Katastrophe! Superlativ am Limit

Die Katastrophe in Japan ist ganz klar katastrophal, in einem Maße in dem ich keine Worte finde und scheinbar gehen auch Bild und Co. langsam die Mittel aus. Bereits als die Tsunami Flutwelle über Japan hereinbrach und die Folgen noch schwer abzusehen waren, sprach der charmante, katastrophen-erprobte Peter Klöppel mit seinem bewährten traurig-treuen Blick: „Das ist eine Katastrophe apokalyptischen Ausmaßes.“  Im Hintergrund liefen dazu Bilder ab, die zeigten wie die Flutwelle alles mit sich riss. Damals stand fest: die Erde hat gebebt und zwar so richtig übel. Über Fukushima wurde da noch wage spekuliert. Dennoch reichte es da schon für das Label „Apokalypse“. Bild.de stellte auf VollBild-Katastrophe und gigantische Typo um, fuhr alles auf an Videos, Bildern, Live-Ticker und vor allem Superlativen, was der Weltuntergangs-Schlagzeilen-Bausatz hergab. Schon ganz zu Anfang schien das Erdbeben das Schlimmste des Schlimmen, eine Apokalypse (um nochmal Klöppel zu zitieren), das Ende der Welt, der Zivilisation, der TOTALE Ausnahmezustand.

Doch eigentlich, tja, eigentlich war das leider erst der Anfang. Und nun? Nun kommt es tatsächlich noch schlimmer, jeden Tag. Aber die medialen und linguistischen Mittel um dem Ausdruck zu verleihen haben längst ihr Limit erreicht. Der Apokalypsen-Stil ist nicht mehr zu toppen. Die Bild.de Startseite ist schon am Maximum, genauso wie die Betroffenheit und das Entsetzen zahlreicher Nachrichtensprecher. Was macht man in einer Welt, in der bereits jedes Ereignis ein Spektakel ist, in der alles immer direkt mega und super und absolut und wahnsinnig ist, wenn wirklich mal etwas mega, super, absolut, wahnsinnig Furchtbares passiert? Können wir das Disaster jetzt wirklich so wahrnehmen, wie es tatsächlich ist, oder sind wir schon längst an der Grenze unserer Hysteriefähigkeit angelangt? Was nun?

Kommt jetzt der Super-superlativ für den nuklearen Super-Gau? Oder überdenken Bild, RTL und Co. ihren „Jargon“ nun und sind auch endlich mal ruhig. Manchmal sagt weniger nämlich doch wieder einmal mehr.  Manchmal kann man auch einfach still entsetzt sein. Ich bin das zumindest.