Andreas Kümmert ist die Katniss Everdeen der ARD!

Einer sagt Nein und alle schreien Jaaaa!! „Ich will das nicht,“ ist ein mutiger Satz. Ich habe Andreas Kümmert ein „Gefällt mir“ für seine Ablehnung einer ‚ganz tollen Chance‘ gegeben. Möglicherweise will er das eigentlich auch nicht haben und dafür würde ich ihm direkt noch ein Gefällt mir aufdrücken.

Für den Eurovision Song Contest interessierte ich mich zuletzt im berühmten lenaischen Satellitenjahr, in dem das öffentliche ESC-Gucken zu einer Art Gegen- und Gleichbewegung zum Public Fußball viewen wurde. Es war ein warmer Sommer, ich hatte nicht viel zu tun und eine Alkohltoleranzgrenze, die in einem sich positiv auswirkenden Verhältnis zu meinen Kontostand lag. Nach 2 Weinschörlchen war ich damals bereit mich der ESC Euphorie anzuschließen und so zu tun, als wäre mal wieder Karneval. In den folgenden Jahren verlor die Veranstaltung wieder ihr sommerliches Hoch und verschwand von den Biergartenbildschirmen.

Gestern Abend schmiss ich die heimische Flimmerkiste zu just dem Zeitpunkt an, an dem die Finalisten der Vorauswahl auf der Bühne standen, um den Sieger bzw. die Siegerin zu verkünden. Neben der Gewinnerin in Spe – deutlich zu erkennen am „coolen Look“ und roten Lippenstift – und den blonden Moderatorinnen in schickem Schwarz stand ein kleiner Mann mit optimierbarer Körperhaarverteilung im Kapuzenpulli. Er wirkte deplatziert; in einer Unterhaltungsshow der ARD. Also tat ich, was ich sonst nicht tue: Ich blieb dran.

Meine Unterhaltungscastingshowkenntnisse gehen gen Minusquote und so war mir nicht bewusst, dass sich Andreas Kümmert bereits in einer Produktion von ProSieben und Sat.1 gegen singende RTL-Bachelor und Topmodel-Variationen durchgesetzt hatte. Und nun auf dem Zenith Deutschen Fernsehentertainments sagt er „Ich will nicht.“ Das war das Beste, was ich seit langem im Rundfunk mitanschauen konnte. Ich wünsche mir eine Neuauflage der Hunger Games mit Andreas Kümmert in der Rolle der Katniss Everdeen! Und dann sagt er bei der Oskar-Verleihung: „Nein, lieber nicht. Nein, Danke. Ich will das Ding nicht.“ Und das wird der beste Moment internationaler Fernsehgeschichte.

Als Andreas Kümmert einfach Tschüss gesagt hat gestern Abend, war dies das dringend nötige „Sie können jetzt abschalten“ in einem Chor aus „Bleiben Sie dran!“. Man vergisst manchmal, dass diese Option auch besteht. Darum ein Ja zum Nein von mir und ein Danke an diesen wirklich guten Musiker, dessen Song ich mir eben nun zum ersten Mal überhaupt angehört habe. Ich gratuliere nicht zum ESC-Vorentscheids-Sieg, sondern zur guten Entscheidung!

Neue Vox Show „Politik Queen“ – FDP versucht mit pinken Accessoires die maximale Punkteanzahl zu holen

„Ditt hätt isch dir auch mit Paint machen können, für’n Zwanni,“ werden nicht wenige Betrachter des neuen FDP-Logos dieser Tage sagen. Denn es ist enthüllt. Und mein Nacken tut vom Kopf skeptisch nach links und rechts legen inzwischen weh. Ich weiß einfach nicht wohin die, die sich bis dato Liberale nannten, sich nun aber Freie Demokraten auf‘s wehende Fähnchen schreiben, hin wollen. Vielleicht zu Zielgruppen, die keine fremdwortartigen Begriffe mögen?  So steht nun Blindtext statt Lorem Ipsum auf der Parteirepräsentanz.

Aber bevor man meckert, muss man sich ja eigentlich fragen,

  1. was die FDP mit einem neuen Logo hätte richtig machen können und
  2. was dabei offensichtlich alles falsch lief.

Die Antworten: a) nix und b) Schulterzucken. Wir waren schließlich nicht dabei.

