Wie man mit Wahlplakaten Geschichten erzählt… und Albträume bereitet

Wahlplakate sind reale Pop-Up-Werbung. Aus dem Nichts sind sie wieder einmal aufgetaucht. Sechs Wochen vor dem 14. Mai und damit pünktlich am ersten April (welch ironisches Spiel des Kalenders) wurden die Laternen in meinem Städtchen mit diesen bunten Bildern bestückt.

Mein Veedel ist aktuell ein echter Plakatdschungel. Alle paar Meter hängt so ein Pappding mit entsprechenden -nasen. Leider sind die meisten zwar bunt, aber gar nicht fröhlich karnevalesque, sondern erzählen düstere Visionen über die sonnige Welt, in der sie hängen.

FDP_Plakat_NRW2017_DigitaleSchuleGanz vorne beim Wahlkampfplakate-Trauerspiel ist die FDP. Da guckt z. B. Christian Lindner so desillusioniert und schockiert ins Leere, dass ihm sämtliche Farbe aus dem Motiv gerutscht ist und drunter steht: „Das Digitalste in der Schule dürfen nicht die Pausen sein.“ Bisher hörte ich immer, in Schulen gäbe es gar keine Digitalisierung. Nun las ich, während mich Christian Lindner mit seiner Depression anzustecken drohte, dass es nicht nur Digitales, sondern sogar das Digitalste in Schulen gibt. Mega! ‚Ja, dann macht doch mehr von diesen digitalsten Pausen’, dachte ich also! Die Balance zwischen Pause und Lehrstunde fand ich schon als Kind immer völlig verschoben.

 

FDP_Plakat_NRW2017_PendlerNoch trauriger war der arme Christian ein paar Meter weiter: Unterwegs im Auto, immer noch in Schwarz-Weiß und immer noch ziemlich depri. Eine Szene aus einem Hitchcock-Film. Aber statt seinem sicheren Tod entgegen, fährt der ärmste zur Arbeit. Das ist bitter. Arbeit darf ja keinen Spaß machen und auf dem Weg dahin regnet es IMMER, wie das Bild zeigt. Das ist traurig. Noch trauriger ist aber, was helfen soll: Frühaufstehen! Aus eigener Erfahrung als Frühaufsteh-Gegnerin weiß ich, dass Frühaufstehen zu mehr Konflikten als Lösungen führt. Und an solchen düsteren Tagen, wie auf dem FDP-Wahlplakat sollte man am besten ganz im Bett bleiben!

 

Gründen_Plakat_NRW2017_FreiheitGrünen_Plakat_NRW2017_Umwelt

Eine Straße weiter versuchen mich die Grünen mit fröhlich strahlenden Motiven aus dem Film Noir zu reißen, der sich in meinem Kopf abspielt. Die Aufheiterung ist nötig. Aber statt Fröhlichkeit geht mir nur durch den Kopf: Hääähh? Erstens, Zweitens… und dann? Soll das eine Kausalkette sein? Passte kein dritter Aufzählungspunkt mehr auf die Fläche? Umwelt, Freiheit, ja, … hmmm. Aha. Ja, versteh ich nicht. Aber die Farben mag ich. Ich geh dann aber mal weiter.

 

SPD_Plakat_NRW2017_HanneloreKraftSPD_Plakat_NRW2017Und da hing dann Hannelore Kraft, die sich auch nicht sicher schien, ob sie lächeln sollte oder nicht, womöglich ebenfalls von den Lindnerschen 50-Shades-of-Grey traumatisiert. Ein bisschen weiter zeigte mir die SPD dann noch einen Opa im 80er-Jahre-Jogging-Kombi und drei süße Kinder. Na immerhin! Süße Kinder und süße Tiere gehen schließlich immer und trösten meine Seele.

