Hiergeblieben statt weggerannt

Ich habe geheiratet. Vermutlich kann man das gar nicht so sagen, weil eine Hochzeit ja immer ein wir impliziert. Aber ich bin die, die jetzt einen neuen Namen hat und all ihre Dokumente ändern lassen muss. Damit fühlt sich die Ehe erst einmal an, wie die Aufnahme ins Zeugenschutzprogramm. Und so wie ich in den letzten Monaten digital untergetaucht bin, wäre mir das sogar ein bisschen recht gewesen.

 

2016 habe ich kaum gebloggt. Das lag zum einen daran, dass Dinge passiert sind, die ich verdrängen wollte und über die ich darum hier nicht schrieb. Solange es nicht im Internet steht, ist es schließlich nicht wahr, oder? So sagt man doch.

 

Zum anderen haben sich Persönchen unter meine Blogleserschaft geschlichen, mit denen ich weder hier noch anderswo kommunizieren will. Es ist der Typ Mensch, der einem früher mal mit Gehhilfe und grauem Haar an der Ampel begegnet ist und das Leben mit Hinweisen wie „Der Rock ist aber viel zu kurz, junge Dame,“ bereicherte. Darauf wollte ich dann antworten: „Ja, in ihrem Alter würde ich sowas auch nicht mehr tragen!“ Aber dann bekämen die Herrschaften womöglich einen Herzinfarkt und ich müsste Gutmensch, die ich bin, warten bis der Krankenwagen eintrifft. Ich vermied die unerwünschte Gesellschaft lieber durch flottes Weiterlaufen.

 

Und ganz ähnlich habe ich in den letzten Monaten darüber nachgedacht auch hier weiterzuwandern, zu einem neuen Blog, mit einem neuen Namen, in ein virtuelles Zeugenschutzprogramm. Aber jetzt merke ich, wie fast unmöglich es schon ist, allein eine neue Gmail-Adresse ohne die Verwendung von mindestens 5 Sonderzeichen einzurichten. Darum bleibt immerabgelenkt mein Zuhause, meine Röcke kurz und meine Blogposts manchmal zu lang. Aber einen Rat habe ich für die unlieben LeserInnen: Wenn euch nicht gefällt, was ihr hier lest oder in meinen Büchern steht, dann lauft doch weiter. Ist egal, ob die Ampel noch rot ist.“

 

Das ist keine Kinderarbeit, die spielen nur

In meinem Umfeld tauchen immer mehr neue Menschen auf. Menschen, die vorher nicht da waren und in mein Leben treten, indem sie aus anderen Menschen gepresst werden. Einige werden auch rausgeschnitten. Meine Verstörung über diesen Prozess überspiele ich mit Gratulationen und Geschenken. Das bringt mich dazu neue Einkaufswelten zu betreten. Ich sage neu, denn die heutigen Spielwarengeschäfte haben nichts mit den Kleinstadt-Lädchen zu tun, in denen ich als Kind meine kleinen, schmutzigen Fäuste auf den dreckigen Fliesenboden schlug, während ich bitterlich weinte, weil ich sich die Türen des Spielzeugporsches nicht öffnen ließen. Ich war in großer Trauer darüber, dass die Spielzeugporsche-Entwickler so dumm waren. So konnte doch niemand einsteigen!

Putzen statt im Dreck toben

Als ich vor einigen Tagen in einem Spielzeuggeschäft war, kam ich gar nicht bis in die Automobilabteilung. Fasziniert blieb ich vor dem mir bisher unbekannten Haushaltswaren-Spielwaren-Regal stehen. In dem als „Mädchenwelt“ beschilderten Bereich standen nicht nur Küchen, die denen bei IKEA in Ausstattung und Preis in nichts nachstanden, sondern auch Putzutensilien für’s Kinderzimmer: Staubsauger, Wischeimer und das State-of-the-Art, Hightec Toy „Besen“, mit Holzstil und roten Borsten.

Bildquelle: Amazon.de

Auch in die kleinste Hand passt noch ein Staubsauger

Für Barbie gibt es inzwischen ein Päckchen auf dem „Wohnaccessoires“ steht. Bei Barbie war schon immer alles Accessoire, vom Pony bis zum Mann. Vermutlich aus berechtigter Rache hat ihr darum jemand die folgenden „Accessoires“ verpasst: Eine Handstaubsauger, eine Bürste, eine Sprühflasche mit Putzmittel und ein Raumspray. Ich weiß nicht, was nutzloser ist: Barbie oder Raumsprays.

