Beitragsbandidos oder Lanz’s Angels? Wie man sich öffentlich rechtlich unbeliebt macht

Ich zahle Geld für qualitative ihren Preis nicht rechtfertigende Dinge, allen voran: Der Rundfunkbeitrag. Obwohl ich das Angebot des öffentlich rechtlichen TV und Radios nur in homöopathischen Dosen konsumiere, weil nur wirklich, wirklich wenig dabei ist, das mir gut tut, bin ich total bereit zum Wohle der Allgemeinheit, meinen Obulus zu entrichten, hoffend, dass es irgendwo vor den Empfangsgeräten Menschen gibt, auf die Schlagerparade und Markus Lanz heilsam wirken. Das sehe ich ganz wie mit unserem Gesundheitssystem. Ich bin froh, wenn ich den richtig schlimmen Sachen entkommen kann, in dem Bewusstsein, dass es dennoch viele Kranke gibt, die auf für mich nicht Relevantes oder sogar Giftiges angewiesen sind.

Dennoch bin ich höchst empört über den Brief, den mir der Beitragsservice schrieb. Statt mir den für meine finanzielle Selbstlosigkeit ausstehenden Dank zu entrichten, erhalte ich Drohungen. That’s not how you do Service, mein liebes Beitragssyndikat! Die ausstehende Summe bin ich im Grunde bereit zu zahlen. Hätte man mir Argumente dafür präsentiert, wie ich mit meinem Beitrag der Privatisierung und Trashisierung entgegenwirken, wäre ich sogar bereit noch mehr zu zahlen. Ich spende regelmäßig an Organisationen, die mir versprechen mit meinem Geld die Welt besser zu machen, während ich es mir in unserer Wohlstandgesellschaft gut gehen lasse. Aber egal, die Chance ist nun verpasst.

Denn der Beitragsservice hat sich verformuliert: „Zu Ihrer Information: Künftig erhalten Sie keine Zahlungsaufforderungen mehr, wenn das Beitragskonto einen Rückstand aufweist. Die Rundfunkbeiträge setzen wir dann jeweils per Gebühren-/Beitragsbescheid fest, mit dem ein Säumniszuschlag erhoben wird.“

immerabgelenkt_beitragsservice

Mich ärgert:

1. Dass man mir droht.
2. Dass man mir im folgenden Satz das Lastschriftverfahren zu verkaufen versucht. „Einfach zahlen Sie die Rundfunkbeiträge im Lastschriftverfahren.“ That is not how you do Marketing, ihr Beitragsbandidos!

Immerabgelenkt goes Unternehmensberatung, so viele geschäftliche Ratschläge teile ich derzeit aus. Wenn auch Sie wissen wollen, wie Sie ihre Produkte und Marken nicht nur hübscher, sondern tatsächlich besser, akzeptierter und wertvoller machen können, können Sie sich gerne an mich wenden. Je nachdem wie stark der Bedarf und ihr Budget ist, antworte ich vielleicht. Alternativ können Sie eine herrchen-/frauchchenlose Katze adoptieren. Das hilft ihrem Unternehmen nicht direkt. Aber das sollte jeder tun. Darum kommen Sie über kurz oder lang eh nicht herum.

Neu ist alt ist neuer ist älter ist hauptsache sexy

Manchmal beschleicht mich die Angst wir stecken in unseren eigenen Endlosschleifen. Dass der Alltag redundant ist, zeigt sich an so unvorteilhaften Kausalverkettung wie Samstag, Sonntag, Montag, usw. Aber auch darüber hinaus, kommen wir manchmal nicht voran, weder als Individuen noch als Spezies. Ein Trugbild im Hamsterrad ist dabei etwas, mit dem ich berufsbedingt beschäftigen muss: Zielgruppen. An einem durchschnittlichen Tag Montag gehen mir mindestens 9 Zielgruppen-Analyse durch den Kopf und manche auch über die Tastatur durch den Rechner. Ich bin so darauf getrimmt, dass ich die Menschen in der Bahn in Konsumgruppen einteile, je nachdem was sie lesen, essen oder anhaben. Andere Leute vertreiben sich die Zeit mit Kreuzworträtseln, ich mir mit Marktsegementierungen. Das wird durch Magazine, die sich selbst Fachliteratur nennen (KEIN Qualitätsmerkmal!!), angeheizt und in denen immer wieder die Rede von „neuen“ Zielgruppen ist, die irgendwer ganz Leichhardt-gleich entdeckt werden, wie bislang unbekannte Volksgruppen, auf unbetretenen Kontinenten.

Das führt im Übertragenen zu einer chronischen Markenikratitis. Wie sich bei der Bauchspeicheldrüsenentzündung das Organ selbst verdaut, wird auch eine immer gleiche neu-entdeckte Zielgruppe mit immer gleichen neuen Produkten bis hin zum Exitus überfüttert.

