Erfolgreicher dank Intoleranz und Veganismus

Neulich an der Käsetheke. Ich: „Der Käse da, ist der eher mild oder eher würzig?“ Statt einer „Ja, der schmeckt so und so und passt hervorragend zu einem sommerlichen Pinot Meunier“, blafft mich die Verkäuferin an: „Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich bin Laktose-Intolerant!“ Das Wort „intolerant“ spricht sie dabei politisch-aggressiv aus, als sprechen wir hier nicht über Rohmilchprodukte, sondern unsittliche Verhaltensweisen. What I do, in so einer Situation? Ich versuche das Ganze mit einem Scherz zu überspielen: „Dann haben sie ja ihrem Traumjob!“ Doch die Verkäuferin bleibt stinkig, so wie der Käse für den ich mich dank der inkompetenten Beratung entscheide.

Man kann sich seinen Job nicht immer aussuchen, rede ich mir auf dem Heimweg ein und lese dann dort: „Ex-Veganer werden zu Metzgern.“ Was wie eine geile Headline für einen Krimi daherkommt, ist wörtlich gemeint. Die New York Times hat mal wieder den latest hipster shit in Ihrer Trendmetropole erspäht. Angeblich eröffnen immer mehr Veganer und Vegetarier Metzgereien im Städtchen. Immer mehr ist dabei allerdings eine fragliche statistische Angabe. Hier greift eher das Prinzip Eins plus Eins sind Viele. Würde man die realen Zahlen der Fleischverweigerer erheben und den Gute-Story-MetzgerInnen im Artikel gegenüber stellen, wäre die Zahl mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht exponentiell. Doch zurück zu Traumjobs für Leute die immer schon was mit tierischen Produkten machen wollten.

Bei der Vorstellung, dass VeganerInnen Schinken verkaufen, habe ich wieder die Dame an der Käsetheke vor Augen. „Wollen Sie echt eine Leiche in ihrem Mund stecken?!“ Denn sooo stelle ich mir Vegane Fleischfachverkäuferinnen vor. 

Die Einzelfall-Ex-Vegannerin-Goes-Metzgerin in den USA schlachtet aber, weil sie damit aktiv etwas gegen Massentierhaltung tun möchte und die Missstände, die sie einst vom Fleisch weg trieben. Aus Liebe zum Tier erlegt, zerlegt und verkauft sie das jetzt mit Liebe und Wertschätzung.  Mord mit Happy End, weil der Mörder ja ein Guter ist. Das irritiert mich, aber alle anderen scheinen glücklich: Die Ex-Veganerin, weil ihr liebstes Grünzeug in Wahrheit schon immer der Fleischsalat war, die NYT weil solche Storys richtig viele Klicks bringen und sogar die Kunden, die sich freuen nicht irgendwo ihrer Fleischeslust nachzugehen, sondern bei einer Ex-Vegannerin, die sogar in der Zeitung war. Bei den Schweinen bin ich mir allerdings nicht sicher, ob sie es wirklich lieber haben wertgeschätzt zu Würstchen gemacht zu werden.

Nur eins ist eindeutig: Dass der Stinkekäse, den ich während der Lektüre der NYT esse, in mir auch Intoleranzen weckt, zumindest emotionale. Es wäre in meinem Fall durchaus sinnvoll gewesen, wenn die Frau an der Theke mit Leidenschaft statt Unverträglichkeiten bei der Arbeit gewesen wäre. Vielleicht schafft sie es aber auch irgendwann noch als „Laktose-Intolerante Käsefachverkäuferin“ in die Zeitung. Bis auf immerabgelenkt.de ist sie ja nun schon gekommen.

Baking for Attention – ein Hilferuf

Es ist ein Fluch, der mich jedes Jahr wieder einholt, ungefähr um diese Jahreszeit. Wenn es kalt und dunkel draußen ist, drehe ich den Ofen auf und kurz darauf bin ich in der Küche gefangen. Ich leide unter einer Krankheit, die ich selbst BFA-Syndrom nenne: Baking for Attention. Meist beginnt es schleichend, am ersten oder zweiten Adventswochenende, mit ein paar Keksen. „Das macht ja jeder, das ist ja ganz normal“, rede ich mir dann selbst noch zu.

Dann kommen die Festtage, an denen Cupcakes und Kuchen gern gegessene Nachspeisen sind. „Solange keiner was merkt, gibt es auch keinen Grund zur Unruhe“, beschwichtigt das Teigknetende Ego mein Über-Ich. Das packt schon mal den Koffer guter Hoffnungen für den Weg nach unten.

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Es folgen Geburtstage von FreundInnen und spätestens hier spüre ich, wie die quickenden „Oh, wie süß! Oh, wie lecker!“-Rufe mein nach Aufmerksamkeit und Komplimenten lechzendes Ego aufgehen lassen, wie einen Hefeteig. Das wäre nicht weiter problematisch, könnte ich denn einfach aufhören. Aber eben das kann ich nicht. Tatsächlich kann ich andere Dinge ganz besonders gut, besser und schneller als andere, weil ich das eine eben nicht kann: aufhören.

Das war nicht immer so. Früher habe ich nicht gebacken. Ich glaube ich fand backen sogar doof. Als ich mit Anfang zwanzig kein Getreide mehr verdauen konnte, versuchte ich die Herstellung glutenfreien Gebäcks und scheiterte furchtbar. Aber beim ersten Zug an der Kippe, schmeckt es ja auch nicht und der erste Schluck Alkohol ist immer bitter.

Dann hatte ich es plötzlich raus. Ich erinnere mich noch an meinen ersten gelungen fluffigen Cupcake. Und was passierte dann? Ich backte weiter und weiter und weiter. Zwei Monate später hatte ich meinen Freundeskreis über Wochen mit bunten Küchlein in allen Geschmacksrichtungen versorgt und genug Rezepte für ein glutenfreies Cupcake-Backbuch zusammen.

