Warum Online-Shopping tot ist

… oder es zumindest mal jemand zur Strecke bringen sollte! Dies ist keine Drohung, sondern eine Bestellung!

Die Weihnachtsmärkte haben noch nicht eröffnet und mein Fest ist schon ruiniert. Darum mache ich mir grade selber Glühwein, als Wärmequelle nutze ich dafür meine flammende Wut. Denn es war einmal eine naive Immerabgelenkt, die sich dachte: „Dieses Jahr bin ich mal früh dran mit den Geschenken.“ und fleißig im Internet zusammensuchte, womit sie glaube ihrem Liebsten eine Freude machen zu können. Klick und angucken. Klick und in den Warenkorb legen. Klick und nochmal vergleichen. Klick und nochwas in den Warenkorb, weil sich mehr Geld ausgeben besser anfüllt als Versandkosten zahlen. Klick und die Bestellung ist abgesendet. Und ich dachte wirklich, nun sei alles gut. Aber nein, diese wahre Weihnachtsgeschichte hat kein Happy End.

Der Grinch hat einen neuen Namen: Re-targeting. Als nur Stunden nach meinem grandiosen Zeitsieg gegen den Adventsstress der Beschenkte das „Device“ nutze, das wir, ganz digital nativistisch „sharen“ (liebe Frauen, die ihr denkt eine gemeinsame Wohnung sei eine große Sache in einer Beziehung, lasst mich euch sagen: Wahre Liebe ist, wenn man von „unserer“ Browserhistorie spricht.), sah er, was ich gekauft hatte, eingeblendet auf jeder einzelnen Seite, die er besuchte und sogar in allen Apps. Hätte ich die Historie nach der Bestellung gelöscht, hätte das auch nichts gebracht. Denn Re-Targeting ist fieser, viel, viel fieser. Re-Targeting bedeutet, dass ein Ziel immer und immer wieder beschossen wird, auch wenn es längst am Boden liegt und ausblutet. Geschossen wird mit der schlimmsten aller Munitionen: Werbung. Und dabei geht das Marketing dahinter so unerbittlich vor, wie die IS. Geheimnisse müssen der Möglichkeit auf mehr Umsatz weichen. In Zukunft wird Weihnachten nicht mehr daraus bestehen, dass wir Kekse backen, sondern Cookies löschen.

Nun könnte man meinen die Technologie hat es nicht so gemeint. Sie konnte ja nichts dafür. Doch kann sie. Sie ist ein fieses Miststück, ein Arschloch, eine dreckige, miese ***************************************************************************************************************************************************************************************************/ZENSIERT. Diese These habe ich experimentell erforscht. Ich hab nämlich einige Tage nach dieser Tragödie, Verlauf und Cookies entfernt und begonnen mir im Internet Dinge genau anzusehen, die ICH mir wünsche. Ich hielt das für ziemlich clever. Doch die Maschinen haben mich durchschaut. Statt Einblendungen des Sportwagens, den ich so gerne hätte, bekommen wir jetzt Empfehlungen für günstige Kredite….

Ein Klugscheißer ist Re-Targeting also auch noch. Wenn das mit Weihnachten also noch was werden soll, muss ich echt raus gehen, in die Innenstadt. Igitt. Nicht mehr heute. Nicht bevor die Glühweinbuden öffnen.

Online-Shopping Highlight der Saison: Toter Eisbär

Bekanntes Problem: Im Internet gibt es alles, aber man findet nix, weil man sobald der Browser geöffnet ist, vergessen hat, was man eigentlich wollte oder suchte. Ich habe keine Ahnung, was mich zu ebay trieb. Aller wahrscheinlich nach wollte ich eigentlich was ganz anders im Netz, aber dann bin ich Falsch abgebogen. Dann wirkte die Umgebung so vertraut (Guck mal, da war ich neulich doch! Achja, hier bin ich schon öfter lang gekommen…) und ich schlenderte einfach weiter und dann, dann stand ich auf einmal vor einem echten, toten, ausgestopften, einmeterneunzig großen Eisbären. Ein ganz normaler Tag im Netz.

immerabgelenkt_onlinenichtkaufen_eisbearebay

Also war ich nicht weiter verwundert, dass bereits über siebzig Leute das Tierchen für knapp 16.000 Euro beobachten und scrollte nach unten. Was hat der Anbieter denn noch so? Schädelrepliken, Pferdeschweife, Penisknochen, Bastelartikel…aha, das Übliche also.