Diese Frühlingsgefühle zerstört leider die Linke nur wenigen Meter weiter und zwingt mich zum rotsehen.  Denn da ist nun die Rede von Kindern, die Hannelore vergessen habe. Dramatisch! Unfassbar! Wo vergessen? Wie vergessen? ‚Aber der nette, schlecht gekleidete Opi ist doch bei den Kindern’, denke ich mir und schaue nochmal zurück zum SPD-Bild. Oder ist das gar kein „lieber“ Opi, sondern schon wieder so ein Brutalo-Rentner, der die Kids womöglich an den Arsch der Welt verschleppt? Denn der wird mir von der Linken einige Meter weiter angedroht. Der Arsch der Welt ist der letzte Ort an den Menschen, die in so einem netten, angesagten Viertel wohnen, erinnert werden möchte. Irgendwo da draußen gibt es diesen Arsch und immer mal wieder hört man von Menschen die dahinziehen und dann hört man nie wieder etwas von ihnen. Der Gedanke an ein Leben am Arsch der Welt ist die städtische Wählerschaft 100mal brutaler als Kriegsbilder aus Syrien und bringt ordentlich Gewitter in mein Wohlstands-Wölkchen. Damit ist es zu viel für mich.

 

Bevor ich mich noch an den Arsch der Welt verlaufe, flüchte ich darum lieber aus dem Plakatwald, zurück ins Internet, wo mich mein Werbeblocker vor derartigen Trauer- und Horrorgeschichten beschützt und es zu Haufe süße Kinder und Tiere gibt!

Ein rassistischer Rentner kämpft im Regen für ein rauchfreies Deutschland

Vorurteile gegenüber Zugewanderten stimmen meist nicht. Vorurteile gegenüber deutschen Rentnern aber schon. Das wurde mir vorgestern beim Warten auf die Bahn bewiesen, als ich miterlebte, wie ein rüstiger Opi gegen einen Raucher mit vermeintlich ausländischer Abstammung aufrüstete. Ob der arme Herr nun aus Köln oder einem fernen „Außerhalb“ (noch ferner als Düsseldorf womöglich) kam, weiß ich nicht. Wir standen ja alle nur an der Bahn und nicht an der Passkontrolle. Darum beschreibe ich ihn über das offensichtliche, er war Raucher, dunkelhaarig und trug einen schicken schwarzen Mantel. Der Rentner war weißhaarig, kleiner als der Raucher und trug eine hellgrüne, lasch hängende Jacke, die allseits als Anorak bekannt ist und seit den 90er Jahren eigentlich nicht mehr in Umlauf sein sollte.

 

Damit wären Ort und Personen des folgenden Dramas klar. Auf in die Handlung:

Es regnet. Ein grauer Freitagmorgen und Menschen warten auf die Straßenbahn. Es ist nicht sehr voll, aber die wenigen Menschen am Bahnsteig kauern mit hochgezogenen Schultern, um sich vor dem Ekelwetter abzuschirmen, unter der Überdachung. Ein Mann mit schwarzen Haaren und schwarzem Mantel stellt sich an die Seite der Haltestelle unter das Dach. Er sieht auf die Anzeige: 7 Minuten bis die Bahn kommt. Er nimmt eine Packung Zigaretten aus seiner Manteltasche und zündet sich kurz danach einen Glimmstängel an. Circa eine Minute später trifft ein weißhaariger, kleiner Mann in einem hellgrünen Anorak ein. Er stellt sich direkt neben den Raucher an den äußeren Rand der Überdachung. Nach knappen 30 Sekunden begrüßt er den Raucher mit den Worten: „Machen sie das aus!“ Der Mantelträger schaut verdutzt. „Machen sie das aus!“ Wiederholt der andere Mann und wippt dabei nicht nur mit der Stimme hoch, sondern auch leicht auf die Zehen, um den offensichtlichen Größenunterschied zu kontern.

„Aber ich stehe extra am Rand.“ Erklärt der Raucher ruhig. „Oder gehen sie woanders hin!“, keift der grüne Anorak.

„Aber ich stand zuerst hier.“ Er bleibt noch ruhig. Das macht womöglich das Nikotin, dachte ich.

„Bei uns geht das so nicht!“ Inzwischen keifte der Rentner laut genug, um die Frauen auf der Bank einen guten Meter weiter aufzuschrecken.

„Bei Ihnen? Ich wohne nicht bei Ihnen.“ Gute Antwort, finde ich. Punkt für den Raucher.