Bildquelle: Amazon.de

Wenn du fertig bist mit putzen, mach doch bitte noch meine Steuererklärung

Endlich verstand ich meine Freundinnen. Ich war begeistert von diesen Entdeckungen im Spielwarenfachgeschäft. Bisher wollte ich eigentlich keine Kinder in meiner Wohnung, aber ich brauche dringend eine Putzkraft und nun kann ich mir eine ganze Schar von kleinen Füßen vorstellen, die mit Wischmops und Besen durch meine Küche trappelt. Und die kompakten Arbeitskräfte können scheinbar noch mehr. Zwei Regale weiter im Geschäft standen kleine pinke Locher und Aktenordner. Scheinbar outsourced man heute nicht mehr nach Indien sondern ins Kinderzimmer.

Mehr als versetzungsgefährdet. 2014 ist durchgefallen.

Wir befinden uns in der besten Zeit des Jahres, in der Zeit der Zusammenfassungen. Wer die letzten 363 Tage verschlafen hat, braucht nur jetzt aufzuwachen und für die verbleibenden 36 Stunden eine beliebige Zeitung runterzuscrollen oder TV-Sendung livezustreamen, um im großen 2014-Rückblick mit mindestens 3+ zu bestehen. Während das Jahr ausläuft, wie ein kaputter Jogurtbecher in einem Fünftklässlerrucksack, schauen alle weiter auf die Bildschirme, in denen die Ereignisse bereits vor Tagen, Wochen und Monaten in Echtzeit an ihnen unbemerkt vorübertickerten. Das meiste konnten wir nicht fassen, als es passierte und auch jetzt landet alles nur kurz im mentalen Zwischenspeicher.

Meine persönliche Speicherplatte ist so voll, wie ich in der Neujahrsnacht zu sein plane. Dabei plagt mich eine Eigenheit: Ich kann nichts vergessen. Verdrängen geht super, aber vergessen so gar nicht. Das war früher super, um auch ohne die Zusammenfassung nochmal zu lesen eine 1- zu bekommen, aber heute ist es eher lästig. Denn ein Erwachsener Mensch unserer Zeit braucht sich nichts zu merken. Er/Sie hat für alles eine App oder eine andere technische oder humane Assistenz. Man müsste sich eigentlich mit nichts mehr langfristig beschäftigen, sondern könnte einfach alles ungespeichert verwenden und vernichten.

Mein Kopf stammt aber aus anderen Zeiten und passt sich nicht an. Ich erinnere mich an viel mehr als die meisten Menschen und viel mehr, als notwendig oder sinnvoll oder gut für mich ist. Fragt man mich, wo ich am 14. Oktober um 9.45Uhr war, kann ich darauf ohne zu überlegen antworten. Ich erinnere mich daran, wo ich war, mit wem ich wo war, was ich an hatte, was ich gesagt habe, was andere Menschen gesagt haben, und wie sie es gesagt haben und wie wütend ich war, als ich mit der sexistischen Kackaussage konfrontiert wurde: „Ich habe nichts gegen Frauen.“

Und so erinnere ich mich an jedes einzelne Arschloch, das mir 2014 einer meiner bisherigen 363 Tage vermiest hat. Entgegen der Behauptung im Rückspiegel lässt die Nostalgie die Karambolagen des letzten Jahres weniger blutig wirken, läuft hier in meinem Fall nur immer der gleiche Horrorfilm. Das Murmeltier grüßt mich jedes Mal, mit derselben unretouchierten Realität, wenn ich an zurückliegendes denke.

Zu meinem Glück gab es auch viele erfreuliche Tage 2014, aber ich freue mich doch sehr darüber, dieses Jahr nun zu den Akten legen zu können. Adieu 2014, du hast dich sehr bemüht, aber alles in allem waren deine Leistungen nicht ausreichend und so wird das nichts mit der Versetzung ins nächste Jahr. Am besten du räumst schon mal deinen Platz und wisch doch bitte, wenn du gehst, noch die Schweinerei weg, die du hinterlassen hast.

Was Frauen wollen – Annäherungen über das Ausschlussverfahren

Statt Dates sammelt Pick-Up-Artist Julien Blanc grade Einreiseverbote; weil er ein Oberarschloch ist und gewalttätig. Derweil muss sich Massenmörder Charles Manson zwischen personalisierten Servietten und Tischkarten entscheiden. Seine Hochzeit mit einer attraktiven, jungen Frau, hat Onkelmaike dazu bewegt, über die Gründe nachzudenken und zu schreiben, die zu so einer Zusammenkunft führen und sieht vor allen die Unverfügbarkeit als entscheidendes Kriterium.

