Schrei einmal für Ja und zweimal für Nein

Mein Baby ist da. Glücklicherweise schon seit vier Wochen. Ansonsten wäre ich doch sehr drüber gewesen und geplatzt. Und seit er da ist, gucke ich öfter auf’s Baby als auf’s Handy. Währenddessen schwanke ich zwischen „Du bist ja sooooo süß!“ und „Könntest du doch bitte schnell mal sprechen lernen!“ hin und her. Denn ganz ehrlich, menschlicher Nachwuchs ist toll, aber kommt mit SEHR eingeschränkten Features.

Wie Iphones kommen Babys beispielsweise alle mit dem gleichen Klingelton. Kaum erklingen diese „Geräusche“, schauen sich alle Mütter in der Nähe um und sind dann erleichtert, wenn sie merken, dass nicht das eigene Kind diesen Lärm produziert. „Diesmal muss ich nicht rangehen“, denkt man dann beruhigt. Das Iphone hat dem Baby allerdings die Lautstärke-Regelung voraus; und den Vibrationsalarm. Damit steht es 1:0 für Apple vs. Evolution. Aber der Akku vom Baby hält viel länger, selbst wenn es mehrere Stunden auf voller Lautstärke spielt. Damit steht es wieder 1:1.

In Führung bei diesem Vergleich geht das Baby dann schließlich, weil man sich die Suche nach Steckdosen zum Aufladen spart. Ja gut, man muss schon wissen, wo die mobilen Powerbanks für’s Kind bei der Mutter sind: In der Regel oberhalb des Bauchnabels. (In der Regel…nicht immer.) Aber dafür klappt’s ganz kabellos und überall.

Was die Stoßsicherheit angeht, gibt’s für beide keinen Punkt. Beide Geräte sollte man lieber nicht fallen lassen.

In Sachen Reinigungen ist das Baby pflegeintensiver. Dafür sind die Mitarbeiter beim Kinderarzt netter als die Hipster im Apple Store. Aber der größte Vorteil: Man braucht nicht jedes Jahr ein neues. Das Design wächst mit. Damit gewinnt das Baby schließlich und ich widme mich ihm nun gleich wieder. Es wacht nämlich gerade auf.

Mund voll und Speicher frei

Manchmal wünsche ich mir die Handys der 90er zurück. Nicht diese kleinen Klappdinger der 00er Jahre, sondern richtige Telefonhörer von Waschmaschinenherstellern wie Bosch und Siemens. Handys, deren Mainfeature die Antenne war, die man oben herauszieht und bei denen die Ohrmuscheln noch am Ohr und das Mikro noch am Mund anlagen. Diese Dinger, die in Deutschland Handy hießen und sonst nirgendwo.

Dieser Wunsch lässt, wie die meisten meiner Wünsche, außer Acht, dass ich gar nicht mehr in der Lage wäre so etwas zu bedienen. Fast täglich scheitere ich beim Umstellen von Ipad auf Kindle an der Nicht-Touch-Bedienung von letzterem. Denn mein Kindle ist noch Generation A und inzwischen so verschrobelt, verbeult und zerkratzt, wie es sich für alte Bücher gehört. Damit wird dann auch das neuste eBook wieder antik und darauf bin ich nicht nur ein bisschen stolz.

Das neue alte Handy dürfte also schon zum antouchen sein, nix wiegen und hübsch aussehen. Aber darüber hinaus, will ich einfach keine Apps mehr. Es reicht. Ich bin zu alt für diesen Scheiß und ich komme nicht mehr mit. Kaum hatte ich endlich Instagram, war Snapchat viel angesagter und nun soll Musical.ly total hipp sein, auch wenn hipp sein längst weder cool noch angesagt ist. Alles Dienste, mit denen man sich inhaltslose Inhalte schicken kann, schöne Bilder, schöne Videos und schöne Töne von und für schöne Körper, schöne Katzen und schöne Stimmen. Die ganze Welt verkommt zum Showbiz! Und ich kann gar nicht so viel kotzen, wie ich liken soll.

Und noch schlimmer ist der Zwang zur aktiven Partizipation. Mit Mühe habe ich ein paar Fotos auf Instagram abgelegt, wie Sperrmüll auf dem Gehweg. Ich brauch das nicht mehr, aber vielleicht findet ja jemand anderes etwas Schönes oder Verwertbares dazwischen. Doch schon bei Snapchat entfährt meiner Kehle bei jedem Öffnen nur ein Warnlaut, ein Quieken, weil ich auf dem Display erscheine, sobald ich die App nur öffne. Wie es Menschen schaffen attraktiv im Internet auszusehen ist mir noch immer ein Rätsel, bei dessen Lösung auch keine Schmink- Videos helfen. Und jetzt schicken sich digitale Freunde eigene Musikvideos zu. Wie alles auf dem Smartphone ist das lustig, für drei Minuten.

