Es hört hier noch nicht auf

„Europa steht auf, Jauch bleibt sitzen“ ist der Titel von Nils Minkmars ganz fabelhafter Beobachtung zum aktuellen deutschen Fernsehprogramm. Man kam gestern auf keinem digitalen Kanal vorbei an den Bildern aus Paris. Auf jeder Nachrichtenseite, im Facebook-Stream und selbstverständlich bei Twitter waren wir alle zumindest in unseren heimischen Wohn- und Schlafzimmern nicht nur mit unseren Herzen und Gedanken beim Trauermarsch, sondern auch mit Posts, Tweets und Klicks. Man kann darüber streiten, wie effektiv ein „Gefällt mir“ für den Frieden ist. Die meisten Diskussionen über Effektivität sind aber sowieso ineffizient.

Ich hoffe dieser Tage, dass die digitalen Je suis Charlie Bekundungen stärker sind, als wir es für möglich halten. Ich hoffe, dass sie sich als Auf-die-Straße-Geh-Version im Netz weiter etablieren. Denn es ist nötig, sonst überlassen wir diese Welt den Deppen. Und die finden sich überall. So postete just unter dem Beitrag von Minkmar, so ein Vollpfosten: „Guckt mal, wie viele französische Fahnen da in Paris hochgehalten werden, wenn man das hier in Deutschland machen würde, dann …flennflennflennflennflenn… .“ HABT IHR SIE NOCH ALLE??? Erstens klebt seit dem deutschen Fussball-WM-Sieg immer noch überall schwarz-rot-goldener Müll an den Balkonen und zweitens: HABT IHR SIE NOCH ALLE???

Heute wird vielerorts wieder öffentlich gegen Idioten demonstriert, in Sturm und Regen. Bitte lasst nicht zu, dass es die, die ihr von den Straßen verdrängt, im Internet einen warmen Rückzugsort finden.

Überall harte Nippel und trotzdem ist die Welt im Eimer

Herr Obama droht Herrn Putin mit Saktionen, wenn es in der Ukraine nicht bald mal ein bisschen ruhiger wird, woraufhin in „Wir-machen-hier-Party-solange-WIR-wollen“-Manier Herr Donskoj vorgeschickt wird, um zu sagen, dass der Westen sich dann sein Öl woanders her holen muss. Parallel ist Mariupol nicht länger von prorussischen Separatisten besetzt, dafür aber Slawjansk und noch so ein Ort mit bisher unbekanntem Namen hat neue „Besetzer“: Die IS-Kämpfer, die „Al-Quaida-Extrem-Extremisten“, haben mehr als 5000 Menschen abgemurkst, um sich den syrischen Militärflughafen Tabka unter die Nägel zu reißen. Wen das nicht interessiert, der kann auch auf der Weltkarte weiterscrollen und landet in Westafrika. Dort hat das Ebola Virus seit Februar tausende Menschen infiziert, in 1429 Fälle ging das tödlich aus. Bleiben wir auf dem afrikanischen Kontinent, doch zoomen wir weiter raus. Laut Who und UNICEF haben im subsaharischen Afrika, also gut Zweidrittel des Kontinents, circa 330 Millionen Menschen keine gesicherten Quellen für sauberes Trinkwasser.

Diese Milliönchen eingeschlossen und nochmal fast so viele drauf, können nicht einfach in ihr Badezimmer gehen, den Hahn aufdrehen und einen Eimer mit sauberem, kaltem Wasser befüllen, um sich den dann für ein lustiges Internetvideo über den Kopf zu schütten. Sich einen Eimer mit Infektionserregern und vielleicht sogar Medinawurmlarven (die sich dann im Körper ansiedeln, bis zu einem Meter groß werden und ihre Wirte schließlich lähmen) über den knappen Bikini zu schütten, ist auch eher unsexy. Das sollte man dann besser in Nordkorea machen. Da gibt es solche Würmer nicht, aber da sieht das Internetvideo dann blöderweise nicht das ganze World Wide Web.

Als eine meiner ältesten und besten Freundinnen (wobei ich älter bin und sie dafür besser)für die Ice Bucket Challange nominiert wurde und mir schrieb, ich sie die Nächste, geriet ich ganz kurz in die feuchte Schusslinie.

Doch sie beschloss den Eimer im Bad stehen zu lassen und der ALSA, die Organisation, die den aktuellen Internethype gestartet hat, auch nichts zu spenden. Und das finde ich richtig, richtig cool.

Nicht, weil ich um den nassen Topf herum gekommen bin, sondern weil ich jeden Morgen eiskalt dusche und davon vielleicht mein Bindegewebe, aber nicht die Welt besser wird. Langfristig sind sowohl die Welt als auch meine Oberschenkel vermutlich nicht mehr zu retten.