„Bei euch ist das vielleicht okay! Aber hier bei uns nicht!“ Die Zigarette ist nun ausgeraucht und damit das ruhespendende Nikotin aus dem Spiel. Langsam wird es dem Mantelträger zu doof. Der Anorak wettert weiter: „Hier geht das so nicht! Wir sind hier schließlich in Deutschland.“ „Jetzt wird’s mir langsam zu blöd!“, lässt sich der Mantel auf die Provokation ein. „Na, komm doch! Was willst du denn? So seid ihr drauf nicht wahr? Vermutlich ziehst du gleich dein Messer, oder? So läuft das doch bei euch?“ Der Anorak kommt in Fahrt. Ich stehe daneben und frage mich, ob ich mich zurückhalten könnte, wenn ich ein Messer zur Hand hätte. Der Mantel geht kopfschüttelnd und leise in seinen Kragen fluchend ein paar Schritte zur Seite. Scheinbar ist er nicht bewaffnet. Ich bin ein bisschen enttäuscht. Denn das heißt, der Anorak kann weiterpöbeln und wir, die wir auf die Bahn warten, müssen es uns alle anhören. „So seid ihr drauf, jawohl! Aber hier in Deutschland gibt es Gesetze! So läuft das hier bei uns nicht.“

Dann kommt die Bahn und ich denke, das Stück ist vorüber. Ist es auch, zumindest fast. Der mit den weißen Haaren drängt sich, obwohl sonst niemand an dieser Tür einsteigt, eng neben dem schwarzhaarigen, um bloß keine Stufe nach ihm an der selben Tür in die Bahn zu kommen. Immerhin drinnen gelingt es dem Mantel sich weit vom Anorak wegzusetzen. Sein Kopfschütteln hält noch bis zur übernächsten Bahnstation an; meins noch für drei weitere…

 

Naturtalentlos

Die Zeit des Jahres, die selbst die blassesten Stubenhocker raus lockt, ist gekommen. Laut Wetterbericht sollen Temperaturen, Stimmung und fehlgeleitete Ambitionen, zusammen mit den dafür angeschafften Sportgeräten, schon zum Wochenende wieder im Keller versinken.

Für mich ist dies regelmäßig die Zeit im Jahr, in der ich mir einbilde zur Tierhaltung geeignet zu sein. Wenn schon um 6 Uhr die Sonne in mein Fenster scheint und abends die Hitze des Tages vom Asphalt auf meine leichtbekleideten Schultern abstrahlt, keimt in mir die Selbstlüge: „Ich wäre eine super Hundehalterin! Wenn ich jetzt einen Hund hätte, könnte ich noch mehr draußen sein! Draußen sein, finde ich ja soooo toll!“ Dann blende ich sogar die Kotbeutelspender aus, die meinen Weg flankieren und mir schon mehrfach so sehr an den Appetit gingen, dass ich meinen Kaffeebecher halbgeleert wegwarf. Als Stadtbewohnerin habe ich aber eigentlich völlig falsche Vorstellung von Natur. Zu meinen liebsten Outdoor-Aktivitäten zählen: Weinschorle im Biergarten schlürfen und meinen Hintern im Außenbereich eines überteuerten Spas auf einer gepolsterten Liege in die Sonne halten.

Meine bessere Hälfte ist von der Heimtieranschaffung ebenfalls nicht zu überzeugen. Er kennt mich besser, als ich mir einrede zu sein und musste erleben, wie selbst die resistentesten Blumen vor meinen Augen vertrockneten, weil meine Begeisterung noch kürzer währt als der deutsche Sommer.

„Du könntest selbst Plastikblumen dazu bringen zu verwelken!“ hat er mir vorgeworfen, woraufhin ich antwortete: „Und das ohne einen Finger zu rühren. Einfach so! Ich bin ein Naturtalent.“

Während er noch den Kopf schüttelt, scrolle ich mich schon wieder durch die Seiten der hiesigen Tierheime und lese Partneranzeigen aus Hunde-Katzen- und Meerschweinchen-Perspektive von armen Lebewesen, die nach Schokoriegeln oder Limonadenmarken benannt wurden. Dann ist da z.B. Katze Blackberry, deren Schicksal ebenso kümmerlich verlief, wie das der Handymarke. Hund Nike beendet jeden zweiten Satz mit einem Smiley. Ironischerweise trägt eine sogenannte „Rassenfälschung“ aus Osteuropa den Namen einer spanischen Modekette, die Laufstegkleidung dank außereuropäischer Produktionsorte günstig nachschneidern lässt.

