Paracetamol statt Strandparty: Nicht jede, die schwitzt, macht Ferien…

Während Vögel erst im Winter gen Süden ziehen, tun es die Deutschen in den Hauptsommermonaten Juli und August. Die Sommerferien nahen und damit die Zeit, in der wir über die hiesige Hitze stöhnen, die Adilette auf’s Gaspedal drücken und ab nach Spanien, Italien oder zum nächsten Flughafen flüchten. Am Reiseziel merken wir, dass es ja dort noch viel heißer ist als bei uns und mit einem Hitzschlag sind wir im „Ich-beweg-mich-keinen-Zentimeter“-Modus.

Normalerweise werde ich erst im Urlaub krank, weil ich neben Abschmink- und Sonnencreme auch immer vergesse mein Immunsystem mit in den Koffer zu packen. Nun liege ich schon vor den Ferien bewegungslos rum und schwitze, leider nur vom Fieber. Mit Schirmchen und buntem Strohhalm in meinem Hustensaft versuche ich mich selbst zu täuschen. Ich rede mir ein, die Krangeräusche der Baustelle nebenan seien Meeresrauschen. Aber mit jedem „Ey Uwe!“ von draußen, werde ich aus meinem Südseeträumen gerissen.

Ich hörte von Menschen, die zur Reise in eine gefühlte Ferne durch Computerspielwelten spazieren, Selfies mit Zombies machen und einfach Kräuter statt Kills sammeln. Ich bin ganz schlecht im Gärtnern, zum Spazieren zu müde und die Verwechslungsgefahr zu laufenden Dahinwesenden ist gegeben. Pinterest habe ich durchgespielt und alle exotischen Reiseziele auf meiner Pinnwand und in meinem Kopf abgespeichert. Schon vor dem Sommerurlaub habe ich alles gesehen, was man in dieser Welt nur sehen kann.

Darum suche ich nach neuen Zielen; Welten zum Ausspannen und kehre zu meinem Lieblingsmedium zurück: Dem Buch. Ich verkrieche mich ganz ohne Gepäck in meinem Kindle bis die Grippe vorüber ist. Falls ihr das auch tun wollt, hat die Kölnische Rundschau eine nette Sommerbuchempfehlung für euch. 🙂

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Bitte hier unterschreiben!

Während ich mich im letzten Post noch gegen die Weiterverbreitung von Briefen gewehrt habe, habe ich nun selbst ein Anliegen, von dem ich wünsche, dass es um die Welt geht und kräftig Zustimmung sammelt. Man mag mir nun vorwerfen, mein Verhalten sei inkongruent und liegt damit völlig richtig. Wer diesen Blog schon länger liest, weiß das. Also tut nicht so, als hätte ich euch nicht gewarnt. Und nun zur (guten) Sache:

Gefordert ist eure Partizipation, mit kleinstmöglichem Aufwand – ihr müsst nämlich fast gar nichts machen und helft dennoch. Eine Freundin hat eine Online-Petition für ein seriöses und wichtiges anliegen an mich weitergeleitet. Das es hier mal um was seriöses geht ist durchaus unerwartet, das habt ihr nicht geahnt, nicht wahr? Aber da ich als Allergikerin, Unverträglichkeiterin und Schilddrüse-ex-und-hopp-Betroffene vom Anliegen meiner Freundin gleich mehrfach betroffen bin, habe ich unterschrieben und zwar dafür, dass es mehr niedergelassene, kassenärztlich tätige Endokrinologen gibt. Zu meinem Endokrinologen muss ich nämlich über eine Stunde fahren, und das obwohl ich in einer Großstadt lebe. Und bevor ich mich auf den Weg machen kann, muss ich mindestens 3 Wochen auf einen Termin warten. Gäbe es sie nicht oder würde ich mich nicht auf den Weg machen, läge ich den ganzen Tag nur depressiv und kraftlos im Bett. 

Warum braucht man dafür eine Petition? Weil es ein strukturelles Problem ist, das beschreibt die Initiatorin der Petition am Besten in ihrem eigenen Kommentar auf der Petitionsseite, ich copy-paste mal einen Auszug:

„Die Petition ist mir wichtig, weil ich als Endokrinologin derzeit hauptsächlich Privatpatienten behandele, weil mir eine Kassenzulassung fehlt. Ich möchte gerne auch Kassenpatienten versorgen. Hier gibt es keine Zulassungsmöglichkeiten, obwohl wir in Deutschland unterversorgt sind mit ca. 500 niedergelassenen Endokrinologen. In Italien und Frankreich sind es jeweils ca 3000!“

 

Ausführlicher gibt das ganze hier: Petition

Und dort könnt ihr auch direkt unterschrieben, die Infos teilen und gerne, gerne weiterschicken! Vielen vielen Dank und frohe, gesunde Ostertage!

Stumm zum Star oder zum Subalternen

Ich wusste ja immer, dass ich zum Star geboren bin (und zur Königin, wie wir vor kurzem feststellten…), aber aktuell darf ich mich ganz offiziell in eine Reihe mit den bestesten Schauspieler_innen Hollywoods stellen. Was Clara Bow, Max Linder und ich gemeinsam haben, außer Schönheit und Intellekt? Wir alle geben keinen Ton von uns. Bei der lieben Clara und Mister Linder ist das dadurch bedingt, dass sie längst unter der Erde liegen, bei mir durch eine Erkältung. Gestern Nachmittag wurde ich zum Stummfilm. Am Schwarz-weiß-Modus wird noch gearbeitet, der Donner kommt ja auch vor dem Blitz.

