Die wahren Gründe, warum Babys bei der Geburt schreien – Geburtseinleitung mit Google

Der errechnete Entbindungstermin ist vorüber, aber das Baby hat keine Anstalten gemacht sich zu entbinden. Ist vielleicht auch ein bisschen viel verlangt von jemanden, an den die letzten 10 Monate lediglich die Forderung gestellt wurde, größer und dicker zu werden. Mit dem Tag an dem das Baby selbstverständlich nicht kam – weil Babys Zeiten und Kalender pupsegal sind, so wie ihnen alles, außer Brüsten, Brüllen und ihren eigenen Bedürfnissen pupsegal ist (niemand beansprucht das Konzept von pupsegal so für sich, wie Babys) – begann ich, neben den 28.945 Fragen, die man sonst so während einer Schwangerschaft googelt, nach dem Thema Einleitung zu suchen.

Dass mich ein guter Teil der Tipps, die ich fand, ins Krankenhaus bringt, davon bin ich überzeugt. Dass ich damit wirklich auf der Station für Geburtshilfe lande ist nicht ganz sicher.

Denn meinen Recherchen zu Folge ist die natürliche Geburtseinleitung ganz einfach: Ich muss nur Postkoital mit einem in Nelkenöl getränkten Tampon Treppensteigen, dabei extrem scharfes Essen mit Literweise Tee aus Zimt, Eisenkraut und Himbeerblättern runterspülen und meine Nippel reiben. Klingt machbar. Vielleicht sind die Dinge, die man sich so in die Vagina stecken soll aber auch der Grund, warum Babys bei der Geburt schreien.

Lockender klang da schon Folgendes: Die Geburt mit Kaffee anregen. Leider soll man das Aufputschmittel aber nicht trinken, sondern untenrum frei für gute 20 Minuten über aufgebrühtem Kaffee abhängen. Mir kommt dabei die Idee einer Geburt in einer mit Kaffee gefühlten Wanne. Muss es wohl schwarzer Kaffee sein oder sind Milch und Zucker erlaubt?

Doch besonders abartig fand ich folgenden Vorschlag: Fenster putzen. „Schatz, wenn du die Fenster putzt, dann kommt das Baby, du machst das also nicht für den Haushalt, sondern für dich“, höre ich Männer sagen, die dieses Gerücht ins Netz gesetzt haben. „Und wenn das nicht hilft, dann putz doch noch das Auto, mäh den Rasen und tapezier die Küche.“

Spätestens am Punkt mit dem Putzen, habe ich beschlossen, keinen der Tipps zu befolgen. Dann bleibt das Baby halt drin und rund auf dem Sofa. Liebe Krankenkasse: Der Mutterschutz geht noch eine Weile! Ihr könnt das Geld auch direkt in Schokolade schicken.

Die längste Schwangerschaft ever dauerte übrigens angeblich 13 Monate bzw. 53,3 Wochen. Kann das wirklich sein? Und wie sahen die Fenster dieser Dame aus?

Warum man seine Plazenta nicht pürieren sollte

 

Während der zehn Monate, die eine Schwangerschaft dauert, werden Schwangere zu Kriegerinnen im Kampf zwischen altbewährte Natur und moderne Technik. Denn man kann so eine Geburt und alles, was damit zu tun hat, mit nichts als Ein- und Ausatmen angehen oder das Arsenal moderner Möglichkeiten von Anfang bis Ende ausschöpfen. Beides geht. Nur dazwischen ist zu wenig Platz für einen wachsenden Bauch.

Wie, wo und wem man das neue Leben in die Arme presst, ist ein solches Thema, zu dem es 100 Meinungen gibt und wenig Toleranz. Man kann sich da nicht einfach in der neutralen Mitte verorten. Auch wer keinen Kaiserschnitt will, braucht einen Standpunkt dazu.  

Ob man dem Kind Konservierungsstoffe und Industriekost gefiltert in Muttermilch via den all natural Nippeln einflößt oder direkt die emotionale Connection bei ihm herstellt, dass Trost aus Flaschen kommt, ist ein zweites Diskussionsthema, mit denen man Talkshow-Abende füllen könnte.