Ich frage mich, durch diese Häufung der Fälle motiviert, ob wir grade gesamtgesellschaftlich die nächste Stufe von „Frauen wollen Arschlöcher“ erreichen. Nehmen wir uns dazu die These als solche vor: „Frauen wollen Arschlöcher.“ Ich bin eine Frau und als Teilnehmerin am sozialen Alltag häufiger als es mir lieb ist, umgeben von Arschlöchern (, die sich mir in beiden Geschlechtern präsentieren. Ich spreche von beiden Geschlechtern, weil ich glaube, dass man nicht Frau und Mann und Arschloch zugleich sein kann. Bei der unmöglichen Dreifaltigkeit muss also ein Geschlecht wegfallen oder das Arschlochsein, sonst geht die Rechnung nicht auf. Das ist Mathematik, das könnt ihr gerne nachrechnen. Wenn ihr nicht auf das gleiche Ergebnis kommt, hab ihr was falsch gemacht.)

Kommen wir zurück zur Problemstellung. Als Frau komme ich also fast täglich in Kontakt mit Arschlöchern und kann darum empirisch belegen, das ich mich zu diesen Personen nicht hingezogen fühle. Nicht einmal, wenn sie gut aussehen, obwohl ich mir wirklich Mühe gebe oberflächlich zu sein. Mich regen derartige Begegnungen nur dazu an, mich zu Hause einsperren zu wollen und der kalten, gemeinen Welt den Rücken zuzukehren. Man könnte nun die Vermutung aufstellen, ich sei eine Ausnahme. Ähm, nö. Ich bin durchschnittlich alt für eine Frau meines Alters, durchschnittlich groß für eine Frau meiner Größe und darum auch durchschnittlich hingezogen zu Arschlöchern. Das ist absolut repräsentativ.

Woher kommt aber dann dieses Vorurteil mit dem wir hier zu kämpfen haben? Vielleicht selbst vom Objekt im Satz, dass diese Lüge propagierte, bis sie zur unhinterfragten Redewendung wurde, so wie die Sache mit dem Teller aufessen. All jenen, die ihr diesem Scherz aufgesessen seid: Eure Essgewohnheiten haben keinen Einfluss auf das Wetter. Im Stille-Post-Modus wurde aus einem dummen Spruch ein noch dümmerer. Eigentlich hat man früher angeblich nur gesagt, dass es morgen wieder was Schönes gibt, wenn man aufisst und wenn nicht, dann eben nicht, dann gibt’s das selben eben nochmal, aufgewärmt – was ja eigentlich widerlegt, dass das heutige schön war, wenn man es aufgewärmt nicht nochmal essen will… aber Logik ist ein anderes Thema.

Was könnte also eigentlich hinter dem Ausspruch gestanden haben? Was könnten Frauen eigentlich wollen? Welches tatsächliche Thema liegt dieser Verwechslung zu Grunde? Hat sich da auch jemand nicht dialektfrei ausgedrückt und sagte eigentlich: Frauen wollen antike Schlösser? War das so? Ich würde eins nehmen. In Südfrankreich gerne, oder sonst irgendwo, wo es warm ist. Nicht Neuschwanenstein. Das ist zu kitschig und ich bin nicht gerne auf Fotos.

Aber denken wir noch einen Absatz länger darüber nach. Schauen wir nochmals auf das Subjekt im Satz, auf mich. Man sagt meiner Spezies ja gerne nach, dass wir unsicher in Bezug auf unser eigenes Verlangen zu sein haben. Dann ist es natürlich ein freundliches entgegenkommen, wenn man uns sagt, dass Frauen Arschlöcher wollen. Demnach ist das ganze  nur ein Angebot, das ich gerne mit „Nein, danke“ ausschlage.

Ich bin doch keine Weltuntergangswohlfahrtsgesellschaft!