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Dieses Jahr fühlt es sich noch schlimmer an, als je zuvor und schuld ist Instagram. Die Likes für meine Backbilder sind direkt mit dem Belohnungszentrum in meinem Gehirn gekoppelt. Das verstärkt das BFA enorm. Außerdem hatte ich mich bisher immer an die lockeren, gesellschaftsfähigen Stoffe gehalten: Cupcakes, Kuchen, Kekse. Doch gestern kam dann das krasse Zeug aus meinem Ofen: Zitronen-Baiser-Tartelette. Heute backte ich schon glutenfreien Hefeteig. Ich hege die begründete Befürchtung, dass es nur ein ganz kleiner Schritt zu Soufflé oder gar Croquembouche ist.

Das muss aufhören. Aber ich weiß noch nicht wie. Mein innerer Therapeut argumentiert, ich solle mir einen Ersatz für das Backen suchen, vielleicht MDMA oder Heroin. Aber vermutlich lande ich auch dann wieder in der Küche, weil es für glutenfreies Ecstasy auf Instagram bestimmt noch mehr Likes gibt. Ich brauche ein besseres Rezept für meinen Entzug, aber weder Chefkoch noch Pinterest sind was das angeht besonders inspirierend. Was mach ich nur? Kennt jemand von euch, lieben Leserinnen und Lesern, eine geheime Zutat, die mir helfen könnte? Ich hätte gerade glutenfreie Mohnschnecken im Tausch anzubieten.

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#ROW – Return on Wohltätigkeit mit Ouzo runterspülen oder ist das der nächste #Varufake ?

Grexit wird in die Wikipedia-Einträge der Zukunft eingehen und sollten diese jemals ausgedruckt und zusammen getackert werden, auch in die Geschichtsbücher. Das merken nicht nur jene, die an der aktuellen Europakrise mitleiden oder mitschuldig sind, sondern auch die, die gerne mit daran verdienen möchten.

Die stärkste Währung unserer Zeit ist nicht der Euro, sondern Aufmerksamkeit. Und die akkumuliert die Crowdfundingkampagne #greekbailout bzw. #crowdfungreek grade so heftig als wäre sie die EZB des Internets.

Als ich das erste Mal von der Crowdfunding-Idee hörte, mit der angeblich ein Britischer Schuhgeschäftsangestellter den Griechinnen und Griechen zu Hilfe eilen will, kramte ich spontan meine Kreditkarte raus. Gutmenschsein mit ROW = Return on Wohltätigkeit. Wer 3 Euro für Griechenland spendet, bekommt eine Postkarte. Für 6 Euro gibt‘s Feta mit Oliven, für 10 Euro eine Flasche Ouzo und für mehr Geld mehr Vorurteilsbestätigungsbeweise. Geil, dachte ich. Doch die Pragmatikerin auf meiner linken Schulter fragte: „Und wie soll das gehen?“ Feta und Oliven für 6 Euro aus Griechenland, mit Versand und Hilfe für einen Staat, der sich entscheiden muss, ob man auf der Säuglings- oder der Krebsstation im Krankenhaus den Strom abstellen sollte. Die Verlockung mit vollem Bauch zurückgelehnt dabei zuzusehen, wie all die Leidenden und Kranken gerettet werden, war groß.

Doch die Skeptikerin auf meiner rechten Schulter fragte: „Wieso sollte das Problem mit 1,6 Milliarden Euro gelöst sein?“ Soviel wird laut Beschreibung der Crowdfundingkampagne Greek Bailout für die Europarettung gebraucht. Ich habe zwar keine 1,6 Milliarden Euro als Kleingeld in meinen Handtaschen verstreut, aber weiß dennoch, dass diese Summe für einen Staat nun auch nicht soooo viel ist. 1,6 Milliarden Euro ist die Kreditrate, die Griechenland grade dem Internationalen Währungsfond nicht zahlt. 1,6 Milliarden ist nur eine Rate! Also nicht mal ein mundgroßes Häppchen vom großen Feta!

„Und wer ist eigentlich dieser Schuhgeschäftsverkäufer, der auf diese simple und angeblich geniale Idee gekommen ist?“ fragte die Skeptikerin weiter. Die Redaktion von t3n hat einen Artikel von kurier.at geshared, in dem mal der Frage nachgegangen wird, wer dieser digitale Gutmensch-Griechenfreund eigentlich ist. Man findet ihn auch mit modernsten Online-Stalking-Equipment nur schwer, aber macht wohl (und das habe ich nicht rausgefunden, sondern nur im genannten Artikel abgeschrieben) eigentlich irgendwas mit Marketing.

Ich mache was mit Marketing und gebe das auch nicht immer gerne zu. In diesem Fall gebe ich es gar nicht gerne zu. Denn ich fürchte, dass diese Kampagne wirklich genial ist. Denn wenn hier der Fall ist, was ich glaube, dann wird in 1-2 Jahren jemand auf einer Bühne der großen Media-Konferenzen stehen und erklären, wie geschickt er oder sie den Grexit nutzte, um die Plattform indiegogo ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit zu schießen. Er oder sie wird darüber referieren, wie es gelang tausende Menschen dazu zu motivieren, aktiv zu werden, indem sie den Paypal Button klickten, auflisten wie oft die Meldung retweetet und geshared und geliked wurde und dafür Applaus bekommen, und vielleicht sogar auch einen wikipedia-Eintrag in die Historienerzählungen unserer Zeit.

Solltet ihr an der Kampagne teilnehmen wollen, wählt am besten den Ouzo Deal… mit Schnaps lässt sich die eigene Blödheit besser rechtfertigen.