Doch es gibt ein Thema, da funktioniert der Natur vs. Technologie/Vergangenheit vs. Zukunft Dualismus einfach nicht, aber so richtig scheint das noch keine der Streitparteien bemerkt zu haben: Beim Plazenta Smoothie.

Wie man eine Hühnersuppe aus Huhn macht und ein Kotelett aus Antibiotika, so ist der Plazenta Smoothie ein Getränk, das aus der Nachgeburt gehäckselt wird. Dazu kommt dann noch Obst, Gemüse und Eis nach Wahl und fertig ist der Kannibalen Fitness-Drink.

Die Plazenta zu verspeisen sei eine der natürlichsten Sachen der Welt, argumentieren die Plazenta-Liebhaber. Das mag sein. Darüber kann man streiten. Das stimmt eigentlich nicht. Denn diese „Naturvölkern“ auf die bei solchen Diskussionen gerne verwiesen wird, sind eigentlich Katzen oder andere Tiere. Zu finden ist eine Häufung von menschlichen Plazenta-Esserinnen vor allem in den westlichen Nationen. So richtig vintage ist am Einverleiben des Mutterkuchens in Form von Braten, Geschnetzeltes oder Lasagne also höchstens die Zubereitungsart. Aber die Nachgeburt zu kochen, ist ja gerade total out. Ist ja auch viel zu aufwendig. Hat ja auch keiner Zeit für, nach einer Geburt. Da muss es schnell gehen. So stoße ich, insbesondere auf englischsprachigen Blogs, rund um Geburt und Schwangerschaft, immer wieder auf den angesprochenen Plazenta Smoothie. Das Wort ist schon so verrückt, dass ich es immer wieder schreiben und sagen will: Plazenta Smoothie, Plazenta Smoothie, Plazenta Smoothie. Der Schauer, der mir dabei über den Rücken huscht, wird mit jedem Mal besser.

Appetit bekomme ich aber eher nicht. Das liegt nicht einmal an der besonderen Zutat des Drinks, sondern meiner Antipathie für die absolute Abnormität der Kulinarik: Dem Smoothie als solches. An einem Smoothie ist und war noch nie etwas Natürliches! Lebensmittel, die man sowieso roh zu sich nehmen will, erstmal bei 23.000 Umdrehungen pro Minute zu zerhacken ist einfach absurd. Das von jemand anderem machen zu lassen und das Obst und Gemüse dann in Plastikflaschen zu kaufen ist es erst recht. Wer noch keine oder keine Zähne mehr hat, z.B. auf Grund von Alter oder Schlägereien, muss seine Nahrung püriert zu sich nehmen. Freiwillig auf Flüssignahrung umzusteigen ist einfach nur Ausdruck einer Gesellschaft, in der der Wohlstand ein solches Maximum erreicht hat, dass die Menschen zu faul zum Kauen geworden sind.

Und was mache ich nun? Ist es möglich, dass der Anblick meiner Nachgeburt so appetitlich ist, dass ich meinen Liebsten spontan bitte den Grill anzuwerfen? Immerhin ist es meine Plazenta und nicht irgendeine. Ich erwarte also schon einen gewissen Sex-Appeal. Vielleicht sollte ich dazu nochmal im Krankenhaus anrufen, um zu fragen, ob Holzkohle-, Gas- oder Elektrogrillgeräte erlaubt sind. Wahrscheinlicher ist aber, dass ich mit der Plazenta das mache, was ich immer mache, wenn im Lieferumfang meiner Bestellungen zusätzliche Artikel enthalten sind, mit denen ich nichts anfangen kann: Ich verlege und vergesse sie.

