst auf der neunten Seite.

Darum versuch ich es ohne episch-einleitende Redekunst, in meinen eigenen Worten: „Läuft!“. Japp. Ich komme der Erfüllung meines 2012-Vorsatzes näher. Ein paar Seiten stehen schon, ich habe einen Plan, ich habe Figuren und Storylines. Figuren!! Japp. Hammer. Ich kann ja nicht 200 Seiten nur über mich reden. Zumindest nicht so offensichtlich. Was es nicht so richtig gibt, ist eine kurze Erklärung WAS dieses Buch nun wird. Denn auch mit Figuren, ist es doch kein Roman. Ich kann mich nicht zurückhalten, hier und dort, das Handeln meiner Akteurinnen und Akteure, in meiner blogbekannten Fassion zu kommentieren. Aber noch ist es nicht fertig, also entwickelt vielleicht noch eine Literaturwissenschaftlerin oder ein Literaturwissenschaftler eine Gattung für mich. Schickt mir Schubladen! Mit Schokolade drin, bitte! Da ich aber nun diesem Projekt so viel meiner Freizeit widme, kommt der Blog etwas kurz. Aber nur so lange bis die große Schaffenskrise kommt, dann brauche ich wieder aktive Ablenkung. Versprochen. Sie wird kommen. Ich weiß das. Sie kommt immer. Sie wartet schon da hinten in der Ecke, wie eine Fluse unterm Bett. Der Struddel aus Kaffeetrinken, Word-Öffnen, Word-Schließen, Schokolade essen, zwei Zeilen auf einen Post-It schreiben, aufräumen, das Post-It-Nicht-wiederfinden, Computer an, an Schokolade denken, mir versprechen mich mit Schokolade zu belohnen, wenn ich eine Seite geschrieben habe, mich selbst auf eine halbe Seite runterhandeln, eine Viertel, fünf Zeilen, zwei Zeilen, ach gibt die Schokolade sofort her, Zucker hilft ja beim Schreiben, Radio an, Koffein, Koffein regt auch an, ich mach mir noch nen Kaffee, Radio aus, so kann ich nicht arbeiten, Computer aus, Notizzettel her, Blick auf’s Handy um Synonyme zu suchen, Emails checken, Emails beantworten, Handy weglegen, wär auch mal Zeit was zu essen und eigentlich ist die Wohnung auch viel zu schmutzig. Was sind denn das für Flusen und wo kommen die schon wieder her? Ich muss grad erst mal für Ordnung schaffen. So kann ja kein Mensch arbeiten!

Virtueller Süßstoff

Dieser Blog heißt ja nicht ohne Grund immerabgelenkt. Zum Einen habe ich mich damals (achja, damals, das Vorblog-Zeitalter, vor vielen vielen Jahrtausenden Tagen) für diesen Titel entschieden, weil er die Protagonistin dieser Seite recht treffend charakterisiert. – Die Figur „Juliane“ ist natürlich eine rein fiktive Figur, nicht zu verwechseln mit der Autorin „Juliane“, die natürlich stets konzentriert arbeitet und lernt und niemals kurzweiligen Zerstreuungen verfallen würde. Niemals. Wirklich. Nie. – Und zum anderen heißt dieser Blog immerabgelenkt, weil es eben um Netzkultur geht. Ablenkung und Internet bilden eine Symbiose, wie Milch und Kaffee in Cappuccino. Klar, kann man es auch schwarz genießen, aber wer einmal perfektem weichem Milchschaum verfallen ist, den verfolgt er bis in seine/ihre Träume. So geschehen, als ich mich neulich in einer Badewanne aus Milchschaum planschen sah. Ein Paradies in dem Espresso und Milchschaum flossen, statt Milch und Honig. Himmlich. (Wieder gilt das selbstverständlich NUR und ausschließlich für die fiktive Heldin der Geschichte, die reale Autorin schläft natürlich nicht. Niemals.) Apropos, ich hatte ja von meinem Eintritt in die Kapselkaffee-Sekte berichtete und musste nun gestern wieder in den Flagship-Store Nachschub zu holen. Ja, man bekommt den Kaffee nur und ausschließlich dort, nicht im Supermarkt oder so. Das klingt jetzt anstrengend, aber der weite Weg wird belohnt von wirklich fantastischem Kaffee und den charmantesten, höflichsten, an englische Butler erinnernden Verkäufern. Ich weiß nicht, wie der Typ hieß der mich bedient hat, aber ich nenne da jetzt alle nur noch „Charles“, auch die Frauen. Alle.

