Warum Online-Shopping tot ist

… oder es zumindest mal jemand zur Strecke bringen sollte! Dies ist keine Drohung, sondern eine Bestellung!

Die Weihnachtsmärkte haben noch nicht eröffnet und mein Fest ist schon ruiniert. Darum mache ich mir grade selber Glühwein, als Wärmequelle nutze ich dafür meine flammende Wut. Denn es war einmal eine naive Immerabgelenkt, die sich dachte: „Dieses Jahr bin ich mal früh dran mit den Geschenken.“ und fleißig im Internet zusammensuchte, womit sie glaube ihrem Liebsten eine Freude machen zu können. Klick und angucken. Klick und in den Warenkorb legen. Klick und nochmal vergleichen. Klick und nochwas in den Warenkorb, weil sich mehr Geld ausgeben besser anfüllt als Versandkosten zahlen. Klick und die Bestellung ist abgesendet. Und ich dachte wirklich, nun sei alles gut. Aber nein, diese wahre Weihnachtsgeschichte hat kein Happy End.

Der Grinch hat einen neuen Namen: Re-targeting. Als nur Stunden nach meinem grandiosen Zeitsieg gegen den Adventsstress der Beschenkte das „Device“ nutze, das wir, ganz digital nativistisch „sharen“ (liebe Frauen, die ihr denkt eine gemeinsame Wohnung sei eine große Sache in einer Beziehung, lasst mich euch sagen: Wahre Liebe ist, wenn man von „unserer“ Browserhistorie spricht.), sah er, was ich gekauft hatte, eingeblendet auf jeder einzelnen Seite, die er besuchte und sogar in allen Apps. Hätte ich die Historie nach der Bestellung gelöscht, hätte das auch nichts gebracht. Denn Re-Targeting ist fieser, viel, viel fieser. Re-Targeting bedeutet, dass ein Ziel immer und immer wieder beschossen wird, auch wenn es längst am Boden liegt und ausblutet. Geschossen wird mit der schlimmsten aller Munitionen: Werbung. Und dabei geht das Marketing dahinter so unerbittlich vor, wie die IS. Geheimnisse müssen der Möglichkeit auf mehr Umsatz weichen. In Zukunft wird Weihnachten nicht mehr daraus bestehen, dass wir Kekse backen, sondern Cookies löschen.

Nun könnte man meinen die Technologie hat es nicht so gemeint. Sie konnte ja nichts dafür. Doch kann sie. Sie ist ein fieses Miststück, ein Arschloch, eine dreckige, miese ***************************************************************************************************************************************************************************************************/ZENSIERT. Diese These habe ich experimentell erforscht. Ich hab nämlich einige Tage nach dieser Tragödie, Verlauf und Cookies entfernt und begonnen mir im Internet Dinge genau anzusehen, die ICH mir wünsche. Ich hielt das für ziemlich clever. Doch die Maschinen haben mich durchschaut. Statt Einblendungen des Sportwagens, den ich so gerne hätte, bekommen wir jetzt Empfehlungen für günstige Kredite….

Ein Klugscheißer ist Re-Targeting also auch noch. Wenn das mit Weihnachten also noch was werden soll, muss ich echt raus gehen, in die Innenstadt. Igitt. Nicht mehr heute. Nicht bevor die Glühweinbuden öffnen.

Cupcakes, Konsum, Kritik und der Grund dafür, dass ich diese Worte mit Kommas trennen muss

Dieser Blogpost sollte eigentlich eine Konsum-Sozial-Kritisches Analyse der Erfahrungen des Tages des Guten Lebens werden, mit dem Fazit, dass sämtliche Menschen dieser Gesellschaft, oder doch zumindest meiner nicht-repräsentativen, slightly überhipsterten, aber alternden Nachbarschaft, mit latenter Konsumparanoia infiziert sind. Erst hätte ich die Symptome beschrieben. Im Zuge dessen meine Anamnese bewiesen und letztlich DAS Heilmittel vorgeschlagen und auf diesem Wege mein glutenfreies Cupcake Backbuch schleichwerblich angepriesen. Es wäre die perfekte Verknüpfung von Konsum-Sozial-Kritik und Kaufaufforderung gewesen! Erst Awareness schaffen bis sich alle hungrig fühlen und dann Abverkauf. So sollte das laufen!

Doch das Internet hat mich überlistet. Um zu überprüfen, ob nicht schon jemand anderes, die von mir erfundene Erkrankung beschrieben hat, gerne auch mit einem schöneren Titel als Konsumparanoia, tippte ich die Worte Konsum+Paranoia in die heiligste aller Suchmaschinen. Und jetzt denkt Google ich hätte ein Drogenproblem und verfolgt mich mit Ratschlägen dazu, wie ich meinen Rauschgiftkonsum minimieren kann. Dass mir Mittel und Dienste, die dabei helfen sollen, nun quer durchs Web folgen, ist für die mir von der Suchmaschine zugeschriebenen Paranoia nicht dienlich. Erst Awareness schaffen und so lange drauf einwerben bis zum Abverkauf. Google kennt das Spiel. Aber ich auch. So einfach, lasse ich mich nicht beeinflussen! An einem Donnerstag oder Freitag vielleicht, aber nicht an einem Montag!