Kinder, der Weltuntergang wird leider abgesagt. Warum? Weil ihr ein faules Pack seid (!!); mit Ausnahmen, aber von diesen Ausnahmen fühlen sich ja doch nur die angesprochen, die eigentlich beschuldigt sind! Knapp 1000 Besucher haben sich auf immerabgelenkt.de seit meiner Doodle-Anfrage für eine Apokalypse eingefunden und nur 16 Leute haben sich die Mühe gemacht, das Ganze mal mit ihrem Kalender abzugleichen und sich einzutragen. Und wer weiß, wie viele von dieser kleinen Truppe dann bereit sind aktiv mitzuarbeiten.  Aus Erfahrung schätze ich: Keine 10 Prozent und von denen werden kurz vorher nochmal 0,6 Personen krank und zum Schluss muss ich doch wieder alles ganz ganz alleine machen! Und was hat denn der Rest von euch vor? Mit dem Handy rumstehen und Fotos schießen?

Das ist nicht mal eben ein Picknick, so eine weltweites Ende! Da gibt’s es Verordnungen und Richtlinien, die man einhalten muss, Kosten, die man verteilen muss, Reiter, die man buchen muss und die nicht billig sind, Cupcakes, die man backen muss und die thematisch passend sein sollten, Eis für die Kaltgetränke und Extrazeugs für Allergiker_innen und lauter Menschen die man anrufen muss und Hinweisschilder, die ich verliehen habe und nun weiß ich nicht mehr, wer sie hatte. Und darum gibt es keine Apokalypse! „Wenn ihr weiter so tut, als wäre nichts, dann wird auch nichts!“  meine Omma hatte ganz recht…

Sparsamkeit statt Spannung bitte

Obwohl ich selbst immer wieder normwidrig mit unseren schönen Sprache und ihrer Zeichensetzung umgehe, übe ich gerne Kritik an der Verwendung bestimmter Begriffe, Idiome und der Verwendung meines Vornames am Anfang einer Aufforderung ohne vorgestellte verfreundschaftelnde Begrüßung. Die Bezeichnung für ein derartiges Handeln darf man übrigens ganz Definitionsgerecht als Doppelmoral benennen. Im Moment umschwirrt meine Ohren wieder ein Wort, das ich so häufig bar jedes Kontextes vernehmen muss, dass ich beginne es auch ganz kontextfrei als Füllwort in meine Sätze integrieren. „Spannend“ ist nicht erst seit kurzem en vogue. Doch zur Zeit hat dieses Wort eine verbale Reproduktionrate  in meinem beruflichen Umfeld, an die nicht mal Kaninchen im Kölner Grüngürtel  ran reichen.

Immer häufiger ertappe ich mich dabei, wie ich Dinge mit dem Adjektiv beschreibe, die jeglicher Spannung von Natur aus entbehren, zum Beispiel meine Arbeit. Da ich weder Unfallchirurgin noch Kommissarin bin, ist das, was ich mache nun wirklich nicht „spannend“. Für Spannung in meinem Alltag, müsste ich schon die Finger in die Steckdose halten. Dennoch reden alle mir und sich ein. „Total spannend.“ „Ein ganz spannendes Projekt.“ „Wir sind da in einem ganz spannenden Prozess.“ „Ich bin total gespannt,…“. „Das stelle ich mir spannend vor.“

Nein. Nein. Nein. Nein und wirklich nein.  Solange hier jemand aus ungeklärten Gründen zu Tode kommt, gibt’s hier keine Krimis zu erleben. Das Wort ist derweil in meiner Wahrnehmung verbraucht. Statt spannend höre ich: „Es gibt eigentlich keine Grundlage für unser Gespräch über dieses Thema. Alle Aufgaben sind verteilt und alle Ziele festgelegt, aber um dennoch den Mund nicht schließen zu müssen, aus Angst, dass über die Nase vielleicht nicht genug Sauerstoff in die Lunge kommt, sprechen wir weiter und versichern uns gegenseitig unserer Motivation hinsichtlich der Sache, über die es nichts mehr zu sagen gibt, aber der wir zustimmen. Und während wir weiter so vor uns hin spannen, passiert ja vielleicht tatsächlich was, das dem Adjektiv gerecht wird. Vielleicht wird ja grad draußen eins der Kaninchen von einem Hund gejagt und so eine Treibjagd ist ja immerhin ein Ereignis mit unbekanntem Ausgang und das ist nun wirklich etwas, dass spannend ist. Bis so etwas passiert, behalten wir das Wort im Sprachgebrauch, damit wir es auf der Zunge haben, wenn wir es gebrauchen können.“

Fortsetzung folgt….

Nein, nicht wirklich, ich wollte es nur spannend machen.  Die Geschichte ist hier zu Ende.