Das ist so, damit Menschen, wie ich auch am Warenzyklus teilhaben können. Denn es gibt viel mehr Menschen, die mit Marketing ihr Geld verdienen, als es zu bewerbende Neuheiten gibt. Ich wünsche mir aber ganz ganz ehrlich NEUES, spannendes, nie dagewesenes, nicht nur zum Anfassen und Aufessen, sondern auch zum Lesen. Darum bin ich sehr traurig, dass ich es in diesem Jahr nicht zur Frankfurter Buchmesse geschafft habe und nun nur Artikel finde, in denen angepriesen wird, wie wunderbar sich Self-Publishing-Autor_innen selbst vermarkten, wie sie die angeblich nächste Daseinsstufe erreichen: Mensch – Marke – und irgendwann kommt das MIRvana, wo sich alles nur noch um sich selbst dreht bis in alle Endlosigkeit.

Ich feiere die Tatsache, dass jede und jeder, der eine Geschichte erzählen möchte, dies nun tun kann als tatsächliche Chance für die Entdeckung von neuen Welten! Ich begrüße die Profitgeilheit Amazons mit offenen Armen, weil ich hoffe, dass trotz aller Lust auf Cash, vielleicht auch ein bisschen Raum für Kunst ist, weil der Hippie in meinem Herzen sich einredet, dass nun Menschen schreiben, die es eben nicht für eine Zielgruppe tun, sondern weil sie etwas sagen wollen. Ich finde aber nur Beiträge in den großen Nachrichtenspalten, in denen beschrieben wird, wie erfolgreich sich die neue Autor_innengeneration vermarketet, indem sie eben den Zahn der Zeit treffen, genau das liefern, was, die neuen Zielgruppen lesen wollen. Sie liefern das wovon ich heute noch nicht weiß, dass ich es morgen haben wollen werde, die Objekte, die ich mir ans Ende der Strecke meines Hamsterrads hängen kann. Die Zeit ist ziemlich zahnlos und neue Zielgruppen gab es noch nie und wird es auch nie geben. Es gibt Menschen, denen etwas gefällt oder nicht und es gibt Menschen, die bereit sind für etwas Geld auszutauschen oder eben nicht. Alles, was ich zu den Autor_innen, zu denen ich nun selbst auch gehöre, grade lese, besorgt mich sehr. Denn ich kann mit dem Erwartungsdruck etwas liefern zu müssen, dass ja eigentlich gar keiner will, nicht umgehen, zumindest nicht privat. Wenn man mir dafür ein gutes Gehalt zahlt natürlich schon, darauf bin ich getrimmt.

Vielleicht lese ich aber auch nur die falschen Zeitungsdomains. Hat jemanden einen Tipp oder einen alternativen Erlebnisbericht für mich, etwas für die Zielgruppe Immerabgelenkt?

Sparsamkeit statt Spannung bitte

Obwohl ich selbst immer wieder normwidrig mit unseren schönen Sprache und ihrer Zeichensetzung umgehe, übe ich gerne Kritik an der Verwendung bestimmter Begriffe, Idiome und der Verwendung meines Vornames am Anfang einer Aufforderung ohne vorgestellte verfreundschaftelnde Begrüßung. Die Bezeichnung für ein derartiges Handeln darf man übrigens ganz Definitionsgerecht als Doppelmoral benennen. Im Moment umschwirrt meine Ohren wieder ein Wort, das ich so häufig bar jedes Kontextes vernehmen muss, dass ich beginne es auch ganz kontextfrei als Füllwort in meine Sätze integrieren. „Spannend“ ist nicht erst seit kurzem en vogue. Doch zur Zeit hat dieses Wort eine verbale Reproduktionrate  in meinem beruflichen Umfeld, an die nicht mal Kaninchen im Kölner Grüngürtel  ran reichen.

Immer häufiger ertappe ich mich dabei, wie ich Dinge mit dem Adjektiv beschreibe, die jeglicher Spannung von Natur aus entbehren, zum Beispiel meine Arbeit. Da ich weder Unfallchirurgin noch Kommissarin bin, ist das, was ich mache nun wirklich nicht „spannend“. Für Spannung in meinem Alltag, müsste ich schon die Finger in die Steckdose halten. Dennoch reden alle mir und sich ein. „Total spannend.“ „Ein ganz spannendes Projekt.“ „Wir sind da in einem ganz spannenden Prozess.“ „Ich bin total gespannt,…“. „Das stelle ich mir spannend vor.“