Versuche ich links abzubiegen, zu Onkel Maike und meinen Cupcakes zum Karma-Cleaning, um von da aus in Ruhe, ohne Drogen und Verfolgungswahn doch noch meine Story zu tellen, steige ich im Radar der Neo-Stasis der NSA von der Konsumentin zur Produzentin auf. Dabei waren in den Küchlein doch nur drogenfreie und glutenfreie Zutaten! Okay, der alkoholfreie Cocktail, den der Onkel und ich verschenkt haben, hatte Alkohol, aber dafür hat er ja nicht geschmeckt! Und Rhabarbersekt ist legal! Was er, gemessen am Geschmack, vielleicht nicht sein sollte, liebes Verfassungsgericht! Ihr lest ja sicher auch längt mit.

Nicht legal schien es hingegen an diesem Straßenfesttag vielen Kund_innen unserer antikapitalistischen Ehrenfelder Enklave, dass wir für Cupcakes und Getränke kein Geld wollten. Das Prinzip des „Verschenkens statt Handelns“ initiierte statistisch nicht evaluiert in 8,36 von 10 Fällen Verwirrung. Es wäre wissenschaftlich durchaus interessant zu erforschen, wie viel Menschen bereit sind für etwas zu zahlen, das man ihnen schenken will und wie hoch die Einnahmen ausfallen, wenn man, wie in unserem Falle, kein Geld annimmt. Unsere Einnahmen belaufen sich auf gut 5 Euro. Damit sind wir 10000000% über dem Umsatzziel von den angepeilten 0,00 Euro. Ein voller Erfolg!

 

Wer am Tag des Guten Lebens keinen glutenfreien Cupcake abbekommen hat oder einen abbekommen hat, aber nicht damit klar kommt, dass er/sie dafür kein Geld eintauschen konnte, sollte für 9,95 bei Amazon mein Cupcake-Buch kaufen. Das gibt es nicht geschenkt!

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Die Rezepte sind mindestens so lecker, wie das Cover!

Ich fühl mich schuldig

Wir leben in der „Hat-schon-alles“-Epoche und dennoch müssen wir uns alle immer irgendwas aus irgendeinem Nichtanlass schenken, um uns gegenseitig unserer Sympathie für einander zu versichern. Es wird ja immer stereotypisiert, dass die Menschen in asiatischen Ländern so lustig sinnlose Rituale hätten, deren strikte Ausführung dennoch von höchster Wichtigkeit für den Frieden zwischen den Völkern dieses Globus sei. Als jemand, die noch bevor sie „Nein, danke“ zu sagen lernte mit Werbebeschenkungen beehrt wurde, darf ich sagen: Wir sind keinen kostenlosen Kugelschreiber besser hier in Europa!

Über nutzlosen Kram, den man auf Messen zugesteckt kriegt,  wie pappige Hostien beim kirchlichen Namensequivalent der Kaufen-Verkaufen-Veranstaltungen, habe ich schon mal geschrieben. Und was passierte dann? Ich bekam eine Tasse zugeschickt, die ich nicht wollte und für die ich mich dementsprechend nicht bedankte und damit ist der bis dato nicht existente friedliche Kontakt zwischen mir und dem unbekannten Verschenker des Werbeobjektes zerbrochen. Manchmal macht man sich mit dem Schenken also auch Feinde, statt Freunde. Was gut ist, denn die lassen einen dann in Ruhe.

Nun bin ich beruflich in einer Situation, in die ich NIE geraten wollte. Ein großes Unglück hat mich heimgesucht, vermutlich angelockt von meinem miesen Karma, ausgelöst durch das Nicht-Danke-Sagen für die Nicht-Gewollte-Tasse. Ich sitze umzingelt von Kartons, gefüllt mit sechs  der sieben Symbole der Kreise der Werbemittelhölle:

Postkarten

Aufkleber

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But-tons… diese Ansteckkreise, die Löcher in Blusen machen und klappern

Luftballons (immerhin kann man die zerstechen)

und Fähnchen.

Ich dachte immer Werbefähnchen gäbe es nur in der Sparkassenwerbung. Und das schlimmste: Ich habe die berechtigte Befürchtung, dass auch der siebte Hokrux noch geliefert werden wird: Einkaufswagen-Chips.

Schuld an meiner Lage ist Mix aus Demokratie und Haben-wir-immer-so-gemacht-Mentalität. Ich bin also nicht nur umgeben von diesen auf Grund ihrer absoluten Sinnlosigkeit verteufelten Gegenständen, sondern auch noch von Menschen, die sowas ernst meinen. Wo bin ich hier nur gelandet? Wer will diesen ganzen Schrott? Und wer denkt mal an all das Papier, Blech und Plastik, das hier dafür missbraucht wird, unschuldigen Menschen etwas in die Hand zu drücken, zu deren Annahme sie sich dann von Sozialisationswegen her verpflichtet fühlen und das sie sich dann lange Zeit nicht trauen wegzuwerfen, denn Geschenktes wirft man nicht einfach weg, das wäre unhöflich!! Und so schleichen sich Unternehmen, Marken und Parteien in die Haushalte der armen Beschenkten, die fortan in Schuld leben müssen, weil sie ja ein Geschenk angenommen haben und dafür sozialkonform auch etwas zurückgeben müssten.

Das kann ich nicht zulassen. Eigentlich müsste ich den ganzen Schrott verbrennen, bevor jemand zu schaden kommt und einen Button an seine/ihre Bluse hängt, die dann ein hässliches Loch hinterlässt – ein Loch das auf EWIG die Schuld des/der Beschenkten aufzeigt. Doch das darf ich nicht. Denn auch wir haben diesen Mist in mindestens 1000 Stück Abnahmeauflage selbst nur getauscht,  gegen eine andere Art Geschenk: Geld. Vielleicht ist die Kette also einfach zu lan( genau wie dieser Blogpost). Vielleicht sollten Unternehmen, Marken und Parteien einfach Geld verteilen, statt Fähnchen und Buttons. Geld macht keine Löcher in Blusen und verranzt nicht am Kühlschrank! Aber möglicherweise hätten wir dann alle zu viel Geld und Geld allein macht ja nicht glücklich und dann würden sich alle Leute selbst Fähnchen und Einkaufswagen-Chips kaufen, weil sie nicht wüssten wohin mit der baren Münze.

