Wenn man anfängt Mäuse zu sehen, geht’s nicht mehr lange gut

Es gibt sie noch, tatsächlich; Menschen ohne facebook Profil, die man nur kennt als „jene, die nicht auf facebook sind“. Wobei hier differenziert werden müsste. Denn es gibt auch facebook-Nutzerinnen und –Nutzer, die zwar kein eigenes facebook-Profil haben, aber dennoch auf/in/bei/ oder-wie-auch-immer-man-es-präpositionieren-will facebook sind. Menschen, die sich zum Beispiel über die Accounts ihrer Lebenspartner einloggen, um dann doch am sozialen Stalkertum zu partizipieren. Apropos, Party! Das hier ist der 100. Blogbeitrag! 100mal abgelenkt! Gratulationen werden gern angenommen!

Aber nun zurück zum Thema… Denn ein solcher, nicht auf facebook-vertretener Freund teilte mir am Montag mit, dass er glaubt, dass Netzwerk mache es eh nicht mehr lange und auf sinkende Schiffe steige er nicht auf.

Ist es möglich? Kann es etwas anderes geben? Irgendwann einmal, in einer fernen, fernen Zeit, vielleicht sogar auf einem anderen Planeten, das facebook ablösen wird? Denn facebook wird ja nicht einfach den Eisberg rammen, unter gehen und alles ist aus. Studivz hat erfolgreicher als Google+ versucht, sich zum Mutterschiff aufzuschwingen, die Lokalisten kann ich in ihrer Nische nicht lokalisieren und auch bei wer-kennt-wen, kenn man mich nicht und ich kenn da niemanden. Und gab’s da nicht auch so ein anonymes Anti-facebook Netzwerk, dessen anonymen Titel ich glatt vergessen hab?? Egal wie es hieß, sie alle versuchten facebook das Wasser zu reichen und verschwanden schnell wieder vom Radar, oder treiben ziellos im Datenozean vor sich hin.

Aber heute habe ich etwas gefunden, dass tatsächlich das Potential hat, richtig große Wellen zu schlagen. Ich bin grad aufgesprungen, auf mein Board bei rebelmouse.com, als early beta user und während die Strömung mich immer tiefer rein zieht, merke ich, wie ich mich wie damals fühle, als ich mein facebook-Profil einrichtete. Hier drüben schreiben wir noch dies rein und da unten noch jenes, und da muss auch noch was hin und hier ein hübsches Bild und an die Wand da, da kommt ein cleverer Spruch für Besucher. Ich hab’s mir erst mal hübsch gemacht und mich schnell zu Hause gefühlt. Das Dekorieren machte Spaß und so verstreute ich meine persönlichen Informationen im virtuellen Raum und freute mich, dass alle meine Freundinnen und Freunde auch einzogen und wir zusammen glücklich in unserem Privatdatenchaos vor uns hin hausen können und so munter vor uns hin treiben.

Doch genau dieses Gefühl, die Euphorie, die beim ersten Klick auf rebelmouse.com/immerabgelenkt, machte mir bewusst, wir sind auf einem Schiff. Und an Board sind Mäuse, Ratten und die nagen am Bug. Denn im Gegensatz zu Google+, Lokalisten und all denen, die da mit ihren Schlauchboten gegen die MS facebook anpaddeln wollten, sind die rebellierenden Mäuse einfach an Board geschlichen. Mitmachen kann man bei rebelmouse.com bisher nämlich nur über die Vernetzung mit dem eigenen Social-Media-Profil.

Nach 99 Blogbeiträgen zu Facebook und digitaler Lebenswelt und einem Roman zu facebook, der in Kürze (!!! Vielleicht schon Ende des Monats) bei Bod.de erhältlich sein wird, nach all den Jahren Facebook-Nutzertum, halte ich – und ich hätt’s NIE geglaubt – die Revolution für möglich. Ich hätte aber nie gedacht, dass sie in Form von Nagetieren daherkommt.

Das Segway-Syndrom und die moderne Schriftstellerei

Es gibt so Ideen, die kommen mit rosa Brille daher und man denkt: Wow! Das verändert ALLES!!

Wenn man sich das Ganze aber mal genauer angesehen hat, dann merkt man, dass die Lösung doch nicht so richtig auf‘s Problem passt. Ich nenne das mal das Segway-Syndrom. Eben weil Segways, diese elektrisch-betriebenen, zweirädrigen Rollplatten, am Anfang auch nach Fortschritt rochen, sich heute aber vornehmlich Touris  fortgeschrittenen Alters, ausgestattet mit Helm und Gelenkpolsterungen, damit durch die Kölner Altstadt schieben lassen.

Man könnte an Stelle des Segways auch einfach Laufen. Laufen hat sich über Millionen von Jahren evolutioniert und bewährt. Und will man schneller voran kommen, dann steigt man eben auf’s Rad oder in Bus, Bahn, Auto, Flugzeug. Vom Segway-Syndrom betroffen sind Lösungen, die glitzernder oder kreativer, aber einfach nicht besser als Bisherige sind.

Das Iphone 5 erscheint gerade ein weiterer Kandidat dafür werden zu können, Barack Obama wird von seinen politischen Gegnern als segway-syndromisiert hingestellt und wisst ihr, was noch gerade befallen wurde? Mein Plan „Beziehungsstatus: Verliebt in facebook“ crowdfunden zu lassen. Es macht es nicht billiger, nicht schneller und auch nicht wirklich besser, hab ich herausgefunden, jetzt da mir die Kostenvoranschläge möglicher Druckereien vorliegen.

‚Aber auch ein negativer Versuchsausgang ist ein Versuchsergebnis‘, sagte meine Chemielehrerin immer, mit Ausnahme des einen Males, als die Haare meiner Versuchspartnerin (, die ich mir nicht aussuchen konnte und die zufällig die neue Freundin meines Exfreundes war) Feuer fingen; ausversehen. Ups…. Hem.

Aber zurück zu, „Beziehungsstatus: Verliebt in facebook“. Das wird jetzt natürlich nicht in Rauch aufgehen, sondern früher als erwartet, ganz bald (!!!), vermutlich in den nächsten 2 Wochen (Zwei. Wochen!!!) über BoD bestellbar sein! Jaaaa! Echt! So richtig, gedruckt und fertig. Zum Bestellen, auspacken und ins Bücherregal stellen! Und lesen, falls ihr wollt.

Das. Ist. Seltsam. So richtig, gerade für mich. Aber es wird ernst. Es wird zum Buch. Und so, wird’s aussehen: