Wir suchen ein neues Bild für unsere Mama Meeting Home. Das derzeitige Bild war als Platzhalter gedacht und weilt nun schon zu lange an dieser exponierten Position. Doch ein gutes Mamabild zu finden ist sau schwer. Für jedes Vorurteil, das man zum Muttersein im Internet verbildlicht findet, fehlen fünf Schwangeren die Köpfe. What? Ja. Ich sag’s nochmal, in anderen Worten: Im Netz werden Schwangere reihenweise enthauptet. Die Täter: Der böse Bildausschnitt. Mögliche Mittäter: Photoshop und Co.
Mit Mama Meeting wollen wir starken, ambitionierten Frauen Möglichkeiten bieten an der Verwirklichung ihrer Träume zu arbeiten. Das kann der Einstieg in den Traumjob sein, die Gründung eines Unternehmens oder einfach eine entspannte Work-Life-Balance.
Je tiefer ich mich nun aber durch die Bilddatenbanken dieser digitalen Welt klicke, desto mehr schreien mir die Bildbotschaften zu: „Du bist kein Mensch mehr, sondern nur noch Bauch oder Baby!“ Ich sehe überall Bäuche und Arme, die Kinder halten, aber selten Köpfe. Vom Hals aufwärts sind die Damen auf den Bildern guillotiniert, wie das französische Adelshaus 1789. Dabei handelt es sich nicht um einen Klassenkampf. Bei den kostenlosen Datenbanken ist die Bandbreite der reinen Bäuche genauso beschämend, wie bei den teuersten für High Quality Werbebilder.
Das ist ziemlich scheiße. Nicht nur für meine Suche nach einem neuen Bild für unsere Homepage. Sondern auch gesamtsozial. Denn, wenn immer es nun um Schwangere oder Mütter im Netz geht, sieht man nur einen kleinen Teil von ihnen. Und den dann auch noch in überhöht ästhetisierter Darstellung als Superbabybauch.
Ein Lichtblick zum Schluss: Ich habe nun den Fehler gefunden. Er liegt natürlich bei mir. Ich habe einfach die falschen Suchbegriffe eingegeben. Denn Suche ich nach Vätern, finde ich ganz viele Köpfe, Gesichter, verschiedene Situationen: Freizeit, Arbeit, Urlaub, das Leben in all seinen Facetten.
Es ist doch genauso, wie mit dem Wein. Verkatert verkünde ich: „Jetzt trinke ich mal nix für eine Weile.“ Und wenig später ist die Weile abgelaufen und das nix nur noch ein laues „nicht so viel“. Mit dem Weintrinken klappt das sogar ganz gut zurzeit. Denn Trunkenheit stört meine Konzentration und die brauche ich ganz dringend, um Pokémons hinterher zu rennen. Jajajajajajaja, letzten schrieb und schrie ich noch: Ich will keine neuen Apps und dann naja, … ach, ich hab es doch oben erklärt. Wer nun nichts dazu hören möchte, kann sich gerne wieder den realen, gekühlt und gekelterten Dingen zuwenden. Ich jage Monstern und irgendwie auch meiner Kindheit und der besseren Zeit, die mir damit versprochen wird, hinterher.
Denn Nintendo gehört zu den Erinnerungen an mein frühes ich. Ich mochte meinen Gameboy lieber als die Jungs in meiner Stufe und wollte so gerne wie Super Mario sein, der einfach über alles Schlechte in der Welt hinweghüpft. Zelda lies mich ganz in den winzigen grün-schwarzen Bildschirm abtauchen. Doch kaum waren die ersten Flegmons und Pummeluffs gefangen, entwuchs ich dem Spielalter und verlief mich zwischen Partys und Bars.
