Pokémon Go Go Go! Dass ich nochmal einen Ballsport gut finde, damit hat wirklich niemand rechnen können

Es ist doch genauso, wie mit dem Wein. Verkatert verkünde ich: „Jetzt trinke ich mal nix für eine Weile.“ Und wenig später ist die Weile abgelaufen und das nix nur noch ein laues „nicht so viel“. Mit dem Weintrinken klappt das sogar ganz gut zurzeit. Denn Trunkenheit stört meine Konzentration und die brauche ich ganz dringend, um Pokémons hinterher zu rennen. Jajajajajajaja, letzten schrieb und schrie ich noch: Ich will keine neuen Apps und dann naja, … ach, ich hab es doch oben erklärt. Wer nun nichts dazu hören möchte, kann sich gerne wieder den realen, gekühlt und gekelterten Dingen zuwenden. Ich jage Monstern und irgendwie auch meiner Kindheit und der besseren Zeit, die mir damit versprochen wird, hinterher.

Denn Nintendo gehört zu den Erinnerungen an mein frühes ich. Ich mochte meinen Gameboy lieber als die Jungs in meiner Stufe und wollte so gerne wie Super Mario sein, der einfach über alles Schlechte in der Welt hinweghüpft. Zelda lies mich ganz in den winzigen grün-schwarzen Bildschirm abtauchen. Doch kaum waren die ersten Flegmons und Pummeluffs gefangen, entwuchs ich dem Spielalter und verlief mich zwischen Partys und Bars.

Das kann ich jetzt multitaskend mit dem Pokémonspielen verbinden ! Nun muss ich, wenn ich wartend vor dem Restaurant stehe, nicht verlegen auf mein Display schauen, sondern kann mich mit meinen allseits präsenten quasi-unsichtbaren Freunden vergnügen. Ein bisschen eigenartig ist das schon, Dinge zu sehen, die andere nicht sehen.  Zugegeben, für einen pseudo-halluzinogen Trip ist das Einfangen von kleinen Monstern dann auch doch eher lahm.

Doch ich mag die Sprache, die mit Pokémon Go in meinen Alltag einzieht. „Sorry, ich musste gerade noch ein Ei auszubrüten“, entschuldigt sich die zu spät kommende Freundin, als sei sie ein Huhn, aber nicht irgendeins, sondern ein pflichtbewusstes. Twitterer Herr B. aka @legereaude fasste laut Twitterperlen (das echte Zitat, finde ich auf seinen Seiten leider nicht mehr) den Zeitgeist so zusammen:

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Ein bisschen recht hat er ja. Auf einmal will keiner mehr einfach rumsitzen und sich angesichts des Weltschmerzes betrinken. Das finde ich persönlich sehr schade. Stattdessen brechen wir auf zu stundenlangen, kilometerweiten Expeditionen, um Wesen zu jagen, die es gar nicht gibt. Wir tun so als wären die Monster, von denen uns unsere Eltern sagten, die seien bestimmt und ganz sicher nicht unter unseren Betten, nun doch real und wir freuen uns auch noch darüber. Vielleicht stolpern wir bei der Jagd ja irgendwann auch noch über die echten Monster, die unsere echte Welt gerade heimsuchen. Es wär ganz wunderbar, wenn man z.B. ein Trumpi dann auch einfach in einen weiß-roten Ball sperren könnte.

Grippe, Erkältung oder Anzeichen von Aussterben?

Wenn man alle Motivationszitate der digitalen Welt zu ihrer Essenz runterkocht, kommt man auf den kleinsten gemeinsamen Nenner: „Wer atmet ist ein Held“. An diesem zugegeben äußerst niedrigen Maßstab gemessen, bin leider im Moment alles andere als heldinnenhaft. Denn ich habe die gefühlt schlimmste Grippe seit dem Sieg der westlichen Welt über die Tuberkulose. Das ist selbstverständlich völlig übertrieben, aber wenn man Google fragt, worauf furchtbare Müdigkeit, Fieber, Kopfschmerzen, Husten und verschlossene Atemwege hinweisen könnten, zieht die Suchmaschine schleimige, grüne Informationsklümpchen durch sein eigenes Nadelöhr und hustet der Suchenden Ergebnisse auf die Brust, die Waldsterben und Klimawandel wie einen Pups erscheinen lassen.

Und da ist das Problem mit dem Internet. Es ist alles immer gleich ganz furchtbar. Das Internet möchte immer beweisen, dass es eine noch viel überraschendere, spannendere und erstaunlichere Möglichkeit gibt, einen Sachverhalt zu betrachten. Von Heile Welt auf What the Fuck schießt mich das Netz in weniger als 3 Sekunden. Doch wie in Star Wars, gibt es nicht nur eine dunkle Seite, sondern Gott sei Dank auch Dinosaurier im Internet! Das ist gut. Denn das ist meine Medizin. Schon als Kind habe ich mir krank zu Hause liegend, immer wieder Jurassic Park reingezogen und mir von meinen Eltern Dino-Figuren schenken lassen. Im Nachhinein finde ich es etwas paradox, sich während man krank ist mit einer Art zu befassen, die gänzlich ausgestorben ist. Vielleicht war das aber auch gerade mein Trost.

 

Und so bin ich begeistert und würde laut lachen, wenn ich dafür genug Luft, durch meine entzündeten Stimmbänder pressen könnte. Denn das Internet schenkt mir meine Medizin: „TrexTuesday“! Ein paar Jungs in T-Rex-Kostümen filmen sich jeden Dienstag bei Dingen, die Menschen so tun; nicht Menschen wie ich, denn ich kann kein Parcour und bin viel zu erkältet um Eislaufen zu gehen oder durch die Welt zu rennen…

Gute Besserung liebe Dinos, vielleicht klappt das mit der Evolution ja doch nochmal.

Bullshit + Preisschild = Dekoartikel

Gefühle absoluten Kontrollverlustes und anhaltender Verwirrung sind häufig Nebenwirkungen von verbotenen oder rezeptpflichtigen Substanzen. Seit gestern möchte ich „Dekorations-Einrichtungsgeschäfte“ mit auf die Liste möglicherweise kritischer Wirkstoffe setzen. Deko-Artikel-Wohn-Verschönerungs-Läden sollten sich einem Prüfprozess unterziehen müssen, in dem die gesundheitlichen Folgeschäden für Konsumenten kritisch untersucht werden.