Eine Portion Optimismus kann motivieren und schlimme Krankheiten heilen zu wollen, sich Demokratie und volles Internet für alle zu wünschen und aktiv etwas dafür zu tun, sind mir eine willkommene Ablenkung zu Katzenbildern und Foodporn. Doch das alles wird nicht mit einem Eimer Wasser in unterschiedlichen Aggregatzuständen zu bewältigen sein. Ganz nebenbei frage ich mich, wie auch Menschen in Deutschland, die an Amyotrophische Lateralsklerose aka Myatrophe Lateralsklerose alias Motor Neuron Disease aka Lou-Gehrig-Syndrom alias Jean-Martin Charcot Charcot-Krankheit aka der Krankheit, wegen der die halbe Welt grad steife Nippel hat, erkrankt sind, von den Spenden an die US-Stiftung profitieren?

 Die ALSA will die Spendengelder für Forschung ausgeben. In diesem Kontext heißt das Genforschung und geklonte Mäuse. Das ist nicht nur bei ALS so, sondern Standard und hilft tatsächlich Heilmittel oder zumindest Therapien zu finden, für Krebs, für Allzheimer, für Diabetes, für seltene und häufige, für sofort und später tödliche Erkrankungen. Aber wenn man für etwas Geld sammelt und das tut man, wenn man am Eiseimern partizipiert, sollte man ja immerhin wissen, wofür es verwendet wird und kurz mal das PETA-Protestschild aus der Hand legen. 

Den Eiswürfel des Anstoßes finde ich ganz großartig. Doch ich befürchte grade, dass die Ice Bucket Challange zur reinen Selbstbewässerung wird, wie alle „Alle-machen-mit-Aktionen“.  Denn bald kommen wir an den Punkt, an dem wir merken, dass nicht ALLE mitmachen und dann sind nicht nur Leute wie ich die Spielverderber, sondern auch jene, deren Staat ihnen kein Internet gibt, die kein sauberes Wasser haben oder grade um ihr Leben kämpfen müssen.

 

Überall harte Nippel und trotzdem ist die Welt im Eimer

Herr Obama droht Herrn Putin mit Saktionen, wenn es in der Ukraine nicht bald mal ein bisschen ruhiger wird, woraufhin in „Wir-machen-hier-Party-solange-WIR-wollen“-Manier Herr Donskoj vorgeschickt wird, um zu sagen, dass der Westen sich dann sein Öl woanders her holen muss. Parallel ist Mariupol nicht länger von prorussischen Separatisten besetzt, dafür aber Slawjansk und noch so ein Ort mit bisher unbekanntem Namen hat neue „Besetzer“: Die IS-Kämpfer, die „Al-Quaida-Extrem-Extremisten“, haben mehr als 5000 Menschen abgemurkst, um sich den syrischen Militärflughafen Tabka unter die Nägel zu reißen. Wen das nicht interessiert, der kann auch auf der Weltkarte weiterscrollen und landet in Westafrika. Dort hat das Ebola Virus seit Februar tausende Menschen infiziert, in 1429 Fälle ging das tödlich aus. Bleiben wir auf dem afrikanischen Kontinent, doch zoomen wir weiter raus. Laut Who und UNICEF haben im subsaharischen Afrika, also gut Zweidrittel des Kontinents, circa 330 Millionen Menschen keine gesicherten Quellen für sauberes Trinkwasser.

Diese Milliönchen eingeschlossen und nochmal fast so viele drauf, können nicht einfach in ihr Badezimmer gehen, den Hahn aufdrehen und einen Eimer mit sauberem, kaltem Wasser befüllen, um sich den dann für ein lustiges Internetvideo über den Kopf zu schütten. Sich einen Eimer mit Infektionserregern und vielleicht sogar Medinawurmlarven (die sich dann im Körper ansiedeln, bis zu einem Meter groß werden und ihre Wirte schließlich lähmen) über den knappen Bikini zu schütten, ist auch eher unsexy. Das sollte man dann besser in Nordkorea machen. Da gibt es solche Würmer nicht, aber da sieht das Internetvideo dann blöderweise nicht das ganze World Wide Web.

Als eine meiner ältesten und besten Freundinnen (wobei ich älter bin und sie dafür besser)für die Ice Bucket Challange nominiert wurde und mir schrieb, ich sie die Nächste, geriet ich ganz kurz in die feuchte Schusslinie.