Dies und die von menschlichen Ghost-Writern verfassten Pseudo-Autobiografien lassen mich merken, dass diese armen Tiere bereits zu viel Leid erfahren mussten und müssen, als dass man sie noch mit mir als Frauchen strafen sollte.  So schlendere ich wohl auch in diesem Jahr lieber nur mit einer Kugel Eis durch die Parks von Köln.

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Nicht mein Hund, aber die übliche Reaktion, wenn ich mich Tieren nähere: Sie stellen sich sofort tot. Blumen tun dies übrigens auch. Nur Tauben laufen munter weiter auf mich zu, während meine Bremse blockiert…

Bullshit + Preisschild = Dekoartikel

Gefühle absoluten Kontrollverlustes und anhaltender Verwirrung sind häufig Nebenwirkungen von verbotenen oder rezeptpflichtigen Substanzen. Seit gestern möchte ich „Dekorations-Einrichtungsgeschäfte“ mit auf die Liste möglicherweise kritischer Wirkstoffe setzen. Deko-Artikel-Wohn-Verschönerungs-Läden sollten sich einem Prüfprozess unterziehen müssen, in dem die gesundheitlichen Folgeschäden für Konsumenten kritisch untersucht werden.

Ich brauchte eines dieser Dinge, die man eigentlich nicht braucht; von denen frau aber das Gefühl vermittelt bekommt, sie fehlen ihr, wenn sie sie nicht hat. Benötigt war eine Aufbewahrung für meine bunten Lidschatten-Puderdöschen, Pinselchen, Tübchen… Die Dinge, mit denen ich mich allmorgendlich als Teil der menschlichen Spezies tarne.

Meine übermenschliche Superkraft hunderte von Tabs und Aufgaben parallel zu erfassen und zu verarbeiten, begegnete gestern ihrem Kryptonit. Ich kämpfte mich durch Geschäfte an deren Türen Begriffe wie Butlers, Habitat, Depot und Zara Home mir Service, Stauraum und Heimellichkeit versprachen. Doch drinnen erwartete mich ein Tornado-gleicher Information Overflow.

Ich wollte doch bloß ein Ding mit einem Deckel; verlor aber zwischen Deko-Gedöns und funktionsfreien Möbelzusätzen auf möbelartigen Ablage-Tisch-Schrank-Hänge-Steh-Sitzgelegenheiten völlig den Überblick. An allem hing ein Preisschild und damit war alles eine mögliche Lösung für mein erst im Laden zu erkennendes Einrichtungsdefizit. Ich hörte stimmen in meinen Kopf, die daran zweifelten, wie ich so Leben konnte, wie ich lebte, ohne all dieses Zeug.

Im dritten Shop musste ich einsehen, dass es das Ding mit dem Deckel, das ich wollte nicht gibt, zumindest nicht als Ding mit Deckel. Bei Habitat lernte ich, dass Dosen mit Deckel out sind. Bei Butlers, dass ich mich erstmal auf Farbe und Form festlegen musste und von mir neben Geld auch die Bereitschaft verlangt wurde, mich auf etwas „total niedliches“ einzulassen. Bei Depot kam ich nicht durch die 50%-Rabatt-Jäger in die Badezimmer-Ecke durch und bei Zara Home lernte ich dann, dass ich nicht eine Lösung brauche, sondern mindestens sieben. Für Wattebäuschchen gibt es beispielsweise eigene Unterkünfte, mit Deckel!

Auf meine Frage, ob ich das nicht nutzen könnte, um mein ganzes Zeug reinzuschmeißen, erhielt ich einen sehr irritierten Blick. Als ich dann fragte: „Wie groß sollte so eine Box für Wattebäuschen denn sein?“, ließen die Zweifel an meiner Zurechnungsfähigkeit nach. Die Verkäuferin referierte ausführlich über die Formen und Größen von Wattebäuschen, mindestens 10 Minuten; so ausführlich, dass wir gemeinsam zu dem Schluss kamen, dass ich für die artgerechte Haltung von Wattebäuschen noch nicht geeignet bin… .