Ich brauchte eines dieser Dinge, die man eigentlich nicht braucht; von denen frau aber das Gefühl vermittelt bekommt, sie fehlen ihr, wenn sie sie nicht hat. Benötigt war eine Aufbewahrung für meine bunten Lidschatten-Puderdöschen, Pinselchen, Tübchen… Die Dinge, mit denen ich mich allmorgendlich als Teil der menschlichen Spezies tarne.

Meine übermenschliche Superkraft hunderte von Tabs und Aufgaben parallel zu erfassen und zu verarbeiten, begegnete gestern ihrem Kryptonit. Ich kämpfte mich durch Geschäfte an deren Türen Begriffe wie Butlers, Habitat, Depot und Zara Home mir Service, Stauraum und Heimellichkeit versprachen. Doch drinnen erwartete mich ein Tornado-gleicher Information Overflow.

Ich wollte doch bloß ein Ding mit einem Deckel; verlor aber zwischen Deko-Gedöns und funktionsfreien Möbelzusätzen auf möbelartigen Ablage-Tisch-Schrank-Hänge-Steh-Sitzgelegenheiten völlig den Überblick. An allem hing ein Preisschild und damit war alles eine mögliche Lösung für mein erst im Laden zu erkennendes Einrichtungsdefizit. Ich hörte stimmen in meinen Kopf, die daran zweifelten, wie ich so Leben konnte, wie ich lebte, ohne all dieses Zeug.

Im dritten Shop musste ich einsehen, dass es das Ding mit dem Deckel, das ich wollte nicht gibt, zumindest nicht als Ding mit Deckel. Bei Habitat lernte ich, dass Dosen mit Deckel out sind. Bei Butlers, dass ich mich erstmal auf Farbe und Form festlegen musste und von mir neben Geld auch die Bereitschaft verlangt wurde, mich auf etwas „total niedliches“ einzulassen. Bei Depot kam ich nicht durch die 50%-Rabatt-Jäger in die Badezimmer-Ecke durch und bei Zara Home lernte ich dann, dass ich nicht eine Lösung brauche, sondern mindestens sieben. Für Wattebäuschchen gibt es beispielsweise eigene Unterkünfte, mit Deckel!

Auf meine Frage, ob ich das nicht nutzen könnte, um mein ganzes Zeug reinzuschmeißen, erhielt ich einen sehr irritierten Blick. Als ich dann fragte: „Wie groß sollte so eine Box für Wattebäuschen denn sein?“, ließen die Zweifel an meiner Zurechnungsfähigkeit nach. Die Verkäuferin referierte ausführlich über die Formen und Größen von Wattebäuschen, mindestens 10 Minuten; so ausführlich, dass wir gemeinsam zu dem Schluss kamen, dass ich für die artgerechte Haltung von Wattebäuschen noch nicht geeignet bin… .

Einen Tag nach dieser Erfahrung fühle ich mich traumatisiert. Ich bin so fertig, dass ich nicht mehr vor die Tür will, raus in die Welt mit alle diese Möglichkeiten ohne Funktion. Aber auch noch zu traumatisiert, um mich online nach Lösungen umzusehen. Ich will keine Lösung für mein Problem mehr… aber stattdessen eine Therapie!

Die Katzenbild-Kuratorin präsentiert: Katzen beim Kaffeetrinken

Vergesst das Schreiben und das Marketingen, ich werde Katzenbild-Kuratorin! Angeregt durch einen regen Austausch mit meiner Kollegin und einen wissenschaftlichen Artikel, wonach der Katzenbildkonsum demnächst wohl per Rezept ärztlich vorordnet werden könnte, stellte ich fest, dass die Welt der Katzenbilder bisher kaum sortiert und kategorisiert ist. Katzenbilder werden bisher viel zu häufig konsumiert und zu selten reflektiert! Ich möchte dieses Defizit angehen und darum startet ab sofort auf immerabgelenkt.de die „Ausstellungsreihe Katzenbild“, kurz AKB.

Ich  habe mir erlaubt den Kunstwerken angemessene Titel zu geben. Den Auftakt macht ein Einblick in intime Nachmittagsszenen. Ich präsentiere:  „AKB: Katzen beim Sonntagskaffee“  und gebe alle Aufmerksamkeit nun an die Exponate weiter:

Titel: „Tea Time is me(auuu)-time“ Künstler/Quelle: http://images5.alphacoders.com

Titel: „Tea Time is me(auuu)-time“
Künstler/Quelle: http://images5.alphacoders.com

Titel: “Two Cats, Two Cups” Künstler/Quelle: http://www.copycatfilms.com/

Titel: “Two Cats, Two Cups”
Künstler/Quelle: http://www.copycatfilms.com/

Titel: “Graues Gift“ Künstler/Quelle: http://now-here-this.timeout.com

Titel: “Graues Gift“
Künstler/Quelle: http://now-here-this.timeout.com

Titel: „Alleintrinkerin!“ Künstler/Quelle:  http://www.laureden.com/

Titel: „Alleintrinkerin!“
Künstler/Quelle:  http://www.laureden.com/

Titel: „Kapitalistischer Kalorienbombenkomet mit Karamellgeschmack“ Künstler/Quelle: http://www.funnycutepics.com/

Titel: „Kapitalistischer Kalorienbombenkomet mit Karamellgeschmack“
Künstler/Quelle: http://www.funnycutepics.com/

Ich danke für die Leihgaben. Weitere Ausstellungen folgen. Anregungen sind willkommen, Kaffee auch. Künstler_innen können mir gerne ihre Katzenbilder als Leihgabe schicken. Bitte schicken Sie keine ganzen Katzen.