Rumreisen, Rum trinken und rumreden mit Leuten, die Rum machen

Ich war lange nicht hier. Warum? Weil ich weg war. Nicht einfach weg von diesem Blog, sondern weg, weg. Nein, nicht im Koma, sondern in der Karibik, aber nicht einfach zum Spaß und Sonnen, sondern zum Trinken. Ich hab ein den letzten Wochen knapp 70 unterschiedliche Rum-Sorten getrunken. Manche waren gut, andere waren besser und manche machten es schwierig sich später daran zu erinnern, wie sie waren. Das ganze hatte den wichtigen Zweck mich auf meine bevorstehende Aufgabe als Gastgeberin der www.rumcommunity.de vorzubereiten.

Ich habe meine Hausaufgaben gemacht und hatte zu wenig Zeit und Wifi unterwegs, um euch auch hier auf dem Laufenden zu halten. Dazu kam, dass es in der Karibik keiner Ablenkung bedarf. Ohne übertriebene Effektivität ist Eskapismus absurd. Ich bin erst knapp 24 Stunden wieder in Deutschland und noch ganz überfordert mit der hiesigen Effizienz. Dennoch kann ich euch gerne mit Katzenbildern aus der Karibik unterhalten oder noch besser, mit Schildkrötenbildern! Ich glaube ja, dass Schildkröten die neuen Katzen sind:

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Umso dankbarer bin ich, dass ihr euch, während meiner Abwesenheit dennoch gut auf immerabgelenkt vergnügt habt. Die Suchanfragen, die neue Menschen auf mein Eiland spülten sind es jede für sich wert auf ein T-Shirt gedruckt zu werden oder als Tattoo der rechtmäßige Nachfolger des berühmten Arschgeweihs zu werden. Vielen Dank liebe Internetler für diese schönen Welcome Back Begrüßungsworte:

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Bitte baut mir ein Iphone mit Human-Akku!

Innovation um Innovation fällt dieser Tage vom Applebaum. Sorry, mieser Wortwitz. Doch ich darf das, denn Blogger_innen dürfen 1. Alles und 2. hat es das amerikanische Fallobstnamensunternehmen wieder nicht die Neuheit vorgestellt, die ich mir Wünsche. Ich hoffe bis Weihnachten kriegt ihr das hin, liebe Apple-Entwickler.

Ein größeres Iphone und ein kleineres Ipad sind weltverändernd und ein Betriebssystem, das gestalterisch nun erstmal weniger rund und mehr eckig ist, das  finde ich wirklich alles ganz, ganz, ganz „nett“. Und natürlich muss man auch die Technik dahinter sehen, die ist besser, ja ja, besser als die anderen. Aber noch nicht gut genug.

Ich will ein Human-Akku-Iphone. Eines, das meine Körperkalorien verbrennt, während ich es nutze. Surfen und dabei abnehmen, das wäre mal eine Innovation! Denn ich fürchte, ich surfe und telefoniere immer mehr und bewege mich immer weniger. Es reden doch immer alle von der Ressource Mensch! Und irgendwo müssen die Kalorien doch hin. Wäre es nicht schön, wenn der kleine Akku-Balken auch ein Abnehmbalken wäre? Vielleicht baut dann noch jemand eine App, die mir vor der langen Telko eine Currywurst bestellt. Endlich hätte Essen wieder eine richtige Funktion und nicht nur eine soziale, gemeinschaftliche Erlebnisse schaffende! Endlich hätten unsinnige Lebensmittel, wie Bubble Tea und Frozen Yogurt, eine Funktion! Es wäre eine Weltveränderungen und eine Weltverbesserung! Es ist der unausweichliche technologische, nächste Fortschritt der übersättigten Wohlstandsgesellschaften. Ihr schafft das, liebe Apple-Menschen. Es sind noch gut 10 Wochen bis Weihnachten, bis dahin erwarte ich den ersten Prototypen!

Gut tun, gut aussehen und gut Gemeintes…

Zusammen mit Onkel Maike werde ich demnächst einen Sonntag lang Gutes tun. Naja, vermutlich keinen ganzen Sonntag. Erstmal werde ich ausschlafen, weil ich beim Gutes tun auch gut aussehen will, und dann machen wir das auch nur so lange bis unsere Wohltätigkeit alle ist. Ich rechne so mit 3-4 Stunden. Am Tag des Guten Lebens werden wir Cocktails und Cupcakes verschenken. Die Cupcakes werden natürlich glutenfrei sein und vielleicht mit schwarzem oder grünen Tee, weil ich glaube, dass das sehr gut bei der vorhanden Zielgruppe in meinem Veedel ankommt und ich die billigen Trockenkörner  aus meinen Regalen raus haben will, seit ich in den Genuss von überteuertem Qualitätstee gekommen bin.

Auf die Cocktails haben wir uns noch nicht geeignet. Dazu muss man sagen, dass Onkel Maike wesentlich ideologischer an die Wohltätigkeit ran geht als ich. Sie möchten den Menschen, die an unserem Stand vorbeikommen, wirklich etwas Gutes tun. Darum mag ich sie so gerne und werde vermutlich am Tag des Guten Lebens komplett davon abgelenkt sein ihr bei ihrem putzigen Gutsein zuzugucken, wie einem Waschbären, der seine Nahrung wäscht bevor er sie frisst. Soooo süß!!!! 

Bis es soweit ist, diskutieren wir darüber, welches Getränk man der Nachbarschaft vorsetzen sollte. Unlängst hat ihre Recherche ergeben, dass der Aperol antiquiert und Sirup-Schaum-Getränke wie Hugo, Helga und Inge genau den Zahn(-schmelz) der Zeit treffen. Sollten wir einfach Copy-Pasten oder uns was Eigenes ausdenken? Unsere Analyse der Trendgetränke hat ergeben: Sekt und Soda ist eine beliebte Basis. Da muss dann irgendwas aus dem Kühl- oder Küchenschrank reingekippt werden und wenn noch was im Glas schwimmt ist es perfekt.