Das nächste Smartphone, das ich mir anschaffen werde, wird darum eines aus Schokolade sein. Das ist doch endlich mal ein echter Mehrwert. Apps mit denen ich mit niemand anderem kommunizieren muss, ein Handy mit dem ich nichts empfangen oder verschicken kann. Ein Handy, das nicht mal zum Telefonieren geht, weil ganz ehrlich, das macht doch heute auch keiner mehr. Gramm und Kalorien waren immer schon die härtere Währung, im Vergleich zu luftigen Likes und Herzchen. Und mit vollem Mund kann er auch keiner schief ins Handy singen.

 

Bitte baut mir ein Iphone mit Human-Akku!

Innovation um Innovation fällt dieser Tage vom Applebaum. Sorry, mieser Wortwitz. Doch ich darf das, denn Blogger_innen dürfen 1. Alles und 2. hat es das amerikanische Fallobstnamensunternehmen wieder nicht die Neuheit vorgestellt, die ich mir Wünsche. Ich hoffe bis Weihnachten kriegt ihr das hin, liebe Apple-Entwickler.

Ein größeres Iphone und ein kleineres Ipad sind weltverändernd und ein Betriebssystem, das gestalterisch nun erstmal weniger rund und mehr eckig ist, das  finde ich wirklich alles ganz, ganz, ganz „nett“. Und natürlich muss man auch die Technik dahinter sehen, die ist besser, ja ja, besser als die anderen. Aber noch nicht gut genug.

Ich will ein Human-Akku-Iphone. Eines, das meine Körperkalorien verbrennt, während ich es nutze. Surfen und dabei abnehmen, das wäre mal eine Innovation! Denn ich fürchte, ich surfe und telefoniere immer mehr und bewege mich immer weniger. Es reden doch immer alle von der Ressource Mensch! Und irgendwo müssen die Kalorien doch hin. Wäre es nicht schön, wenn der kleine Akku-Balken auch ein Abnehmbalken wäre? Vielleicht baut dann noch jemand eine App, die mir vor der langen Telko eine Currywurst bestellt. Endlich hätte Essen wieder eine richtige Funktion und nicht nur eine soziale, gemeinschaftliche Erlebnisse schaffende! Endlich hätten unsinnige Lebensmittel, wie Bubble Tea und Frozen Yogurt, eine Funktion! Es wäre eine Weltveränderungen und eine Weltverbesserung! Es ist der unausweichliche technologische, nächste Fortschritt der übersättigten Wohlstandsgesellschaften. Ihr schafft das, liebe Apple-Menschen. Es sind noch gut 10 Wochen bis Weihnachten, bis dahin erwarte ich den ersten Prototypen!

Nein, nein, nein und nö!

War im Frühling nicht irgendwas mit Erneuerung? Mit Putzen und Ausmisten? Wirklich? Ja? Bis jetzt war mich nicht bewusst, dass dies auch eine Elektroniknutzerpflicht ist. Zugegeben, eigentlich ist es lääänngst überfällig, dass ich meinem alten Iphone das neue Betriebssystem verpasse…schon seit letztem Frühling. Mindestens. Wenn ich mal so drüber nachdenke…

ABER, ich habe Angst. Die Angst, die jeder Computernutzer kennt, die bekannte und berechtigte Furcht vor dem „Es ist weg!!! Einfach weg!!!“. Früher befürchtete man, dass der Hund die Schuhe zerstört, wenn man aus dem Haus ging. Heute bezieht sich dieses ungute Gefühl auf die Möglichkeit (die gegebene, wahrscheinliche und REALE Möglichkeit), dass das kastenförmige, pelzlose Techniktier unsere Daten frisst.

Wer mit elektronischen Medien arbeitet und darin wichtige, gehaltszahlungsbedeutsame Unterlagen aufbewahrt, wird zum Skeptiker bzw. zur Skeptikerin. Und aus diesen jahrelangen Erfahrungswerten, dem Wissen, dass man die Änderungen, die das Upgrade angerichtet hat, im schlimmsten Fall wochenlang uparbeiten muss, zögere ich, meinem Iphone das Betriebssystem zu verpassen, nach dem es schreit. Und auch deswegen, weil mein Iphone sich, so kommt es mir vor, wie ein verzogenes Görr verhält. Ja und, dann haben die anderen Iphone halt alle ein neueres iOS. Na und? Wenn die anderen Iphones von einer Brücke springen, springst du dann auch hinterher?