Das ist keine Kinderarbeit, die spielen nur

In meinem Umfeld tauchen immer mehr neue Menschen auf. Menschen, die vorher nicht da waren und in mein Leben treten, indem sie aus anderen Menschen gepresst werden. Einige werden auch rausgeschnitten. Meine Verstörung über diesen Prozess überspiele ich mit Gratulationen und Geschenken. Das bringt mich dazu neue Einkaufswelten zu betreten. Ich sage neu, denn die heutigen Spielwarengeschäfte haben nichts mit den Kleinstadt-Lädchen zu tun, in denen ich als Kind meine kleinen, schmutzigen Fäuste auf den dreckigen Fliesenboden schlug, während ich bitterlich weinte, weil ich sich die Türen des Spielzeugporsches nicht öffnen ließen. Ich war in großer Trauer darüber, dass die Spielzeugporsche-Entwickler so dumm waren. So konnte doch niemand einsteigen!

Putzen statt im Dreck toben

Als ich vor einigen Tagen in einem Spielzeuggeschäft war, kam ich gar nicht bis in die Automobilabteilung. Fasziniert blieb ich vor dem mir bisher unbekannten Haushaltswaren-Spielwaren-Regal stehen. In dem als „Mädchenwelt“ beschilderten Bereich standen nicht nur Küchen, die denen bei IKEA in Ausstattung und Preis in nichts nachstanden, sondern auch Putzutensilien für’s Kinderzimmer: Staubsauger, Wischeimer und das State-of-the-Art, Hightec Toy „Besen“, mit Holzstil und roten Borsten.

Bildquelle: Amazon.de

Auch in die kleinste Hand passt noch ein Staubsauger

Für Barbie gibt es inzwischen ein Päckchen auf dem „Wohnaccessoires“ steht. Bei Barbie war schon immer alles Accessoire, vom Pony bis zum Mann. Vermutlich aus berechtigter Rache hat ihr darum jemand die folgenden „Accessoires“ verpasst: Eine Handstaubsauger, eine Bürste, eine Sprühflasche mit Putzmittel und ein Raumspray. Ich weiß nicht, was nutzloser ist: Barbie oder Raumsprays.

Bildquelle: Amazon.de

Wenn du fertig bist mit putzen, mach doch bitte noch meine Steuererklärung

Endlich verstand ich meine Freundinnen. Ich war begeistert von diesen Entdeckungen im Spielwarenfachgeschäft. Bisher wollte ich eigentlich keine Kinder in meiner Wohnung, aber ich brauche dringend eine Putzkraft und nun kann ich mir eine ganze Schar von kleinen Füßen vorstellen, die mit Wischmops und Besen durch meine Küche trappelt. Und die kompakten Arbeitskräfte können scheinbar noch mehr. Zwei Regale weiter im Geschäft standen kleine pinke Locher und Aktenordner. Scheinbar outsourced man heute nicht mehr nach Indien sondern ins Kinderzimmer.

Ein Erdmännchen, das die Wärmelampe nutzt, um sich ein Steak zu grillen

Von chinesischen Horoskopen bis hin und zu Tierkreiszeichen, ich mag animalische Zuschreibungen. Mit Freude sortiere ich Menschen in Zoogehege und Heimtiergeschäftsgänge ein. Bei manchen drängt sich dies weniger auf, andere wären im Affenkäfig innerhalb von wenigen Minuten voll integriert und bekämen von den Zoobesuchern Bananen zugeworfen. Im Nachgang zu meiner ersten Lesung am vergangenen Donnerstag, erfuhr ich, wo ich in dieser Wildnis stehen würde.

Ich bin ein T-Rex-Erdmännchen. Darum versage ich auch immer bei Liegestützen… Sobald ich auf der Bühne stand und die großen, wärmespendenden Scheinwerfer auf mich gerichtet waren, streckte ich meine Brust raus, presste meine Oberarme an meinen Oberkörper und gestikulierte nur noch mit den Unterarmen und Händen. Die Show kam insgesamt dennoch gut an, oder auch grade deswegen. Man bekommt ja nicht oft ein T-Rex-Erdmännchen zu sehen, dass angetrunken aus seinem Roman liest!

Ich danke allen, die da waren, mir zuhörten und mich anschließend auf meine Verwandtschaft zu prähistorischen, fleischverfressenden Nagern aufmerksam gemacht haben von ganzem Erdmännchenherzen!

Wie das so ist, mit seltsamen Artenkreuzungen, toure ich dann demnächst weiter durch die Lande. Mein persönlicher Lesezirkus macht als nächstes Station in Düsseldorf. Wann genau ich dort mein Zelt aufstelle, ist noch nicht ganz klar. Aber ihr könnt ja schon mal eure Wärmelampen aus dem Keller holen.

Das Beweisbild. Authentisch verwackelt, wie es sich für Aufnahmen von einer zum ersten Mal gesichteten Spezies gehört.

Das Beweisbild. Authentisch verwackelt, wie es sich für Aufnahmen von einer zum ersten Mal gesichteten Spezies gehört.

Und jetzt hoch die Seiten!

Und jetzt mal alle ebook-Reader in die Luft!! Es ist Welttag des Buches! Und das müssen wir feiern, denn in drei Tagen ist der Spaß schon wieder vorbei. Dann ist nämlich Tschernobyl-Gedenktag. Zum Glück kommt danach schon bald der Tag der Arbeit, an dem man sich fern der Arbeit erholen kann. Fast jeden Tag gibt es, folgt man den „Aktionstag“-Kalendern, irgendwas zu feiern oder zu gedenken.

Im groben unterteilen sich die Tage in drei Kategorien:

  1. Anerkannte Feiertage, an denen sich alle beschweren, dass man heute nicht einkaufen gehen kann
  2. Feiertage, die durch Einsatz bunter Luftballons dazu anregen mehr einzukaufen, zum Beispiel heute das hier: SO SEIN WIE SIE
  3. Feiertage, die an eine Zeit erinnern, in der es kaum was zu kaufen gab

In Anbetracht dieser Auswahl bin ich mit dem Welttag des Buches sehr glücklich. Das bin ich aber auch mit jedem Tag, solange er kein Montag ist.

PS: Einen Welttag des Schleichwerbung gibt es auch noch nicht. Datumsvorschläge sammele ich gerne!

Andreas Kümmert ist die Katniss Everdeen der ARD!

Einer sagt Nein und alle schreien Jaaaa!! „Ich will das nicht,“ ist ein mutiger Satz. Ich habe Andreas Kümmert ein „Gefällt mir“ für seine Ablehnung einer ‚ganz tollen Chance‘ gegeben. Möglicherweise will er das eigentlich auch nicht haben und dafür würde ich ihm direkt noch ein Gefällt mir aufdrücken.

