Social media hier. Social responsibility da. Social Bla und Social Blub. Der Bergiff social wird aktuell inflationär in meiner Umgebung genutzt, dabei ganz schön oft unreflektiert. Aber das Soziale ist auch einfach ganz schön undefiniert! Und so finde ich mich immer öfter dabei wieder, wie ich Diskussionen anstoße, in denen darüber gestritten wird, was social überhaupt ist. Diskussionen, in denen ich mein soziales Netzwerk nicht immer nur um Freunde erweitere. Denn social finden grad alle toll. Social ist voll im Trend. Social ist das neue Schwarz. Social ist, ist…ja, was denn nun?
Wirtschaftsnobelpreisträger Friedrich August von Hayek formulierte, wie ich Wikipedia ganz unkontrolliert zitiere, folgende Definition:
„Wir verdanken den Amerikanern eine große Bereicherung der Sprache durch den bezeichnenden Ausdruck weasel-word. So wie das kleine Raubtier, das auch wir Wiesel nennen, angeblich aus einem Ei allen Inhalt heraussaugen kann, ohne daß man dies nachher der leeren Schale anmerkt, so sind die Wiesel-Wörter jene, die, wenn man sie einem Wort hinzufügt, dieses Wort jedes Inhalts und jeder Bedeutung berauben. Ich glaube, das Wiesel-Wort par excellence ist das Wort sozial. Was es eigentlich heißt, weiß niemand. Wahr ist nur, daß eine soziale Marktwirtschaft keine Marktwirtschaft, ein sozialer Rechtsstaat kein Rechtsstaat, ein soziales Gewissen kein Gewissen, soziale Gerechtigkeit keine Gerechtigkeit – und ich fürchte auch, soziale Demokratie keine Demokratie ist.“
– Friedrich August von Hayek: Wissenschaft und Sozialismus. In: Gesammelte Schriften in deutscher Sprache: Abt. A, Aufsätze; Bd. 7. Mohr Siebeck, 2004, ISBN 3-16-148062-7, S.61f
Ganz recht gebe ich Hayek nicht, ich bin ja nicht Reagan oder Thatcher, für die er als Berater tätig war und denen ein wenig mehr social gut getan hätte. Aber social ist ein schwammiges, ökologisch abbaubares Etwas, aber nachhaltig. Social schreibt sich heut jeder auf sein Biobaumwollfähnchen im Wind, der sich für einen von “den Guten” hält. Ungut ist jedoch, dass die menschliche Psychologie darauf ausgelegt ist, dass wir nach Parametern suchen, die unser subjektives Handeln und Denken als gut kategorisieren, damit wir uns gut füllen. Das gute Gefühl ist psychologisch gesehen ein überlebenswichtiges Gut, denn Selbstzweifel führen zur Selbstzerstörung. Das Böse würde sich denn auch von selbst zersetzen, würde es sich nicht für das Gute halten. Aber lassen wir das mit der Psychologie damit vorerst gut sein, wir wollten ja über das Soziale reden, den Rest der Welt außerhalb unseres Egos.
Social und Vernetzung, das ist so eine Kombo, die gut ankommt. Aber handeln facebook-Nutzerinnen und Nutzer damit automatisch, elektronisch unterstützt sozial? Ja, weil sie durch das Schreiben von facebook-messages keine Briefe und Postkarten mehr schicken und damit Papier sparen, den Regenwald retten und so die Welt? Und schon sind wir vom Ego über das menschliche Umfeld bei der Flora und Fauna. Die ist auch social. Weil wir eine social responsibility für sie haben. Und Unternehmen, die diese Welt durch ihre Tätigkeiten nicht schädigen wollen, wie die Produzenten unserer Biobaumwollfähnchen, sind social entrepreneurs. facebook widerum ist kein social entrepreneur, weil ja schon social network und wegen dem ganzen Privatssphärendisput. Zu social entrepreneurs darf man aber wieder auch nicht Soziale Unternehmer sagen, weil Sozial wie Sozialismus klingt (, nicht ganz zufällig übrigens,..hemhem..) und damit nicht zu Kapitalismus passt. Nagut, damit wäre schonmal klar, dass social nicht das neue Schwarz ist. Denn Schwarz passt immer noch zu allem.
So oder so, social bleibt unklar.