Aber in letzter Zeit wird das Gequengel immer schlimmer. Und nun, nun wurde eine meiner Lieblinsapps eingestellt. Wenn ich weiter meinen heimischen Radiosender auf meinem Telefon hören will…was die einzige Möglichkeit ist, denn das Radio habe ich aus dem Fenster geschmissen, vor Jahren, als das damals mit diesen Eskapaden anfing und ein CD-Laufwerk wollte…tzz…so muss ich mir die NEUE App runterladen. Die neue App, die nur auf dem NEUEN Betriebssystem funktioniert. Alles neu macht der Frühling. Jajajaja….

Wenn ich mir ein neues Sofa kaufe, brenne ich doch auch nicht jedesmal das ganze Haus ab! Was soll denn so was?

Statt dem neuen Betriebssystem suche ich mir nun einen neuen Lieblingsradiosender mit alter App, für Menschen wir mich, die von diesem ständigen Upgraden und Umräumen die Nase voll haben.

IQ-Phone 4S: Spiel, Spaß, Spannung, Sprachsteuerung und Sprachlosigkeit

„We are sufferin from cold and hunger“ sagt ein Mann den Journalisten, während neben ihm Eier geworfen werden. „Many hearts are broken today,“ macht jemand seinem Frust und seiner Empörung vor den Kameras Luft. Allgemeines Durchdrehen. Eskalation. Ärger. Aufruhr. Aber nicht weil occupied wird, sondern weil Apple den Verkauf des neuen IPhone 4S in China verzögert. Während auf der einen Seite der Welt gegen den Konsum protestiert wird, kämpfen die Menschen dort dafür. Und ich frage mich: Geht’s noch? Und frage mich auch, wie toll ist das neue Iphone? Denn scheinbar schaffte es der verzögerte Verkauf, dass Menschen für ihr Recht auf Selbstbestimmung (durch Konsum, weil Emo ergo sum, wer cognitot denn heute noch an was anderes?) auf die Straße gehen. In China!!! In der Volksrepublik China! Dem Eins-ist-genug-Auswahl-Staatssystem mit Copy-Cat-Konsumwirtschaft. Was für ein Ding ist das neue IPhone 4S also?

Außen weiß oder schwarz und auf den ersten Blick nicht vom IPhone 4 zu unterscheiden. Immer noch mit Glasplatte. Die Anbieter von Glasschadenversicherungen und -reparaturen werden also weiterhin überleben. Wir halten also fest, erstes Charakteristikum: Das neue Iphone 4S sichert diese Arbeitsplätze. Das ist gut. Vollbeschäftigung ist für den Sozialismus signifikant. Hungern und frieren die Herren und Damen in der Volkrepublik also deswegen? Oft ist es ja eine Mischung aus mehreren Faktoren, die die CPU zum Durchbrennen bringen. Was kann das Ding denn noch? Es soll schneller sein und eine bessere Auflösung haben. Das ist zwar positiv, aber nun nicht preis- oder protestverdächtig. Aber von etwas anderem sind die Menschen, die das IPhone 4S schon in Hand und Haus haben begeistert. DAS sind übrigens auch die Menschen, in dem Land, indem man gegen den Konsum kämpft. Beweist: Auch wer schon alles das neue IPhone hat, ist noch lange nicht glücklich. Über ihre persönliche (Un-)Zufriedenheit können die aber dank technologischer Innovation mit ihrem Telefon darüber reden. Ein Telefon zum Zweck der Kommunikation, klingt nun zugegeben nicht sehr innovativ. Das konnte Alexander Graham Bell 1876 auch schon. Neu ist beim Vermächtnis Steve Jobs, dass man niemanden an einem anderen Ort zum Reden kontaktiert. Sondern mit dem Telefon plauscht. Siri nennt sich das Stimmchen, das für schöneren Service sorgen soll. Endlich eine hochintelligente Sprachsteuerung. Das ich mit Maschinen spreche ist für mich zwar auch nicht neu, aber meist bezeichne ich sie in diesen Gesprächen als eben nicht sonderlich smart, sondern scheiße. Siri hingegen sei ein wahres Smalltalk wunder. Charmant, Clever, komplett Computergeneriet. Siri macht das Smartphone zum HochIntelligentPhone. Vielleicht wollen es die Leutchen in China darum? Weil sie sich auch jemanden zum Reden wünschen. Ein Telefon für das man keine Telefonkontakte mehr benötigt, ist tatsächlich ein Novum und ein Kuriosum und total widersinnig.

Wozu wollen wir das Glasbricket dann? Sind wir wirklich an dem Punkt angekommen, an dem wir lieber mit Maschinen statt Menschen reden? Aber wenn Siri so clever ist, wie lange wird sie dann noch mit uns reden wollen? Zum Smalltalk schraubt man sein Nivea schon mal runter und lässt auch die Gesellschaft geistig Unterlegener zu, aber auf Dauer? Vielleicht sollten wir schon mal Hilfe rufen, solange wir es noch können.