Für den Eurovision Song Contest interessierte ich mich zuletzt im berühmten lenaischen Satellitenjahr, in dem das öffentliche ESC-Gucken zu einer Art Gegen- und Gleichbewegung zum Public Fußball viewen wurde. Es war ein warmer Sommer, ich hatte nicht viel zu tun und eine Alkohltoleranzgrenze, die in einem sich positiv auswirkenden Verhältnis zu meinen Kontostand lag. Nach 2 Weinschörlchen war ich damals bereit mich der ESC Euphorie anzuschließen und so zu tun, als wäre mal wieder Karneval. In den folgenden Jahren verlor die Veranstaltung wieder ihr sommerliches Hoch und verschwand von den Biergartenbildschirmen.

Gestern Abend schmiss ich die heimische Flimmerkiste zu just dem Zeitpunkt an, an dem die Finalisten der Vorauswahl auf der Bühne standen, um den Sieger bzw. die Siegerin zu verkünden. Neben der Gewinnerin in Spe – deutlich zu erkennen am „coolen Look“ und roten Lippenstift – und den blonden Moderatorinnen in schickem Schwarz stand ein kleiner Mann mit optimierbarer Körperhaarverteilung im Kapuzenpulli. Er wirkte deplatziert; in einer Unterhaltungsshow der ARD. Also tat ich, was ich sonst nicht tue: Ich blieb dran.

Meine Unterhaltungscastingshowkenntnisse gehen gen Minusquote und so war mir nicht bewusst, dass sich Andreas Kümmert bereits in einer Produktion von ProSieben und Sat.1 gegen singende RTL-Bachelor und Topmodel-Variationen durchgesetzt hatte. Und nun auf dem Zenith Deutschen Fernsehentertainments sagt er „Ich will nicht.“ Das war das Beste, was ich seit langem im Rundfunk mitanschauen konnte. Ich wünsche mir eine Neuauflage der Hunger Games mit Andreas Kümmert in der Rolle der Katniss Everdeen! Und dann sagt er bei der Oskar-Verleihung: „Nein, lieber nicht. Nein, Danke. Ich will das Ding nicht.“ Und das wird der beste Moment internationaler Fernsehgeschichte.

Als Andreas Kümmert einfach Tschüss gesagt hat gestern Abend, war dies das dringend nötige „Sie können jetzt abschalten“ in einem Chor aus „Bleiben Sie dran!“. Man vergisst manchmal, dass diese Option auch besteht. Darum ein Ja zum Nein von mir und ein Danke an diesen wirklich guten Musiker, dessen Song ich mir eben nun zum ersten Mal überhaupt angehört habe. Ich gratuliere nicht zum ESC-Vorentscheids-Sieg, sondern zur guten Entscheidung!

Neue Vox Show „Politik Queen“ – FDP versucht mit pinken Accessoires die maximale Punkteanzahl zu holen

„Ditt hätt isch dir auch mit Paint machen können, für’n Zwanni,“ werden nicht wenige Betrachter des neuen FDP-Logos dieser Tage sagen. Denn es ist enthüllt. Und mein Nacken tut vom Kopf skeptisch nach links und rechts legen inzwischen weh. Ich weiß einfach nicht wohin die, die sich bis dato Liberale nannten, sich nun aber Freie Demokraten auf‘s wehende Fähnchen schreiben, hin wollen. Vielleicht zu Zielgruppen, die keine fremdwortartigen Begriffe mögen?  So steht nun Blindtext statt Lorem Ipsum auf der Parteirepräsentanz.

Aber bevor man meckert, muss man sich ja eigentlich fragen,

  1. was die FDP mit einem neuen Logo hätte richtig machen können und
  2. was dabei offensichtlich alles falsch lief.

Die Antworten: a) nix und b) Schulterzucken. Wir waren schließlich nicht dabei.

Sprechen wir also lieber über a) und den damit verbundenen Allglauben an die Kraft neuer Logos. Spiegel Online untertitelt „Mit der frischen Optik wollen die Liberalen 15 Monate nach dem Bundestags-Rauswurf moderner und sympathischer wirken.“

Es ist doch wunderbar anzunehmen, dass sich mit einem Rebranding einfach die verbrannte Erde unter den Teppich kehren lässt, während man im Anschluss den Bodenbelag raus reißt und austauscht. Oder ist dies das gesamtsoziale Äquivalent zur Midlife-Crisis, in der man sich unter Einsatz neuer D-Körbchen oberflächlich eine Jugendlichkeit zurückholt, die man vor 20 Jahren gar nicht hatte? So oder so, ich fürchte ein bisschen rosa Lipgloss reicht für eine neue FDP nicht aus, aber das Make-Over scheint ja erst in seinen Anfängen.

Ich bin gespannt auf die große Vorher-Nachher-Show. Die sehe ich beim mentalen Zappen bereits im Nachmittagsprogramm bei Vox. Im rosa Shopping-Queen Bus fahren die Parteivorsitzenden durch die Welt und suchen nach einem passenden Outfit zum Thema: „Modern und sympathisch – Erfinde deine politische Identität neu und sei damit der Hingucker bei der nächsten Landtagswahl“. Dazu wird Maybrit Illner  von der Seite visuell eingeschossen und kommentiert die Versuche, wie dieser Zeit Guido Maria. Und die Protagonist_innen der Show rennen hektisch umher und schreien: „Haben wir noch Zeit? Wie viel Geld haben wir noch?“

Auch bin ich höchst gespannt, wie viele Punkte die FDP mit dem Magenta Logo Accessoire holen kann und ob ihnen nach dieser Anschaffung noch genug Geld für’s Styling bleibt. Ich bleibe dran und genieße die Werbung.

Warum Google keine Kinder hat

Zu sagen „Es gibt einen neuen Trend im Internet“ ist in etwa so neuigkeitenwertig, wie zu sagen „Wenn das Licht aus ist, ist es dunkel“. Trends und das Internet gehören zusammen, wie Karneval und Pappnasen, wie Postbote und Nicht-Da-Sein, wie  Ferromagnetismus und Ising-Modell.  Und eigentlich gehört auch fest zusammen, dass ich mich Trends widersetze. Das tue ich allein aus Zeitmangel und/oder Faulheit, manchmal auch aus schierer Ignoranz.

