’O Sohle Mio


Angeblich glotzen wir uns alle ständig selbst auf die Nase, selbst auf die Kleinste. Weil das Gehirn aber cleverer ist, als die Evolution, die den Rüssel mitten in unserem Gesicht, direkt vor den Augen platziert hat, blendet es das Riechorgan variabler Proportion einfach aus. Dennoch ist die Nase da und trieft munter vor sich hin. Ähnlich fühlt sich meine Verbindung zum Internet nach meinem Urlaub noch an.

Die digitale Welt ist da, direkt vor meinen Augen und läuft. Und keimartig, viral gehen von ihr Botschaften aus, die es in meinem Näschen jucken lassen. Ein Jucken, das sich ausbreitet, von den Schleimhäuten in die Finger und damit über die Tastatur weiterpolymerisierend ins Netz. Vielleicht hilft ja Warmanziehen gegen den rhinoviralen Realisierungsprozess dieser Digitalität, was bekanntlich bei den Füßen anfängt. Zu diesem Zwecke verschenken die Betreiber von www.ilovesneaker.de schnieke Fußwärmer an Bloggerinnen und Blogger, vorausgesetzt man bloggt drüber. Und schon sind wir wieder beim Polymerisieren, oder doch bei der guten alten Bestechung? Bei einer Anstiftung zur Werbung?

Tatsächlich fühle ich mich angesteckt, nicht nur weil ich extrem anfällig bin für neue Schuhe, sondern auch weil ich dadurch die Social-Media-Marketing-Message-Mitose neu überdenke. Den Prozess „Teilen als Grundlage für Wachstum“, kannte ich bisher nur aus dem Biounterricht, aber die www.ilovesneaker.de– Kampagne lässt mich das nun einen Schritt weiter denken. Vielleicht ist die Technik ja nicht nur die Extension des Menschen, sondern auch des viel größeren ‚natürlichen‘ Raums. Und statt um die Sonne, dreht sich diese Welt um schöne Schuhe. Vielleicht fieberphantasiere ich aber auch schon. Wie gesagt, ich bin anfällig für schöne Schuhe.

Von Fernweh und FOMO


Immerabgelenkt.de macht keine Sommerpause. Die Beitragslosigkeit der letzten Tage hatte gesundheitliche Gründe. Ihr müsst euch auch mal schonen, liebe Leserinnen und Leser bzw. ICH musste euch schonen, um euch vor FOMO zu schützen. FOMO, so lass ich in meiner Urlaubszeitschrift (im Urlaub!!! Jaa!!!! am Strand…tropischen Strand..troooppisschh…in der HITZE, mit kristallklarem Wasser…Strand mit PALMEN…und jemandem der mir Wasser reichte, wenn es mir zu warm wurde und jemandem, der bzw. eigentlich „die“ meine Füße massierte, während ich am Strand, unter Palmen, mit fünf Sterne Service lag…und man mich fragte ‚is there anything else, I can do for you?‘), ist DIE gefährliche Epidemie des Jahres oder vielleicht auch einfach nur der Sommerlochtampon 2012, je nachdem wie sehr man drauf steht auf einen Panikzug aufzuspringen.

FOMO steht für Fear of Missing Out und dabei geht es kurz gesagt, um die Angst, dass es anderen besser gehen könnte als einem oder einer selbst. Hätte ich die Erlebnisse meines grandiosen Urlaub im Paradise (!!!), mittels facebook, blog und des WiFis am Strand live mit euch geteilt, wärt ihr vor NEID zerflossen, wie mein Kokosnusseis bei den 32°Grad Durchschnittstemperatur. Neid möchte aber niemand zugeben, darum leidet der moderne Medienmensch an FOMO, akut und chronisch.