Einen Tag nach dieser Erfahrung fühle ich mich traumatisiert. Ich bin so fertig, dass ich nicht mehr vor die Tür will, raus in die Welt mit alle diese Möglichkeiten ohne Funktion. Aber auch noch zu traumatisiert, um mich online nach Lösungen umzusehen. Ich will keine Lösung für mein Problem mehr… aber stattdessen eine Therapie!

Ein Erdmännchen, das die Wärmelampe nutzt, um sich ein Steak zu grillen

Von chinesischen Horoskopen bis hin und zu Tierkreiszeichen, ich mag animalische Zuschreibungen. Mit Freude sortiere ich Menschen in Zoogehege und Heimtiergeschäftsgänge ein. Bei manchen drängt sich dies weniger auf, andere wären im Affenkäfig innerhalb von wenigen Minuten voll integriert und bekämen von den Zoobesuchern Bananen zugeworfen. Im Nachgang zu meiner ersten Lesung am vergangenen Donnerstag, erfuhr ich, wo ich in dieser Wildnis stehen würde.

Ich bin ein T-Rex-Erdmännchen. Darum versage ich auch immer bei Liegestützen… Sobald ich auf der Bühne stand und die großen, wärmespendenden Scheinwerfer auf mich gerichtet waren, streckte ich meine Brust raus, presste meine Oberarme an meinen Oberkörper und gestikulierte nur noch mit den Unterarmen und Händen. Die Show kam insgesamt dennoch gut an, oder auch grade deswegen. Man bekommt ja nicht oft ein T-Rex-Erdmännchen zu sehen, dass angetrunken aus seinem Roman liest!

Ich danke allen, die da waren, mir zuhörten und mich anschließend auf meine Verwandtschaft zu prähistorischen, fleischverfressenden Nagern aufmerksam gemacht haben von ganzem Erdmännchenherzen!

Wie das so ist, mit seltsamen Artenkreuzungen, toure ich dann demnächst weiter durch die Lande. Mein persönlicher Lesezirkus macht als nächstes Station in Düsseldorf. Wann genau ich dort mein Zelt aufstelle, ist noch nicht ganz klar. Aber ihr könnt ja schon mal eure Wärmelampen aus dem Keller holen.

Das Beweisbild. Authentisch verwackelt, wie es sich für Aufnahmen von einer zum ersten Mal gesichteten Spezies gehört.

Das Beweisbild. Authentisch verwackelt, wie es sich für Aufnahmen von einer zum ersten Mal gesichteten Spezies gehört.

Ich in Echt zum Angucken und Zuhören … Anfassen und Füttern verboten!

IMG_2181Hört ihr die Trabbi-Motorengeräusche auch? Ja? Die kommen aus meinem Magen…. My beloved Blogleserlein, solltet ihr am 21. Mai in Köln sein, habt ihr die Chance mir dabei zu zuhören und zu zusehen, wie ich mich ganz furchtbar blamiere. Denn an besagtem Donnerstagabend im Mai findet die Release-Lesung von SO SEIN WIE SIE statt, so ganz öffentlich, für alle, aber Gott sei Dank drinnen. Doch auch von draußen kann man durch die große Scheibe reingucken. Und der Roman ist grad noch gar nicht fertig!!! Darum hole ich mir noch professionelle Unterhaltungsunterstützung. Dann ist zumindest eine da, die was erzählen kann, während ich auf der Bühne sitze und das Buch zum dreihundersten Mal umschreibe.

Release-Lesung klingt vielleicht ein bisschen komisch. Aber wirklich kommt es mir so vor, als entließe ich dieses absurde Wesen nun bald aus seinem Käfig. Ich hoffe es richtet draußen in der Welt nur Schäden an, die reparabel sind und von euren Haftpflichtversicherungen übernommen werden.

Also tragt euch den Tag in eure Kalender ein und kommt vorbei um mich ganz echt zu sehen und zu hören, live und in Farbe… Wobei ich vermutlich was schwarzes anhaben werde.