Doch diesmal ist der Trend sooo einfach, dass selbst ich mitmache. Die Aufgabe: Googele deinen Namen und „Meme“ und poste das erste Bild, das daraufhin erscheint. Aber schon Shakespeare fragte sich, was so ein Name eigentlich ist und nutze bekanntlich, womöglich einen Künstlernamen. So spielte ich das Spiel in 3 Phasen.

Einmal mit meinem Geburtsrufnamen „Juliane“:

Well played Google, well played, fast getroffen. In Level 2 folgte mein zweiter Vorname und ich erhielt ein Bild vom Herrscher über Nordkorea. Dieses Bild werde ich, um mich vor diesem Diktator und der Nennung bei meinem zweiten Vornamen zu schützen, nicht veröffentlichen.

Beim dritten Versuch nutze ich den Namen, mit dem mich meine Freundinnen und Freunde ansprechen:

Und jetzt? Jetzt ist das Spiel auch schon vorbei. Eigentlich blöd, oder? Bob Kim Motherfucker wäre doch ein Name, der erhalten bleiben sollte. Bob Kim Motherfucker klingt nach der nächsten Generation von Finns und Noels! Ich fühle mich gleich viel cooler. Danke Internet, danke dafür. Das habe ich heute auch gebraucht.

Was Frauen wollen – Annäherungen über das Ausschlussverfahren

Statt Dates sammelt Pick-Up-Artist Julien Blanc grade Einreiseverbote; weil er ein Oberarschloch ist und gewalttätig. Derweil muss sich Massenmörder Charles Manson zwischen personalisierten Servietten und Tischkarten entscheiden. Seine Hochzeit mit einer attraktiven, jungen Frau, hat Onkelmaike dazu bewegt, über die Gründe nachzudenken und zu schreiben, die zu so einer Zusammenkunft führen und sieht vor allen die Unverfügbarkeit als entscheidendes Kriterium.

Ich frage mich, durch diese Häufung der Fälle motiviert, ob wir grade gesamtgesellschaftlich die nächste Stufe von „Frauen wollen Arschlöcher“ erreichen. Nehmen wir uns dazu die These als solche vor: „Frauen wollen Arschlöcher.“ Ich bin eine Frau und als Teilnehmerin am sozialen Alltag häufiger als es mir lieb ist, umgeben von Arschlöchern (, die sich mir in beiden Geschlechtern präsentieren. Ich spreche von beiden Geschlechtern, weil ich glaube, dass man nicht Frau und Mann und Arschloch zugleich sein kann. Bei der unmöglichen Dreifaltigkeit muss also ein Geschlecht wegfallen oder das Arschlochsein, sonst geht die Rechnung nicht auf. Das ist Mathematik, das könnt ihr gerne nachrechnen. Wenn ihr nicht auf das gleiche Ergebnis kommt, hab ihr was falsch gemacht.)

Kommen wir zurück zur Problemstellung. Als Frau komme ich also fast täglich in Kontakt mit Arschlöchern und kann darum empirisch belegen, das ich mich zu diesen Personen nicht hingezogen fühle. Nicht einmal, wenn sie gut aussehen, obwohl ich mir wirklich Mühe gebe oberflächlich zu sein. Mich regen derartige Begegnungen nur dazu an, mich zu Hause einsperren zu wollen und der kalten, gemeinen Welt den Rücken zuzukehren. Man könnte nun die Vermutung aufstellen, ich sei eine Ausnahme. Ähm, nö. Ich bin durchschnittlich alt für eine Frau meines Alters, durchschnittlich groß für eine Frau meiner Größe und darum auch durchschnittlich hingezogen zu Arschlöchern. Das ist absolut repräsentativ.

Woher kommt aber dann dieses Vorurteil mit dem wir hier zu kämpfen haben? Vielleicht selbst vom Objekt im Satz, dass diese Lüge propagierte, bis sie zur unhinterfragten Redewendung wurde, so wie die Sache mit dem Teller aufessen. All jenen, die ihr diesem Scherz aufgesessen seid: Eure Essgewohnheiten haben keinen Einfluss auf das Wetter. Im Stille-Post-Modus wurde aus einem dummen Spruch ein noch dümmerer. Eigentlich hat man früher angeblich nur gesagt, dass es morgen wieder was Schönes gibt, wenn man aufisst und wenn nicht, dann eben nicht, dann gibt’s das selben eben nochmal, aufgewärmt – was ja eigentlich widerlegt, dass das heutige schön war, wenn man es aufgewärmt nicht nochmal essen will… aber Logik ist ein anderes Thema.

Was könnte also eigentlich hinter dem Ausspruch gestanden haben? Was könnten Frauen eigentlich wollen? Welches tatsächliche Thema liegt dieser Verwechslung zu Grunde? Hat sich da auch jemand nicht dialektfrei ausgedrückt und sagte eigentlich: Frauen wollen antike Schlösser? War das so? Ich würde eins nehmen. In Südfrankreich gerne, oder sonst irgendwo, wo es warm ist. Nicht Neuschwanenstein. Das ist zu kitschig und ich bin nicht gerne auf Fotos.

Aber denken wir noch einen Absatz länger darüber nach. Schauen wir nochmals auf das Subjekt im Satz, auf mich. Man sagt meiner Spezies ja gerne nach, dass wir unsicher in Bezug auf unser eigenes Verlangen zu sein haben. Dann ist es natürlich ein freundliches entgegenkommen, wenn man uns sagt, dass Frauen Arschlöcher wollen. Demnach ist das ganze  nur ein Angebot, das ich gerne mit „Nein, danke“ ausschlage.

Warum Online-Shopping tot ist

… oder es zumindest mal jemand zur Strecke bringen sollte! Dies ist keine Drohung, sondern eine Bestellung!