Um meinen präventiv-intendierten Ansatz fortzuführen, schweige ich auch ganz zu meinem (TRAUM-)Urlaub. Denn selbst während meiner Abwesenheit gab es zahlreiche Besucher, von denen die Mehrheit selbstredend aus Interesse an den Ursachen meiner Abwesenheit den Weg hierher fand. Die erschreckenden Suchworte und -themen, die die verbleibenden 0,0000099 Prozent Besucher hierher brachten, gibt’s sobald ich meinen Koffer ausgepackt habe.

SchubidubiSchufa

Die Schufa stalkt nun also auch auf facebook, weil inzwischen alle annehmen, Antworten auf absolut Alles fänden sich im Internet. Wie werde ich reich? Gründe eine Internetfirma. Wie finde ich die große Liebe? Such nach ihr im Internet. Wie lässt sich das Zeug, dass ich zusammen mit meiner neugefunden Liebe nun in Bares eintauschen will, an mögliche Kunden bringen? Über das Internet. Und wie erfahre ich die Wahrheit über einen Menschen, um seinen Reichtum, seine Beziehung und seine Konsumpräferenzen einzuschätzen – na? Klar, indem ich mir ihr bzw. sein facebook Profil ansehe. Ich hätte nie gedacht, dass ich die bin, die folgenden Satz schreibt, aber: facebook wird überbewertet. Echt. Menschen bestehen aus mehr als Profilangaben!

Als potenzierte das soziale Netzwerk, mit seinem kompliziert als Konstantzustand, meine persönlichen Paranoia nicht schon genug, soll ich jetzt auch noch Platz zwischen meinen Synapsen schaffen, für die Sorge um meine Seriosität, gebunden an eine selbstgestaltete Selbstdarstellung im sozialen Städtchen? Ich möchte begründet mutmaßen, dass es am Bangen auf Antwort der Verlage, denen ich das Manuskript zu Beziehungsstatus: Verliebt in facebook in den letzten Tagen sandte, liegt, dass ich auf das Schufa Forschungsprojekt nicht höchst heiter reagiert habe. Denn eigentlich gefällt mir facebook Forschung. Aber vielleicht ist es auch noch mehr. Vielleicht habe ich es auch langsam satt, auf einen Steckbrief im Internet beschränkt zu werden. Liebe Schufa, liebe Internetfirmen und liebe große Liebe: Ich bin mehr als mein facebook Profil. Ich bin nicht die Summe meiner demographischen Daten, multipliziert mit der Anzahl meiner Freunde mit ähnlichen Merkmalen, geteilt durch meine mögliche Bonität, abgeleitet von geposteten Konsumtätigkeiten.

Ich weiß nicht, welchen Wert ich meinem facebook Profil zu Folge habe. Aber persönlich lege ich Wert darauf, dass das Maß an dem man mich misst, eben nicht die paar mehr oder minder misszuverstehenden Messwerte in dieser blauen Datentabelle sind.

PS: Zur Bestätigung hielt mich das Netz noch im letzten Jahr für eine kranke, rentenreife Dame mit alpenregionalem Literaturgeschmack – siehe Macht das es aufhört und Protestprobleme

Verliebt in facebook oder doch Freiporno?


Etwas über 45.000 Wörter und damit ist eine erste Version fertig von „Beziehungsstatus: Verliebt in facebook“, das so heißt, weil ich einem Benennungsfluch, der an mir zu kleben scheint, entkommen will.

Wir erinnern uns an Matthew, meine Masterthesis. Ich dachte, wenn ich meiner Abschlussarbeit einen persönlichen Namen gebe, dann gibt das dem Ganzen eine persönlichere Ebene und es geht alles viel leichter. Ja. War nicht so. Statt dass sich Matthew zum attraktiven, charmanten Weggefährten entwickelt hat, mit dem ich mir gerne die Nächte um die Ohren geschlagen hätte, wurde er zum fordernden, nörgelnden, pickeligen, kleinen Scheißkerl. Jawohl! So war’s! Jetzt, wo ich Matthew lange abgegeben habe, kann ich es ja sagen. Wir hatten keine gute Zeit. Nein. Und ich war froh, als ich ihn endlich zur Hölle schicken bzw. an meinem Masterthesis-Betreuer übergeben konnte. Sollte der sich doch damit rumschlagen!