 

Es ist nicht einfach, wirklich nicht. Ich schreibe Kapitulation auf eins der Fähnchen halte es aus dem Fenster.

Zu viele fremde Tassen in meinem Schrank

Die Wege des Internets sind kurz? Ha! Von wegen! Sie sind lang, verschlungen und kompliziert. So lang, verschlungen und kompliziert, dass man Stalker-Fähigkeiten braucht, vom Format, wie sie nur Spione im Dienste ihrer Majestät aufzuweisen können. Wer nun findet, dass das alles etwas verrückt klingt und mir unterstellt, ich hätte nicht alle Tassen im Schrank, irrt. Denn aus Gründen des Internets habe ich nun sogar eine Tasse zu viel im Schrank. Eine schwarze Tasse, mit dem Namen eines Mannes draufgedruckt, mit dem ich bisher noch nie eine Tasse Kaffee getrunken habe. Ich weiß nicht mal, ob er Kaffee mag. Oder doch vielleicht lieber Tee?

Wie kommt dieses Geschirr also in meine Küche? Auf Umwegen, wie immer, wenn ich irgendwas per Post bekommen soll. Außer es handelt sich nicht um MEINE Post. Die Post anderer Leute gibt mein Postbote nur zu gerne bei mir ab. MEINE Post aber landet immer in anderen Filialen, Stadtteilen, Ländern… . So auch diesmal. Ich machte mich also mal wieder quer durch Köln auf den Weg ein unbekanntes Paket abzuholen. Ich hasse Überraschungen! Aber ich kann sie nicht ignorieren. Nach zweitätigem Wahnsinnigwerdens, was mir wer denn da schickt, hielt ich also ein Paket in der Hand, mit einer Tasse drin und einem Zettel, auf dem stand, das sei doch mal ein ganz tolles Werbegeschenk. Hätte ich mich zu diesem Zeitpunkt noch daran erinnert, was ich vor ein paar Wochen gesagt bzw. gebloggt hatte, wäre das eine lustige Nachricht gewesen. Blöderweise merke ich mir aber nicht, was ich sage oder blogge. Bei Sätzen, die mit „Du hast doch mal geschrieben, dass…“ anfangen ist meine Leitung ähnlich weit, wie die des Netzes. Aber jetzt, nur 3 Tage, nachdem ich das Paket aufgemacht habe, schaltete meine mentale Ampel auf Grün. Aha! Die Erkenntnis, Google sei Dank. Denn der Name auf der Tasse gehört zu einem Fotografen, der meinen Blogpost über doofe Werbegeschenke gelesen hat, mir daraufhin in einem Tweet androhte sein tolles Werbegeschenk zuzusenden, auf irgendeine Weise meine Adresse, die nicht mehr meine Adresse ist, herausbekommen hat und dachte es sei eine ganz tolle Idee mir eine Tasse mit seinem Namen drauf zu schicken.

Darum müsste ich jetzt wohl „Danke“ sagen. Und genau das ist das Problem mit Geschenken. Man kriegt Sachen, die man nicht haben will und ist dadurch gezwungen sich freundlich zu bedanken – lernt man ja schon als Kind: „Was sagt man da zum lieben Onkel?“. „Geh weg, du pädophiler Sack!“ sagt man, wenn es nach meiner Erziehung geht, denn meine Mama hat mir beigebracht nix von unbekannten Onkels anzunehmen.

Nun hab ich mir den unbekannten Onkel mal angesehen und was er so macht und das sieht immerhin nicht so verdächtig aus, sogar sehr schick. Sollte ich mir also Sorgen machen? Sollte ich? Ja? Zu spät. Denn längst schlürfe ich schon an der Tasse rum. Das ist auch so ein Problem mit Geschenken: Man will sie nicht, aber wenn’s was umsonst gibt, dann nimmt man’s, bevor es einem wieder weggenommen wird. Apropos, weil der Schrank ja jetzt voll ist, wäre es ganz super, wenn mir jemand als nächstes Werbegeschenk einen größeren Schrank schicken könnte! Und dann vielleicht eine größere Wohnung! Was mit Deckenfenster wäre toll! Das wäre mal ein Werbegeschenk!

 

 

Kein kostenloses Mittagessen, aber ein kostenloses ebook (vorübergehend)