Luxus ist manchmal auch nur Wüste und Einöde

Als Kölnerin aus vollem Herzen beobachte ich im Moment berufsbedingt die Entwicklungen unserer ungeliebten Nachbarstadt Düsseldorf. “Köln und Düsseldorf”stellt einen Dualismus her, der sich, wie alle Gegensätzlichkeiten, gegenseitig bedingt. Kein schön ohne häßlich, kein abgehoben ohne bodenständig, kein Schickimicki-Luxus ohne ausgebeutete Drittweltarbeiterkinder, die im Dreck leben. Blöderweise vergisst man, je nachdem auf welcher Seite man grade steht, oft den Gegensatz.

 

Jeder sollte da leben, wo er/sie will und sich wohlfühlt. Aber Köln ist natürlich schöner. 🙂 Das sage ich nicht nur, weil es offensichtlich ist, sondern auch weil ich andere “schöne” Städte dieser Welt bereits bewohnt habe, ohne mich da wohl zu fühlen. Schönheit ist nur oberflächlich, auch in Sachen Stadtschönheit. Das musste ich vor einigen Jahren in der Mega-Wüstenstadt Dubai lernen. Dubai wurde mal eben so, in kürzester Zeit als eine Art “Neu New York” aus dem Boden gestampft. Dafür wurde übernommen, was anderswo auf der Welt als “das Beste” angesehen wurde und dabei wurden keine Kosten gescheut. Und die ersten 2 Wochen hat mich diese Fata Morgana tatsächlich getäuscht. Dann fing’s an zu Regnen. Es regnet oft da, wo ich bin, das habe ich inzwischen auch gelernt. Mit dem Wasser von oben ging die schöne Fassade leider den Bach runter. In die Skihalle regnete es rein, die mega-breiten Straßen wurden unbefahrbar und die eisige Klimaanlage im Büro bekam einen Sprung und spielte abwechseln Arktis und Antarktis. Dabei litt ich noch am geringsten unter dieser Situation. Denn sowohl der Bürokomplex, als auch der Komplex in dem ich wohnte, waren umzäunt und gesichert – abgeschotten von zehntausenden Gastarbeitern, die in Wellblechhütten dem Wetterumschwung ausgeliefert waren. Aber egal, die saßen eh fast nie in ihren Hütten, denn die malochten 24/7 auf den Baustellen, auf denen Luxusapartments entstanden, von denen sie nach Fertigstellung mit einem Zaun ausgeschlossen würden.

Warum ich mich gerade jetzt daran erinnere? Weil ich fast jeden Tag zum arbeiten nach Düsseldorf pendele und dennoch lieber in Köln wohnen bleibe. Gegensätze gibt’s hier genauso, aber ich hab das Gefühl man ist ein bisschen weniger stolz darauf. Aber das wirklich dramatisch an dieser Sitation ist, dass das einzige passende Zitat, dass mir dazu einfällt der Ikea-Werbeslogan ist! Wohnen und Leben sollten doch keine Kontraste sein!

Wählen ist wie Shopping, mit kürzeren Warteschlangen an den Kabinen

Wäre am kommenden Sonntag verkaufsoffener Sonntag und die Wahllokale Markenstores, wäre die Beteiligung dann höher? Ich formuliere diese These als Frage, denn ich kann dafür keine Antwort geben. Ich meide Menschenaufläufe, anstatt ihre Einzelteile zu zählen. Dennoch fällt mir beim kommenden Großwahlsonntag auf, dass mich das Wählen gehen anstrengt, weil ich dazu an meinem SONNTAG (!!!) irgendwann vor 18Uhr aus dem Bett kriechen muss, um in eine verlassene Grundschule zu pilgern. Ähnlich geht es mir bei Verkaufsoffenen Sonntagen, da will ich auch nicht raus, aber aus gegensätzlichen Begründungen, weil es da zu viele Menschen gibt. Jajajaja, ich hätte auch einfach per Post abstimmen können. Solange das aber mehr wie Katalogbestellen und weniger wie Online-Shopping ist, ist der Gang zum Briefkasten äquivalent Freizeitstörend, wie das Wahllokalbesuchen am Sonntag.

Aber genau auf Grund dieser Faulheit und dieses Desintereses, falle ich in DIE Zielgruppe politischer Werbung überhaupt. Denn all die pflichtbewussten Mitbestimmer, machen eh was sie wollen. Aber ich, ich bin beeinflussbar, mich kriegt man mit Wahlwerbung, mit Appellen, mit dem Versprechen, am Weltgeschehen mitentscheiden zu dürfen, zu sagen, wo es langgeht. Meine Stimme könnte das hier alles endlich mal in Ordnung bringen!