Doch sie beschloss den Eimer im Bad stehen zu lassen und der ALSA, die Organisation, die den aktuellen Internethype gestartet hat, auch nichts zu spenden. Und das finde ich richtig, richtig cool.

Nicht, weil ich um den nassen Topf herum gekommen bin, sondern weil ich jeden Morgen eiskalt dusche und davon vielleicht mein Bindegewebe, aber nicht die Welt besser wird. Langfristig sind sowohl die Welt als auch meine Oberschenkel vermutlich nicht mehr zu retten.

Eine Portion Optimismus kann motivieren und schlimme Krankheiten heilen zu wollen, sich Demokratie und volles Internet für alle zu wünschen und aktiv etwas dafür zu tun, sind mir eine willkommene Ablenkung zu Katzenbildern und Foodporn. Doch das alles wird nicht mit einem Eimer Wasser in unterschiedlichen Aggregatzuständen zu bewältigen sein. Ganz nebenbei frage ich mich, wie auch Menschen in Deutschland, die an Amyotrophische Lateralsklerose aka Myatrophe Lateralsklerose alias Motor Neuron Disease aka Lou-Gehrig-Syndrom alias Jean-Martin Charcot Charcot-Krankheit aka der Krankheit, wegen der die halbe Welt grad steife Nippel hat, erkrankt sind, von den Spenden an die US-Stiftung profitieren?

 Die ALSA will die Spendengelder für Forschung ausgeben. In diesem Kontext heißt das Genforschung und geklonte Mäuse. Das ist nicht nur bei ALS so, sondern Standard und hilft tatsächlich Heilmittel oder zumindest Therapien zu finden, für Krebs, für Allzheimer, für Diabetes, für seltene und häufige, für sofort und später tödliche Erkrankungen. Aber wenn man für etwas Geld sammelt und das tut man, wenn man am Eiseimern partizipiert, sollte man ja immerhin wissen, wofür es verwendet wird und kurz mal das PETA-Protestschild aus der Hand legen. 

Den Eiswürfel des Anstoßes finde ich ganz großartig. Doch ich befürchte grade, dass die Ice Bucket Challange zur reinen Selbstbewässerung wird, wie alle „Alle-machen-mit-Aktionen“.  Denn bald kommen wir an den Punkt, an dem wir merken, dass nicht ALLE mitmachen und dann sind nicht nur Leute wie ich die Spielverderber, sondern auch jene, deren Staat ihnen kein Internet gibt, die kein sauberes Wasser haben oder grade um ihr Leben kämpfen müssen.

 

Zu viele fremde Tassen in meinem Schrank

Die Wege des Internets sind kurz? Ha! Von wegen! Sie sind lang, verschlungen und kompliziert. So lang, verschlungen und kompliziert, dass man Stalker-Fähigkeiten braucht, vom Format, wie sie nur Spione im Dienste ihrer Majestät aufzuweisen können. Wer nun findet, dass das alles etwas verrückt klingt und mir unterstellt, ich hätte nicht alle Tassen im Schrank, irrt. Denn aus Gründen des Internets habe ich nun sogar eine Tasse zu viel im Schrank. Eine schwarze Tasse, mit dem Namen eines Mannes draufgedruckt, mit dem ich bisher noch nie eine Tasse Kaffee getrunken habe. Ich weiß nicht mal, ob er Kaffee mag. Oder doch vielleicht lieber Tee?

Wie kommt dieses Geschirr also in meine Küche? Auf Umwegen, wie immer, wenn ich irgendwas per Post bekommen soll. Außer es handelt sich nicht um MEINE Post. Die Post anderer Leute gibt mein Postbote nur zu gerne bei mir ab. MEINE Post aber landet immer in anderen Filialen, Stadtteilen, Ländern… . So auch diesmal. Ich machte mich also mal wieder quer durch Köln auf den Weg ein unbekanntes Paket abzuholen. Ich hasse Überraschungen! Aber ich kann sie nicht ignorieren. Nach zweitätigem Wahnsinnigwerdens, was mir wer denn da schickt, hielt ich also ein Paket in der Hand, mit einer Tasse drin und einem Zettel, auf dem stand, das sei doch mal ein ganz tolles Werbegeschenk. Hätte ich mich zu diesem Zeitpunkt noch daran erinnert, was ich vor ein paar Wochen gesagt bzw. gebloggt hatte, wäre das eine lustige Nachricht gewesen. Blöderweise merke ich mir aber nicht, was ich sage oder blogge. Bei Sätzen, die mit „Du hast doch mal geschrieben, dass…“ anfangen ist meine Leitung ähnlich weit, wie die des Netzes. Aber jetzt, nur 3 Tage, nachdem ich das Paket aufgemacht habe, schaltete meine mentale Ampel auf Grün. Aha! Die Erkenntnis, Google sei Dank. Denn der Name auf der Tasse gehört zu einem Fotografen, der meinen Blogpost über doofe Werbegeschenke gelesen hat, mir daraufhin in einem Tweet androhte sein tolles Werbegeschenk zuzusenden, auf irgendeine Weise meine Adresse, die nicht mehr meine Adresse ist, herausbekommen hat und dachte es sei eine ganz tolle Idee mir eine Tasse mit seinem Namen drauf zu schicken.