Nein. Nein. Nein. Nein und wirklich nein.  Solange hier jemand aus ungeklärten Gründen zu Tode kommt, gibt’s hier keine Krimis zu erleben. Das Wort ist derweil in meiner Wahrnehmung verbraucht. Statt spannend höre ich: „Es gibt eigentlich keine Grundlage für unser Gespräch über dieses Thema. Alle Aufgaben sind verteilt und alle Ziele festgelegt, aber um dennoch den Mund nicht schließen zu müssen, aus Angst, dass über die Nase vielleicht nicht genug Sauerstoff in die Lunge kommt, sprechen wir weiter und versichern uns gegenseitig unserer Motivation hinsichtlich der Sache, über die es nichts mehr zu sagen gibt, aber der wir zustimmen. Und während wir weiter so vor uns hin spannen, passiert ja vielleicht tatsächlich was, das dem Adjektiv gerecht wird. Vielleicht wird ja grad draußen eins der Kaninchen von einem Hund gejagt und so eine Treibjagd ist ja immerhin ein Ereignis mit unbekanntem Ausgang und das ist nun wirklich etwas, dass spannend ist. Bis so etwas passiert, behalten wir das Wort im Sprachgebrauch, damit wir es auf der Zunge haben, wenn wir es gebrauchen können.“

Fortsetzung folgt….

Nein, nicht wirklich, ich wollte es nur spannend machen.  Die Geschichte ist hier zu Ende.

Astralarbeitskraft aka Wenn man nicht merkt, dass man tot ist und einfach weiterarbeitet

Ein tragischer Unfall hat sich in meiner Arbeitswelt ereignet und ich war das Unfallopfer. Das war so dramatisch, wie es sich anhört. Ich wurde gestern einfach (aus-)gelöscht. Bisher habe ich mir das in der Form vorgestellt, dass mich der (Geistes-)Blitz trifft oder ein abstürzendes Ufo. Orks und Zombies kamen in meinen Auslöschalbträumen auch schon vor, aber wenn ich die Wahl hätte, wäre mir irgendwas ohne Zähne lieber. Glücklicherweise war ich nur digital tot und bin schon heute wiederauferstanden. Da war unsere Technikabteilung flotter als der Gottvater. Was genau passiert war? Ich schildere die Ereignisse:

Ich, Projektmanagerin im Marketing, 29 Jahre, kam gegen 8Uhr ins Büro, machte das Fenster auf und meinem Computer an. Für einige Stunden arbeitete ich so vor mich hin, öffnete Dateien, schloss Dateien, schrieb hier was hin, setzte da ein Bild ein und marketingelte so vor mich hin.

Die Geschichte wird erst wirklich spannend, wenn man nun erfährt, was zur selben Zeit anderenorts passierte. In der IT-Abteilung kam ebenfalls jemand ins Büro, öffnete vielleicht auch das Fenster, schaltete auf jeden Fall seinen Computer an, öffnete Tabs und schrieb Emails und IT-lerte so vor sich hin. Irgendwann stolperte er über eine Nachricht, die liebe Frau Ungänz doch bitte zu löschen, weil sie nicht mehr in einer genannten Abteilung beschäftigt ist. (Anmerkung dazu: Ich habe vor einigen Wochen die Abteilung gewechselt. Ich bin noch im selben Unternehmen, aber in einer anderen Abteilung, aber mit demselben Namen, in meinen Benutzerdaten… ich hab ja nur gewechselt und nicht geheiratet.) Der pflichtbewusste IT-Mensch kam also dem Wunsch nach und löschte mich. Zurück zu meinem Büro: Mein PC fährt sich fest, ich starte neu und kann mich nicht mehr einloggen. „Benutzername oder Kennwort unbekannt“ hat in etwa den selben Informationswert wie der Karnevalsausruf „Helau“. Ja hallo, ja nö, ja super, ja dann geh doch mal einer ans Telefon, ja dann leck mich doch, ja dann geh ich eben heim!

Meinen Kollegen wurde dann auf digitaler Nachfragen gesagt, man habe mich gelöscht, weil ihr mitgeteilt wurde „Frau Ungänz ist von uns gegangen.“ Holy Shit. Ich dachte nur ich käme nicht mehr an meinen Computer. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich gestorben war! Und alle meine Kollegen und Freunde haben die Fähigkeit des kleinen Jungen aus the Sixth Sense. Ich bin von lauter übernatürlicher Kompetenz umgeben! Und diese Helden mit Superkräften haben nichts besseres mit ihrem Leben anzufangen als Büroarbeit? Wir brauchen hier mehr Hollywood!

Aber später, noch bewältige ich mein Ableben. Der Schock sitzt noch jetzt tief, selbst nach meiner digitalen Reinkarnation. Und so viele Fragen sind ungeklärt: Muss sich ein Poltergeist an Arbeitszeiten halten? Welchen Anspruch auf Urlaub haben die Toten und zählt das als Behinderung? Kriege ich zu Halloween ein Extra-Weihnachtsgeld? Und ab wann darf ich dann in Rente?