Allein zur Unterhaltung meinerseits und Menschen, wie mir, wird grade ganz großes Wahlwerbungstamtam betrieben und Wahl-o-Mat-digital-Umfragen erstellt, in denen ich meine in diesem Falle völlig unentscheidende Meinung dazu abgeben darf, ob die institutionell-demokratische Einheit „die Stadt“ für alle Gassigeher kostenlos unbegrenzt Hundekottüttchen zur Verfügung stellen sollte und der Putin die Ukraine behalten darf.

Es wird bis zum Äußersten gegangen: Fähnchen, Blümchen und Papierflyer werden mir in die Hand gedrückt und dazu immer wieder die Aufforderung zum Wählen gehen. Denn ich entscheide. Was an diesem Szenarium gar nicht lustig ist, ist: Dass es stimmt. All die noch so verzweifelten Versuche, Menschen an die Urne zu kriegen, sind berechtigt. Das könnte hier wirklich alles viel besser werden, wenn ich meinen Hintern hoch kriegen würde. Also stell ich mir diese Woche auch für Sonntag meine Wecker. Achja, immerhin weniger los und weniger zu tragen als an einem verkaufsoffener Sonntag. Und in der Kabine hängt kein Spiegel, der dick macht. 

Animalische Antworten bei Immerantworten

coollittleguy01Ich veröffentliche, interpretiere und beantworte bekanntlich regelmäßige alle fehlgeleiteten Suchanfragen auf immerabgelenkt. Die sind auch in den letzten Wochen mehr als daneben gewesen. Doch statt mich diesen menschlichen Fehlfällen zu widmen, sehen wir uns doch heute mal die tierischen Googlesuchen an, die statt auf immerabglenkt auf mein Lifesstyle-Online-Magazin rund ums Thema Tier, www.cotier.de, schnüffelten:

„auf allen vieren“ – Mehr Stil auf allen Vieren! Das verkünde ich da! Auf allen Vieren allein reicht noch nicht. Das wäre ja wie Pommes ohne Ketchup oder Cola ohne Zucker. Das will niemand!

„ausgefallene haustier“ – Auch Haustiere haben Ausfälle. Das musste ich mit meinem ersten Hund erleben, Susi. Denn Susi war ein Roboterhund und wenn auch ein süßer, so fiel er doch aus, sobald die Batterien leer waren. Irgendwann waren die Batterien dann auch egal, als Susi überfahren wurde. True Story. Aber eine andere, über die ich hier nicht reden möchte.

„hundebier“ – Trinken ist keine Lösung, aber doch tun’s alle, warum alle nicht auch Hunde. Und ja, dieses Bier gibt’s tatsächlich und wer seinen Hund total verstören will, der kann ihm dazu Hundesushi und Hundepopcorn servieren. Hier gibt’s den ausführlichen Beitrag: http://cotier.de/irres-lifestyle-food-fur-hunde/

„Hundejacken“ – Sind einer der Gründe, warum ich Cotier.de ins Leben gerufen habe. Denn die Meinungen dazu, ob so etwas eine Daseinsberechtigung hat gehen auseinander und sind mir total egal…aber ich wünsche mir Ästhetik in meiner Umwelt und Pudel in Pink sind nicht nur Tierquälerei, sondern auch schmerzlich für meine Augen. Darum bummele ich samt Kamera durch die Straßen und schieße die schönste und schlimmsten Hundemodesünden ab: http://cotier.de/category/fashion/

„Mircoschweine Haltung“ – Microschweine haben die beste schweinische Haltung, die man sich nur vorstellen kann! Edle und intelligente Tiere und in Kombination mit einer Miniziege mein Traum einer kleinen Farm, einer sehr kleinen Farm, denn auf dieser Farm leben nur kleinwüchsige Tiere. Am liebsten würde ich dafür dann auch noch kleinwüchsiges Personal einstellen, aber das wäre diskriminierend. Total süß! Aber politisch total inkorrekt. Oje, vermutlich ist eigentlich auch nicht okay zu Minischweinen Minischweinen zu sagen. Also lieber weiter. Was wurde noch gesucht auf Cotier.de?

„vollautomatisches Katzenklo“ – gibt es und eins von Designer Colani gibt’s auch. Wobei dann der Disput zwischen Funktionalität und Schönheit eröffnet wäre. Ich spreche im Konjunktiv, denn Schönheit ist ja subjektiv und dieses Katzenklo sieht aus wie ein Ufo. Meine Vierbeinerin ist doch kein Alien, oder?