Das kann ich jetzt multitaskend mit dem Pokémonspielen verbinden ! Nun muss ich, wenn ich wartend vor dem Restaurant stehe, nicht verlegen auf mein Display schauen, sondern kann mich mit meinen allseits präsenten quasi-unsichtbaren Freunden vergnügen. Ein bisschen eigenartig ist das schon, Dinge zu sehen, die andere nicht sehen. Zugegeben, für einen pseudo-halluzinogen Trip ist das Einfangen von kleinen Monstern dann auch doch eher lahm.
Doch ich mag die Sprache, die mit Pokémon Go in meinen Alltag einzieht. „Sorry, ich musste gerade noch ein Ei auszubrüten“, entschuldigt sich die zu spät kommende Freundin, als sei sie ein Huhn, aber nicht irgendeins, sondern ein pflichtbewusstes. Twitterer Herr B. aka @legereaude fasste laut Twitterperlen (das echte Zitat, finde ich auf seinen Seiten leider nicht mehr) den Zeitgeist so zusammen:
Ein bisschen recht hat er ja. Auf einmal will keiner mehr einfach rumsitzen und sich angesichts des Weltschmerzes betrinken. Das finde ich persönlich sehr schade. Stattdessen brechen wir auf zu stundenlangen, kilometerweiten Expeditionen, um Wesen zu jagen, die es gar nicht gibt. Wir tun so als wären die Monster, von denen uns unsere Eltern sagten, die seien bestimmt und ganz sicher nicht unter unseren Betten, nun doch real und wir freuen uns auch noch darüber. Vielleicht stolpern wir bei der Jagd ja irgendwann auch noch über die echten Monster, die unsere echte Welt gerade heimsuchen. Es wär ganz wunderbar, wenn man z.B. ein Trumpi dann auch einfach in einen weiß-roten Ball sperren könnte.
Statt Dates sammelt Pick-Up-Artist Julien Blanc grade Einreiseverbote; weil er ein Oberarschloch ist und gewalttätig. Derweil muss sich Massenmörder Charles Manson zwischen personalisierten Servietten und Tischkarten entscheiden. Seine Hochzeit mit einer attraktiven, jungen Frau, hat Onkelmaike dazu bewegt, über die Gründe nachzudenken und zu schreiben, die zu so einer Zusammenkunft führen und sieht vor allen die Unverfügbarkeit als entscheidendes Kriterium.
Ich frage mich, durch diese Häufung der Fälle motiviert, ob wir grade gesamtgesellschaftlich die nächste Stufe von „Frauen wollen Arschlöcher“ erreichen. Nehmen wir uns dazu die These als solche vor: „Frauen wollen Arschlöcher.“ Ich bin eine Frau und als Teilnehmerin am sozialen Alltag häufiger als es mir lieb ist, umgeben von Arschlöchern (, die sich mir in beiden Geschlechtern präsentieren. Ich spreche von beiden Geschlechtern, weil ich glaube, dass man nicht Frau und Mann und Arschloch zugleich sein kann. Bei der unmöglichen Dreifaltigkeit muss also ein Geschlecht wegfallen oder das Arschlochsein, sonst geht die Rechnung nicht auf. Das ist Mathematik, das könnt ihr gerne nachrechnen. Wenn ihr nicht auf das gleiche Ergebnis kommt, hab ihr was falsch gemacht.)
Kommen wir zurück zur Problemstellung. Als Frau komme ich also fast täglich in Kontakt mit Arschlöchern und kann darum empirisch belegen, das ich mich zu diesen Personen nicht hingezogen fühle. Nicht einmal, wenn sie gut aussehen, obwohl ich mir wirklich Mühe gebe oberflächlich zu sein. Mich regen derartige Begegnungen nur dazu an, mich zu Hause einsperren zu wollen und der kalten, gemeinen Welt den Rücken zuzukehren. Man könnte nun die Vermutung aufstellen, ich sei eine Ausnahme. Ähm, nö. Ich bin durchschnittlich alt für eine Frau meines Alters, durchschnittlich groß für eine Frau meiner Größe und darum auch durchschnittlich hingezogen zu Arschlöchern. Das ist absolut repräsentativ.