Darum müsste ich jetzt wohl „Danke“ sagen. Und genau das ist das Problem mit Geschenken. Man kriegt Sachen, die man nicht haben will und ist dadurch gezwungen sich freundlich zu bedanken – lernt man ja schon als Kind: „Was sagt man da zum lieben Onkel?“. „Geh weg, du pädophiler Sack!“ sagt man, wenn es nach meiner Erziehung geht, denn meine Mama hat mir beigebracht nix von unbekannten Onkels anzunehmen.

Nun hab ich mir den unbekannten Onkel mal angesehen und was er so macht und das sieht immerhin nicht so verdächtig aus, sogar sehr schick. Sollte ich mir also Sorgen machen? Sollte ich? Ja? Zu spät. Denn längst schlürfe ich schon an der Tasse rum. Das ist auch so ein Problem mit Geschenken: Man will sie nicht, aber wenn’s was umsonst gibt, dann nimmt man’s, bevor es einem wieder weggenommen wird. Apropos, weil der Schrank ja jetzt voll ist, wäre es ganz super, wenn mir jemand als nächstes Werbegeschenk einen größeren Schrank schicken könnte! Und dann vielleicht eine größere Wohnung! Was mit Deckenfenster wäre toll! Das wäre mal ein Werbegeschenk!

 

 

Guter Rat ist ein total guter Vorschlag!

Dass mir meine Freunde, Familie und ganz besonders die Menschen bei Twitter jederzeit mit wertvollem Rat zur Seite stehen, daran habe ich mich inzwischen gewöhnt. Man entwickelt Abwehrmechanismen dagegen. Nett lächeln und nicken ist eine dieser Strategien, mit denen ich Sätzen wie „Das ist so lecker! Das musst du probieren“, „Ein Kurzhaarschnitt würde dir auch gut stehen!“ und (der äußerst beliebt Ratschlag) „Nimm den Fuß vom Gas!!!! Wir werden sonst alle sterben!!“ kontere.

Inflationär oft taucht eine an mich adressierte Redewendung in meinem Alltag auf: „Darüber solltest du mal ein Buch schreiben!“ Thema jedes. Ich unterhalte mich mit Freundinnen über Männer, Make-Up und poetologische Metaphorik und irgendwann fällt der Satz: „Da solltest du mal ein Buch drüber schreiben!“ Oder auch beim Kaffee mit meinen Eltern. Ich erzähle, was mir so passiert ist. Sie erzählen was. Und irgendwann sagen sie: „Darüber solltest du mal ein Buch schreiben.“ Das würde ich sogar gerne. Problem ist nur. Ich merke mir die Themen nie. Sondern lächle und nicke und sage manchmal auch noch: „Oh ja, das wäre spannend!“ Das ist ein Automatismus, mit dem ich auf gut gemeinten Rat reagiere. Ein Relfex!

Doch jetzt hab ich endlich mal einen Themenvorschlag, dank Herrn @Musicaloris bei twitter, in Schriftform. Danke. Das hilft sehr! Der nette Musikbär empfahl mir, einen Beziehungsratgeber für die digitale Generation zu schreiben.

Ich, als die Stimme meiner Generation! Das. Ist. ja. nun wirklich nix Neues! Aber für einen LiebesRATGEBER bin ich dennoch die Fehlbesetzung. Man sollte nicht auf mich hören. Wirklich Kinder, tut das nicht. Lächelt und nickt und vergesst ganz schnell, was ich gesagt hab, dann wird auch keiner verletzt!

Vielleicht liegt’s aber auch an meiner Aversion gegen derartige Schriftstücke, gegen Ratgeber und Beziehungsratgeber insbesondere, dass ich nicht geneigt bin, diesem Genre etwas hinzuzufügen. In den Beziehungsratgebern, die ich mal in Händen hielt, standen immer nur so Debiliäten wie: „Suche Fehler bei dir und nicht beim anderen.“ Fehler? Ich? Pfff.  Vielleicht sollte ich darüber mal ein Buch schreiben…

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Wer dennoch unbedingt irreführende Hilfe benötigt, kann gerne mein ebook „Immerantworten: Wenn die Suchmaschine nicht mehr weiter weiß…“ lesen. Aber bitte nicht zu Hause nachmachen!