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TANSTAAFL ist eine unfassbar lange Abkürzung. Größe ist bekanntlich nicht alles, aber hinter diesen neun Buchstaben verbirgt sich ein wichtiger und beliebter Satz: There ain’t no such thing as a free lunch. Das hat Wirtschaftsguru Milton Friedman bekannt gemacht, zuerst verwendet worden sein soll es aber von Autor Robert Heinlein. Ein tatsächliches free lunch haben wohl beide nicht bekommen, dafür waren sie zu spät dran. Denn diese kostenlosen Mittagessen wurden nur zwischen 1870 und 1920 in US-Restaurants verteilt. Und an wen wohl? Die Armen? Die Hungrigen? Nein, die Trinker! Das Mittagessen gab’s gratis und wofür? Wer hat aufgepasst? Ja, da hinten? Nein, der Spanischkurs ist zwei Türen weiter.  Wer hat die Antwort? Ja, du! Nein, es hat nichts mit Work & Travel zu tun. Ich hab’s doch eben schon gesagt! Es ist doch so einfach! Zu Prä-Rauchverbot-Zeiten galt noch Saufgebot oder zumindest die Anstiftung zum Trinken. Damit Leute mittags in ihre Läden kamen, vergaben einige Restaurantbesitzer kostenlose Mittagessen und hofften darauf, dass die Gäste dafür lange blieben und zu ihren vollen Mägen auch ihre Lebern ordentlich strapazierten. Das waren noch Zeiten, die mit der Prohibition ein abruptes Ende fanden. Nicht nur, dass es nix mehr zu trinken gab, jetzt musste man auch für’s Essen bezahlen. Und das ist noch nicht mal das, was Verwender von TANSTAAFL mit Opportunitätskosten meinen, sondern die zahlt man noch zusätzlich. Eigentlich zahlt man immer. Seit dem Euro, wie viele meinen, sogar doppelt. Aber eben auch vorher schon waren sich die berühmten Männer, die heute vielfach auf Wikipedia genannt, gesucht und verwechselt werden einig, dass  nichts umsonst ist. Für das kostenlose Mittagessen zahlte man Getränkekosten. Kostenloses Essen und Getränke gab’s also selbst damals nicht.

Ab und an schauen sich wohl auch die Damen und Herren bei Amazon mal so einen Wikipedia-Artikel zum Thema Wirtschaftstheorien an und haben darum beschlossen, dass man ebooks in ihrem Online-Ladenlokal auch nicht umsonst bekommt, zumindest nicht lange. Nur Fünf Tage lang, kann ich die Geschichte, die ich da veröffentlich habe, kostenlos anbieten. Ich hab zwar eingangs gesagt, auf die Größe kommt es nicht an. Aber das ist doch ein sehr mickriger Zeitraum. Fünf Tage sind viel Kürzer als 1870 bis 1920 und dazu ist das ebook auch noch kalt! Aber gut, das ist dann eben eher so ein Free Brotkrümmelchen. Besser als nix! Und wenn ihr nun schnell zu Amazon klickt und euch das Gratis ebook bis 17.11.2013 runterladet, habt ihr immerhin noch Geld übrig, um euch Alkohol zu kaufen. Nicht viel, denn nach der Frist kostet das ebook auch nur 89 Cent, dafür kriegt ihr gerademal EIN (!!) Bier im Supermarkt!

Und nun ab zu Amazon, bis zum 17.11.2013 könnt ihr euch meine Geschichte „Die Glotzer“ da umsonst holen! Viel Spaß beim Lesen! Danach müsst ihr wieder Flaschensammeln, um euch das Lesevergnügen selbst zu spendieren.

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Nicht mal geschenkt!!!

01102013_immerabgelenkt_messegeschenkeFür einen Auftraggeber war ich in letzter Zeit viel auf Messen unterwegs.  Dabei entpuppten sich einige als echte Häppchen-Himmel, andere verlangten mir einfach nur Kondition ab. Neben Gestaltung, Beleuchtung und Attraktivität des Personals der Messestände fiel mir aber vor allem eins auf: die Vielfalt der Give-Aways. Give-Aways, zu Deutsch „Weggeber“, sind die kleinen Gummibärchentütchen, die auf Messeständen Besucher anlocken sollen, um sie in ein Verkaufsgespräch zu überführen. Es ist immer dasselbe Spiel: man wollte nur mal fragen, wie viel das Top kostet und schon geht man mit vier Einkauftüten und einem überzogenen Konto aus dem Laden…. Wenn es denn bei Gummibärchentütchen bliebe! Abgesehen von den Helikoptern und Multifunktionskugelschreibern, die mir bisher live und zum in die Messetüte stecken begegnet sind, habe ich im Netz einige Give-Aways gefunden, die so unbrauchbar sind, dass ich ihnen einen Blog-Post widmen muss. Ach was Post! Machen wir eine Worst-Case-Liste draus!

Auf Platz fünf, meine Damen und Herren Geschworenen, bitte ich die Gürteltasche in den Zeugenstand! Mal ehrlich, Gürteltaschen sind korpozentrale textiltumeröse Auswucherungen, deren Erfinder zu ihrem Selbstschutz unbekannt sind. Da investieren internationale Unternehmen wie Gucci und LV Milliarden von Euros in die Aufwertung des Begriffs „Tasche“ und dann sowas. Wer eine Gürteltasche trägt, kann sich auch gleich schon mal für das Zeugenschutzprogramm anmelden, denn du wirst eine neue Identität brauchen! Unternehmen, die ihre Markenlogos auf Gürteltaschen drucken, stellen entweder Gürteltaschen her…oder….oder? Fällt irgendjemandem eine Legitimation für das Tragen derartiger Nicht-Taschen ein?

Also lieber weiter zu Platz 4, der unmöglichsten Werbegeschenke: Reiseadapter. Ein Reiseadapter mag eine praktische Sache sein. Leider ist es aber auch genau die Sache, die man bei jeder Reise zu Hause vergisst, zusammen mit dem Handyladekabel. Ein Reisekabeladapter mit dem Logo eines nicht reiserelevanten Unternehmens ist dann doppelt vergessenswert und landet in der Schublade mit Elektronikmüll, den man in Extraelektronikcontainern entsorgen muss. Der Gang zum Extraelektronikmüllcontainer ist noch unwahrscheinlicher als der zum Beichtstuhl, womit die gut gemeinte Werbegeschenkidee zum Tech-Schrott verkommt.