Zu Stummfilmzeiten erntete man noch Ruhm und Anerkennung für non-verbale Kommunikationsversuche, heute nur verwirrte Blicke und noch mehr Fragen. Menschen darauf hinzuweisen, dass man nicht sprechen kann, dass kein Ton rauskommt, ist sehr hilfreich. Und mit sehr hilfreich meine ich: bringt gar nix und macht alles nur noch schlimmer.

Selbstverständlich beantworte ich die zweite und dritte und siebenhunderteinundzwanzigste Aufforderung zur Interaktion mit fließendem Singsang, wenn ich die erste mit der Anmerkung schloss, dass Sprechen mir gerade weh tut!!! Mannmannmannn.

Wieder mal müssen sich die Entrechteten anpassen, um am Diskurs partizipieren zu dürfen. Dass Spivak und Bhabha ausgesprochen haben, dass genau das so nicht okay ist, voll und überhaupt nicht, bringt mir da auch nix. Und ohne Stimme kann ich mich nicht wehren. Oder nein, falscher Tempus! Ich habe ja noch Computer und Internet und HIER habe ich eine Stimme, hier hört ihr mich! Das ist schön. Sehr schön. Befreiung durch Digitalität! Das ist tatsächlich die fucking neue bessere Welt! Und hier wird alles besser! Glaube ich! Sicherlich! Vielleicht spricht da auch nur das Erkältungsmedikament aus mir. Das kann ich im Netz online bestellen, was beweist… Dies. Ist. Die. Fucking. Neue. Bessere. Welt! Darauf hebe ich mein Tee-mit-Honig-Glas! Prost! Und jetzt bitte keine Fragen mehr.

Experimentelle Heilungsversuchungen im Selbstversuch

Ich bin mal wieder krank, nicht als psychischer Dauerzustand, sondern akut, physisch, im Körper. Aua-Krank. Und aktuell ist der Hals der Mainfloor der viral-bakteriellen Infektionsparty. Heiter toben sich die Erreger dort aus und tanzen unter meiner Uvula, als wär’s ne Discokugel. Und was mach ich? Ich kippe fassweise Tee mit Honig runter und erforsche dabei die Super- und Biomarktbandbreite des Bienenraubgutes. Wenn diese Erkältung irgendwann überstanden ist, kann ich mir Honig-Sommelier in die Vita schreiben, so gut kenne ich mich inzwischen aus mit dem süßen Klebesaft, den ich im normalen Alltag nicht anrühre. Vielleicht ist es aber auch meine Aversion im Gesundheitszustand, die mich den Honig besonders genau untersuchen und erschmecken lässt. Ja, das klingt doch schon nach Expertise, oder?

Und wirklich, die Vielfalt von Honig steht der von Whiskey, Rum oder Wein in nichts nach. Aktuell verkoste ich Italienischen Kastanienblütenhonig. Während die Nase hier ganz eindeutig an Kastanien erinnern, die ja so wunderbar zur Jahreszeit passen, also eigentlich eine perfekte Wahl, könnte man denn meinen, entfaltet dieses Wabenprodukt im Geschmack eine starke Torfigkeit und Nuancen, die an Rauch erinnern. Also entweder hat der Imker bei der Arbeit gepafft, oder die Bienen haben sich öfter mal ein Raucherpäuschen gegönnt. Zur Halsschmerzheilung passt das Zeug aber auf keinen Fall. Igitt. Ganz böse.

Was mir auch auffiel, als ich denn gestern vor dem Regal im Rewe umme Ecke stand, war die Verpackungs- und Farb- und Konsistenzvielfalt. Honig ist eine mir bisher völlig verschlossen gewesene Subkultur!

Und in einen Tasmanischen Scheinulmenhonig hab ich mich sogar ein bisschen verliebt. Vielleicht wirkt Scheinulme aber auch irgendwie berauschend, der Name verspricht es zumindest. Und das psychedelisch gestaltete Metalldöschen, in dem dieser Bienensirup daherkommt, verstärkt den Eindruck eher noch. Der Preis lässt auch eher auf Droge schließen… Aber er ist es wert! Die Konsistenz ist…oh pardon..war, denn ich hab ihn schon fast leergelöffelt, dieses süßen Klebstoffs war fest, Farbe trüb und der Geschmack war extrem süß, selbst in kleinen Mengen (was mich dennoch nicht davon abgehalten hat, ihn an einem morgen aufzulöffeln), sehr leicht und floral, und dennoch gehen die einzelnen Noten nicht im Tee unter, wie das bei Mainstreamhonigen der Fall ist, die in diesen Plastiktubenstehdrückdingsdumsbehältern kommen. Ein bisschen ist es so, als würde man an Dschungelblümchen lecken. Was eigentlich keine wirklich appetitliche Vorstellung ist, aber eben so schmeckt’s und es ist grandios!

Geholfen hat bisher nur leider noch kein einziges meiner Degustationserlebnisse. Mein Hals ist geschwollen und mein Kopf brummt wie’n Bienenstock. Und gleich muss ich raus, um neuen Honig zu kaufen…