 

Fazit: Die Suchbegriffe von cotier.de sind tatsächlich passend und sinnvoll. Heißt entweder: Mit Tieren ist alles viel besser oder ich schreibe sehr komisches Zeug. Es liegt an mir. Oje. Meine Befürchtungen sind damit wahr geworden. Dann muss ich nun die Verantwortung für Suchanfragen wie „Wo finde ich Liebesmaschine?“, „tinte macht flecken“ und „pinkelbaum“ übernehmen. … aber nicht mehr heute. Aber bald. Doch erst mal muss ich das verkraften. Und außerdem ist Freitagabend! Ein schönes Wochenende! 

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Guter Rat ist ein total guter Vorschlag!

Dass mir meine Freunde, Familie und ganz besonders die Menschen bei Twitter jederzeit mit wertvollem Rat zur Seite stehen, daran habe ich mich inzwischen gewöhnt. Man entwickelt Abwehrmechanismen dagegen. Nett lächeln und nicken ist eine dieser Strategien, mit denen ich Sätzen wie „Das ist so lecker! Das musst du probieren“, „Ein Kurzhaarschnitt würde dir auch gut stehen!“ und (der äußerst beliebt Ratschlag) „Nimm den Fuß vom Gas!!!! Wir werden sonst alle sterben!!“ kontere.

Inflationär oft taucht eine an mich adressierte Redewendung in meinem Alltag auf: „Darüber solltest du mal ein Buch schreiben!“ Thema jedes. Ich unterhalte mich mit Freundinnen über Männer, Make-Up und poetologische Metaphorik und irgendwann fällt der Satz: „Da solltest du mal ein Buch drüber schreiben!“ Oder auch beim Kaffee mit meinen Eltern. Ich erzähle, was mir so passiert ist. Sie erzählen was. Und irgendwann sagen sie: „Darüber solltest du mal ein Buch schreiben.“ Das würde ich sogar gerne. Problem ist nur. Ich merke mir die Themen nie. Sondern lächle und nicke und sage manchmal auch noch: „Oh ja, das wäre spannend!“ Das ist ein Automatismus, mit dem ich auf gut gemeinten Rat reagiere. Ein Relfex!

Doch jetzt hab ich endlich mal einen Themenvorschlag, dank Herrn @Musicaloris bei twitter, in Schriftform. Danke. Das hilft sehr! Der nette Musikbär empfahl mir, einen Beziehungsratgeber für die digitale Generation zu schreiben.

Ich, als die Stimme meiner Generation! Das. Ist. ja. nun wirklich nix Neues! Aber für einen LiebesRATGEBER bin ich dennoch die Fehlbesetzung. Man sollte nicht auf mich hören. Wirklich Kinder, tut das nicht. Lächelt und nickt und vergesst ganz schnell, was ich gesagt hab, dann wird auch keiner verletzt!

Vielleicht liegt’s aber auch an meiner Aversion gegen derartige Schriftstücke, gegen Ratgeber und Beziehungsratgeber insbesondere, dass ich nicht geneigt bin, diesem Genre etwas hinzuzufügen. In den Beziehungsratgebern, die ich mal in Händen hielt, standen immer nur so Debiliäten wie: „Suche Fehler bei dir und nicht beim anderen.“ Fehler? Ich? Pfff.  Vielleicht sollte ich darüber mal ein Buch schreiben…

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Wer dennoch unbedingt irreführende Hilfe benötigt, kann gerne mein ebook „Immerantworten: Wenn die Suchmaschine nicht mehr weiter weiß…“ lesen. Aber bitte nicht zu Hause nachmachen!