Aber das ist nicht das einzige Beispiel dafür, dass Dinge, denen ich schöne Namen gebe, kein schönes Ende nehmen. Zu nennen wären da noch diverse Hauspflanzen. Boris, mein kleiner Tannenbaum. Madame O, meine Orchidee. Ginkgo Gustafo Gerhadson. Alle hinüber. Mein Freund merkt an, ich hätte dem Grünzeug vielleicht lieber Wasser, statt Namen geben sollen. Das auch noch? Was denn noch alles?!

Auf Grund dieser hässlichen Bezeichnungshistorie, hab ich über mein Manuskript einfach die Begriffe geschrieben, mit denen Leserinnen und Leser von Google auf meinem Blog geleitet wurden. Darum Beziehungsstatus: Verliebt in facebook. Beziehungsstaus heimlich ändern, war der zweithäufigste Suchbegriff, darum wurde daraus eine Kapitelüberschrift. Top drei meiner Suchstatistik ist kompliziert. Aber das kommt sowieso rund 44.999 mal im Buch vor. Es geht ja schließlich um facebook.
Problematisch wird es, wenn ich eine Fortsetzung schreiben will. Irgendwann. Dann müsste ich die „Freiporno“, „Penis und Muschi“, „Frühstück Französisch Sex“ oder „Ehepaar sucht ihn mit großem Penis“ nennen.

Vielleicht mache ich aus meinen Suchtreffern aber auch einfach ein Buch mit Ideen für Babynamen.

Leseprobe als leckeres Häppchen

Es birgt gewisse Gefahren, Dinge aus dem Ofen zu nehmen, bevor sie fertig sind und ein Stück abzubrechen, um vorab zu probieren. Dennoch wage ich es und gebe eine kleine Leseprobe meines Büchleins in the making (bzw. in the baking) heraus, um zu sehen, ob’s euch schmeckt. Ich hoffe sehr, dass dadurch nicht alles zusammen bricht und ich komplett von vorne beginnen muss. Dafür hätte ich auf die Schnelle gar keine Zutaten im Haus. Aber damit klar ist, was hier probiert wird, gibt’s erst mal einen kurzen Blick ins Rezept:

Arbeitstitel: Beziehungstatus: Verliebt in Facebook

Speiseart: Unterhaltungssüppchen mit Einlage (Blogähnliche Bällchen)

Zutaten: Fiktive, handelnde Frauen und Männer zwischen 15 und 30 Jahren, mit virtuell-verbundenen Lebenswelten, hybride Erzählformen (Emails, Chat-Protokolle, Tagebuchähnliches, Geschichten aus er omnipräsenten Erzählperspektive, die gute alte Ich-Perspektive)

Das Ganze köchelt aktuell noch auf kleiner Flamme und wird noch einige Wochen brauchen, bis es servierfertig ist. Über die Anmeldung bekommt ihr nicht nur das Probekapitel, sondern nun auch regelmäßig Infos zum Voranschreiten des Projekts, kleine Grüße aus der Küche, Amuse Gueules.

Das geht natürlich alles auf’s Haus. Email-Adresse eintragen, Bestätigen und schon sind die Leckereien unterwegs:

Anklicken und Eintragen

PS: Hier und da fehlt im Probehappen natürlich noch ein Komma oder ein Punkt. Für die Garnierung wird schließlich aber gesorgt werden. Versprochen.

Periodische Prohibitionspläne

Nach Seehofers fehlgeschlagener-statt-fucking-famous-Facebook-Party, diskutieren jetzt alle über ein Verbot digitaler Organisations- und Einladungsoptionen. Alle? Pardon. Das zweite L bitte streichen und dafür ein T einsetzen: Alte meckern über das feiernde Facebook-Volk.