Das Werbegeschenk auf Platz 3 braucht glücklicherweise keinen Strom, aber dennoch Energie: Das Schweißband. Kleiner Tipp, wenn etwas die Bezeichnung „Schweiß“ trägt, fällt es eher weniger in die von Marketingmenschen so erhoffte Qualifizierung „Sexy“. Darüber hinaus ist das Schweißband eine partielle Vortäuschung falscher Tatsachen. Auch oder gerade mit Schweißband schwitzt man wie ein Schwein.

Möglicherweise wird auch bei Platz 2 meiner skurrilsten Messegeschenke einigen Herren heiß: Samen! Es gibt tatsächlich Unternehmen, die Samen verschenken, in der Regel sind das Pflanzensamen. Über Angebote weiterer reproduktionsrelevanter Ressourcen möchte ich hier nicht sprechen.

Kommen wir also lieber zu Platz 1 der Was-haben-die-sich-nur-dabei-gedacht-Give-Aways: Räucheraalfilet. Wie anders lässt sich die Qualität einer Marke transportieren, als über ein eingeschweißtes Stück Räucheraalfilet auf goldener Pappe? Eine wahrhaft royale Gabe, die stinkt, wenn man sie auspackt.

Was ich aus dieser Erfahrung lernte: Es gibt Dinge, die will man nicht mal geschenkt!

Liebe ist also doch nur eine Krankheit

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Der Valentinstag ist der Tag der Liebe, insbesondere der Liebe zum Konsum. Ein fabelhafter Tag also. Da es aber außer diesem besonderen Valentinstag im Februar noch x andere verpflichtende Daten gibt, an denen man sich beschenken muss, gehen dem einen oder anderen manchmal die Ideen aus. Glücklicherweise bietet das Internet, mit seiner unendlichen Anzahl von Handelsgeschäften, die rund um die Uhr offen stehen, Hilfe.

Man muss nicht mal eine Hose anziehen, um für die Romantik vorzusorgen. Blumen kann man online bestellen und zur Haustür der Liebsten liefern lassen. Schmuck gibt’s auch im Onlineshop mit 100% pseudoindividualistischem Kitschcharakter, wenn gewünscht und alles andere auch. All die Berge von Geschenken kommen zum onlinebestellenden Propheten.

 Jetzt am Valentinstag überschlagen sich darum auch die Geschenkevorschlagenden Emails, die in meinem digitalen Postfach landen. Und darunter war heute Morgen eine, die ich mir ausführlicher ansah; die meiner präferierten Online-Apotheke.

Während ich Kleidung am liebsten im Laden anprobiere, meide ich Apotheken wie Katzen das Wasser. Denn in Apotheken gibt’s mehr Viren und Bakterien als Pillen dagegen. Meine Toleranzgrenze für fremde Intimität und damit verbunden, die Möglichkeit mir was einzufangen, findet in der Supermarktschlange sein Limit. Die Apothekenkassenschlange ist der Superlativ dieser gesundheitsgefährdenden Keimzone, ein viral-bakterielles Epizentrum.

Darum ordere ich Medikamente, lieber noch als alle anderen Güter, im Internet. Als ich nun aber heute den Valentinstagsnewsletter bekam, fand ich das doch ein bisschen too much.

Andererseits ist das Aspirin in der Angebots-Großpackung, das darin als Valentinsangebot vorgestellt wird, vielleicht das besteste Geschenk, das man am Tag der gezwungen Romantik machen kann. Tabletten gegen Migräne kamen nach ein wenig Scrollen zum Vorschein. Weiter unten gab’s dann auch noch Fläschchen mit Zutaten für ein romantisches Wellnessbad …und Nasenspray, alles liebesvoll preislich reduziert, mit kleinen Herzchen als Spar-Prozentzeichen.

Je länger ich nun darüber nachdenke, desto stärker bildet sich ein Gesamtbild. Der ideale Valentinstag sieht, laut Online-Apotheke, also folgender Maßen aus: Ich hau mir die Birne mit Kopfschmerz- und Migränepillen zu und leg mich Nasenspray-Schnupfend in ein heißes, nach Mandelblüten duftendes Schaumbad. Tatsächlich wohl nicht das miesteste, was man am Tag der Liebe tun kann.

Vielleicht sollte ich die Damen und Herren meiner Apotheke in Zukunft immer konsultieren. Zum Beispiel um Urlaubsplanungsvorschlag einzufordern. Statt im Sommer irgendwo hin zu fliegen, gibt’s doch sicher auch Wärmepads, die sonnenbrandgleiche Verbrennungen hervorrufen und meinen Hustensaft trink ich mit Cocktailschirmchen.

Aber erst mal ist ja Valentinstag und ich kann mich nicht entscheiden, was stärker ausdrückt „Ich liebe dich“: Zinkkapsel oder Abführtabletten? Oder doch das Zeug gegen Herpes? 

Ich glaub es hackt!

Schöne Fotoaufnahmen machen alles appetitlicher. Alles. Der passende Winkel und eine gute Lichtsetzung, schon läuft Quasimodo Matthew McConaughey den Rang als Sexiest Man Alive ab, eine 20qm-Ein-Zimmer-Wohnung im Souterrain wird zum lichtdurchfluteten Loft und aus Jogurt und Keksresten ein Trifle, garniert mit karamellisierten Erdbeerscheibchen.