Was: Release-Lesung „SO SEIN WIE SIE“ von Juliane Ungaenz

Wann: 21. Mai 2015, 19.30Uhr

Wo: GEDANKENtanken Lounge, Brüsseler Str. 92, Köln

Moderiert von Maike Greine (1LIVE)

Und hier der Link zur Facebook-Veranstaltungsseite:

https://www.facebook.com/events/551058601700904/

Luxus ist manchmal auch nur Wüste und Einöde

Als Kölnerin aus vollem Herzen beobachte ich im Moment berufsbedingt die Entwicklungen unserer ungeliebten Nachbarstadt Düsseldorf. “Köln und Düsseldorf”stellt einen Dualismus her, der sich, wie alle Gegensätzlichkeiten, gegenseitig bedingt. Kein schön ohne häßlich, kein abgehoben ohne bodenständig, kein Schickimicki-Luxus ohne ausgebeutete Drittweltarbeiterkinder, die im Dreck leben. Blöderweise vergisst man, je nachdem auf welcher Seite man grade steht, oft den Gegensatz.

 

Jeder sollte da leben, wo er/sie will und sich wohlfühlt. Aber Köln ist natürlich schöner. 🙂 Das sage ich nicht nur, weil es offensichtlich ist, sondern auch weil ich andere “schöne” Städte dieser Welt bereits bewohnt habe, ohne mich da wohl zu fühlen. Schönheit ist nur oberflächlich, auch in Sachen Stadtschönheit. Das musste ich vor einigen Jahren in der Mega-Wüstenstadt Dubai lernen. Dubai wurde mal eben so, in kürzester Zeit als eine Art “Neu New York” aus dem Boden gestampft. Dafür wurde übernommen, was anderswo auf der Welt als “das Beste” angesehen wurde und dabei wurden keine Kosten gescheut. Und die ersten 2 Wochen hat mich diese Fata Morgana tatsächlich getäuscht. Dann fing’s an zu Regnen. Es regnet oft da, wo ich bin, das habe ich inzwischen auch gelernt. Mit dem Wasser von oben ging die schöne Fassade leider den Bach runter. In die Skihalle regnete es rein, die mega-breiten Straßen wurden unbefahrbar und die eisige Klimaanlage im Büro bekam einen Sprung und spielte abwechseln Arktis und Antarktis. Dabei litt ich noch am geringsten unter dieser Situation. Denn sowohl der Bürokomplex, als auch der Komplex in dem ich wohnte, waren umzäunt und gesichert – abgeschotten von zehntausenden Gastarbeitern, die in Wellblechhütten dem Wetterumschwung ausgeliefert waren. Aber egal, die saßen eh fast nie in ihren Hütten, denn die malochten 24/7 auf den Baustellen, auf denen Luxusapartments entstanden, von denen sie nach Fertigstellung mit einem Zaun ausgeschlossen würden.

Warum ich mich gerade jetzt daran erinnere? Weil ich fast jeden Tag zum arbeiten nach Düsseldorf pendele und dennoch lieber in Köln wohnen bleibe. Gegensätze gibt’s hier genauso, aber ich hab das Gefühl man ist ein bisschen weniger stolz darauf. Aber das wirklich dramatisch an dieser Sitation ist, dass das einzige passende Zitat, dass mir dazu einfällt der Ikea-Werbeslogan ist! Wohnen und Leben sollten doch keine Kontraste sein!

Beziehungsstatus: RadioAktiv

Hören statt Lesen, heißt es heut. Denn ohne große Kommentare, präsentiere ich hier das aller-wunderbarste Interview zu „Beziehungsstatus: Verliebt in facebook“.  Vielen Dank an Thomas und die Kölncampus-Crew.

Ich klinge noch leicht verschnupft und rede viiiieeeeel zu schnell, aber um mich geht’s ja auch gar nicht, sondern um’s Buch. Und das war fit und munter! Und gutaussehend. Und schlank. Ach, machte es sich gut im Scheinwerferlicht! Das braucht es jetzt wohl noch öfter!