Im Gespräch sind darum grade die Kreationen Whiskey-Sauerkraut und der Caipiranhia mit bezahntem Fisch im Glas. Auch einen Zucchini-Bellinie könnte ich mir für die Veganer_innen vorstellen. Oder doch lieber herzhaft ein Cogn-Hack? 

Fuck the Fastenzeit! Ein Cupcakerezept statt Schokoreue

Ostern ist fast vorbei. Die Fresserei fängt grad erst richtig an. Alle, die die letzen Wochen auf Fleisch, Kaffee, Zucker, Alkohol oder andere Genussmittel verzichtet haben, holen ihr Defizit an dadurch verpassten Glücksgefühlen jetzt nach und stopfen so viel in sich rein, wie geht und noch mehr. Gut so! Ich bin dabei! Und damit mir ja keiner mit „langsam muss man schauen, dass man fit für den Bikini wird“ kommt (eine Bikinifigur ist eine Figur, die in einem Bikini steckt. Fertisch!), gibt’s heut ein Rezept. Und zwar das für meine 24 Mini Ostercupcakes, die gleich schon wieder alle sind:

100g glutenfreies Mehl (oder normales, für alle, die es verdauen können)
70g Bio-Rohrzucker (oder normalen, für alle die es mit ihrem Gewissen vereinbaren können)
30ml Sonnenblumenöl
2 kleine Bio-Eier (von glücklichen Hühnern! Nichts ist uncooler als zu Ostern Eier von gequältem Geflügel zu konsumieren)
300g geraspelte Möhren (Natürlich ebenfalls Bio, damit die glücklichen Eier nicht verpestiziert werden)
1 Messerspitze Backpulver
1 Teelöffel Ingwer (frisch geraspelt)
1 Prise Salz
1 Prise Vanille
100g Schlagsahne
20g Puderzucker
Noch eine Prise Vanille
100g Frischkäse (Sahne und Käse selbstverständlich auch von handgestreichelten Weidekühen mit ausgeglichener Klimabilanz, wer Hühner verhätschelt will sich bei Wiederkäuern nicht der Diskriminierung schuldig machen

Und Cupcakes werden daraus, indem ihr Zucker, Eier und Öl schaumig schlagt, Mehl, Backpulver und Vanille dazugebt, die Karottenraspeln unterhebt und das Ganze in kleine Cupcake-Formen gebt. Im vorgeheizten Ofen bei 180 Grad 15 Minuten backen. Während das passiert schlagt ihr die Sahne zu fester Schlagsahne, gebt Puderzucker und Vanille dazu und zuletzt den Frischkäse und bekommt so ein cremiges Frosting. Die Cupcakes auskühlen lassen und wenn sie kalt sind, Frosting mit dem Spritzbeutel auftragen. Und dann: Essen! Aufessen! Alle! Ostern ist ja quasi vorbei und das Zeug muss weg!

Wenn man noch Kakao in den Teig schüttet, werden übrigens auch saftig leckere Schokohappen daraus! Und mit grüner Lebensmittelfarbe machen sie hyperaktiv, aber sehen noch lustiger aus! 🙂 Schöne Osterzeit und eine wunderbare Post-Fastenzeit euch allen!

Wasser kochen wäre zu einfach

Wenn es so weiter geht, muss ich immerabgelenkt umbenennen, in immenserüberfluss. Nein, nicht weil ich dank des Bloggens so immens reich geworden wäre oder immens berühmt (wobei ich doch immer wieder erstaunt bin, wer alles mitliest…), sondern weil ich immer wieder Dinge finde, die mich nicht ablenken, sondern dazu bringen meinen hübschen, adrett frisierten, blonden Kopf langsam von links nach rechts zu schütteln, während meine Lippen die laute „Ho-ly-shhhiit“ ausrülpsen.

So geschehen, als ich nichtsahnend durch das Netz bummelte und vor einem Teekapselautomaten stehen blieb. Man mag nun argumentieren, wenn Menschen Kaffee in Kapsel konsumieren, dann ist es doch eine logische Folge, dies mit Tee gleichermaßen zu tun. Und dann irgendwann mit Fruchtsäften und Milka Milchkühen. Doch ich wiederspreche, aus Gründen, die subjektiv und nicht nachvollziehbar sind und darum hier nicht näher erläutert werden, denn Argumente können nur wiederlegt werden, Tatsachen nicht. Und somit ernenne ich es zur Tatsache, dass es bescheuert ist den Prozess Wasser-Kochen-Tee-Beutel-in-Tasse-Wasser-drauf durch eine Maschine ersetzen zu wollen. Die Teemaschine gibt es schon. Sie heißt Wasserkocher! Thronfolger des ehrenwerten, allseits bekannten Topfes.

Dazu kommt eine Reihe von Problemen, die man vor dieser Erfindung nicht hatte: Aluminiumkapseln, die nicht kompostieren, ein Teekapselautomat, der rumsteht und immer wieder die Frage: Wieso???

Doch das größte Defizit der Teemaschine: Der fehlende George Clooney! Die Maschine braucht einen berühmten Menschen, der sich daneben positioniert und ein bisschen was von seinem Ruhm auf sie pisst. Nachdem man mir werblich überzeugend weiß gemacht hat, dass der liebe, wenn auch langsam echt in die Jahre kommende, Herr Clooney nur Kapselkaffee eben dieser Weltmarke schlürft, von der nun auch die Teeautomatik vertrieben wird, kann man ihn hier nicht einfach wiederverwenden. Mit einem im rechten Ohr benutzten Ohrstäbchen stochert man ja auch nicht mehr im Gehörhang auf der linken Kopfseite herum.