Woher kommt aber dann dieses Vorurteil mit dem wir hier zu kämpfen haben? Vielleicht selbst vom Objekt im Satz, dass diese Lüge propagierte, bis sie zur unhinterfragten Redewendung wurde, so wie die Sache mit dem Teller aufessen. All jenen, die ihr diesem Scherz aufgesessen seid: Eure Essgewohnheiten haben keinen Einfluss auf das Wetter. Im Stille-Post-Modus wurde aus einem dummen Spruch ein noch dümmerer. Eigentlich hat man früher angeblich nur gesagt, dass es morgen wieder was Schönes gibt, wenn man aufisst und wenn nicht, dann eben nicht, dann gibt’s das selben eben nochmal, aufgewärmt – was ja eigentlich widerlegt, dass das heutige schön war, wenn man es aufgewärmt nicht nochmal essen will… aber Logik ist ein anderes Thema.
Was könnte also eigentlich hinter dem Ausspruch gestanden haben? Was könnten Frauen eigentlich wollen? Welches tatsächliche Thema liegt dieser Verwechslung zu Grunde? Hat sich da auch jemand nicht dialektfrei ausgedrückt und sagte eigentlich: Frauen wollen antike Schlösser? War das so? Ich würde eins nehmen. In Südfrankreich gerne, oder sonst irgendwo, wo es warm ist. Nicht Neuschwanenstein. Das ist zu kitschig und ich bin nicht gerne auf Fotos.
Aber denken wir noch einen Absatz länger darüber nach. Schauen wir nochmals auf das Subjekt im Satz, auf mich. Man sagt meiner Spezies ja gerne nach, dass wir unsicher in Bezug auf unser eigenes Verlangen zu sein haben. Dann ist es natürlich ein freundliches entgegenkommen, wenn man uns sagt, dass Frauen Arschlöcher wollen. Demnach ist das ganze nur ein Angebot, das ich gerne mit „Nein, danke“ ausschlage.
Manchmal beschleicht mich die Angst wir stecken in unseren eigenen Endlosschleifen. Dass der Alltag redundant ist, zeigt sich an so unvorteilhaften Kausalverkettung wie Samstag, Sonntag, Montag, usw. Aber auch darüber hinaus, kommen wir manchmal nicht voran, weder als Individuen noch als Spezies. Ein Trugbild im Hamsterrad ist dabei etwas, mit dem ich berufsbedingt beschäftigen muss: Zielgruppen. An einem durchschnittlichen Tag Montag gehen mir mindestens 9 Zielgruppen-Analyse durch den Kopf und manche auch über die Tastatur durch den Rechner. Ich bin so darauf getrimmt, dass ich die Menschen in der Bahn in Konsumgruppen einteile, je nachdem was sie lesen, essen oder anhaben. Andere Leute vertreiben sich die Zeit mit Kreuzworträtseln, ich mir mit Marktsegementierungen. Das wird durch Magazine, die sich selbst Fachliteratur nennen (KEIN Qualitätsmerkmal!!), angeheizt und in denen immer wieder die Rede von „neuen“ Zielgruppen ist, die irgendwer ganz Leichhardt-gleich entdeckt werden, wie bislang unbekannte Volksgruppen, auf unbetretenen Kontinenten.
Das führt im Übertragenen zu einer chronischen Markenikratitis. Wie sich bei der Bauchspeicheldrüsenentzündung das Organ selbst verdaut, wird auch eine immer gleiche neu-entdeckte Zielgruppe mit immer gleichen neuen Produkten bis hin zum Exitus überfüttert.