Vielleicht sollte ich meinen Arbeitsbereich zu „Mysthic Marketing“ umbenennen. Die Learnings dieser Experience für die Nachwelt: Astralstatus geht auch ohne Astralkörper, also nicht zu viel Stress in die Bikinifigur investieren. Und: Ich brauche schon wieder neue Visitenkarten…

Immer mehr post-traumatische Erfahrungen mit der Post

Zu Werbung haben die meisten Menschen ja sowieso schon ein tendenziell eher boah-hau-doch-ab-Verhältnis. Außer den Menschen, die Werbung hauptberuflich machen. Die sind meist auf dem Scheiße-zu-Gold-Ego-Trip. Über Geschmack kann man streiten, über Werbung nicht. Dennoch erwischt man sich irgendwann doch dabei den beworbenen Markenmist zu kaufen. Aber dabei zählt natürlich nicht nur, wie Produkte an Mann und Frau gebracht werden –  ob mit Niedlichkeit (Tierbilder), Sex (Frauenbilder) oder „Seriosität“ (Produktbilder) – sondern auch WO. Werbeplacement ist wichtig. Darum findet man in Zeitungen für Kinder keine Zigarettenwerbung und an den Tabakautomaten keine Babybilder. Einfaches Prinzip. Denkt man. Außer bei der Post.

Das ist ja nicht mein erster wunderlicher, grenz-eskalatöser Zwischenfall mit den Herren mit den gelben Taschen. (Remember the story of: Wie ich dem DHL-Boten in die Autotür trat)

Nun bin ich ja vor einigen Wochen umgezogen und habe nun heute, endlich mal einen Nachsendeantrag bei der Post geordert. Dass das online ging und dazu noch richtig flott und bequem hat mich richtig beeindruckt! So richtig! Meine Vorurteile gegenüber der Post waren grad dabei friedlich davon zu segeln…. doch dann… dann haben sie es wieder verbockt! Dabei waren wir auf einem sooooo guten Weg!!

Denn bevor ich den Nachsendeantrag final abschließen konnte, wurden mir noch ein paar super sinnvolle Produkte empfohlen, die ich doch gleich mitbestellen könnte. Und damit sind wir wieder beim Werbeplacement. Moment, ich muss euch das zeigen, dass glaubt ihr sonst nicht:

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Wieso? Sind BMI-Maßband, eine hässliche Leuchte, ein paar bunte Stift und ne Rolle Klebeband das neue „Brot und Salz“? Hat da jemand dran gedacht, dass ich umgezogen bin? Welcher demografischen Angabe haben ich das zu verdanken??? Oder sind das einfach die „beliebtesten Artikel“?

Ikea kann das. Bei Ikea will ich nur nen Kaffee trinken und noch schnell die Knaufe für die Schranktüren holen und wenn ich draußen stehe, halte ich einen 150cm langen Rechnungszettel in der Hand und muss wieder rein, um mir den Hänger auszuleihen. Produktplatzierung ist effektiv, wenn sie gut ist. Aber der Gedanke „Ach cool, nehm ich noch ne Rolle Tesafilm und ein BMI-Armband mit“ sorgt in meinem Konsumköpfchen dann doch eher für Irritation als Attraktion.

Eines Tages werde ich es tun. Eines Tages schreibe ich der Post einen Brief.

Freiheit ist jetzt abgeschafft

Käfig

Das Internet wird immer anstrengender. Es begann alles mit diesen sinnlosen Nummern-Buchstaben Captcha-Feldern. Egal wie schief ich meinen Kopf legte und wie sehr ich die Augen zusammen kniff, in 8 von 10 Fällen schaffte ich es nie, das krumme und ineinanderfließende Wortgewirr zu entziffern. Angeblich sind die Dinger dazu erfunden worden, um Mensch und Maschine auseinander zu halten. In einer Welt, in der ich daran gewöhnt wurde, dass mir Maschinen lästige Arbeiten abnehmen, kommt mir etwas, das derart viel Interaction von mir fordert, unglaublich unverschämt vor. Aber wie das meist ist, mit den Dreistigkeiten, war das nur die Kirsche auf der Sahnetorte, der Hügel des Maulwurfs, die erste Schneeflocke des Blizzards, oder kurz: der Anfang vom Ende.

Denn eben musste ich mir, um meinen Lokalisten.de-Online-Account (ein Netzwerk, das ich gerne in Sexisten.de umbenennen würde) zu löschen ein 3MINUTEN (3 Minuten!!! In Internetzeit sind das 6 Jahre!!!!!!) Video ansehen und dann eine inhaltliche Frage dazu beantworten! Ich sollte also auch noch aufpassen. Bei einem Werbevideo im Internet! Verdammt ist das fies. Und clever. Glücklicherweise ist mein Gedächtnis, auf Grund meines Internetkonsums von Kindheit an, nicht dafür trainiert sich irgendwas zu merken. Darum weiß ich jetzt, eine halbe Stunde nach dem Video schon nicht mehr, worum’s eigentlich ging. Puh. Grad noch mal gerettet.