Es braucht also einen überzeugenden überzeugten, glaubwürdigen Teegenießer bzw. eine Teegenießerin. Doch wer könnte das sein? Wer hat so gar nichts mit dem Produkt Tee zu tun, aber weckt dennoch so unendliches Interesse, dass es scheiß egal ist? Welcher Promi ist fähig völlig unbeteiligt eine Teetasse zu halten? Ich bin ratlos, genau wie die Menschen bei Nespresso.

Vielleicht kann ja jemand da draußen helfen. Wer einen Vorschlag hat, werfe den ersten Teebeutel! 

 

Auch interessant zu diesem Thema: Das Segway-Syndom

Glutenfreies Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom: Heilmittel Cupcakes!

Vor einigen Tagen war in Der ZEIT ein Beitrag, der Lebensmittelunverträglichkeiten als „Schrei nach Aufmerksamkeit“ definierte. Nur eine ganz kleine Gruppe, nur ein erlesener Kreis, ja eine fast elitäre Riege, wie es da klang, sei wirklich betroffen… oder sollte ich sagen gesegnet? Die Autorin des Textes Susanne Schäfer beobachtet das inflationäre Auftauchen von Kann-ich-nicht-essen-Essern an ihrem Tisch. Die eine möchte ihre Portion ohne Laktose. Links davon sitzt einer, der verzichtet auf Gluten  und zur Rechten schaufelt der dritte bereits Histamin-Substitut-Produkte in seinen Mund. Essen ist keine einfache Sache. Ab dem Moment, ab dem man von Muttermilch auf andere Quellen umsteigt, wird der Mensch mit einem experimentellen Fail-and-Error-System konfrontiert. „Probier das mal! Und das! Und jammjammmjammm,“ heißt es dann. Aber Jammjammjamm schmeckt nicht und verursacht Bauchschmerzen. Es folgt also frühkindliche der Umstieg auf jammiijammii und wieder glaubt Essender wie Fütternde, das es das ja nun auch nicht gewesen sein kann. Leberwurst war das erste kulinarische Highlight meiner sich aufbauenden komplexen Magenbakterienkulturen, so wird es mir heute zumindest noch überliefert. Die hab ich vom Brot, auf das man sie kulturell bedingterweise streicht, runtergeleckt, als 2jährige. Denn schon damals fand ich Brot nicht lecker. Mehr aber auch nicht. Es zogen also Jahre und Ernährungsweisen ins Land und irgendwann kamen böse Bauchschmerzen, ganz ganz böse Bauchschmerzen und andere Magenregungen dazu, die nicht angenehm waren. Nachdem dann meine inneren Werte mit verschiedenster Kameratechnologie so ausführlich, wie die Promis in der letzten Big Brother Staffel, beobachtet wurden, erklärte man mir, ich solle auf Gluten (das, woraus normales Brot so ist) verzichten und dann ging es mir gut. Und das stimmte und das funktioniert ziemlich gut. So gerne ich im Mittelpunkt stehe, wenn ich Gluten zu mir nehme, möchte ich keine Gesellschaft, außer der von sauberen Sanitäranlagen. Auch fühle ich mich nicht besser oder besonders, wenn ich mit Menschen am Tisch sitze, die „normales“ Essen verdauen können, sondern öfter eher hungrig. Zuletzt war das so in einem süßen Cupcake-Café. Striptease-Club ähnlich hieß es hier für mich: Nur gucken, nicht anfassen!

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Und dann eröffnete  das nächste Cupcake-Café in der Stadt und noch eins und noch eins und sie alle, zieren nun, wie Landmienen, meinen Weg durch Köln! Und nirgends gibt es glutenfreie Cupcakes. Was mich nicht verwundert. Denn glutenfreies Backen ist kein Spaß! Glutenfreies Mehl ändert in Minuten sein Konsistenz und lässt Bäckerin oder Bäcker zurück mit einem bröseligen Klumpen Hartteigmasse, die eher an etwas erinnert, das man zum Häuserbau im Mittelalter verwendet hat, anstatt eines süßes Desserts.

Glutenfreies Backen ist eine Herausforderung und bisher ging das bei mir immer so schief, das ich’s gelassen habe. Bis neulich! Bis zum denkwürdigen Tag, dessen Datum ich mir nicht aufgeschrieben habe, der Tag, an dem es mir gelang fluffige, leckere glutenfreie Cupcakes zu backen, die nicht nur essbar sind, sondern schmecken! Ich ging davon aus, dass es sich dabei um einen Zufall handeln musste und startete eine Testbackgruppe von 24 Mini-Cupcakes. Wieder waren sie fluffig, süß, lecker, voll okay und in meinem glutenverträglichen Freundeskreis nicht als glutenfrei identifizierbar. Es bisschen fühlt man sich dann so, wie es sich anfühlen muss, wenn man den heiligen Gral gefunden hat! Nennt mich also Indiana Jones der glutenfreien Cupcakes! Jihhhaaaa!!