Immerantworten immer länger…vielleicht bald abendfüllend

Ich tippe. Eifrig. Täglich. Ne Menge. In Überlichttempo. Aber in letzter Zeit zu wenig hier. Das würde ich gerne ändern, ganz flott, aber so schnell kann ich das nicht. Tut mir leid. Aber was erwartet ihr auch von einem immerabgelenkten Blog? Mal ehrlich! Und jetzt guckt nicht so bettelnd. Nein. Ich kann auch heute nicht. Es ist viel zu tun. Anderswo. Bei www.cotier.de, aber auch in vielen anderen Betrieben, für die ich aktuell Texte schmiede. Wenn ihr mehr von mir lesen wollt, müsst ich mein Buch kaufen. So ist das grade. Und das Buch ist auch lustig und ganz ähnlich dem Blog und ganz schön persönlich und achja, für die täglich vielfach hier angekommenden Google-Sucher, JA IN DEM BUCH STEHT NE ANLEITUNG ZUM HEIMLICHEN ÄNDERN DES FACEBOOK BEZIEHUNGSSTATUSES. Step by step. Japp, extra für dich! Und dich! Und dich! Und di…ähm…ganz sicher, dass du deinen Beziehungsstatus heimlich ändern willst? Mal ehrlich, DU denkst, dass du noch was Besseres finden kannst???? Naja…gut, wenn du meinst. Ja, dann viel Glück damit. Tzz…..manche Leute…tzz tzzz tzz…unfassbar.

Aber apropos Suchanfragen und Google, im April werde ich mir Zeit nehmen. Will ich zumindest. Plane ich. Und dann will ich aus Immerantworten was GROßES machen! Was Richtiges! Ja, seht ihr. Es wir doch besser mit der Ablenkung. Ich mach ein Immerantworten eBook, mit mindestens 100 Seiten lustigen Antworten auf bekloppte Suchbegriffe, mit denen Verwirrte, Verliebte und Selbstüberschätzende. (Ändere deinen Beziehungsstatus nicht heimlich!! Ehrlich! Ihr zwei passt zusammen! Wie Karies auf Zahnhals!).

Dazu nehme ich mir dann auch alle Suchbegriffe vor, die ich bisher aussortiert hab und falls die eine oder andere Bloggerin oder der eine oder andere Blogger auch Suchgedöns hat, über das er sich nur wundert bisher, könnt ihr es mir gerne zuschicken und ich antworte auch darauf. Ausführlich. In Ruhe. Und in eBook-Format.

Also gerne her mit den Suchstatistiken an info@brand-satz.de

 

So und jetzt muss ich weiter und ein paar Leute davon abhalten , heimlich irgendwas bei facebook zu ändern. Klickt euch nicht in euer Verderben!! Das ist nur der Frühling mit seinen Hormonen! 

Immer und überall am bechern

Wenn ich dieser Tage durch den Supermarkt bummele, begegnen mir mit steigender Frequenz Lebensmittel, die in Bechern verpackt werden. Jogurt ist dabei noch die harmloseste Variante dieses Trends.  Bei Keksen im Becher wird’s schon komischer. Zwieback im Becher wundert mich dann kaum noch. Hackbällchen im Becher dafür sehr. Suppe im Becher kann ich nachvollziehen. Mein Verständnis hört aber bei Currywurst im Becher auf.

Das Skurrile an den Bechern ist aber vor allem ihre Größe. Denn diese Verpackungen gleichen auf wundersam unheimliche Weise den klassischen Coffee-To-Go-Bechern, die Menschen wie ich, und da oute ich mich, mit angewinkeltem Arm, den Mitmenschen entgegen zeigend  die eigene Pseudo-Busyness und Dekadenz der Welt präsentierend, vor sich her tragen, während sie von Bahn zu Büro oder Büro zu Poststelle oder Poststelle zu Bahn oder Bahn zu Café von Café zu Sportstudio oder sonstwohin, wo man auch Kaffee kaufen kann, bummeln. Aber der Becher muss mit, denn er ist der Pokal der Kosmopoliten, selbst wenn das Alltagsreich nur einen Umkreis von zwei Kilometern umfasst. Der To-Go-Becher setzt mich von den Gammlern und Rumhängern ab, ist Trophäe  dafür, dass ich es geschafft hab. Ich hab irgendwo zu sein! Ich bin unterwegs! In Bewegung! Bewegung ist gut, selbst wenn der Weg steil bergab geht. Das ist latte, solange ich meinen Macchiato hochhalte.

Während das Tragen von koffeinhaltigen Brühgetränke schon exzentrisch ist, frage ich mich sehr, was die Motive von Fleischfertigwaren-to-go-Trägern sind? Und jetzt sagt nicht, es ging um Hunger! DIESE Art der Lebensmitteldarstellung hat so wenig mit Ernährung zu tun wie Mode mit Wärmefunktion.  Ich verstehe den Becher als Accessoire. Aber nicht, wenn er nach Lammhaxe oder Gänsebraten riecht. Das ist so, wie wenn man Schokolade mit Chili isst. Man erwartet etwas geliebtes Bekanntes aber wird statt befriedigt, einfach nur verstört.