Die Weihnachtsmärkte haben noch nicht eröffnet und mein Fest ist schon ruiniert. Darum mache ich mir grade selber Glühwein, als Wärmequelle nutze ich dafür meine flammende Wut. Denn es war einmal eine naive Immerabgelenkt, die sich dachte: „Dieses Jahr bin ich mal früh dran mit den Geschenken.“ und fleißig im Internet zusammensuchte, womit sie glaube ihrem Liebsten eine Freude machen zu können. Klick und angucken. Klick und in den Warenkorb legen. Klick und nochmal vergleichen. Klick und nochwas in den Warenkorb, weil sich mehr Geld ausgeben besser anfüllt als Versandkosten zahlen. Klick und die Bestellung ist abgesendet. Und ich dachte wirklich, nun sei alles gut. Aber nein, diese wahre Weihnachtsgeschichte hat kein Happy End.

Der Grinch hat einen neuen Namen: Re-targeting. Als nur Stunden nach meinem grandiosen Zeitsieg gegen den Adventsstress der Beschenkte das „Device“ nutze, das wir, ganz digital nativistisch „sharen“ (liebe Frauen, die ihr denkt eine gemeinsame Wohnung sei eine große Sache in einer Beziehung, lasst mich euch sagen: Wahre Liebe ist, wenn man von „unserer“ Browserhistorie spricht.), sah er, was ich gekauft hatte, eingeblendet auf jeder einzelnen Seite, die er besuchte und sogar in allen Apps. Hätte ich die Historie nach der Bestellung gelöscht, hätte das auch nichts gebracht. Denn Re-Targeting ist fieser, viel, viel fieser. Re-Targeting bedeutet, dass ein Ziel immer und immer wieder beschossen wird, auch wenn es längst am Boden liegt und ausblutet. Geschossen wird mit der schlimmsten aller Munitionen: Werbung. Und dabei geht das Marketing dahinter so unerbittlich vor, wie die IS. Geheimnisse müssen der Möglichkeit auf mehr Umsatz weichen. In Zukunft wird Weihnachten nicht mehr daraus bestehen, dass wir Kekse backen, sondern Cookies löschen.

Nun könnte man meinen die Technologie hat es nicht so gemeint. Sie konnte ja nichts dafür. Doch kann sie. Sie ist ein fieses Miststück, ein Arschloch, eine dreckige, miese ***************************************************************************************************************************************************************************************************/ZENSIERT. Diese These habe ich experimentell erforscht. Ich hab nämlich einige Tage nach dieser Tragödie, Verlauf und Cookies entfernt und begonnen mir im Internet Dinge genau anzusehen, die ICH mir wünsche. Ich hielt das für ziemlich clever. Doch die Maschinen haben mich durchschaut. Statt Einblendungen des Sportwagens, den ich so gerne hätte, bekommen wir jetzt Empfehlungen für günstige Kredite….

Ein Klugscheißer ist Re-Targeting also auch noch. Wenn das mit Weihnachten also noch was werden soll, muss ich echt raus gehen, in die Innenstadt. Igitt. Nicht mehr heute. Nicht bevor die Glühweinbuden öffnen.

Aufruf zur Ehrlichkeit oder Wenn Schildkröten vögeln

Aktualisiert: Jetzt mit Beweisvideo! Weil, was nicht auf Youtube ist, ist nicht passiert! 

Fast täglich entdecke ich neuen Handlungsbedarf, um unsere Gesellschaft vor selbst herbeigeführten Katastrophen zu bewahren. Wollte ich all dem nachzukommen, was im Argen liegt, ich müsste noch öfter mein Berufsfeld wechseln, als ich es sowieso schon tue. Auf meiner neusten Visitenkarte stände: Hobby-Pädagogin. Wobei ich mich weniger auf die Kinder als viel mehr auf die Erwachsenenerziehung spezialisieren möchte. Echt mal liebe Eltern, hört auf den Blagen so einen Scheiß zu erzählen!

Mir ist bewusst, dass man die Kleinen, denen als Verkörperungen von Jugend symbolisch Unschuld und Naivität zugeschrieben werden, so lange vor der Realität der Welt behüten möchte, aber euer Bullshit ist dafür kein Mittel. So hörte ich erst gestern nahe eines Pferdestalles folgenden Dialog:

Kind: „Ihhh, hier stinkt es!“

Mutter: „Ja, das ist weil die Pferde sich nicht den Popo abwischen.“

Was soll aus diesem Kind mal werden? Wird es später einmal Toilettenpapier für Pferde erfinden und Huftieren Daumen an züchten?

Auffällig ist, dass Mütter und Väter dann beginnen zu lügen, wenn es in die niederen Regionen der Anatomie geht. Nur wenige Tage vor dem Pferde-Erlebnis, stolperte ich in einen Schildkrötenzoo inkl. Schildkrötenzüchtungsinstitut. Diese Pflicht nahmen die Tiere sehr ernst. Ich hatte einen langweiligen Spaziergang erwartet mit gelegentlichem Betrachten unterschiedlicher Exemplare, die in der Sonne liegen. Meine Vorurteile gegenüber Schildkröten wurden den Tieren nicht gerecht. Tatsächlich wurde in fast jedem der hübsch gestalteten Gehege aufs Heftigste gepoppt. Und das nicht immer nur zu zweit. Und das nicht leise! So eine vögelnde Schildkröte möchte man nicht zum Nachbarn haben!

Diesem animalischen Treiben sah nun nicht nur ich zu, sondern auch eine Kleinfamilie mit einem Mädchen um die 7-8 Jahre. Während die junge Dame dem Spektakel kritisch zusah und in ihrem Gehirn nach möglichen Erklärungen für das Verhalten der Tiere suchte, erläuterte die Mutter bereits: „Die oberen Schildkröte ist so müde und will sich von der unteren tragen lassen. Deswegen stöhnen die auch so.“ Als ob, liebe Mutter. Der Vater hielt das Geschehen derweil begeistert mit der Kamera fest.

Auf die zu den Geräuschen gehörenden Stoßbewegungen gingen sie nicht ein, aber am nächsten Gehege hörte ich sie ihre Lüge wiederholen: „Guck mal, die sind auch gaaaanz müde.“ Die Schildkröten wurden aber überhaupt nicht müde. Kaum fertig mit einer Partnerin sprangen sie prompt auf die nächste, auch zu mehreren. Beeindruckende Ausdauer für jemanden, der nur ein paar Blättchen Salat zum Frühstück hatte.