Food Porn ist eins der Dinge, die heute viele Internetnutzer und vielleicht sogar noch mehr Internetnutzerinnen, in ihrem Menü haben. Seit 2011 stehe zwar  Social Media auf Platz eins, der am häufigsten abgerufenen „Services“ im Netz, aber das heißt noch lange nicht, dass wir mit unseren Netz-Kontakten nur aktuellste, gesamtgesellschaftsbetreffende Informationen teilen. Bei den meisten Meldungen, die wir hin und her schicken, die wir veröffentlichen, posten, teilen und liken steht gerade das „ME“ in Social MEdia im Mittelpunkt. Oder das MEiiiau. Aber darum geht’s mir heut nicht. Denn ich hab keine Katze zu Weihnachten bekommen, sondern eine Auflaufform. Bis gestern war diese Form mit Gummibärchen gefüllt und hatte damit einen Nutzen für mich. Jetzt ist sie leer und erinnert mich mahnend an ihre massenproduktionell-mitgebenene Funktion: Aufläufe kochen.

Zum einen, bin ich keine große Köchin, weswegen man mich wohl mit einer solchen Form, für die „einfache Küche“, bedacht hat. Zum anderen, habe ich aber extrem hohe Ansprüche an meine Nahrung. Und Auflauf ist. nicht. sexy. Null. Saltimbocca! Das klingt nach Genuss. Ebenso Ratatouille. Und sogar Curry-Kürbissüppchen mit Kokosschaum, klingt alliterarisch appetitlich. Aber Auflauf? Nope.

Ich hab mich quer durch’s Netz geklickt, durch alle Rezeptcommunities, von Chefkoch über Kochbar bis hin zu Yummly, dem amerikanischen Hollywood-gleichen-High-Class-Food-Porn-Netzwerk (sicher sind da einige Sachen auch gemacht! Also, bitte, diese Brioche sind doch nie natürlich!!), aber Auflauf bleibt altbacken. Egal von welcher Seite fotografiert, egal ob mit viel oder wenig Licht.

Noch unattraktiver wird’s, wenn man sich die Zutatenlisten für mögliche Auflaufrezepte durchliest, bei denen, meist an vorderster Stelle, das zweit-hässlichste Lebensmittelwörtchen überhaupt und ever steht: Hack. Hack und Auflauf. Hack-Auflauf. Oje. Wenn also Food Porn, das kulinarische Äquivalent zu „traditioneller“ Pornographie ist, in welches perverse Untergenre verstauen wir dann den Hackauflauf?

Ich glaub ich gehe morgen Gummibärchen kaufen und fülle die wieder in die Schale. Oder ich stelle sie aus. Leer. Ein Ready Made. Ganz große Kunst in der kaltbleibenden Küche.

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Immerantworten aus der Ferne

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Nachdem ich den Weltuntergang in der letzten Woche für erledigt erklärt habe, bin ich in den Urlaub gefahren. Was soll man denn auch sonst tun, nach dem Ende der Erde? Sollte jetzt aber doch am Freitag Apokalypse sein, hebt mir bitte ein Stück auf, bis ich wieder da bin. Da aber trotz meiner Auszeit ständig Irrgeführte mit akuten Suchbegriffsymptomen bei mir landen, mach ich heute mal Immerantworten-Fern-Sprechstunde. Und schon klingelt das Telefon. Bonjour, was kann isch für sie tun?

„Resistancevert“ – Alors, alors, das passt hervorrragend zu meiner aktuellen Frankophilie. Resistencevert würde ich mit w geschrieben, als die Schwelle zum Ausrasten interpretieren. Vert heißt aber im französischen grün, plus die Resistance, also den Widerstand… (ja, immerabgelenkt ist Mehrsprachig…ihr solltet man die arabische Sprechstunde besuchen! Ha! Da kommen Fragen!…aber zurück zum fast-französischen Fall)…ist das dann wohl eine Öko-Widerstandsbewegung. Find ich gut. Google ich auch gleich mal. Moment. Ja, dran bleiben. Bitte warten. Das Netz hier ist noch langsamer als die Deppen auf’m Aufängerhügel. ..

Aha. Ja, ich bin wieder dran. Wie es aussieht gibt es die Resistance Vert noch nicht als eingetragene Gesinnung. Gründen wir sie also. Im Beisein aller Lesenden, verkündete ich hiermit die Gründung der Grünen-Gegenwehr. Unsere Ziele sollten auf jeden Fall Bio und Öko sein, genaueres könnt ihr euch ja noch ausdenken. Meinetwegen können wir auch was mit Grünflächen machen…das liegt jetzt bei euch. Wie erwähnt, ich bin ja im Urlaub. So, tschüss. Gut, dann kann ich ja wieder auf die Piste.

Okay, okay, Telefon klingelt schon wieder. Dann aber flott, wenn der Lift oben angekommen ist, bin ich weg.

„briefe ins nimmerland myblog k.“ – Briefe ins Nimmerland kommen, meinen Erfahrungen mit der deutschen Post nach, genauso wenig an, wie an jedes andere gewünschte Ziel. Da meine Post meistens verschollen geht, könnte Nimmerland meine Adresse sein. Das Kürzel K. macht dann aber keinen Sinn mehr. Obwohl, wenn’s eh nicht ankommt…apropos, ankommen, ich bin gleich oben, also noch wer?

„gummibären muschi“ – Gibt es nicht, DENN…Gummibären sind weder männlich noch weiblich. Die extrem kurze Lebensdauer genügt nicht zur Ausprägung geschlechtlicher Attribute. Der Artikel DER vor Gummibär ist darum auch völlig fehlleitend und beruht auf der patriarchalen Hegemonie die unseren gegenwärtigen Diskurs dominiert…..und schon hör ist ein Tuten in der Leitung und alle hauen ab.