Leider darf ich die Cupcakes als ungelernte gesundheitsverifizierte Nicht-Konditorin nur an meine Freunde verschenken, so erstelle ich gerade ein kleines Backbuch, auf das ich euch aber immerhin einen fotografischen Vorgeschmack geben darf:

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Zu viel Schönheit macht die Lust kaputt

Kühlschränke sind das Tor zur Seele! Diese These, die ich hier zur Tatsache erhebe, stellte ich vor einiger Zeit auf und bekam prompt intimste Bildchen von meinem Blogleserinnen und Bloglesern zugesendet. Bilder, in denen sie ALLES zeigten, vom kompakt tupperverpackten Mittagsmahl bis zum Gefrierbrand im Tiefkühlfach. Das hat man davon, wenn man zugibt in irgendwas kompetent zu sein, man hat MEHR Arbeit. So wollten die Einsendenden dann wissen, was ihr Kühlschranksortierung und die Inhalte, denn nun über sie verrate, welche Charaktereigenschaften ich dem unbekannten Publikum von immerabgelenkt andeutete. Hab ich gemacht. Und dann lange nicht mehr in Kühlschränke geguckt. Bis letzten Freitag. Die IFA 2013 ist inzwischen so was wie eine Piep-Show für Kühlschrankfetischisten, eine Piepshow mit ANFASSEN! Hunderte Kühlschränke standen da in Reih und Glied und auf Bühnen und ich konnte (fast) alle einfach aufmachen! Händchen an den Hebel und schwupp offenbarten sich Kühlwelten die aufwendig für Fanatikerinnen wie mich inszeniert wurden und so will ich euch diese Welten nicht vorenthalten:

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Und es ist damit genau wie bei jeder Form der Pornografie: Zu viel Ordnung ruiniert den Nervenkitzel. Hier hat sich wirklich jemand Mühe gegeben, zu viel Mühe. Da ist alles explizit, alles offenbart, nichts ist mehr geheim und erahnbar. Es ist schön anzusehen, aber es macht nicht an.

Als Kontrast mal ein „echter“ Case, der mir vor kurzem begegnete:

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Dieses Exemplar verrät viel mehr als reine Ästhetik. Hier lässt sich Wochenendzuhausesein ablesen! Ein Jet-Set-Leben bei dem Eier zum Frühstück zu Hause schon ein Event sind und das Gefrierfach eine Akkumulation aller Dinge darstellt, die der Bewohner immer kochen „will“, aber eben nie dazu kommt, weil er doch schon wieder zur Tür raus ist, kaum ist er nach Hause gekommen. Dieses Gefrierfach ziert sich und man guckt immer länger und immer mehr, weil man sich einbildet, man könnte doch noch erahnen, was sich da hinter den gefrorenen, fertig gehackten Zwiebeln versteckt. Alles ist ein bisschen geknautscht und faltig! Das ist Leidenschaft, das ist Realismus und das ist tatsächlich irgendwie aufregend. Wodka und gehackte Zwiebeln regen die Fantasie WEIT stärker an, als ordentlich gereihte Tonic Fläschchen und perfekt runde Wasssermelonen. In der Inperfektion liegt der Charakter, auch beim Kühlschrank.

Für alle, die meine Ekstase NOCH nicht verstehen können, was heißt, dass ihr vermutlich auf der Suche nach traditioneller Pornografie hier gelandet seid und jetzt sowieso längst wieder weggeklickt habt… aber dann kam Mama rein und ihr seid schnell auf diese Seite zurückgesprungen, und jetzt scrollt ihr hier sinnlos rum, während darüber diskutiert wird, ob es nun Kartoffeln oder Reis zum Sonntagsessen gibt… HIER gibt’s die alten Beitragen zum Kühlschrankorakel…die ihr anklicken könnt, um vorzutäuschen, dass ihr das Internet für jugendfreie Recherchen nutzt…

Frigidäre Offenbarungen 

Kulinarische Freizügigkeiten

Mitten im Kühlschrank

In welche Kühlzone gehört die Leiche

Ich glaub es hackt!

Schöne Fotoaufnahmen machen alles appetitlicher. Alles. Der passende Winkel und eine gute Lichtsetzung, schon läuft Quasimodo Matthew McConaughey den Rang als Sexiest Man Alive ab, eine 20qm-Ein-Zimmer-Wohnung im Souterrain wird zum lichtdurchfluteten Loft und aus Jogurt und Keksresten ein Trifle, garniert mit karamellisierten Erdbeerscheibchen.

Food Porn ist eins der Dinge, die heute viele Internetnutzer und vielleicht sogar noch mehr Internetnutzerinnen, in ihrem Menü haben. Seit 2011 stehe zwar  Social Media auf Platz eins, der am häufigsten abgerufenen „Services“ im Netz, aber das heißt noch lange nicht, dass wir mit unseren Netz-Kontakten nur aktuellste, gesamtgesellschaftsbetreffende Informationen teilen. Bei den meisten Meldungen, die wir hin und her schicken, die wir veröffentlichen, posten, teilen und liken steht gerade das „ME“ in Social MEdia im Mittelpunkt. Oder das MEiiiau. Aber darum geht’s mir heut nicht. Denn ich hab keine Katze zu Weihnachten bekommen, sondern eine Auflaufform. Bis gestern war diese Form mit Gummibärchen gefüllt und hatte damit einen Nutzen für mich. Jetzt ist sie leer und erinnert mich mahnend an ihre massenproduktionell-mitgebenene Funktion: Aufläufe kochen.

Zum einen, bin ich keine große Köchin, weswegen man mich wohl mit einer solchen Form, für die „einfache Küche“, bedacht hat. Zum anderen, habe ich aber extrem hohe Ansprüche an meine Nahrung. Und Auflauf ist. nicht. sexy. Null. Saltimbocca! Das klingt nach Genuss. Ebenso Ratatouille. Und sogar Curry-Kürbissüppchen mit Kokosschaum, klingt alliterarisch appetitlich. Aber Auflauf? Nope.

Ich hab mich quer durch’s Netz geklickt, durch alle Rezeptcommunities, von Chefkoch über Kochbar bis hin zu Yummly, dem amerikanischen Hollywood-gleichen-High-Class-Food-Porn-Netzwerk (sicher sind da einige Sachen auch gemacht! Also, bitte, diese Brioche sind doch nie natürlich!!), aber Auflauf bleibt altbacken. Egal von welcher Seite fotografiert, egal ob mit viel oder wenig Licht.