Werbeinformationen sind das LETZTESTE wofür ich in meinem Köpfchen ein Regal frei machen will.

Was kommt als nächstes??? Oje oje.

Update im Fall Florian Sommer

Ich wage mich auf neues Terrain. Immerenthülllungsjournalismus, könnte man das nennen. Oder zumindest Dieseinemalenthüllungsjournalismus. Denn anonyme Informanten, darunter die größte Plaudertasche ever, bekannt als „Google“, haben mir weitere Infos zum Fall „Wo ist der Sommer“ aka Klassensprecher der 3a zukommen lassen, die einige meiner Frage zu diesem Facebookphänomen beantworten, z.B. die Frage, wer als Konkurrenz für Florian Sommer im Wahlkampf um den Klassensprechertitel der Grundschule antritt. …Der da (leider kann ich wieder nur mit Links weiterführen…copyright und so…)

http://ask.fm/KlassensprecherGabriel

Auch dieser blonde Junge, der leicht mit Florian Sommer verwechselt werden könnte..sehr leicht…vielleicht zu leicht (??) möchten den Posten als politisches Sprachrohr an der Grundschule in nahe Wien werden. Moment, Wien? Ein Österreicher, mit einer ehrgeizigen Strategie zur Machtübernahme? Oh. Je. Oh. Je. Ähm..wie viele Follower hat das Kind nochmal in wenigen Wochen bekommen? Fünfstellig. Aha. … Ja, ich pack lieber schon mal.

…. Es hat auch einfach alles ein Revival….mannnmannnmannn

Wo ist der Sommer?

Noch vor zwei Tagen fragte ich mich, wer dieser Florian Sommer ist, das Kind, das bei facebook tausende Likes für seine politischen Ambitionen erntete. Zur Erreichung des Ziels Klassensprecher irgendeiner 3a zu werden, hatte er ein 1a-Beispiel für Social-Media-Hypisierung geliefert. Und ganz dieser Gattung gemäß hatte er nicht nur Fans um sich gescharrt, sondern auch gemein pöppelnde (a)sozial-mediale Nutzerschaften angezogen. Weil ich die Fanpage nun, da ich mir die Zeit nehmen wollte darüber zu bloggen, nicht mehr finden kann, muss ich auf einen Scrennshot via Link verweisen.

http://gtawc.net/index.php?page=Thread&threadID=38342

Ja, tatsächlich, klickt ruhig nochmal rüber auf das Bild. Und noch einmal

…ganz in Echt und wirklich, sah SO die Seite aus, über deren Funktion und Fake-ilität ich mir begründete Mutmaßung machte. Gab es dieses Kind wirklich und meinte der das Ernst? Handelte es sich vielleicht, um eine Guerilla-Werbeaktion für Haargel oder Businessherrenmode in Zwergengröße? Oder gar eine Initiative für mehr politisches Interesse bei jungen Wählerinnen und Wählern? Und vor allem, das fragte ich mich am allerallerallermeisten: Wie sah die Konkurrenz des Klassensprecher-Kandidaten aus und wohin müsste ich meinen Briefwahlantrag senden?

Doch noch bevor diese Wähleranliegen geklärt wurden, verschwand die Seite und reiht sich nun in die Hall of unsolved Mysteries of mankind ein, gleich neben der Geschichte vom heiligen Gral und der Frage, warum Männer immer allein auf’s Klo gehen.

Während Skully und Mulder schon mal bei Eduard Zimmermann im Jenseits anrufen, wage ich drei erste Thesen zum Verschwinden:

1. Die FTP hat dieses Highpotential abgeworben, ihm dann aber den facebook-Zugang gesperrt, weil dieses Internet und alles da drin ja gefährlich ist.

2. Florian Sommer hat sein Ziel erreicht, ist Klassensprecher der 3a geworden und überlässt seine Fans und Follower (aka das Volk) nun einer liberal-toleranten Selbstverwaltung (aka im Stich).

3. Das ganze war und ist die Fortsetzung von Kill Kony 2012. Ein Social-Media-Alien par excellence.

Ganz demokratisch könnt ihr gerne für 1, 2 oder 3 abstimmen. Vielleicht hat ja sogar jemand weiterführende Tipps!