Auch wenn es mindestens 70 Menschen gibt, für die es normal scheint tote Eisbären online zu kaufen, frage ich mich nun, wo Online-Shopping sein Ende findet. Was sollte man, außer ausgestopften Polartieren, doch lieber bei traditionellen Bezugsquellen erwerben? Ich fange mal an, mit der Liste und setze ganz oben drauf:

  1. Nicht-ausgestopfte, lebendige Tiere. Dass es das gibt, erfuhr ich ja vor einiger Zeit, als ich erwägt hatte mir einen Alligator ins Bad zu sperren. (Zur Story geht’s hier lang…)
  2. La Martina Polo-Shirts. Die sollte eigentlich sowieso niemand irgendwo kaufen. Außer um sie zu verbrennen.
  3. Grabsteine. Oder doch? Es gibt tatsächlich Online-Shops für Grabsteine, liefern sogar freifriedhof. Mit Schritt-für-Schritt Editoren bis unter die Erde….Steinart wählen, Schrift wählen, Spruch wählen… Vielleicht ist Grabsteine-Online kaufen doch nicht sooooo doof.

Erweiterungen sind sehr herzlich willkommen! Was sollte man nicht online kaufen (können)???

 

Und hat jemand Lust sich an einem Eisbären zu beteiligen? Eigentlich brauch ich grad keinen, aber der Versand ist kostenlos!!! Das zieht doch immer!

Ich wär mit 50 Cent dabei! Mehr hab ich von diesem Monat irgendwie nicht mehr…… die Verlockungen waren einfach zu groß! Grabsteine!!! Ich konnte mich nicht entscheiden. Und man weiß das Datum ja nicht! Da braucht man ja doch mal ein paar mögliche Versionen…

Immer mehr post-traumatische Erfahrungen mit der Post

Zu Werbung haben die meisten Menschen ja sowieso schon ein tendenziell eher boah-hau-doch-ab-Verhältnis. Außer den Menschen, die Werbung hauptberuflich machen. Die sind meist auf dem Scheiße-zu-Gold-Ego-Trip. Über Geschmack kann man streiten, über Werbung nicht. Dennoch erwischt man sich irgendwann doch dabei den beworbenen Markenmist zu kaufen. Aber dabei zählt natürlich nicht nur, wie Produkte an Mann und Frau gebracht werden –  ob mit Niedlichkeit (Tierbilder), Sex (Frauenbilder) oder „Seriosität“ (Produktbilder) – sondern auch WO. Werbeplacement ist wichtig. Darum findet man in Zeitungen für Kinder keine Zigarettenwerbung und an den Tabakautomaten keine Babybilder. Einfaches Prinzip. Denkt man. Außer bei der Post.

Das ist ja nicht mein erster wunderlicher, grenz-eskalatöser Zwischenfall mit den Herren mit den gelben Taschen. (Remember the story of: Wie ich dem DHL-Boten in die Autotür trat)

Nun bin ich ja vor einigen Wochen umgezogen und habe nun heute, endlich mal einen Nachsendeantrag bei der Post geordert. Dass das online ging und dazu noch richtig flott und bequem hat mich richtig beeindruckt! So richtig! Meine Vorurteile gegenüber der Post waren grad dabei friedlich davon zu segeln…. doch dann… dann haben sie es wieder verbockt! Dabei waren wir auf einem sooooo guten Weg!!