Works every time! Großartig. Dann kann ich ja jetzt….was? Warum klingelt es denn jetzt schon wieder? Nagut, noch einer, aber dann ist Abfahrt, für euch und für mich!

„auch hässliche mädchen brauchen einen schwanz“ – Seit wann ist denn ein Schwanz ein Schönheitsmerkmal unter Homosapiens? Eine Katze ohne Schwanz, oder ein Fuchs oder ein Eichhörnchen, die leiden dann doch optisch, aber Menschen sehen ganz okay ohne aus. Außer zu Karneval, da tragen Mann und Frau auch mal Schwanz. Oder Puschel. Aber schöner macht das auch nicht, das liegt doch meistens am Alkohol.

So und damit reicht es für die Fernsprechstunde von Immerantworten. Den Rest bearbeite ich, wenn ich wieder zu Hause bin. Schöne Vorfeiertage schon mal und sucht lieber Geschenke für eure Lieben, statt dumme Fragen im Internet!

Besonders schön, so zum Verschenken, ist zum Beispiel und auf jeden Fall und unbedingt MEIN BUCH!!!

Advent, Advent, die Erde brennt….bald

Im Dezember 2012 spaltet sich die Glaubenswelt in zwei Lager. Auf der einen Seite stehen jene, die an den Weihnachtsmann, die Ästhetik kitschigen Tannenbaumschmucks und die freudebereitende Funktion von öden Grußkartensprüchen glauben. Auf der anderen jene, die der Überzeugung sind, dass all eben genanntes Blödsinn ist, die aber den Weltuntergang für eine reale Zukunft erachten. Am 21.12.2012 geht die Zeitrechnung letzterer zu Ende, während erstere noch drei Kläppchen im Adventskalender übrigen haben. Das ist mega unfair. Ich finde, dass beide Seiten ein Recht auf Vorfreude haben.

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Um eben auch den Weltuntergangsadvent gebührend vor zu feiern, eröffne ich hiermit, ganz offiziell, den Adventgeddon.  Ich übe schon mal auf meiner Ukulele die Melodie zu „Xmal werden wir noch wach, heisa, dann ist Ruhe im Schacht“ und „Kommet ihr Zombies“ und „Fröhliches Ende über all“ und ganz viel weiteres Liedgut für diese Zeit zu spielen. Dazu puste ich jeden Sonntag ein paar Lichter aus und ihr, ihr dürft nicht nur mitmachen, ihr bekommt auch den immerabgelenkt-Adventgeddon-Kalender, mit 21 kleinen Beiträgen auf immerabgelenkt.de, die Vorfreude auf den letzten aller Tage mache.

Und heute, am 01.Dezember geht’s los, mit folgendem wunderbaren Song:

Zombie Crush von Groovie Ghoulies

Beziehungsstatus: Zu wenig Zeit

Leider ist Bloggen noch immer ein brotloser Erwerb, in manchen Fällen sogar brotlose Kunst. Da ich auf Grund meiner Zöliakie eh kein Brot vertrage, is mir das Schnuppe und blogge auch pleite. Hin und wieder brauch ich dann aber doch Milch und Kaffee und schufte darum brav im Büroalltag, vollkonzentriert und völlig unabgelenkt.

Und aus diesem Grund wird die Zeit zum Bloggen knapper in den nächsten Wochen. ABER, wie eine moderne Mutter mit 50 Stunden Arbeitswoche kompensiere ich die fehlende Quality-Time mit euch mit ….GESCHENKEN! Jawohl! Ich hab gebastelt. Und zwar Facebook-Header für die Timeline!

Ihr könnt sie gerne für eure Profile nutzen, kopieren und an Freundinnen und Freunde weiterschicken, oder ausdrucken und an eure Kühlschränke kleben. Zu den Kühlschranken komm ich auch ganz bald wieder! Versprochen!

Achja, und ihr könnt euch zum Zeitvertreib oder zum In-den-Kühlschrank-Legen auch gerne mein Büchlein bestellen. Bis ihr die 184 Seiten durch habt, hab ich vielleicht auch schon wieder ganz viel Neues gebloggt.

Beziehungsstatus: Verliebt in facebook gibt’s zum Beispiel http://bit.ly/QBuN2e

Persönliches

Einzigartigkeit ist nicht nur bei Menschen angesagt, sondern auch bei Objekten, merke ich gerade. Meine Mutter hat demnächst Geburtstag und gehört zu den Menschen, die sich eigentlich nichts wünschen und wenn doch, dann vielleicht was nettes Selbstgemachtes. Aber bloß nichts, das ich selbst gemacht habe. Die Kiste im Keller ist schon voll. Außerdem hat sie dieses Jahr betont, dass ich mir nicht die Mühe machen solle zu versuchen etwas zu backen oder ihr etwas zu schenken wofür ich scharfkantige Gegenstände in die Hand nehme müsse. Sie meinte der Abend in der Ambulanz wäre zwar aufregend gewesen, aber ein Abend im Restaurant oder Theater sei ihr doch lieber.