Das ist so, damit Menschen, wie ich auch am Warenzyklus teilhaben können. Denn es gibt viel mehr Menschen, die mit Marketing ihr Geld verdienen, als es zu bewerbende Neuheiten gibt. Ich wünsche mir aber ganz ganz ehrlich NEUES, spannendes, nie dagewesenes, nicht nur zum Anfassen und Aufessen, sondern auch zum Lesen. Darum bin ich sehr traurig, dass ich es in diesem Jahr nicht zur Frankfurter Buchmesse geschafft habe und nun nur Artikel finde, in denen angepriesen wird, wie wunderbar sich Self-Publishing-Autor_innen selbst vermarkten, wie sie die angeblich nächste Daseinsstufe erreichen: Mensch – Marke – und irgendwann kommt das MIRvana, wo sich alles nur noch um sich selbst dreht bis in alle Endlosigkeit.
Ich feiere die Tatsache, dass jede und jeder, der eine Geschichte erzählen möchte, dies nun tun kann als tatsächliche Chance für die Entdeckung von neuen Welten! Ich begrüße die Profitgeilheit Amazons mit offenen Armen, weil ich hoffe, dass trotz aller Lust auf Cash, vielleicht auch ein bisschen Raum für Kunst ist, weil der Hippie in meinem Herzen sich einredet, dass nun Menschen schreiben, die es eben nicht für eine Zielgruppe tun, sondern weil sie etwas sagen wollen. Ich finde aber nur Beiträge in den großen Nachrichtenspalten, in denen beschrieben wird, wie erfolgreich sich die neue Autor_innengeneration vermarketet, indem sie eben den Zahn der Zeit treffen, genau das liefern, was, die neuen Zielgruppen lesen wollen. Sie liefern das wovon ich heute noch nicht weiß, dass ich es morgen haben wollen werde, die Objekte, die ich mir ans Ende der Strecke meines Hamsterrads hängen kann. Die Zeit ist ziemlich zahnlos und neue Zielgruppen gab es noch nie und wird es auch nie geben. Es gibt Menschen, denen etwas gefällt oder nicht und es gibt Menschen, die bereit sind für etwas Geld auszutauschen oder eben nicht. Alles, was ich zu den Autor_innen, zu denen ich nun selbst auch gehöre, grade lese, besorgt mich sehr. Denn ich kann mit dem Erwartungsdruck etwas liefern zu müssen, dass ja eigentlich gar keiner will, nicht umgehen, zumindest nicht privat. Wenn man mir dafür ein gutes Gehalt zahlt natürlich schon, darauf bin ich getrimmt.
Vielleicht lese ich aber auch nur die falschen Zeitungsdomains. Hat jemanden einen Tipp oder einen alternativen Erlebnisbericht für mich, etwas für die Zielgruppe Immerabgelenkt?
Eigentum ist Ballast. Das merkt man besonders, wenn man 300 Bücher beim nächsten Umzug vier Stockwerke hoch oder runter, oder im schlimmste Fall beides, schleppen muss. Seit ich auf eBooks umgestiegen bin, reduziere ich nach und nach meinen haptischen Literaturvorrat. Dabei sortiert man in wertvolle und weniger wertvolle Lektüren. Was diesen Wert ausmacht, ist ganz und gar eigenmeinungsgeprägt. Doch einige Werke, die muss man sozialkonsensbedingt haben, so meint man zumindest. Und die schrecklich schweren Bände des Brockhaus gehören hierzu. Brockhaus ist Wissen, manifestiert in Kilogramm, ein intellektuelles Statussymbol, das galt als Fakt, bis heute. Denn nun wird der Brockhaus eingestellt. Wissen gibt’s tintenlos im Netz. Ist das gedruckte Wort also doch, wie einst prophezeit, irgendwann obsolet? Anfangs fand ich die Vorstellung noch erschreckend. Doch heute, seit meinem letzten Umzug, gefällt mir der Gedanke. Denn der Trend zum Papierlosen leben, geht einher mit noch mehr Reduktion. Was braucht man eigentlich alles? Was will ich beim nächsten Umzug WIRKLICH mitnehmen? Ohne was, kann ich nicht leben?
Oder reduzieren wir uns damit so weit, bis uns nichts mehr festhält an der echten Welt? Erden uns die Dinge, die wir besitzen vielleicht sogar?