Im Zeit-Artikel träumt ein Redakteur nostalgisch naiv -und so passend zum Titel der Wochenpublikation- von der ‘guten alten Zeit’, als er noch 16 Jahre war und die wohl ödeste Party der Welt in seinem Keller stattfand, zu der nur 20 Freunde kamen, die sich nicht trauten eine Flasche Sekt zu trinken und dann alle zeitig nach Hause gingen. Alles ganz gesittet, alles unter Kontrolle, alles analog. Das soll 1998 gewesen sein. Da soll die Welt noch heile gewesen sein.

1998 war ich 14, hatte meinen ersten Computer und die Welt war überhaupt nicht unter Kontrolle! Aber für alle mit schöne-alte-Welt-Blende, eine kurzes Flashback: Was ging 1998?  Im Kosovo ging’s ab, Lewinsky ging Clinton an die Hose und das Theater um die neue-alte Rechtschreibung ging los. Und wie gesagt, ich war 14 und das war mir alles egal, weil mich Partys mehr interessierten. Viel mehr. Und die eskalierten auch ohne facebook. Und auch ohne facebook gingen Leute gegen Kosovo, Clinton oder Kommareformen auf die Straßen.

Trotz allem Individualismus sind Menschen soziale Wesen (mit und ohne soziale Netzwerke), die sich nach Nähe zu Andern sehnen, zum Partymachen, Paaren und Protestieren. Das war früher so und ist heute so. Doch während der erhobene Zeigefinger früher über dem Konsum von Alkohol und anderen Giftstoffen kreiste und man den Kids Kippen und Schnapps wegnahm, macht man sich nun Sorgen um die Kommunikationskanalnutzung.

Alter, Alter, vielleicht haben die ja doch recht und es ist wirklich alles schlimmer geworden.

Chronische Chronik-Hysterie

“Und dann hab ich die Leiche gebraten und verspeist.” 12 Menschen gefällt das, Clarice Starling kommentiert: “Und du hast mich wieder nicht eingeladen!” und facebook zeigt an, dass Hannibal jetzt einen Freund weniger hat.

Ja, ja, mit der Chronik aka Timeline weiß jetzt jede/jeder genau wer, was, wann, wo verbrochen hat. Vielen schmeckt das irgendwie garnicht. Die wollen ihre (Un-)Taten lieber vergessen und ihre Leichen im Keller lassen. Wie in den meisten Hollywood-Filmen funktioniert das aber nicht ewig, irgendwann kommt euch jemand auf die Schliche und bringt alle Sünden zurück in die Gegenwart und schlimmstenfalls Zurück in die Zukunft. Und wenn es kein Helden-Ermittler-Protagonistin-Paar ist, das euch jagt, dann doch zumindest euer Gewissen! Und genau das scheint gerade alle zu plagen, die die Chronik fürchten. Es riecht nach Angst vor verdrängten Erinnerungen, die nun wieder auf die Startseite gescrollt werden könnten. Tzz, tzz, tzz. Verdrängen bringt doch nichts. VERBERGEN heißt der facebook-Befehl. Und schon ist alles sauber. Zumindest oberflächlich. Irgendwo in den Tiefen der sozialvernetzenden Technologie klebt bestimmt noch was, aber solange kein Expertenteam zum extrahieren dieser Hinweise anrückt, ist der Tatort sauber. Am besten ist und bleibt aber natürlich die Methode, die keine Spuren hinterlässt. Und garnicht erwischt wird der/die, der/die gar nicht erst Mist baut.
Die Chronik ist schick und übersichtlich und nützlich, um Informationen zu sortieren. Ich bin ja bekannterweise aufräumaphin. Vielleicht liegt es daran, dass mich die Horrorgeschichten, die sich allerorts angesichts der Chronik erzählt werden, nicht anziehen. Aber mal ehrlich, wer Informationen, die ihn verraten könnten, öffentlich ins Internet stellt, sollte die Karriere als Killer lieber gleich streichen.