Baking for Attention – ein Hilferuf

Es ist ein Fluch, der mich jedes Jahr wieder einholt, ungefähr um diese Jahreszeit. Wenn es kalt und dunkel draußen ist, drehe ich den Ofen auf und kurz darauf bin ich in der Küche gefangen. Ich leide unter einer Krankheit, die ich selbst BFA-Syndrom nenne: Baking for Attention. Meist beginnt es schleichend, am ersten oder zweiten Adventswochenende, mit ein paar Keksen. „Das macht ja jeder, das ist ja ganz normal“, rede ich mir dann selbst noch zu.

Dann kommen die Festtage, an denen Cupcakes und Kuchen gern gegessene Nachspeisen sind. „Solange keiner was merkt, gibt es auch keinen Grund zur Unruhe“, beschwichtigt das Teigknetende Ego mein Über-Ich. Das packt schon mal den Koffer guter Hoffnungen für den Weg nach unten.

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Es folgen Geburtstage von FreundInnen und spätestens hier spüre ich, wie die quickenden „Oh, wie süß! Oh, wie lecker!“-Rufe mein nach Aufmerksamkeit und Komplimenten lechzendes Ego aufgehen lassen, wie einen Hefeteig. Das wäre nicht weiter problematisch, könnte ich denn einfach aufhören. Aber eben das kann ich nicht. Tatsächlich kann ich andere Dinge ganz besonders gut, besser und schneller als andere, weil ich das eine eben nicht kann: aufhören.

Das war nicht immer so. Früher habe ich nicht gebacken. Ich glaube ich fand backen sogar doof. Als ich mit Anfang zwanzig kein Getreide mehr verdauen konnte, versuchte ich die Herstellung glutenfreien Gebäcks und scheiterte furchtbar. Aber beim ersten Zug an der Kippe, schmeckt es ja auch nicht und der erste Schluck Alkohol ist immer bitter.

Dann hatte ich es plötzlich raus. Ich erinnere mich noch an meinen ersten gelungen fluffigen Cupcake. Und was passierte dann? Ich backte weiter und weiter und weiter. Zwei Monate später hatte ich meinen Freundeskreis über Wochen mit bunten Küchlein in allen Geschmacksrichtungen versorgt und genug Rezepte für ein glutenfreies Cupcake-Backbuch zusammen.

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Dieses Jahr fühlt es sich noch schlimmer an, als je zuvor und schuld ist Instagram. Die Likes für meine Backbilder sind direkt mit dem Belohnungszentrum in meinem Gehirn gekoppelt. Das verstärkt das BFA enorm. Außerdem hatte ich mich bisher immer an die lockeren, gesellschaftsfähigen Stoffe gehalten: Cupcakes, Kuchen, Kekse. Doch gestern kam dann das krasse Zeug aus meinem Ofen: Zitronen-Baiser-Tartelette. Heute backte ich schon glutenfreien Hefeteig. Ich hege die begründete Befürchtung, dass es nur ein ganz kleiner Schritt zu Soufflé oder gar Croquembouche ist.

Das muss aufhören. Aber ich weiß noch nicht wie. Mein innerer Therapeut argumentiert, ich solle mir einen Ersatz für das Backen suchen, vielleicht MDMA oder Heroin. Aber vermutlich lande ich auch dann wieder in der Küche, weil es für glutenfreies Ecstasy auf Instagram bestimmt noch mehr Likes gibt. Ich brauche ein besseres Rezept für meinen Entzug, aber weder Chefkoch noch Pinterest sind was das angeht besonders inspirierend. Was mach ich nur? Kennt jemand von euch, lieben Leserinnen und Lesern, eine geheime Zutat, die mir helfen könnte? Ich hätte gerade glutenfreie Mohnschnecken im Tausch anzubieten.

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Cocktails + Cupcakes = mein neues Buch!

Gerade rasen zwei sich jährlich wiederholende Feiertäglichkeiten mit ganz klar definierten Verhaltenskodexen auf uns zu. Die Erste verlangt von uns, dass wir Unmengen von Plätzchen, Gans, Kartoffelsalat, Rotkohl, Plätzchen, Klößen, Plätzchen, Glühwein, Gans, Rotkohl und so in alle Besinnlichkeit weiter, in unsere Mägen füllen. Bei der zweiten geht es liquider zu, mit Feuerwerk und Champagner. Zu beiden passt mein Rezeptbuch, das nun ENDLICH verfügbar ist! Denn das verbindet Cupcakes und Cocktails zu glutenfreien Törtchen der Geschmacksrichtungen: Bellini, Gin Tonic, Tequila Sunrise und vielem weiteren.