Blogger Andrew Hyde zum Beispiel lebt den Minimalismus und hat es geschafft, sein Hab und Gut auf 15 Dinge zu reduzieren! 15 Dinge! Ich hab mehr Sachen in meiner Handtasche!! 15 Sachen?? Das ist extrem. Aber irgendwie auch passend zu den digitalen Nomaden, die immer weitersuchen, immer weiter wandern. Brockhause kauft man ganz ehrlich doch dann erst, wenn man weiß, dass man im aktuellen zu Hause sterben wird… Brockhausbesitzer sind Seßhaftgewordene. Brockhausbesitzer sind Erwachsene.
Ich wage mich auf neues Terrain. Immerenthülllungsjournalismus, könnte man das nennen. Oder zumindest Dieseinemalenthüllungsjournalismus. Denn anonyme Informanten, darunter die größte Plaudertasche ever, bekannt als „Google“, haben mir weitere Infos zum Fall „Wo ist der Sommer“ aka Klassensprecher der 3a zukommen lassen, die einige meiner Frage zu diesem Facebookphänomen beantworten, z.B. die Frage, wer als Konkurrenz für Florian Sommer im Wahlkampf um den Klassensprechertitel der Grundschule antritt. …Der da (leider kann ich wieder nur mit Links weiterführen…copyright und so…)
Auch dieser blonde Junge, der leicht mit Florian Sommer verwechselt werden könnte..sehr leicht…vielleicht zu leicht (??) möchten den Posten als politisches Sprachrohr an der Grundschule in nahe Wien werden. Moment, Wien? Ein Österreicher, mit einer ehrgeizigen Strategie zur Machtübernahme? Oh. Je. Oh. Je. Ähm..wie viele Follower hat das Kind nochmal in wenigen Wochen bekommen? Fünfstellig. Aha. … Ja, ich pack lieber schon mal.
…. Es hat auch einfach alles ein Revival….mannnmannnmannn
Noch vor zwei Tagen fragte ich mich, wer dieser Florian Sommer ist, das Kind, das bei facebook tausende Likes für seine politischen Ambitionen erntete. Zur Erreichung des Ziels Klassensprecher irgendeiner 3a zu werden, hatte er ein 1a-Beispiel für Social-Media-Hypisierung geliefert. Und ganz dieser Gattung gemäß hatte er nicht nur Fans um sich gescharrt, sondern auch gemein pöppelnde (a)sozial-mediale Nutzerschaften angezogen. Weil ich die Fanpage nun, da ich mir die Zeit nehmen wollte darüber zu bloggen, nicht mehr finden kann, muss ich auf einen Scrennshot via Link verweisen.
Ja, tatsächlich, klickt ruhig nochmal rüber auf das Bild. Und noch einmal
…ganz in Echt und wirklich, sah SO die Seite aus, über deren Funktion und Fake-ilität ich mir begründete Mutmaßung machte. Gab es dieses Kind wirklich und meinte der das Ernst? Handelte es sich vielleicht, um eine Guerilla-Werbeaktion für Haargel oder Businessherrenmode in Zwergengröße? Oder gar eine Initiative für mehr politisches Interesse bei jungen Wählerinnen und Wählern? Und vor allem, das fragte ich mich am allerallerallermeisten: Wie sah die Konkurrenz des Klassensprecher-Kandidaten aus und wohin müsste ich meinen Briefwahlantrag senden?
Doch noch bevor diese Wähleranliegen geklärt wurden, verschwand die Seite und reiht sich nun in die Hall of unsolved Mysteries of mankind ein, gleich neben der Geschichte vom heiligen Gral und der Frage, warum Männer immer allein auf’s Klo gehen.
Während Skully und Mulder schon mal bei Eduard Zimmermann im Jenseits anrufen, wage ich drei erste Thesen zum Verschwinden:
1. Die FTP hat dieses Highpotential abgeworben, ihm dann aber den facebook-Zugang gesperrt, weil dieses Internet und alles da drin ja gefährlich ist.