Twitter macht Menschen ehrlicher, die Welt damit aber nicht unbedingt besser

Wer mir auf Twittter folgt, weiß was gestern abend passiert ist. Ich habe meinen Ex-Chef geschrieben, dass er ein Arschloch ist. Indirekt. Direkt. Digital. Die Menschen bei Twitter sind böse. Denn sie haben mich dazu angestiftet. Aber spulen wir zurück zum Anfang der Geschichte: Es ist Freitagabend und ich beschließe mit einer Flasche Rotwein zu Hause zu bleiben, um endlich mal meinen Rechner aufzuräumen. Er wird immer langsamer, überall sind Programme und Dateien, die ich längst vergessen hatte und darunter ist auch ein Manuskript. Ein ganzes Buch, das ich mit jungen 22 Jahren verfasste und nie jemandem gezeigt habe. Ich habe das geschrieben, während ich im schnöden Dubai ein Praktikum überlebt habe. Das mieseste Praktikum meines Lebens. In den 3 Monaten, die ich da war, hat mein cholerischer Chef 3 Bürostühle zerhauen und zu seinen Angestellten war er nur geringfügig netter als zum Mobiliar.  Das Wiederfinden meiner Erzählung, die ich in dieser Zeit geschrieben habe, und in der ich, die Erfahrungen von damals kreativ umgedeutet habe, hat mich dazu animiert zu schauen, was heute aus ihm geworden ist. Der Arbeitstitel des Werkes war „Kill your boss“. Man kann erahnen, worum es geht. Aber zurück zu den Ereignissen von gestern Nacht. Ich fand seinen Twitter-Stream und eine der neusten Meldungen war eine, in der er einen Artikel empfahl mit dem Titel „Why people quit their jobs“ und ich war sooooo geneigt zurück zu tweeten: Because you’re an asshole!!!

Und dann haben mich die Leute auf Twitter angefeuert. Immer weiter.

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Und dann habe ich den Rest des Weins geext und hab’s gemacht.

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Und ich fühlte mich besser…. oh gott, und jetzt lese ich immernoch am Manuskript, das ich damals schrieb und das echt nicht schlecht ist… gar nicht schlecht. Aber es ist von der Juliane vor 6 Jahren. Es ist anders. Es ist derb. Es ist nicht so lustig. Denn damals war nichts viel Lustiges. Vielleicht mach ich daraus noch was. Vielleicht. Dann hätte das Ganze wenigstens etwas Gutes gehabt.

Aber erstmal gibt es etwas Lustiges von mir. Darüber wollte ich eigentlich bloggen: Mein IMMERANTWORTEN ebook ist fertig. Und hochgeladen und demnächst bei Amazon für den Kindle als eBook erhältlich. Und das ist das Cover:

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Crowdtweeting – Folter und fucking fabelhaftes Social Media Marketing zugleich

Ich und das türkise Twitter-Täubchen leben ja bekannter Weise ko-existentiell voreinander hin, genau wie ich und die Tauben auf dem Nachbarbalkon. Solange mir die Viecher nicht nah kommen und mich oder meinen gemieteten Grund mit ihren Exkrementen nicht tangieren oder gar tapezieren, beobachte ich mit piep-egal-Attitüde, wie sie ihre Scherze am gegenüberliegenden Haus treiben. Gleiches gilt für Twitter. Meistens ignoriere ich es, aber ab und an, wenn die Sonne scheint, schaue ich dem Gegurre und Abwerfen verbaler Notdurft doch mal für eine Weile zu.

Selbst mitzwitschern mag ich hingegen gar nicht. Das war mir bisher einfach zu intim, gestehe ich ganz urteilsfrei. Doch JETZT muss ich. Weil ENDLICH (!!!) mal jemand einen Weg gefunden hat, die Technik gut zu nutzen, auch wenn die Intention eigentlich böse ist, weil werbegetrieben. Aber wovon rede ich da eigentlich?

Um das zu erklären, muss ich etwas sehr Intimes von mir zugeben, das ich sonst NIE öffentlich einfach so rausgeschrien hätte. Das Ganze ist echt peinlich. Aber was soll ich nur tun? Entweder die Welt wird es erfahren oder ich erfahre nicht, wie es weitergeht. Mit Eric. Und Bill. Und Sookie. Und Lafayette, dem geheimen Helden der Show. Und all den anderen Elfen, Hexen, Shape-Shiftern, Werwölfen, Werpanthern (ja echt, Werpanther, geil oder?) und Vampiren.