Eine Anmerkung zum Schluss: Japp, ich bin immernoch auf der Suche nach der perfekten Film und glotze mich grad durch die Klassiker. Empfehlungen sind nach wie vor herzlichst willkommen!

Nichts Ernstes

Der Information Overkill wird langsam tödlich. Es ist ganz furchtbar. Ich huste. Ich niese. Ich bin krank. Ich LEIDE!!!! Und du, Lebens- und Zeitgefährte Internet, hilfst mir kein Stück! Ich dachte dir läge etwas an mir? Ich dachte, du mochtest mich, als du begonnen hast, Informationen extra für mich auszusortieren und auf meinen Suchansichten ganz nach oben zu stellen. Wie man einem Menschen, den man liebt, das Frühstück mit seinem Lieblingsessen ans Bett bringt, schicktest du ganz ungefragt Nachrichten zu Themen, die in mein Interessenmuster fielen, in mein Postfach. Als ich mich einsam fühlte, stelltest du mir einen Raum zur Verfügung, indem meine Freundinnen und Freunde waren, um mich mit lustigen Links aufzuheitern. Auf jeder Webseite, die ich besuchte, erinnertest du mich daran, dass ich mir ja noch die Winterstiefel kaufen wollte, die ich mir mal flüchtig auf Zalando angesehen hatte. Ich dachte wirklich es wäre dir ernst! Ich dachte, ich bedeute dir etwas. Ich läge dir am Herzen. Aber jetzt, jetzt wo ich krank bin, da drehst du das Messer in der Wunde!!! Denn wenn ich dich frage, was ich haben könnte, welche Bakterien und Viren meinen zarten Körper gerade malträtieren und was helfen könnte, da kennst du mich nicht mehr! Würde ich Googles Analyse glauben schenken, dann leidete ich unter Katzenschnupfen auf Grund einer entzündeten Prostata. Auf einmal kennst du mich also nicht mehr, Internet, du DRECKSINTERNET! Und Medizin, die kann ich mir online angucken, aber nach Hause kommt sie erst in ein paar Tagen. DAS HILFT MIR ÜBERHAUPT NICHT!!!! Ich LEIDE und zwar JETZT! Und warum zeigst du mir Beruhigungstropfen?? Ich bin RUHIG!!! Und ich REGE MICH ÜBERHAUPT NICHT AUF!!!! Ich brauche was gegen Erkältung!! Da, das da sieht gut aus. Aber ich schmeiß mir ja nicht einfach irgendwas in den Rachen. Wie ist das denn so? Hat das Nebenwirkungen? Natürlich hat das Nebenwirkungen, alles hat immer Nebenwirkungen, sagst du und zeigst mir entsetzliche Erfahrungsberichte von Endverbrauchern. Ich könnte zu einem Arzt gehen, doch dann recherchiere ich solange nach einem für geeigneten Allgemeinarzt, dass die Sprechzeiten längst verstrichen sind. Nichtmal einen Tee kochst du mir, Internet! Das wäre doch das Mindeste. Stattdessen überflutest du mich mit Informationen und redest mir ein: Es könnte schlimmer sein. Und je mehr deiner Verweise ich folge, desto schlimmer wird es wirklich. Bronchities, Scharlach, Tuberkulose, der Blinddarm müsse raus. Vielleicht muss nicht er raus, sondern ich, aus diesem Sog unsäglicher Symptomdeutungen. Ich koch mir meinen Tee einfach selbst. Und du, Internet, mit dir rechne ich später ab! Wart nur ab, bis du dir das nächste Mal einen Virus einfängst! Dann habe ich auch kein Mitleid! Hoffentlich ist meine Erkältung nichts Ernstes. Das mit uns beiden, Internet, mit dir und mir, ist es ja auf jeden Fall NICHT! Ein Tee ist nun wirklich nicht zuviel verlangt…

Noch da oder schon da? Das ist die Frage.