Es wird kälter, kauft mehr Bücher

Dies ist eine offizielle Werbepause. Japp. Ich kann grad nichts anderes bloggen. Ich bin zu abgelenkt…und beschäftigt und…naja…ach…das erzähl ich demnächst. Ganz bald. Versprochen. Darum für jetzt:

KAUFT/LEST MEIN BUCH!!! Echt jetzt, Leute. Es lohnt sich! Hier geht’s zu Amazon…

 

Was das Bild mit dem Buch zu tun hat? KAUFT DAS BUCH!!!! .…Ja, das könnte ein leeres Werbeversprechen sein. Aber wie wollt ihr das ohne Buch in Händen wissen? Na?! Ja, siehste. Also ab zu Amazon und Buch bestellen. Moin könnte es dann schon da sein.

 

Nichts sagen hilft… irgendwie auch nicht

„Wie erfahren denn jetzt eigentlich Leute von dem super Buch?“ wurde ich heute gefragt. Gute Frage. Schwere Frage. Meine Problem ist, dass ich meinen Glauben an die Werbung verlor, bevor ich den Glauben an die Menschheit verlor. Also irgendwann vor gestern.

Als Kind des Internets wählte ich für die Veröffentlichung meines inzwischen in Amazon-Kritiken umstrittenen Werkes vollautomatisch den schnellsten, anti-autoritärsten und selbstredend digital verfügbaren Weg: Selber Machen aka Self Publishing aka Book on Demand.

Als eine von den Guten, also von denen die ihr Fahrrad vor dem Biomarkt parkt, um ihr mitgebrachtes Jutebeutelchen für möglichst viel Geld mit möglichst wenig künstlichkulinarischen Zusatzstoffen zu fühlen, hätt ich’s am liebsten ganz digital gemacht. ABER, ich mag Bücher. Ich fass sie gerne an, blättere in ihnen rum, knicke Seiten um, stappele sie und sortiert sie nach AutorInnennamen, Titel, Farben und Größen. Bei Book on Demand wird immerhin nur so viel gedruckt, wie angefordert. Da sterben schon mal ein paar Bäumchen weniger.

Darum liegen aber auch keine Baumleichen in irgendwelchen Buchhandlungen rum. Dafür besteht aber das Risiko, dass keiner den Baum, aka meine Facebook-Satire mit den blauen Herzchen auf dem Cover, umfallen hört. Das wirft mich in eine kleine existenzialistische Krise. Könnte ich, so würde ich jetzt gern Satre antweeten. Denn ich komm nicht weiter. Wenn ein Buch nämlich erst mal kein Buch ist, weil noch nicht gedruckt und nicht in Buchhandlungen im Regal ist, aber dann doch ein fertiges Buch ist, ist es dann noch Essenz oder schon Existenz?

Für‘s Werben ist das egal. Werbung ignoriert den Existenzialismus einfach und sagt dass alles super ist, selbst wenn’s gar nicht da ist. Und schon kaufe ich KEINE Zusatzstoffe, gebe Geld aus, für etwas, das etwas nicht ist. Ein Buch ohne gedruckte Auflage ist dann doch auch nicht viel anders. Ein facebook-Kommentator meinte neulich zu mir „selbstverlegt ist kein Buch weil kein Verlag“. Aber ein Kommentar ohne Grammatik ist doch auch ein Kommentar, oder?

Ich würde Satre gern zutweeten, dass das Nichts ein Sein sein kann, wenn es nur die richtige Marketingstrategie hat.

Aber sie hat schon Recht, die Freundin, die mich fragte „Wie erfahren denn jetzt die Leute von dem super Buch?“. Jetzt gerade, ganz ehrlich, weiß ich’s nicht.

Lieber Herr Gesangsverein, ich bewerbe mich um die Stelle als die mit der Triangel…

ZEIT-Redakteurin Tina Groll hat sich an Katzen-, Pannen- und Make-Up-Tutorialvideos auf Youtube vorbei geklickt, um Arbeitgeber-Bewerbungvideos zu finden. Arbeitgeber-Bewerbungsvideos? Japp. Videos in denen sich Unternehmen als Arbeitgeber bei potentiellen Arbeitnehmern bewerben. Das klingt verdreht. Ist es auch! Hochgradig! Und weil die Arbeitgeber dann auch noch die bereits Angestellten vorschieben, um das Unternehmen als sozialen Treffpunkt zu inszenieren, wo alle Spaß haben und gemeinsam Singen, Rappen und Tanzen, sind die meisten dieser Filmchen nicht nur ver-, sondern auch völlig abgedreht. Groll findet diesen Trend deswegen fehlgeleitet und ich stimme ihr gerne zu.

Und ich glaube, den Ursprung dieser Entwicklung gefunden zu haben…nah, Ursprung ist vielleicht etwas weit gegriffen… gut, nennen wir es den genealogisch vorangegangen Schritt, EINEN Vorschritt der Genealogie dieser Arbeitgeberwerbevideos.