Ja, jetzt ist es raus. Ich gucke eine Vampirserie. Regelmäßig. Jeden Montag, nachdem die neue Folge bei I-Tunes zum Download bereit steht. Und DIESEN (!!!) Sonntag wird in den USA die letzte Folge der aktuellen Staffel ausgestrahlt und schon jetzt, so sagte mir facebook gerade, kann ich mir eine Sneak-Peak ansehen. Ein winziges, vermutlich nichtssagendes, Hunger schürendes Häppchen.

Kurz nachdem das Angebot aufgeleuchtet ist, glühte in meinem Vampirserienguckenden Herzen die Hoffnung auf, zu erfahren, ob Russel Edgington die Elfen alle aussagen wird, ob Eric Sookie doch rettet, ob Bill seinen Verstand und sein Weicheigetue wiederfindet, ob jemand Jason Stackhouse eines seiner entzückenden Haare krümmen wird…und und und. Denn True Blood, so heißt das cinegraphische Serienformat, das mich auf den Vampirtrip brachte, ist vor allem eins (nein, keine alberne, Vampirkinderkacke!): True Cliffhanger! Es ist völlig egal mit was für einem bekloppten Schwachsinn – Werpanther?! Mal echt jetzt. Wehr.Panther. Wer denkt sich denn bitte sowas aus und in welchem Zustand??? Wehrpanther… – die Autoren der Serie während der gut 40Minuten daherkommen, am Ende einer jeden Episode sitze ich mit aufgerissenen Augen vorm Abspann und will unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Um aber nun vorab schon zu erfahren, was denn nun passieren wird, wie es denn weiter geht, ob doch alles gut wird, oder die Welt untergeht und die Serie damit ausläuft, wie das Blut aus all den Statisten, die in den letzten Episoden Vampirfutter spielen durften, soll ich twittern. Für den tweet, für die Verbreitung des televisionären Amphetamins in Cliffhangerform, bekomme ich vielleicht eine kleine Probe, einen Ausschnitt, eine Sneak Peak auf’s Finale. Aber nicht einfach so, sondern erst, wenn 100.000 Leute den gewünschten Werbetweet zur Serie verbreitet haben. Crowdtweeting quasi. Das Marketing ist so genial und boshaft, wie die Serie selbst.

Ich ziehe meinen Hut, vor den True Blood Social Media-Strategen …und hoffe, dass die Täubchen drüben auf dem anderen Balkon bleiben, bis der Hut wieder sitzt.

Je kürzer desto besser oder entscheidet doch die Technik?

Ich fühle mich hin und her gerissen, reizüberflutet und so, als drehte sich die digitale Umwelt zu schnell um mich, oder bin ich es, die sich rotierend im Kreis dreht? Da haben wir’s. Ich kann es schon nicht mehr unterscheiden. Kann man es überhaupt unterscheiden? Mise en abyme!!! Oder Information Overflow. Mal wieder. Und ich bin selbst schuld an meinem Zustand. Ich hab’s nun doch getan. Obwohl ich lautstark verkündet habe Twitter zu boykottieren, habe ich mich da vor ein paar Wochen angemeldet. Ganz heimlich. Ohne hier etwas darüber zu schreiben. Aber zum Trost: auch im Kurzinformationsdienst gibt es bisher nur eine einzige Meldung von mir, die meine Resignation in weniger als 140 Zeichen ausdrückt. Mehr hatte ich zu und in Twitter bisher nicht zu sagen. Stattdessen war ich bis jetzt als Follower aktiv. Das Konzept des Verfolgens oder der Anhängerschaft hat dank sozialer Vernetzung ja so einige Umdeutung erfahren. Ganz, ganz früher waren Anhänger ja mal jene, die bei Jesus Brot und Schnaps schnorrten. Die wurden dafür dann heilig gesprochen. Beim Film Noir wird auch ständig verfolgt, aber statt heilig ist das dann eher heimlich. Richtig unheimlich finde ich Followship aber dann doch erst heute. Ich schleiche auf diesen virtuellen Pfaden jetzt einigen Freunden – die sich zu Twitter verirrt haben und ständig posten, wo sie sind, weil sie’s wohl selbst nicht mehr wissen –, Redakteuren verschiedener Nachrichtendienste (die im Grunde nur Headline mit Links zu ihren Artikeln veröffentlichen), ein paar Bloggern (die ich jetzt wohl Twittere nennen müsste) und meinen noch lebenden Lieblingsautoren (Paul Carr und Marshall McLuhan) nach um immer mitlaufender Weise, immer auf dem Laufenden zu sein. Wer wirklich auf dem Laufenden ist, hat den Fehler im letzten Satz gefunden. McLuhan verstarb pünktlich zu Beginn der Digital Nativity Ära, 1980. Trotzdem hat der einen eigenen Newsfeed. Als ob das nicht bereits verwirrend genug wäre, zwitschert ständig jemand in meine Twitter Startseite und lässt mir keine Chance mit dem Lesen nachzukommen, noch auf all die Links zu Artikel, Videos und Photos zu klicken. Am liebsten würde ich einfach laut Stopp tweeten, aber ersten geht laut nicht, alle twittern in der gleichen Lautstärke und zweitens erscheint das ja dann auch als Tweet ganz oben und schiebt eine Information nach unten aus meinem Sichtfeld. Andererseits frage ich mich, welchen Informationswert 140 Zeichen schon haben können und die Mehrheit der Meldungen stellt sich sowieso in Form kryptischer Haikus dar. Und in Haikus deuten war ich nie gut. Ich brauche mehr Information, Content, Hintergründe und Intentionen, um zu verstehen was mir mein Gegenüber mitteilen will. Schon deswegen sind meine Anbandeleien mit Männern die Fragen real und digital – und die ich deswegen kategorisch Heiko nennen, wie Haiku eben, und die, wie mir gerade klar wird, wohl Twitter erfunden haben – mit einzelnen Worten, statt ganzen Sätzen beantwortet haben, immer in den frühen Phasen des Kennenlernens gescheitert.