Sprechen wir also lieber über a) und den damit verbundenen Allglauben an die Kraft neuer Logos. Spiegel Online untertitelt „Mit der frischen Optik wollen die Liberalen 15 Monate nach dem Bundestags-Rauswurf moderner und sympathischer wirken.“

Es ist doch wunderbar anzunehmen, dass sich mit einem Rebranding einfach die verbrannte Erde unter den Teppich kehren lässt, während man im Anschluss den Bodenbelag raus reißt und austauscht. Oder ist dies das gesamtsoziale Äquivalent zur Midlife-Crisis, in der man sich unter Einsatz neuer D-Körbchen oberflächlich eine Jugendlichkeit zurückholt, die man vor 20 Jahren gar nicht hatte? So oder so, ich fürchte ein bisschen rosa Lipgloss reicht für eine neue FDP nicht aus, aber das Make-Over scheint ja erst in seinen Anfängen.

Ich bin gespannt auf die große Vorher-Nachher-Show. Die sehe ich beim mentalen Zappen bereits im Nachmittagsprogramm bei Vox. Im rosa Shopping-Queen Bus fahren die Parteivorsitzenden durch die Welt und suchen nach einem passenden Outfit zum Thema: „Modern und sympathisch – Erfinde deine politische Identität neu und sei damit der Hingucker bei der nächsten Landtagswahl“. Dazu wird Maybrit Illner  von der Seite visuell eingeschossen und kommentiert die Versuche, wie dieser Zeit Guido Maria. Und die Protagonist_innen der Show rennen hektisch umher und schreien: „Haben wir noch Zeit? Wie viel Geld haben wir noch?“

Auch bin ich höchst gespannt, wie viele Punkte die FDP mit dem Magenta Logo Accessoire holen kann und ob ihnen nach dieser Anschaffung noch genug Geld für’s Styling bleibt. Ich bleibe dran und genieße die Werbung.

Beitragsbandidos oder Lanz’s Angels? Wie man sich öffentlich rechtlich unbeliebt macht

Ich zahle Geld für qualitative ihren Preis nicht rechtfertigende Dinge, allen voran: Der Rundfunkbeitrag. Obwohl ich das Angebot des öffentlich rechtlichen TV und Radios nur in homöopathischen Dosen konsumiere, weil nur wirklich, wirklich wenig dabei ist, das mir gut tut, bin ich total bereit zum Wohle der Allgemeinheit, meinen Obulus zu entrichten, hoffend, dass es irgendwo vor den Empfangsgeräten Menschen gibt, auf die Schlagerparade und Markus Lanz heilsam wirken. Das sehe ich ganz wie mit unserem Gesundheitssystem. Ich bin froh, wenn ich den richtig schlimmen Sachen entkommen kann, in dem Bewusstsein, dass es dennoch viele Kranke gibt, die auf für mich nicht Relevantes oder sogar Giftiges angewiesen sind.

Dennoch bin ich höchst empört über den Brief, den mir der Beitragsservice schrieb. Statt mir den für meine finanzielle Selbstlosigkeit ausstehenden Dank zu entrichten, erhalte ich Drohungen. That’s not how you do Service, mein liebes Beitragssyndikat! Die ausstehende Summe bin ich im Grunde bereit zu zahlen. Hätte man mir Argumente dafür präsentiert, wie ich mit meinem Beitrag der Privatisierung und Trashisierung entgegenwirken, wäre ich sogar bereit noch mehr zu zahlen. Ich spende regelmäßig an Organisationen, die mir versprechen mit meinem Geld die Welt besser zu machen, während ich es mir in unserer Wohlstandgesellschaft gut gehen lasse. Aber egal, die Chance ist nun verpasst.

Denn der Beitragsservice hat sich verformuliert: „Zu Ihrer Information: Künftig erhalten Sie keine Zahlungsaufforderungen mehr, wenn das Beitragskonto einen Rückstand aufweist. Die Rundfunkbeiträge setzen wir dann jeweils per Gebühren-/Beitragsbescheid fest, mit dem ein Säumniszuschlag erhoben wird.“

immerabgelenkt_beitragsservice

Mich ärgert:

1. Dass man mir droht.
2. Dass man mir im folgenden Satz das Lastschriftverfahren zu verkaufen versucht. „Einfach zahlen Sie die Rundfunkbeiträge im Lastschriftverfahren.“ That is not how you do Marketing, ihr Beitragsbandidos!

Immerabgelenkt goes Unternehmensberatung, so viele geschäftliche Ratschläge teile ich derzeit aus. Wenn auch Sie wissen wollen, wie Sie ihre Produkte und Marken nicht nur hübscher, sondern tatsächlich besser, akzeptierter und wertvoller machen können, können Sie sich gerne an mich wenden. Je nachdem wie stark der Bedarf und ihr Budget ist, antworte ich vielleicht. Alternativ können Sie eine herrchen-/frauchchenlose Katze adoptieren. Das hilft ihrem Unternehmen nicht direkt. Aber das sollte jeder tun. Darum kommen Sie über kurz oder lang eh nicht herum.