Von vorne angefangen, müsste ich sonst wohl erst einmal die Entwicklung filmischer Werbeformen resümieren und dazu bräuchte ich ein paar Bücher aus der Bibliothek und hierfür bin ich zu faul. Und es regnet draußen. Also greife ich auf das zurück, was ich daheim habe: Das Internet. Und da findet man sie, die inzwischen auch hierzulande verbreiteten und gelikten Videos großer amerikanischer Universitäten. Das musicaleske Video der Uni Yale ist mein persönlicher Favorit.

Den generationenüberdauernden interuniversitären Konkurrenzkampf, der sich sonst im Kidnapping von Maskottchen manifestiert fortführend, konterte Harvard dann auch singender Weise:

Diese Videos sind bekloppt, aber beliebt. Aber im Grunde klassische Werbung in Bewegtbild, weil hier Universitäten werben, die keine klassichen “Bewerber” akkumulieren wollen, sondern Kunden. Bildung ist ein mit Dollar zu erwerbendes Gut im Tauschhandel zwischen Käufern (=Studierenden) und Verkäufern (=Universitäten), in den UrsprungsStaaten der Ablenkungsvideos.

Wenn nun aber Arbeitgeber, denen ich meine Arbeitsleistung, als Verkäuferin dieser meiner Spitzenleistungen anbiete, darum werben, dass ich dies doch bitte tue…verwirrt mich das total. Wenn sie es singender oder tanzender Weise tun erst recht. Klar zieht auch mich ein Unternehmen mit gutem Unternehmensimage an. Aber das Videotheater führt das Personalmarketing zu weit. Wenn was zu lustig klingt, krieg ich Angst.

Ein bisschen fürchte ich sogar, dass die Werbenden eben doch mein Geld wollen, im Tausch dafür, dass ich dann bei ihnen arbeiten darf.

Vielleicht sind es aber auch gar keine Werbevideos, sondern Warnvideos. Denn das gibt’s ja auch in den Sendepausen. Videos die zu weniger Alkohlkonsum aufrufen, zu weniger Unfällen im Straßen- und Geschlechtsverkehr, Videos die aufklären und warnen. Vielleicht ist das ja das Genre, in das man die von Groll präsentierten Kurzfilme einsortieren sollte.

Frigidäre Offenbarungen

Futterschnute und Anhora sind auf meine nicht-ganz-so-geheime Leidenschaft aufmerksam geworden: meine Neugier in Bezug auf Nahrungsmittel, mein Fetisch gerne in fremde Kühlschränke zu gucken. Während andere dabei sind Goethe’s Gedichte, den Wetterbericht oder den Beziehungsstatus des Angebeteten zu interpretieren, widme ich mich der Wissenschaftsanalyse des Mediums Kühlschrank.

Kühlschränke und ihre Inhalte sagen mehr aus über Menschen als alle Facebook-Profilangaben, Browserverläufe und Daten, die im Perso stehen, zusammen. Denn am Kühlschrank kann man sowohl demographische Informationen als auch Interessen, Vorlieben, Konsumverhalten und was nicht noch alles ablesen. Das meist schlichte, eckige Ding in der Küche offenbart die wahren inneren Werte, zeigt was reingeht in eine Person und was man zwar mit gutem Willen gekauft aber dann zusammen mit allen athletischen Vorsätzen doch im Gemüsefach vergammelt lässt.

Das geschulte Auge erkennt sie sofort; die Kühlschranke von Singles, Menschen in Beziehungen oder Familien mit Kindern, Menschen mit zu viel Geld aber zu wenig Zeit für gute Ernährung, Menschen, die nie zu Hause sind und jene, die heut Abend zur Party geladen haben.

Und wie oft kauft der Kühlschrankbesitzende so ein? Ein Blick auf die Haltbarkeitsdaten von Jogurt und Co verrät das Konsumverhalten.

Fitnessjunkie oder Genussmensch? Milchprodukte mit ihrer Palette an Fettgehaltsstufen geben Auskunft.

Selberkocher oder Essengeher? Trinker statt Esser? Es gibt keine Schranken, wenn es darum geht, was man alles aus Kühlschränken ablesen kann. Und wie eben auf der Mensch vor dem Schrank kein statisches Objekt mit immer gleichen Gedanken und Wünschen ist, so verändert sich das beleuchtete Bild ständig weiter. Man könnte ganze Biographien schreiben, bebildert mit Aufnahmen der Lebensmittellagerstätte.

Und nicht nur das. Man ist ja nicht nur passiver Rezipient, der in das eckige, kühlende Küchenmöbel glotzt, sondern kann interaktiv mitgestalten. Die Milch kommt hier hin, der Käse da oben und welches, war nochmal die Zone für die Gummibärchen? Apropos Gummibärchen, man könnte den Kühlschrankinhalt natürlich auch mal farblich ordnen. Mein kleines Aufräumherz kommt ins rasen.