Im Gegensatz zu diesen heiklen Exemplaren des anderen Geschlechts, war ich von Twitter anfangs dann doch angetan. Nicht so sehr von der Möglichkeit als Zwitschernde mitzuvögeln (im Sinne von Kücken zwitschern, Vögel vögeln. Aber das versteht sich ja von selbst, muss ich euch ja nicht erklären), aber davon mir meinen persönlichen Nachrichtendienst zusammen basteln zu können. Endlich eine Zeitung ohne den überflüssigen Sportteil und dämliche Politiker- und Sekretärinnenwitze, und was soll ich bitte mit Comics von Wikingern (???), aber dafür mehr zu Amerika, Technologienachrichten und ganz viel Werbung (ich mag halt Werbung, gute, gut-gemeinte und sogar ganz grenzwertige). Endlich Nachrichten, die mich wirklich interessieren. Und über eine Twitter Kurzmeldung erfuhr ich dann tatsächlich, dass nicht nur ich diesen Traum habe und dass es hierfür noch viel bessere Lösungen gibt als das Gezwitscher, das mir da nun wirklich schon auf den Keks ging.
News360 nennt sich zum Beispiel eine App für Iphone und verwandte Technologien. Bevor ich mir das App runtergeladen habe, habe ich mir dann aber doch das Werbevideo angesehen und naja. Da ist mir was aufgefallen. Irgendwie. Weil. Eigentlich. Also wirklich und so ganz betrachtet. Mal ganz Rational gesehen. Es ist total doof, nur Informationen zu erhalten, die einen interessieren, weil man ja meistens vorher gar nicht weiß, was einen interessiert und wenn ich dem Ein-Wort-ein-Mann-Kerl gar nicht erst begegne, fällt mir ja nie auf, dass er wirklich nett lächelt, während er nicht redet und dieses Lächeln auch eine ganze Menge aussagt. Das Video, das mir zeigen sollte, dass personalisierte Nachrichten die perfekte Lösung für mich seien, verwendet als Beispiel nämlich Informationen, für die ich sonst nicht einen Blick über meine kalte Schulter übrig gehabt hätte. Und jetzt, jetzt klicke ich mich quer durchs Netz, um mehr über den Food Truck Trend zu erfahren. Da mich aber sonst weder Trucks, noch Essen auf Rädern und Fastfood sowieso nicht, interessieren, wäre diese faszinierende Geschichte einfach an mir vorbeigerauscht. Mit Tempo 200. Dabei ist DAS – also genau so etwas bescheuertes wie der Food Truck Trend – die eine Form von Information deren Wert zu oft ignoriert wird. DAS (!!!) ist Smalltalk Information und perfekter (!) als jede personalisierte Nachricht, um beim nächsten Kontakt mit schweigenden Gegenübern nicht auch stumm dazustehen. Wenn ich mich kurzfassen könnte, würde ich dazu nun tweeten. Vielleicht mach ich das noch. Aber meinen Twitterkanal verrate ich euch nicht. Den müsst ihr schon selber finden, so wie der Verfolger das sonst auch mit seinen Opfern macht. Aber zu schwierig ist es nicht, ich hinterlasse eine Spur. 😉

Der Zwitscherdienst hat ja wohl ne Vollmeise!!!