Vielleicht reagiere ich auch so erzürnt auf diese Märchen, weil ich mich erinnere, wie ich selbst als Kind meiner Mutter auf den Leim ging. Auch dies war eine Pferdegeschichte. Wir standen am Zaun einer Koppel und sahen einem Hengst zu, den unsere Anwesenheit oder einfach nur seine eigene Phantasie ganz offensichtlich erregte. Statt zu erklären, dass die körperliche Erweiterung, die da unter dem Bauch des Pferdes sichtbar wurde, ein Indikator für das Geschlecht des Pferdes war, log meine Mama: „Das Pferd bekommt grade ein Baby.“ Wäre ein anderes weibliches Exemplar des Tieres anwesend gewesen, hätte das langfristig so passieren können. Auch dann wäre aber die Formulierung „machen ein Baby“ besser gewesen. So aber dachte ich meine Kindheit über Pferdebabys sehen aus wie Penisse. Man sollte Kindern nicht so einen Scheiß erzählen. Und wenn man es schon nicht aussprechen kann, dann kann man es wenigstens zugeben. Was soll denn sonst aus diesen Menschen werden? Die Schildkröten waren nicht müde! Aber sie hätten gerne eine Zigarette für danach gehabt!

Gut tun, gut aussehen und gut Gemeintes…

Zusammen mit Onkel Maike werde ich demnächst einen Sonntag lang Gutes tun. Naja, vermutlich keinen ganzen Sonntag. Erstmal werde ich ausschlafen, weil ich beim Gutes tun auch gut aussehen will, und dann machen wir das auch nur so lange bis unsere Wohltätigkeit alle ist. Ich rechne so mit 3-4 Stunden. Am Tag des Guten Lebens werden wir Cocktails und Cupcakes verschenken. Die Cupcakes werden natürlich glutenfrei sein und vielleicht mit schwarzem oder grünen Tee, weil ich glaube, dass das sehr gut bei der vorhanden Zielgruppe in meinem Veedel ankommt und ich die billigen Trockenkörner  aus meinen Regalen raus haben will, seit ich in den Genuss von überteuertem Qualitätstee gekommen bin.

Auf die Cocktails haben wir uns noch nicht geeignet. Dazu muss man sagen, dass Onkel Maike wesentlich ideologischer an die Wohltätigkeit ran geht als ich. Sie möchten den Menschen, die an unserem Stand vorbeikommen, wirklich etwas Gutes tun. Darum mag ich sie so gerne und werde vermutlich am Tag des Guten Lebens komplett davon abgelenkt sein ihr bei ihrem putzigen Gutsein zuzugucken, wie einem Waschbären, der seine Nahrung wäscht bevor er sie frisst. Soooo süß!!!! 

Bis es soweit ist, diskutieren wir darüber, welches Getränk man der Nachbarschaft vorsetzen sollte. Unlängst hat ihre Recherche ergeben, dass der Aperol antiquiert und Sirup-Schaum-Getränke wie Hugo, Helga und Inge genau den Zahn(-schmelz) der Zeit treffen. Sollten wir einfach Copy-Pasten oder uns was Eigenes ausdenken? Unsere Analyse der Trendgetränke hat ergeben: Sekt und Soda ist eine beliebte Basis. Da muss dann irgendwas aus dem Kühl- oder Küchenschrank reingekippt werden und wenn noch was im Glas schwimmt ist es perfekt.

Im Gespräch sind darum grade die Kreationen Whiskey-Sauerkraut und der Caipiranhia mit bezahntem Fisch im Glas. Auch einen Zucchini-Bellinie könnte ich mir für die Veganer_innen vorstellen. Oder doch lieber herzhaft ein Cogn-Hack? 

Astralarbeitskraft aka Wenn man nicht merkt, dass man tot ist und einfach weiterarbeitet

Ein tragischer Unfall hat sich in meiner Arbeitswelt ereignet und ich war das Unfallopfer. Das war so dramatisch, wie es sich anhört. Ich wurde gestern einfach (aus-)gelöscht. Bisher habe ich mir das in der Form vorgestellt, dass mich der (Geistes-)Blitz trifft oder ein abstürzendes Ufo. Orks und Zombies kamen in meinen Auslöschalbträumen auch schon vor, aber wenn ich die Wahl hätte, wäre mir irgendwas ohne Zähne lieber. Glücklicherweise war ich nur digital tot und bin schon heute wiederauferstanden. Da war unsere Technikabteilung flotter als der Gottvater. Was genau passiert war? Ich schildere die Ereignisse:

Ich, Projektmanagerin im Marketing, 29 Jahre, kam gegen 8Uhr ins Büro, machte das Fenster auf und meinem Computer an. Für einige Stunden arbeitete ich so vor mich hin, öffnete Dateien, schloss Dateien, schrieb hier was hin, setzte da ein Bild ein und marketingelte so vor mich hin.

Die Geschichte wird erst wirklich spannend, wenn man nun erfährt, was zur selben Zeit anderenorts passierte. In der IT-Abteilung kam ebenfalls jemand ins Büro, öffnete vielleicht auch das Fenster, schaltete auf jeden Fall seinen Computer an, öffnete Tabs und schrieb Emails und IT-lerte so vor sich hin. Irgendwann stolperte er über eine Nachricht, die liebe Frau Ungänz doch bitte zu löschen, weil sie nicht mehr in einer genannten Abteilung beschäftigt ist. (Anmerkung dazu: Ich habe vor einigen Wochen die Abteilung gewechselt. Ich bin noch im selben Unternehmen, aber in einer anderen Abteilung, aber mit demselben Namen, in meinen Benutzerdaten… ich hab ja nur gewechselt und nicht geheiratet.) Der pflichtbewusste IT-Mensch kam also dem Wunsch nach und löschte mich. Zurück zu meinem Büro: Mein PC fährt sich fest, ich starte neu und kann mich nicht mehr einloggen. „Benutzername oder Kennwort unbekannt“ hat in etwa den selben Informationswert wie der Karnevalsausruf „Helau“. Ja hallo, ja nö, ja super, ja dann geh doch mal einer ans Telefon, ja dann leck mich doch, ja dann geh ich eben heim!