Und weil, wie mir Futterschnute und Anhora zeigten, ich nicht die einzige Betroffene bin, gibt’s ab jetzt regelmäßig Fremder-Kühlschrankgucken auf immerabgelenkt.de, so lange, bis mich die KühlschrankbesitzerInnen verklagen, weil ich ihre intimsten Küchenecken ins Internet stelle… Kühlschrankgucken ist halt gefährlich, Extremsport quasi.

Ich gestehe, dieser Kühlschrank ist mir nicht ganz fremd. Aber dennoch nicht meiner und immer wieder spannend. :-)
Ich gestehe, dieser Kühlschrank ist mir nicht ganz fremd. Aber dennoch nicht meiner und immer wieder spannend.

Crowdtweeting – Folter und fucking fabelhaftes Social Media Marketing zugleich

Ich und das türkise Twitter-Täubchen leben ja bekannter Weise ko-existentiell voreinander hin, genau wie ich und die Tauben auf dem Nachbarbalkon. Solange mir die Viecher nicht nah kommen und mich oder meinen gemieteten Grund mit ihren Exkrementen nicht tangieren oder gar tapezieren, beobachte ich mit piep-egal-Attitüde, wie sie ihre Scherze am gegenüberliegenden Haus treiben. Gleiches gilt für Twitter. Meistens ignoriere ich es, aber ab und an, wenn die Sonne scheint, schaue ich dem Gegurre und Abwerfen verbaler Notdurft doch mal für eine Weile zu.

Selbst mitzwitschern mag ich hingegen gar nicht. Das war mir bisher einfach zu intim, gestehe ich ganz urteilsfrei. Doch JETZT muss ich. Weil ENDLICH (!!!) mal jemand einen Weg gefunden hat, die Technik gut zu nutzen, auch wenn die Intention eigentlich böse ist, weil werbegetrieben. Aber wovon rede ich da eigentlich?

Um das zu erklären, muss ich etwas sehr Intimes von mir zugeben, das ich sonst NIE öffentlich einfach so rausgeschrien hätte. Das Ganze ist echt peinlich. Aber was soll ich nur tun? Entweder die Welt wird es erfahren oder ich erfahre nicht, wie es weitergeht. Mit Eric. Und Bill. Und Sookie. Und Lafayette, dem geheimen Helden der Show. Und all den anderen Elfen, Hexen, Shape-Shiftern, Werwölfen, Werpanthern (ja echt, Werpanther, geil oder?) und Vampiren.

Ja, jetzt ist es raus. Ich gucke eine Vampirserie. Regelmäßig. Jeden Montag, nachdem die neue Folge bei I-Tunes zum Download bereit steht. Und DIESEN (!!!) Sonntag wird in den USA die letzte Folge der aktuellen Staffel ausgestrahlt und schon jetzt, so sagte mir facebook gerade, kann ich mir eine Sneak-Peak ansehen. Ein winziges, vermutlich nichtssagendes, Hunger schürendes Häppchen.

Kurz nachdem das Angebot aufgeleuchtet ist, glühte in meinem Vampirserienguckenden Herzen die Hoffnung auf, zu erfahren, ob Russel Edgington die Elfen alle aussagen wird, ob Eric Sookie doch rettet, ob Bill seinen Verstand und sein Weicheigetue wiederfindet, ob jemand Jason Stackhouse eines seiner entzückenden Haare krümmen wird…und und und. Denn True Blood, so heißt das cinegraphische Serienformat, das mich auf den Vampirtrip brachte, ist vor allem eins (nein, keine alberne, Vampirkinderkacke!): True Cliffhanger! Es ist völlig egal mit was für einem bekloppten Schwachsinn – Werpanther?! Mal echt jetzt. Wehr.Panther. Wer denkt sich denn bitte sowas aus und in welchem Zustand??? Wehrpanther… – die Autoren der Serie während der gut 40Minuten daherkommen, am Ende einer jeden Episode sitze ich mit aufgerissenen Augen vorm Abspann und will unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Um aber nun vorab schon zu erfahren, was denn nun passieren wird, wie es denn weiter geht, ob doch alles gut wird, oder die Welt untergeht und die Serie damit ausläuft, wie das Blut aus all den Statisten, die in den letzten Episoden Vampirfutter spielen durften, soll ich twittern. Für den tweet, für die Verbreitung des televisionären Amphetamins in Cliffhangerform, bekomme ich vielleicht eine kleine Probe, einen Ausschnitt, eine Sneak Peak auf’s Finale. Aber nicht einfach so, sondern erst, wenn 100.000 Leute den gewünschten Werbetweet zur Serie verbreitet haben. Crowdtweeting quasi. Das Marketing ist so genial und boshaft, wie die Serie selbst.

Ich ziehe meinen Hut, vor den True Blood Social Media-Strategen …und hoffe, dass die Täubchen drüben auf dem anderen Balkon bleiben, bis der Hut wieder sitzt.