2. Florian Sommer hat sein Ziel erreicht, ist Klassensprecher der 3a geworden und überlässt seine Fans und Follower (aka das Volk) nun einer liberal-toleranten Selbstverwaltung (aka im Stich).
3. Das ganze war und ist die Fortsetzung von Kill Kony 2012. Ein Social-Media-Alien par excellence.
Ganz demokratisch könnt ihr gerne für 1, 2 oder 3 abstimmen. Vielleicht hat ja sogar jemand weiterführende Tipps!
Das Internet hatte ein Problem mit mir. Darum waren für eine Weile die Lichter aus, an diesem sonst so sonnigen Blogplätzchen. Aber das Netz hat mich vermisst, in der Zeit in der ich nicht rein kam. Das hab ich gespürt, wie eine Mutter, die weiß, dass ihr Baby weint, auch wenn es gerade ganz weit weg ist. Denn ab und an, konnte ich dann mit meinem Iphone doch mal schauen, was da quengelt und inzwischen, jetzt da ich wieder da bin, kommt auch langsam wieder alles unter Kontrolle.
Doch was war passiert? Mein Internetzugang war gesperrt. Zu. Dicht. Verriegelt. Wie ein Türsteher mit grimmiger Miene, begrüßte mich am vergangen Montag keine kunstvolle, aktuelle-Themen-aufgreifende Google-Startseiten-Komposition, sondern eben ein Startbildschirm mit dem Logo meines Internetanbieters, der verkündete, mein Internetzugang sei gesperrt. Weil ich eine Bedrohung darstellte. Eine Gefahr. Ärger. Probleme. Stress. Alter!!!
Ganz self-fullfilling-prophecy-like war ich über diese Behauptung, sagen wir, „missgelaunt“. Missgelaunt auf einer Skala, die von 0 (=not amused im Stil der Englischen Queen) bis 10 (= angepisst, wie Tom Cruise in Eine Frage der Ehre), in Richtung 10++!!! Zur Veranschaulichung, hier das Video für alle, die die Szene, die ich meine NICHT auswendig kennen, zum Beispiel die 2 da hinten, die immer schlafen! Ja, ich hab das gemerkt! Durchaus. Da hilft auch weggucken nicht! Also Augen nach vorne, hier zur Szene:
Und nun weiter in der Geschichte. Die türsteherhafte Startseite erklärte mir, ich solle meinen Computer auf Viren, Trojaner und all diese Parasiten scannen und könnte mich dann wieder freischalten. Für den Rest des Abends lief dann also mein Virenscanner über meinen Computer und als es endlich vorbei war, konnte ich mich tatsächlich freischalten. Halleluja! Der Abend war damit aber gelaufen. Die restlichen Tage der Woche war ich kaum zu Hause und als ich dann schließlich wieder ein bisschen bloggen wollte, war ich wieder gesperrt. Erneut. Mit selbiger Begründung. Suboptimal. Sub.opti.mal. Ganz und gar. Lieber Internetanbieter. Ich war also erneut NOT AMUSED!!!!!!!
Scannen half diesmal nicht. Wenn ich wieder ins Netz wollte, musste ich erst in den Anbieterladen, am anderen Ende der Stadt. Im Sommerkleidchen und mit meinen süßesten Lächeln überzeugte ich da dann den Mitarbeiter davon, dass ich ganz und gar nicht gefährlich bin (solange man mir mein Internet lässt). Der nette Herr machte mir aber widerum klar, dass mein Antiviren-Progrämmchen auch einer ne Null ist.