Meinen Kollegen wurde dann auf digitaler Nachfragen gesagt, man habe mich gelöscht, weil ihr mitgeteilt wurde „Frau Ungänz ist von uns gegangen.“ Holy Shit. Ich dachte nur ich käme nicht mehr an meinen Computer. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich gestorben war! Und alle meine Kollegen und Freunde haben die Fähigkeit des kleinen Jungen aus the Sixth Sense. Ich bin von lauter übernatürlicher Kompetenz umgeben! Und diese Helden mit Superkräften haben nichts besseres mit ihrem Leben anzufangen als Büroarbeit? Wir brauchen hier mehr Hollywood!

Aber später, noch bewältige ich mein Ableben. Der Schock sitzt noch jetzt tief, selbst nach meiner digitalen Reinkarnation. Und so viele Fragen sind ungeklärt: Muss sich ein Poltergeist an Arbeitszeiten halten? Welchen Anspruch auf Urlaub haben die Toten und zählt das als Behinderung? Kriege ich zu Halloween ein Extra-Weihnachtsgeld? Und ab wann darf ich dann in Rente?

Vielleicht sollte ich meinen Arbeitsbereich zu „Mysthic Marketing“ umbenennen. Die Learnings dieser Experience für die Nachwelt: Astralstatus geht auch ohne Astralkörper, also nicht zu viel Stress in die Bikinifigur investieren. Und: Ich brauche schon wieder neue Visitenkarten…

IMMERANTWORTEN eBook exklusive Leseprobe, die so exklusiv ist, dass sie nicht im Buch ist

Es ist so typisch! Kaum hat man ein Immerantworten-eBook erstellt – ein ganzes Buch, das sich seltsamen Suchbegriffen widmet, mit denen seltsame Menschen seltsames Zeugs im Internet zu finden hoffen, dann aber hier landen und das vermutlich total seltsam finden – da wird der Bedarf an meiner Immerantworten-Sprechstunde nicht kleiner, sondern nur größer! Was habe ich nur getan!! Habe ich statt dem Heilmittel das Monster erschaffen? Schon wieder? Typisch. Mannmannmann … echt typisch. Aber gut, quasi als Vorgeschmack auf das eBook hier eine Sondersprechstunde von Immerantworten. Wer will heute was, das es auf meinem Blog eigentlich gar nicht gibt? Na, wer will zu erst? Du da, setz dich, leg deine Googlesuchperversionen auf den Tisch und lass mich das, mal genauer ansehen.

 

„penis schwillt in scheide stark an“ – Und weil dir das vorher noch nie passiert ist, denkst du jetzt, das sei gesundheitsgefährdend und wolltest mal kurz googlen, ob du Krebs haben könntest? Ich vermute es ist kein Krebs. Anschwellende Penise werden von Penisträgern in der Regel positiv statt pathologisch gesehen. Pack ihn wieder ein und geh weiter spielen.

 

„leseprobe hardcore porno“ – Dies hier ist eine Leseprobe eines hardcore Buches. Das Wort Porno fällt daran auch ab und zu. Kauf dir mein eBook: Immerantworten. Hier bitte der Link.

 

„internet suchabhängig“ – Kinder, jetzt versteh ich es. Ihr seid direkt wegen des Buches her gekommen! Achso!! Ja, dann bitte auch das vorne durch die Tür zu Amazon. Nein, ich hab hier keine Exemplare. Zu viel Arbeit. Ich bin mit dem Immerantworten schon völlig überlastet und mit dem Arbeiten, und dem Bloggen, und Twittern und dem anderen Bücher schreiben, und andere Projekte machen, Leute treffen und der aktuellen Umzugssituation und dem Katzenbildergucken im Internet…

 

„was tun wenn man sich ständig ablenkt“ – Ertappt. Ja, vielleicht müsste ich mich mal wieder ein bisschen strukturieren. Oder Urlaub machen. Aber wenn ich jetzt dran denke Urlaub zu machen, dann lenke ich mich vom Arbeiten nicht nur mit Katzenbildern, sondern auch mit Urlaubsbildern ab. Und an allen anderen Ecken der Welt ist es soooo schön. Sagt zumindest das Internet. Aber das hat schließlich Recht. Immer! Da, also im Internet, steht übrigens auch, dass mein eBook ganz toll ist. Da direkt auf der Amazon-Seite steht das. Unter meinem Buch. Bei den Rezensionen.

 

Wisst ihr was, wenn ihr sowieso nur alle wegen des Buches hier seid, geht doch zu Amazon und schmökert da weiter. Ich komm auch nach. Bin gleich da. Ich räum hier noch schnell auf und dann treffen wir uns im Kindle-eBook-Store! Bis gleich!

Unbezahlbar

Es bringt bestimmt Unglück, wenn man sich die Rezensionen für das eigene Buch auf Amazon durchliest, aber bis zu den Rezensionen bin ich gar nicht gekommen. Knapp über den Details zu den Sternchen fielen mir nämlich die Tag-Vorschläge von Amazon auf.

Überteuert? Ja zugegeben, ein normales Taschenbuch ist günstiger. ABER, erstens macht Bod.de den Preis fest und Druck auf Nachfrage ist nun einmal teuer. Jedes Exemplar von „Beziehungsstatus: Verliebt in facebook“ ist quasi ne Sonderanfertigung! Ha! Und außerdem sagen die RezensentInnen, dass es sowieso kein „normales“ Buch sei. Passt also alles. Viel mehr, als die normative Einordnung meines Unterhaltungs-Satire-Sach-Erklärbuch-Roman-Geschichtchens, interessierte mich aber WAS noch das Siegel überteuert erhielt. Und Leute, ich bin ich GUTER Gesellschaft!

In einer Reihe mit Star Trek und kitschigen Harry Potter Sammlerstücken aufgeführt zu werden ist besser als jede Bestsellerliste! Ich neben Picard und Dumbledore! Und ne Pulle Wein steht auch in Reichweite. Was will man mehr? „Das was wir hinterlassen, ist nicht so wichtig wie die Art, wie wir gelebt haben, denn letzlich sind wir alle sterblich.“ Genau Jean Luc! Also zauber mal drei Gläser Herr Dumbledore!

Ein schönes Wochenende mit viel guter Lektüre!