Zeit für ein Update. Oder ist es dafür schon zu spät? Oder doch besser gleich ein Upgrade? Ich muss gestehen, die Stagnation meines Schreibens hängt wohl damit zusammen, dass ich es nicht mehr richtig spannend finde, meine Freunde und Freundinnen, respektive Leser und Leserinnen, via mehr digitaler und minder sozialer Vernetzung auf dem neusten Stand über meine Aktivitäten zu halten. Auch liegt es vielleicht daran, dass ich mich für einige Wochen ausgeklinkt habe und Freunde in der Ferne besuchte, statt nur mit Ihnen in Kontakt zu bleiben. Denn um den Kontinent zu verlassen, heißt es nach wie vor: Please turn your mobile devices off. Bitte schalten Sie ihre Mobiltelefone aus. Die Schwimmwesten befinden sich unter ihrem Sitz. In die unlikely case of an emergency, ist facebook das letzte, was Ihnen hilft. The doors are closed. We are ready for take-off. Please bring your seat in the upright position. Anschnallen und raus aus dem Internet.

Ja und dann? Futtern, Filmgucken, Flug genießen. Und obwohl es am Zielort mehr öffentliche W-Lans als Toiletten gab ( -ändern sich menschliche Grundbedürfnisse also mit der Zeit doch?), verbrachte ich meine Zeit dann doch mehr mit Erleben, statt drüber reden. Statt der Aufnahmefunktion in meinem Smartphone, nutzte ich meine kleine digitale Kamera, die einfach nur Fotos macht und speichert und sonst nix; keine Autofarbkorrektur, kein direktes Veröffentlichen, keine Gesichtserkennung, nix, nada, nüchst, außer Foto mit Blitz und roten Monsteraugen, wenn’s denn sein muss. Wir brauchten keine Navi-App, um uns in die Walachei leiten zu lassen, sondern schafften das auch mit einem old-school GPS-Navi und einer Karte. Man muss nur das falsche Ziel eingeben, dann klappt das immer. Und wir zahlten mit Kreditkarte, statt über Handy-Funktion. Und was lernten wir? Auch Uralt-Technologie reicht zum Überleben. Und was noch? Besser wird’s nicht. Zumindest zurzeit nicht. Vielleicht mach ich bis zur nächsten WIRKLICHEN Innovation einfach weiter Urlaub. Please remain seated until the Captain has turned off the Internet.