Kaspersky hingehen könnte er empfehlen und inzwischen, jetzt wo alles läuft und das Kaspertheater hinter mir liegt und ich mir Kaspersky mal genauer angeguckt habe, hüpfe ich fast wie Tom Cruise bei Oprah auf’m Sofa damals, als er verkündete, dass er seine Katie lieb hat. Ich lasse mich jetzt nicht davon stören, dass auch das zu Bruch ging und er grad eher wieder „Eine Sache der Ehre“-ähnlich drauf sein dürfte und konzentriere mich auf meinen kleinen Ego-Kosmos und das Kasperle.
Das kann nämlich lauter lustige Sachen. Man kann zum Beispiel Progamme auf dem Computer sperren für einzelne Nutzer. Man kann regulieren, mit welchen facebook Kontakten die Nutzer des Computers Kontakt haben dürfen, oder einfach komplett Seiten mit sozialen Netzwerken sperren, oder Seiten mit Pornographischen Inhalten (wozu Bild.de übrigens nach Kasperskys Auffassung zählt), Seiten mit Anstößiger Sprache (womit www.immerabgelenkt.de dann unerreichbar ist), einstellen zu welchen Uhrzeiten und wie lange, man überhaupt ins Netz kommt und und und.
Diese Kindersicherung ist so genial, dass ich fast anfange, mir Kinder zu wünschen! Damit ich mal alle Funktionen nutzen und den lieben Kleinen alles (ALLES!!) verbieten kann, jedes Fünkchen potentiellen Spaß. Das macht mich wohl zur schlechtesten kinderlosen Mutter ever.
Es geht in die heiße Phase. Nur noch wenige Tage bis zur Prüfung. Aber die Grundlage ist nun gelegt. Nein, ich habe noch nicht alles durchgearbeitet, was ich für die Prüfung wissen muss. Nein, ich habe meine Schönschrift nicht trainiert und nein, ich habe auch nicht geübt spontan in Ohnmacht zu fallen, falls ich in der Prüfung (im übertragenen oder wörtlichen Sinne) mit runtergelassenen Hosen dastehen sollte. ABER, ich habe mich darum gekümmert, dass ich wach und munter in die Prüfung gehe. Jawohl! Und dabei habe ich festgestellt, dass es kein Leben mehr gibt, sondern nur noch „lifestyle“. Die Aufgabe: Man kaufe eine Kaffeemaschine. Wobei da eigentlich schon ein Fehler im Satz steckt, denn ich habe nicht einfach eine Kaffeemaschine „gekauft“. Vielmehr, bin ich einem elitären Club beigetreten. Ach, was Club, einer Sekte, deren ascheinbarer Anführer ein übertrieben beliebter, eigentlich viel zu alter und schon längst ergrauter, aber durch sein gebleicht-weißes Lächeln und nach allgemeinem Konsens meines sozialen Beziehungsgeflechtes doch irgendwie überzeugender, amerikanischer Schauspiel zu sein scheint. Und auch wenn Kaffee im Mittelpunkt des Kultes zu stehen scheint, ahne ich, dass es um viel mehr geht. Viel mehr!
Das erstaunliche daran war aber, das ausnahmsweise mal nicht das Internet dafür verantwortlich war, dass ich dieser suspekten, aber durchdesignten Gemeinde verfiel, sondern Interaktion mit realen Menschen (nagut, er war Höllander) an einem (fast) realen Ort: dem Kölner Flagship-Store von Nespresso.
Obwohl? Was ist an diesem Kaffeegeruch und Glückseligkeit verströmendem „Raum“ noch real? Oder dienten Gestaltung und Aufbau nur der gezielten Stimulation meiner, auf virtuelle Konvention getrimmten, Wahrnehmung? Oder bin ich zu skeptisch, weil Glaube, Religion und Ideologie im Zeitalter des Internets eigentlich längst im Papierkorb gelandet sind? Was war an dieser Kauf“experience“, der Transaktion Plastikkarte gegen Plastikmaschine, eigentlich echt?
Glücklicherweise verblaßen jedem Schluck des dunklen Tropfens die Zweifel in mir. Vielleicht bleibt, wenn man die goldglänzende Fassade wegnimmt, ja doch nur ein Holländer im Coffee-Shop, der mich mit diesem gerösteten Rauschmittel in einem traumähnlichen Zustand versetzt hat.