Noch unattraktiver wird’s, wenn man sich die Zutatenlisten für mögliche Auflaufrezepte durchliest, bei denen, meist an vorderster Stelle, das zweit-hässlichste Lebensmittelwörtchen überhaupt und ever steht: Hack. Hack und Auflauf. Hack-Auflauf. Oje. Wenn also Food Porn, das kulinarische Äquivalent zu „traditioneller“ Pornographie ist, in welches perverse Untergenre verstauen wir dann den Hackauflauf?

Ich glaub ich gehe morgen Gummibärchen kaufen und fülle die wieder in die Schale. Oder ich stelle sie aus. Leer. Ein Ready Made. Ganz große Kunst in der kaltbleibenden Küche.

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Mitten im Kühlschrank

Willkommen liebe Leserinnen und Leser, zur ersten Folge einer neuen Serie, ach was, Serie? Einer neunen Ära!! Und ihr seid Live dabei! In Zartbitterdenken’s Kühlschrank!

Öffnen wir die Tür und glotzen voller Erwartungen und ins Kühle:

Aha. .hmmm…Aha…hm,hm…ja…ach…HA!…hm…Aha…

Seeeehr interessant. Zartbitterdenken scheint eine Hektikerin, mit Tendenz zum Selberkochen zu sein, die sich an Beladungsanweisungen hält. Milchspeisen oben, Fleisch drunter und Gemüse ganz unten. Vorbildlich. Die Tomaten und das Gemüse unten sind aber nicht ausgepackt, sondern einfach schnell in den Kühlschrank geschmissen, IN der Folie! Da kam jemand vom Einkaufen nach Hause und wollte einfach alles schnell schnell verstauen. Vermutlich um sich angenehmen Dingen zu widmen. Angenehme Dinge, wie der Inhalt des Glases ganz oben, in der zweiten Reihe, hinter dem ganzen Selbstverpackten. Keine Ahnung, was das weiße Zeug ist. Jogurt? Aber der steht ja eine Etage tiefer und in der Tür. Pudding vielleicht? Dafür ist das Selbstverpackte dann doch zu hell. Koks vielleicht? Koks wäre möglich. 2-3 Becher für den Hausgebrauch…

Das fast-geleerte in der zweiten Reihe muss aber was Gutes sein. Versteckt und ganz oben, aber doch fast leer. Snacks stehen normalerweise in erster Reihe, man will ja schnell rankommen. Will man nicht, dass Andere auch davon Naschen, stellt man es weiter nach hinten. Könnte es selbstgemachte Marmelade sein? Irgendwie ist es zu dünnflüssig für Marmelade. Tomatensaft. Hm…Tomatenzeugs steht ja eine Reihe tiefer schon. Wär auch heller. So dunkel und doch klebrig, organisch…Blut vielleicht?

Blut des Typen, dem du das Koks abgenommen hast (!!)? Da ist auch noch was Illuminiertes rechts oben in der Ecke. Was ist denn…? Was…Was ist??? Eine Niere (!) vielleicht?? Blut… und Koks und eine Niere…ähm…Zartbitter, Zartbitter, ich glaub ich muss mal kurz….Was?….Ja, klar, nee ich guck weiter…. Hm…mit dem Rücken zu dir… Oh verdammt….Könnte ich aus dem Hack ein SOS formen??…Was? Nein, ich hab nichts gesagt…schööööner Kühlschrank! Ganz toll! Wahnsinn! Was? Nein, ich hab dich nicht wahnsinnig genannt…Nein, was?

Sprechen wir doch lieber weiter über den Kühlschrank. Lächeln, Immerabgelenkt, einfach lächeln. Der Kühlschrank!! Ja ein wunderbares Ding!! Und so aufgeräumt! Ja wirklich, ganz wunderbar! Und die Kokosmilch von Alnatura, die hab ich auch … und ähm…was haben wir denn hier noch, in der Tür. Einen Flachmann. Ja siehste Zartbitterlein, wollen wir nicht erstmal ein Schlückchen nehmen? Ja und Holundersirup mit Sekt wär auch noch schön. Ja hol schon mal die Gläser. HILFE!! HILFE!!!! Das ist definitiv ne Niere…und Blut….Das verpackte Gemüse kommt gar nicht von der Hektik, sondern ist Alibi!!!…oh verdammt…sie kommt zurück! Und ich steh immer noch vor der Kühlschranktür. Sind das im dem Glas da AUGEN??? ….. Oliven meinte ich, Zarbitter. Oliven. Ja, die find ich auch toll. Nicht hingucken, nicht hingucken, Immerabgelenkt, einfach lächeln und langsam vom Kühlschrank wegbewegen….in kleinen Schritten.

Noch nicht fertig? Ja..ähmm..Ich hab da noch…ja, nee, natürlich ist Nichts wichtiger. Ja, ähm ein Fazit. Hm…ausgewogene Ernäherung. Milch, Jogurt, Gemüse, Organgensaft, Fleisch und Tunfisch. Das hält jung und fit….und heißt sie kann mich vermutlich locker einholen, wenn ich jetzt mit einem Sprint zur Tür die Flucht versuche.
Ob ich was von dem Tiefkühlkuchen da in der zweiten Reihe möchte? Achja, leider kein Gluten. Sorry. Aber danke. Du ich MUSS jetzt auch. Ich…Ich…

… Das ist garantiert Blut (!!!). Und das Glas ist fast leer. Das heißt sie braucht neues. Ich…ja, ich…ähm…LAAUUFTTT!!!!!

Ich guck NIEEEE wieder in fremde Kühlschranke. HIILLLLFEEE!!!