Denn bevor ich den Nachsendeantrag final abschließen konnte, wurden mir noch ein paar super sinnvolle Produkte empfohlen, die ich doch gleich mitbestellen könnte. Und damit sind wir wieder beim Werbeplacement. Moment, ich muss euch das zeigen, dass glaubt ihr sonst nicht:

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Wieso? Sind BMI-Maßband, eine hässliche Leuchte, ein paar bunte Stift und ne Rolle Klebeband das neue „Brot und Salz“? Hat da jemand dran gedacht, dass ich umgezogen bin? Welcher demografischen Angabe haben ich das zu verdanken??? Oder sind das einfach die „beliebtesten Artikel“?

Ikea kann das. Bei Ikea will ich nur nen Kaffee trinken und noch schnell die Knaufe für die Schranktüren holen und wenn ich draußen stehe, halte ich einen 150cm langen Rechnungszettel in der Hand und muss wieder rein, um mir den Hänger auszuleihen. Produktplatzierung ist effektiv, wenn sie gut ist. Aber der Gedanke „Ach cool, nehm ich noch ne Rolle Tesafilm und ein BMI-Armband mit“ sorgt in meinem Konsumköpfchen dann doch eher für Irritation als Attraktion.

Eines Tages werde ich es tun. Eines Tages schreibe ich der Post einen Brief.

Ein Stück vom Knochen – der Kampf um den Online Heimtiermarkt

Seit ich meine Zeit www.cotier.de -bedingt haustierthematisch gestalte, teilt sich mein Freundeskreis. Auf der einen Seite sind die Hunde-, Katzen- oder sonstwasfürTier-Besitzer. Diesen Freundinnen und Freunden, die mein Haustier-Lifestyle-Magazin sehr mögen, steht die Riege derer gegenüber, die sich nicht für miezende, bellende, wiehernde oder piepsende Gefährten interessieren. Für Letztere bin ich aktuell eine echte Qual. Denn neben Haustieren, Produkten für Tieren, Ernährungsformen von Tieren, Kleidung für Haustiere und immer wieder Katzenbildern, Katzenbildern, Katzenbildern, gibt es für mich gerade wenig andere Themen, über die ich gleichermaßen euphorisch referiere.

So klein dieser Kreis der Haustierignoranten im echten Leben ist, im Internet, da ist er verschwindend klein, nur einen halben Pixel groß, wenn überhaupt. Denn das Netz wird immer tierischer. Wobei wir über die Anfangsphase, die von Katzenbildern, Hundebildern, Haustierbildern etc. dominiert wurde, nun langsam hinweg gehopst. Es folgt nun die „Monetisierung“, in Form von Haustierbedarf-Onlineshops. Die vermehren sich im Netz grad wie Kaninchen.

Ich finde, und das in meinem Fall nicht ganz zufällig, nun jeden Tag neue Heimtierbedarf-Online-Shops. Neben den kleinen, mit besonderem Sortiment, die eigene Halsbänder, Outfits oder Bio-Futter vertreiben, immer mehr Große, neu gegründete, coole, hippe Start-Ups, hinter denen bekannte (Geld-)Dosenöffner wie DuMont stecken oder Start-Up-Züchter (Inkubatoren) wie Venture Stars. Und jedes bellt laut als das andere. www.Hundeland.de und www.Katzenland.de gehen mit Werbespots auf die Tierbesitzer los, www.zooroyal.de schnuppert in den bestehenden Tierzeitschriften. www.zooplus.de war früher da und vertraut darum auf die eigenen Reviermarkierungen.

Werten will ich das nicht, denn ich bin hier nicht objektiv, als Initiatorin eines Haustier-Lifestyle-Magazins. Aber das machen, was ich am liebsten mache, wenn ich eine Entwicklung entdecke, kann ich nicht lassen: Es aufmalen. Darum hier eine kleine Grafik zum Thema Haustiere und das Internet:

Infographik Haustiere Internet