Der Countdown bis zur Prüfung läuft, noch sechs Tage bis zum Tag X. Und ich zweifle grade an meinen Fähigkeiten. Nicht an meinen kognitiven, nein, nein, ich werde schon was halbwegs schlüssiges, themenverwandtes zu Papier bringen. Das ist es nicht. Es ist viel mehr, das Papier selbst, vor dem meine Angst wächst. Denn gerade wurde mir bewusst, dass ich gezwungen sein werde 4 Stunden lang mit Zettel und Stift zu arbeiten. Und sonst nichts! Mal davon abgesehen, dass ich für gewöhnlich nur während meiner REM-Schlaf-Phase mal für eine so lange Zeit „offline“ bin – und auch dann Träume ich nicht selten davon Emails zu schreiben oder über Facebook zu kommunizieren. Ja traurig, aber wahr: In habe neulich in Form ihrer Profilbildchen von meinen Freunden geträumt. Das ist vielleicht der Moment, an dem ich mir eingestehen sollte, dass ich ein Problem habe. Tja, tu ich aber nicht. Denn ich habe ganz andere Probleme, viel größere! Nämlich neben der Tatsache, dass vier Stunden eine Ewigkeit sind, der Fakt, dass meine motorischen Fähigkeiten mit Zettel und Stift umzugehen in den letzten Jahren völlig verkümmert sind. Meine schon früher „saumäßig unleserliche Handschrift“(Zitat unter einer Klassenarbeit in der Oberstufe) ist inzwischen zu Hieroglyphen einer vermutlich nichtterrestrischen Spezies verkommen. Ich tippe mindestens doppelt so schnell, wie ich per Hand schreibe (und viermal so schnell wie ich denke). Darum befürchte ich nicht nur, dass die Endlosigkeit von vier Stunden dann letztlich doch nicht ausreichen wird, sondern noch viel mehr, dass ich schon nach wenigen Minuten mit Krampfanfällen in Hand und Arm zusammenbrechen werde.
Ich habe aus diesem Grund überlegt, ob es sinnvoll wäre, in den nächsten Tagen ein bisschen analog-schreiben zu üben. So als kleines back-to-the-roots-Abenteuer. Soll ich das Risiko eingehen? Schließlich besteht die Gefahr, dass ich dann schon vorher ernsthafte Verletzung erleide und ich während der Prüfung gar nicht schreiben kann. Andererseits läuft man auch nicht mal eben so einen Marathon.
Wie kann es überhaupt sein, dass ich im Jahr 2011 gezwungen bin mit solch mittelalterlichen Methoden wie Zettel und Stift arbeiten zu müssen? Nicht einmal der Typ, der die Bücher, die im Mittelpunkt meine Prüfung stehen, geschrieben hat, hat noch so gearbeitet! Wieso wird mir das dann zugemutet? Im Jahr 2011. Zweitausendundelf!!! Es gibt Science-Fiction-Romane über diese Zeit, denen zu Folge wir jetzt eigentlich schon längst den Mars besiedeln, in Glasglockenwelten unter dem Meer leben und uns in Schwebefahrzeugen von A nach B bewegen! 2011! Das neue Jahrtausend! Das Post-Millennium! Und ich soll nur mit Zettel und Stift auskommen. Mannmannmann. Kein Wunder, dass die andere Hälfte der Science-Fiction-Literatur beschreibt, wie die Menschheit als Sklaven einer höher entwickelten Art endet, und letzte schreiben garantiert keine vierstündigen Klausuren mit Zettel und Stift!
Naja, ein kleiner Trost bleibt. Der arme Mensch, der mein Werk später entschlüsseln muss, wird die Fortschrittlichkeitsverweigerung der Universität ebenfalls verfluchen. Da bin ich mir sicher.