Ich bin zurück aus dem Urlaub und weil ich mich nun eigentlich wirklich mal Matthew widmen müsste, zog ich es in Erwägung mir einen Twitter-Account zuzulegen. Ein derartiger kurzer Beitrag sollte ja zwischen dem intensiven Genuss 2er extra großen Kaffee Fachbücher hin und wieder möglich sein. ABER der Kurznachrichtendienst scheint nicht wirklich an mir als Kundin/Nutzerin interessiert zu sein. Liebe Twitter-Chefs, ihr habt ja nicht einmal die punkt d-e-Domaine!!! Wie soll ich mich da zu Hause fühlen und mir ein Nest bauen aus dem ich zwitschere?! Ja, ja, ja. Aus Sicht eines amerikanischen Großkonzerns liegt Deutschland irgendwo zwischen Albanien und Mazedonien und ihr denkt, statt dem Internet haben die Menschen hier mit ihrer schwerwiegenden Vergangenheit zu kämpfen. Ihr denkt vermutlich wir leben hier noch in den Ruinen des Krieges und überhaupt, wozu in so einer komischen Sprache twittern. Ich habe mir wirklich allerlei Entschuldigungen ausgedacht… ABER, dann probierte ich etwas aus… und die Länderdomain für ALBANIEN habt ihr!!!!!!!!!!Und MAZEDONIEN AUCH!!!  Wenn ich auf twitter.al gehe und auf twitter.mk  lande ich bei twitter.com. Gut, vielleicht nur ein Zufall. Ich überlege mir ja gerne Entschuldigungen und Ausreden für andere. So was wie: Er antwortet nicht, weil er gerade isst. Ein 17-Gänge-Menü. Das dauert halt. Er ruft nicht an weil, er grad im letzten Funkloch der Erde ist, da an der A7, wo dieser große Baum steht, neben der Brücke, da wo der geheime Durchgang zu Mittelerde ist. Da ist halt immer doof. Er hat die Frau da grad nicht geküsst, die wollte ihm nur ihr Gaumentattoo zeigen. Er wollte das dann nur mal abtasten, weil er nicht fassen konnte, dass das gar nicht wehtut beim Schlucken. Das mit dem Schlucken mussten sie dann halt in einer wissenschaftlichen Testreihe weiter erforschen. Ist ja schon ausgefallen so ein Tattoo dahinten…Ja, ja ich habe für fast alles eine logische Erklärung. Logik kann ich mir immer irgendwie zusammenreimen. Aber twitter, dieser miese, verlogene, untreue SCHEIßdienst hat sogar die Länderdomain für Aserbaidschan! Aserbaidschan!!!! A-S-ER-BAI-D-SCHAN!!! Also bitte!! Aber Deutschland ist doch das Land wo man mit Stäbchen ist, aber nur mit dem rechten, weil man sich mit dem linken am Hintern kratzt. Is klar, Twitter, du Dreckdienst! Sogar Kanada hat seine eigene Endung. Kanada? Trotz Hohn und Spott? Den kanadischen Dollar akzeptiert ihr nicht, aber getwittert werden darf aus dem Land mit den Holzfällerhemdträgern? Was soll das Twitter? Und es geht noch weiter. Denn ja, sogar die fucking Weihachtsinseln haben einen Twitter-Länder-Standort!! Die Weihnachtsinseln. Typisch. Den Weihnachtsmann gibt’s in eurer Vorstellung, aber Deutschland nicht!! Dem Land in dem die Druckerpresse erfunden wurde (15.Jahr. Johannes Gutenberg),  die automatische Handfeuerwaffe  (1893 von Hugo Borchardt), die Röntgenstrahlen entdeckt und nutzbar gemacht worden (1895, Wilhelm Conrad Röntgen), das Radar (1903, Christian Hülsmeyer) und der Geigerzähler (1908, Hans Geiger) entwickelt wurden, genauso wie die Flüssigkeits- und später die V-2 Rakete (1926 und 1942, Wernher von Braun) UND die Kernspaltung (1938, Otto Hahn et. al.)! Und all das habt benutzt bzw. nutzt ihr, ABER twitter für Deutschland kommt nicht in Frage??

By the way, zwei weitere der  wenigen Länder, die auch kein eigenes Twitter zu gestattet bekommen, sind Kuba und der Vatikanstaat. Den Papst und Fidel mögt ihr vielleicht übergehen können, aber nicht MICH!! Ich fühle mich diskriminiert und zutiefst verletzt. Wiedermal. Twitter, du schuldest mir eine Entschuldigung!