Aber zurück zum Thema Ablenkung. Vor der Geburt von social media, bevor Menschen anfingen sich selbst in den Mittelpunkt zu stellten, waren (manche alte Hasen mögen sich erinnern) Webseiten und Videos über Haustiere der Renner! Jawohl! Katzen, Hunde, Kaninchen, all die süßen, putzigen Viecher teilten die Internetnutzer in zwei Parteien. Jene, die augenblicklich begannen infantil zu quicken (wie z.B. die fiktive Figur Juliane) und jene, die mit den Augen rollten, die Email löschten und sich wieder wichtigen Themen zuwandten (wie die Autorin Juliane. Selbstverständlich.). Ich suche seit Langem, seit wirklich langer Zeit nach Statistiken, die einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Anschaffung von Haustieren und dem Aufkommen des Internets belegen. Ich würde diese Studie sogar selbst durchführen, falls also jemand mitliest, der meine Forschung unterstützen will, SCHICKT MIR GELD!!!! Und zwar viel!!! Schon für den Kaffee, und der ist Grundlage dafür, dass ich überhaupt zu etwas komme, brauche ich ein Vermögen.

Aber zurück zum Thema. Durch die besagten Videos erfuhr der/die frühe Nutzer/Nutzerin nicht nur, dass Kaninchen verzweifelte Versuche unternehmen sich mit Alltagsgegenständen und Sportequipment zu paaren und, dass sich Katzen manchmal an ihren Genitalien kratzen, sondern auch von Tieren, aus entlegeneren Winkeln der Welt (wir brauchen eine WELTWEITE Studie. Jaha!! Unbedingt! Und ich brauch Urlaub. Auch unbedingt!), die man vorher nicht kannte. Und mit dem Zeitalter der Katzenvideos, kam das Zeitalter der Verzuckerung. (Heute ich alles süß und putzig. Pink und Glitzer in allen Ecken und Winkeln und Bambis auf T-Shirts, getragen von Bimbos.) Entsprechend diesem Trend sind die exotischen Tiere heute keine riesigen Elefanten, oder gefährlichen Tiger, sondern eben auch einfach nur süß!!! Sooooooo süß!!!! Wovon ich spreche? Von „pygmy goats“, ausgesprochen „pick me goats“! Bitte bitte, liebe LeserInnen in meiner Nähe, holt euch so ein Tier und füttert und reinigt es, damit ich vorbeikommen und damit spielen kann! Die Anschaffung einer derartigen Miniziege bereichert euer Leben, hält euren Garten in Form und ihr erspart mir damit Verantwortung für ein echtes Lebewesen zu übernehmen, und niedere Tätigkeiten, wie das Entsorgen von Ziegenfäkalien.

Pygmy goats sind lustig hüpfende Spielgefährten, Herdentiere, die sich nach einer menschlichen Familie sehnen. Sie bellen nicht, sie kratzen nicht und sie geben sogar Milch!!! Keinen den man für Cappuccino benutzen könnte, aber vielleicht zum Baden, Ziegenmilch soll gut für die Haut sein hab ich mal irgendwo gelesen. Sie wedeln mit dem Stummelschwanz, hüpfen und klettern, und tragen sogar kleine Kämpfe, mit ihren kleinen Hörnern, aus. Zweifel? Diese (wirklich ernstgemeinte Werbung) stellt die Notwendigkeit der Anschaffung allumfassend dar.

Ich komm dann auch vorbei und bringe Kaffee mit.