Und es gibt noch mehr NEWS!!!!

Trommelwirbel bitte….Fanfaren….uuunnnddd…..Boah, jetzt habt ihr den La-Ola-Einsatz verpasst. Mann, nee, dann doch nicht. Dann erzähl ich die anderen Neuigkeiten erst morgen. Oder übermorgen. Je nachdem wie lange ihr trainieren müsst, bis das Intro passt. Mannmannmann… gut, ist ja auch schon spät. Wir kriegen das noch hin. Und dann verrate ich die Neeeewwwwwssss. 😉

Danke, wir wollen die Wohnung nicht mieten, wir sind nur hier wegen des Kampfes

Meine neue, liebste Wochenendbeschäftigung ist Wohnungen besichtigen. Wäre meine bessere Hälfte nicht dagegen, würde ich zu diesen Events Popcorn mitnehmen. Aber er will süßes Popcorn und ich salziges. Wir können uns einfach nicht einigen und mit zwei Tüten Popcorn bei einer Wohnungsbesichtigung aufzutauchen wirkt seltsam. Jeder mit seinem eigenen Popcorn vermittelt nun nicht das, was Vermieter/Verwalter/Makler sehen wollen. Die wollen glückliche, sich einige, langfristig gebundene Pärchen, am liebsten Eheleute ohne Kinder und Tiere, mit viel Geld und noch mehr Arbeit, die nie zu Hause sind. Vielleicht würden zwei Popcorn-Portionen aber auch unseren Marktwert steigern. Schließlich können wir uns zwei Tüten leisten! Jawohl! Und was haben die anderen Interessenten dabei? Nichts! Ha! Ja, danke, danke, aber nehmen sie den Vertrag wieder weg. Wie gesagt, wir sind ja gar nicht wegen der Wohnung hier.

Denn bei diesen „Events“, bei denen für eine knappe Stunde Kölner Wohnungstüren geöffnet werden, gibt es mehr Spannung, Intrigen, Verrat, Kummer, plötzliche Wendung und auf ewig zerstörte Existenzen zu beobachten, als in den Soaps, die von Montag bis Freitag auf den öffentlich-rechtlichen Laufen. Man riecht förmlich die Feindseligkeit zwischen den Interessenten und Interessentinnen, mag man meinen. Vielleicht kommt der Geruch auch von den Überresten der Messie-Vormieter. Die muss der Anbieter der Wohnung nicht mal wegräumen, denn die Wohnungsnachfrage ist so groß, dass Ratten schon die Kölner Kanalisation untervermietet haben. Ernsthaft, da war neulich ein spannendes Objekt, das fast der Student aus gutem Hause bekommen hätte, hätte ihm die Neurochirurgin nicht, mit ihrer polizeilichen Bestätigung darüber, dass sie ein nicht-akustisch-vernehmbaren Sexualleben vorzuweisen hat, in letzter Minute die unterirdische Nasszelle nördlich von Niehl weggeschnappt.

Um die vorhandene Spannung dennoch zu erhöhen, lasse ich gerne, in Gegenwart der potentiellen Mietermeute, Wortfetzen fallen, wie „den Wasserschaden sieht man ja kaum noch“, „Asbest war das? Achso, also doch Asbest…“, „Die zentrale der rechtsradikalen Szene, eine Etage weiter oben, hat schon die schönere Aussicht“, „Schlösser wurden doch nicht gewechselt? Achso, na dann ist die Wohnung ja vielleicht bald wieder frei. Oder haben die ihn endlich gefasst?“, „die Spurensicherung hat da nen Fleck übersehen. Da muss man dann doch zweimal drüber streichen, sonst sieht man das Blut durch.“ „Achso, ich hatte gehört, die hätte ein Baby…oh guck mal Schatz, die Blumentöpfe sind im Preis mit drin.“

Dabei gibt es mehr zu sehen, als bei jedem Museum- oder Theaterbesuch und der Eintritt ist frei! Vielleicht sollte ich Touren anbieten? Gegen Geld. Für Touristengruppen. Und da gibt’s dann auch Popcorn. Und Cola. Und Bier.

Wenn das mit dem Schreiben nichts wird, ist das mein Plan C!