Kulinarische Freizügigkeiten

Während sich das In-Fremde-Kühlschränke-gucken gerade von der Marginalie zum Trend mausert, dominiert eine anderen Bildkategorie seit langem die Kanäle sozialer Vernetzung: Fotos von Essen, kurz vor dem Verzehr. Wie Friends-Charakter Joey Tribbiani, so muss ich gestehen, bin ich kein(e) Freund(in) des Essenteilens, zumindest nicht auf facebook. Im Bistro immer gerne, wenn meine Gabel dafür auch auf andere Teller vorstoßen darf. Aber online hab ich’s noch nie gemacht. Denn das fotografische Essenteilen über facebook finde ich obskur. Und ich hasse es mit dem Essen warten zu müssen, wenn es erst mal vor mir steht. Vielleicht sind meine Gründe für die Trendverweigerung auch einfach nur Hunger und Ungeduld. Sollte ich’s also doch auch mal probieren?

Denn tatsächlich führen die Essenfotos auf facebook eine lange künstlerische Tradition fort. Schon im 17. Jahrhundert hatten Bilder von Essen (und Blümchen) ihre eigene Kunstkategorie: Das Stillleben. Van Beyeren malte um 1650 einen Humor mit Fruchtbeilage. Noch bevor van Gogh seine berühmten Sonnenblumen (1888) erschuf, pinselte er 1884 einen Topf mit Kartoffeln. Manet stand auf Fischgerichte und Cezanne schmiss Essen gern quer über den Tisch.

Die facebook-food-fotos sind also in berühmter Gesellschaft. Und schaffen vielleicht sogar noch Gemeinschaften. Vielleicht glaubt der Postende, er esse so nicht allein. Sieht man auf einem Profil Bilder von Essen, dann hat man die erste Gemeinsamkeit gefunden. Du isst, ich esse,…wollen wir nicht FreundInnen werden?

Ist es das?

Ganz überzeugt bin ich nicht. Wer fertig zubereitetes Essen postet, versucht doch, sich von der besten Seite zu zeigen, saftig und garniert. Oder nicht? So nett angerichtet isst man im Alltag doch nicht. Mein Misstrauen bleibt und ich halte am Blick in den Kühlschrank fest. Kalt und roh isst einfach ehrlicher. Ich bleibe dabei: Kein Futter für facebook.

Und eine Neuigkeit zum Desert: MEIN BUCH IST DA!!! So richtisch!! Das erste gedruckte Exemplar kam heut mit der Post. Falls ihr auch eins wollt, einfach bestellen und nicht vom „nicht lieferbar“-Quatsch abschrecken lassen.

Und Buecher.de hat es inzwischen auch…vielleicht sogar auch im Kühlschrank.

Food-Fix aus der Asche

Meine Zunge tut weh. Und mein Kopf. Letzterer vermutlich weil mein Anteriorer Cingulärer Cortex gerade enerviert neue Nerven aufbauen muss. Denn eine Erinnerungen, die in diesem dafür vorgesehen Hirnbereich seit Jahrzehnten gespeichert war, muss nun revidiert werden. Bis eben waren sich sämtliche Ebenen meines Bewusstseins der Faktizität der Aussage „Schokolade ist super“ sicher. Aber schon Thomas Mann schrieb: „Eine schmerzliche Wahrheit ist besser als eine Lüge.“ Und diese Wahrheit tut weh. Auf meiner Zunge. Wie ist Lindt nur auf die Idee gekommen Chili in Schokolade zu mischen? Nach dem Warum frage ich lieber gar nicht. Die Schöpfungsgeschichte der Seltsamkeiten, die ich in meinem Supermarkt erstehen kann, ist vermutlich ähnlich streitbar, wie die unseres Planeten. Das ist ja an sich nicht neu und mein Cortex hat längst Parameter entwickelt, die ihr helfen Lebensmittelinnovationserlebnisse zu kategorisieren und zu archivieren. Im Zweifelsfall schmeckt’s nach Hühnchen. Schmeckt wie Hühnchen funktioniert in 10 von 10 Fällen, vom seltsamsten Meerestier bis hin zum Heißes-Wasser-drauf-ist-auch-Kochen-Fertigprodukt. Vielleicht haben wir auch, dank der Hormone in unseren Lebensmitteln, einen konstanten Schwangerschaftsgeschmacksinn entwickelt und verdauen deswegen immer innovativerem Irrsinn.

Insbesondere bei Kaugummi gehen die Ideen in letzter Zeit völlig mit den Food Designer durch. Aber Kaugummi schluckt man wenigstens nicht runter. Kreationen wie Frischkäse mit Schokoladengeschmack und Grill-Aromen aus der Tube, dann aber doch. Obwohl vom Schlucken gar nichts in der Packungsanleitung steht. Vielleicht mache ich da auch was falsch.

Ich stelle mir gerne vor, dass diese Erfindungen das Resultat kernreaktorschmelze-ähnlicher Unfälle sind. Sirenen heulen, roten Lampen flimmern, Töpfe schäumen über und überfluten die Produktionshallen. Und um den Laden wieder aufzubauen, beschließen die Verantwortlichen, das Fiasko-Fabrikat zu verpacken, Fettarm drauf zu schreiben (weil fettarm immer ein bisschen skurril schmeckt bzw. im Zweifelsfall nach Hühnchen) und an die Supermärkte zu liefern. Im Fall von Maggi „Raclette“ aus der Tüte, nehme ich darum an, dass hier Produktionsmaschinen mit eingeschmolzen worden sind. Denn Raclette kennen ich und mein Cortex als Tischgrill aus Eisen und Teflon. Aber Eisen soll ja gut sein, gesund und „functional“ und functional food ist noch besser als fettarm. Nur Schokolade, die ist gar nicht und funktioniert für mich vorerst nicht mehr. Denn meine Zunge brennt immer noch, als wäre sie beim Flammenmeer in der Fabrik zugegen gewesen.