So hoffe ich, dass die lieben Buchhändler rechtzeitig für die Festlichkeiten liefern und wünsche euch grandiose Feiertage, guten Appetit und Cheers!

Zu kaufen gibt’s das Buch zum Beispiel HIER bei Buecher.de und natürlich bei Amazon.de (auch, wenn die leider sagen, sie brauchen etwas länger zum liefern.)

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Ich glaub es hackt!

Schöne Fotoaufnahmen machen alles appetitlicher. Alles. Der passende Winkel und eine gute Lichtsetzung, schon läuft Quasimodo Matthew McConaughey den Rang als Sexiest Man Alive ab, eine 20qm-Ein-Zimmer-Wohnung im Souterrain wird zum lichtdurchfluteten Loft und aus Jogurt und Keksresten ein Trifle, garniert mit karamellisierten Erdbeerscheibchen.

Food Porn ist eins der Dinge, die heute viele Internetnutzer und vielleicht sogar noch mehr Internetnutzerinnen, in ihrem Menü haben. Seit 2011 stehe zwar  Social Media auf Platz eins, der am häufigsten abgerufenen „Services“ im Netz, aber das heißt noch lange nicht, dass wir mit unseren Netz-Kontakten nur aktuellste, gesamtgesellschaftsbetreffende Informationen teilen. Bei den meisten Meldungen, die wir hin und her schicken, die wir veröffentlichen, posten, teilen und liken steht gerade das „ME“ in Social MEdia im Mittelpunkt. Oder das MEiiiau. Aber darum geht’s mir heut nicht. Denn ich hab keine Katze zu Weihnachten bekommen, sondern eine Auflaufform. Bis gestern war diese Form mit Gummibärchen gefüllt und hatte damit einen Nutzen für mich. Jetzt ist sie leer und erinnert mich mahnend an ihre massenproduktionell-mitgebenene Funktion: Aufläufe kochen.

Zum einen, bin ich keine große Köchin, weswegen man mich wohl mit einer solchen Form, für die „einfache Küche“, bedacht hat. Zum anderen, habe ich aber extrem hohe Ansprüche an meine Nahrung. Und Auflauf ist. nicht. sexy. Null. Saltimbocca! Das klingt nach Genuss. Ebenso Ratatouille. Und sogar Curry-Kürbissüppchen mit Kokosschaum, klingt alliterarisch appetitlich. Aber Auflauf? Nope.

Ich hab mich quer durch’s Netz geklickt, durch alle Rezeptcommunities, von Chefkoch über Kochbar bis hin zu Yummly, dem amerikanischen Hollywood-gleichen-High-Class-Food-Porn-Netzwerk (sicher sind da einige Sachen auch gemacht! Also, bitte, diese Brioche sind doch nie natürlich!!), aber Auflauf bleibt altbacken. Egal von welcher Seite fotografiert, egal ob mit viel oder wenig Licht.

Noch unattraktiver wird’s, wenn man sich die Zutatenlisten für mögliche Auflaufrezepte durchliest, bei denen, meist an vorderster Stelle, das zweit-hässlichste Lebensmittelwörtchen überhaupt und ever steht: Hack. Hack und Auflauf. Hack-Auflauf. Oje. Wenn also Food Porn, das kulinarische Äquivalent zu „traditioneller“ Pornographie ist, in welches perverse Untergenre verstauen wir dann den Hackauflauf?

Ich glaub ich gehe morgen Gummibärchen kaufen und fülle die wieder in die Schale. Oder ich stelle sie aus. Leer. Ein Ready Made. Ganz große Kunst in der kaltbleibenden Küche.

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