Also wollte ich ganz sicher von zu Hause aus bestellen und bin dabei über die Webseite etsy.com gestolpert. Hier gibt’s selbstgebasteltes, selbstgenähtes, selbstherbeigezaubertes, wunderbare ganz persönliche Geschenke von Leuten, die man nicht kennt, für Leute, die die nicht kennen. Damit man nun aber doch ein bisschen Kauf-Costumer-Service-Gefühle entwickelt bietet etsy eine Beratung an. Und nicht nur so öde Klickfelder, über die man zeigen kann wie geizig man ist, sondern eine App für Facebook. So umgehe ich es persönlich mit Menschen in Kontakt zu treten, um sie nach persönlichen Geschenkvorlieben zu fragen, um mich dann von VerkäuferInnen zu den persönlichen Wünschen meiner persönlichen Kontakte beraten zu lassen und kann ihnen trotzdem persönliche Geschenke von Menschen zu schenken, die sie gar nicht kennen, aber denen es bestimmt eine riesen Freude macht, wenn man ihnen Geld für irgendeinen selbstgebastelten Ramsch Geld überweist, ganz persönlich. (Vielleicht sollte ich meine Shirts da auch mal anbieten?) Problem in meinem Fall nur: meine Mutter ist nicht bei facebook und wird es auch nie sein. Das hat sie mir schriftlich gegeben. Darum habe ich sie gebeten. Schwören musste sie auch. Mit der linken Hand auf der Bibel. Das ist doch die, mit der man einen Eid ablegt, oder hat sie stattdessen irgendwelche Dämonen heraufbeschwört? Das wäre blöd. Wenn die Dämonen sie davon abhalten, sich bei facebook anzumelden, hat’s aber dennoch seinen Zweck erfüllt.

Konzentration. Konzentration. Konzentration. Zurück zum Thema: Da ich das Feature aber trotzdem ausprobieren wollte, dachte ich mir, such ich halt was für eine andere Person, die ich sehr lieb habe, die ein Geschenk wirklich verdient hat und bei der es mir immer wieder schwer fällt, sie zu überraschen. Ich klicke also auf „mit facebook verbinden“ und muss enttäuscht feststellen, dass ich mich nicht selbst beschenken kann, weil ich nicht in der Liste meiner Freunde auftauche. Ich überlege ob ich a)ein weiteres Profil für mich selbst erstellen sollte und mir eine Freundschaftsanfrage schicke b)eine Email an Etsy schicke, in der ich sie auf die wachsende, konsumfreudige Kundengruppe der Egomanen aufmerksam mache c)ich einfach ein Geschenk für jemand anderen suche d) ein alternatives Profil mir mich anlege um mich doch selbst zu beschenken. Qualifiziert mich das als schizophren? Aber all die Möglichkeiten!!! Juliane Jekyll und Juliane Hyde. Ich könnte mit mir selbst in einer Beziehung sein? Ich und ich!!! Ich weiß, wir würden glücklich werden. WIR wissen, wir würden glücklich werden. Darüber hinaus wäre das auch ENDLICH die Lösung für das Monotonie-Dilemma von Facebook. Dass die Beziehungsstatus-Möglichkeiten extrem eingeschränkt sind, hab ich ja schon erörtert. Aber mal von der Unterscheidung in verliebt, verlobt, verheiratet, kompliziert, geschieden und verwitwet (gibt es irgendwo Zahlen viel Viele Menschen genau diese Abfolge online stellen?) abgesehen, kann man eben auch nur EINE Beziehung angeben. Das diskriminiert arabische Minderheiten und Sekretärinnen von Managern, die ständig Überstunden machen müssen gleichermaßen. (Das entsprechende T-Shirt ist in Arbeit: „Multiple-Relationsship-Managment für Minoritäten!“  oder so ähnlich. Ich arbeite noch dran. Noch zu wenig alliteratorisch.)

Womit fang ich nur an? Shirt, Parallelwelt-Profil für Facebook, Geschenke? Fokus, Fokus, Fokus. Das sagt der Ratgeber gegen Ablenkung. Den hab ich zuletzt geschenkt bekommen, nicht von mir, von jemand anderem, der es gut mit mir meinte oder eben nicht. Vielleicht ist es auch ein Versuch mich, Juliane alias immerabgelenkt auszulöschen und es wie Suizid wirken zu lassen. Ich bin immerabgelenkt und wenn ich aufhöre, immerabgelenkt zu sein, dann wird aus immerabgelenkt ja fürimmerweg. Ein guter Mordplan. Richtig gut. Vielleicht sollte ich für die Person ein Geschenk suchen. Soviel Cleverness verdient eine Belohnung. Mal schaun was passiert. Bin gleich wieder da.

Ja, wenn ich ihm DAS schenke, verwirft er zumindest das Vorhaben es wie Selbstmord aussehen zu lassen. Das Tool rät mir dazu meinem Alpha-Männchen-Testosteron-ist-mein-Treibstoff-Freund ein blaues Mädchen-Perlenarmband mit einem Muschelanhänger zu schenken. Na gut, Fehler passieren. Jeder verdient eine zweite Chance. Ich versuch’s mal mit einer Freundin, die gerade ebenfalls an ihrer Masterthesis sitz und der eine kleine Aufmerksamkeit nicht schaden würde. Schaun wir mal.

Oh mein Gott. Ich bedaure gerade die Menschen, die Geschenke für Schwiegereltern kaufen, die sie zum ersten Mal persönlich treffen und sich darum auf den Rat der Anwendung verlassen. Spätestens dann ist es wirklich an der Zeit sich eine alternative Identität zuzulegen. Ich soll meiner Freundin und Masterthesis-Leidensgenossin ein blaues (was soll das nur mit dem blau? Ist das ein Hinweis?), bondage-Fesselband schenken. Wirklich! Echt! Ich denke mir das nicht aus! Sowas KANN ich mir garnicht ausdenken. Weil mir das sonst keiner glaubt, hier der Link:

http://www.etsy.com/listing/71858572/blue-rope?ref=gifts&ga_search_query=for%3A71905766

Ich glaube ich kaufe meiner Mutter doch einfach Blumen. Aber keine blauen.