Egogetriebene Endlosschleifen

Kontaktpflege über digitale Medien, von Email über SMS und whatsapp, sowie natürlich Facebook, Google+ und all den Optionen miteinander in “Kontakt zu treten” und “zu bleiben”, erinnert mich in letzter Zeit zunehmend an das Telefonhotline-Phänomen“Please hold the line…tüdellüddela…tüddellüddeli…”. Die Musik fehlt noch, aber daran arbeitet Facebook ja angeblich gerade, zusammen mit einer Gesamtgeschichte des Lebens der NutzerInnen und der Welt, real und digital und ganz und gar und überhaupt und absolut und wow. Spannend, spannend. Besonders wenn in dieser Historie dann auch wirklich meine gesamte Kommunikation über das soziale Netzwerk abgebildet wird. Zum Teil bietet Facebook das schon. Seit einigen Wochen erscheinen nämlich alle Nachrichten und Chatgespräche zusammengefasst in einer langer Kette in meinem Facebook-Postfach, sortiert nach Kommunikationspartner, statt nach Datum oder gar Betreff, der ja nun gänzlich abgeschafft wurde. Ist ja auch egal worum es bei einer Unterhaltung geht, dachten sich die Innovatoren. Und irgendwie passt das zu dem, was auch mir auffiel. Nämlich eine ganz bestimmte Art und Weise, ein gewisser Habitus des “Keeping in Touch”s. Nachrichten mit den Worten: “Hey, wie geht’s dir? Was machst du so? Liebe Grüße”, die sich wiederholen und zu Gesprächen führen, in denen ich mich fragte, ob mein virtuelles Gegenüber wirklich ein reales Pendant hat. Denn was dann auf meine Antworten folgte, waren meist kurze “cools”, “super”, “wirklich?” und dann eine freundliche Verabschiedung. Einige Wochen später folgte dann wieder eine freundliche Nachricht oder eine Chat-Ansprache mit eben jenem Satz “Hey, wie geht’s dir?” und die Facebook-Nachrichtenliste lässt mich nun ein Muster erkennen. Die Sortierung nach Kontaktpartner auch. Denn diese Bekundungen von freundlichem, unaufdringlichem Interesse sendeten mir ausschließlich männliche Freunde, zur Mehrheit jene, mit denen der Kontakt auch außerhalb Facebooks mal “kompliziert” war oder hätte werden können. Mit denen die reale Historie dazu geführt hat, dass ich sie im Präsenz, auf der Straße nicht als “Freunde” vorstellen würde, auch wenn ich sie im Netz so führe, sondern als Männer mit denen “ich mich noch gut verstehe”. Und ich bin mir recht sicher, dass auch auf der anderen Seite der Leitung keine ernsthafte Intention besteht mit mir tatsächlich “befreundet” zu sein, im dem Sinne, wie wir Freundschaft ante Facebook natum verstanden. Auch möchte ich niemandem eine infarme Intention unterstellen, denn der Ansprecher fragt die Angesprochene ja nichts Anstößiges. Aber es ist eben doch kein Kontaktpflegen, sondern ein In-Kontaktbleiben, nur um den Kontakt nicht ganz abbrechen zu lassen.

Ich antizipiere inzwischen, dass es hierbei eben nicht darum geht Interesse an mir zu zeigen, weil der Andere  (noch) was von mir will. Sondern es geht eben um ihn, der sich wünscht, dass ich Interesse zeige und es mit der Phrase “Hey, wie geht’s dir?” zu evozieren sucht. Die Möglichkeit über Technologien zu kommunizieren, macht mich an dieser Stelle selbst zur “Option”. Zeit- und Kostenunintensiv wird eine Geschichte erschaffen und von Facebook erfasst, auf die man sich dann berufen kann, wenn man sich doch mal wirklich wiedersehen sollte, die aber bis dahin das Trugbild vermittelt es bestünde Nachfrage bzw. Interesse.

Dass die Frage nur die Suche nach der Gegenfrage ist, das Interessebieten nur die Aufforderung ist, es zu erstatten, bewies sich vor Kurzem. An meinem Geburtstag. Denn trotz automatischer Erinnerung erhielt ich eben an diesem Tage, keine freundlichen, interessierten Worte. Vielleicht weil es an diesem Tag eben um MICH  (!!!) ging.

Durchgepielt und durchgespült

Vielleicht funktioniert Social Media mit zu viel Privatsphäre nicht. Vielleicht sind meine Freunde und Freundinnen aber auch gar nicht verschwiegener geworden, sondern unspektakulärer. Oder abwesender. Oder beschäftigt mit wichtigen Dingen wie Masterarbeiten, Promotionen, Betreuung von Waisenkindern auf dem afrikanischen Kontinent, Arbeiten oder Urlaub machen. Vielleicht haben wir facebook und co. aber auch einfach durchgespielt. Und so aufgeräumt und ästhetisch Google+ auch wirkt, auch das finde ich im Moment nicht erhellend oder spannend genug, um mitzuspielen. Nachdem ich auf Twitter verfolgt habe, wie AOL erst die Huffington Post und dann TechCrunch aufgekauft hat und dann grundlegende personelle Änderungen vorzunehmen, um sicher zu stellen, dass die Nutzer weiter mit dem versorgt werden, was diese Seiten erfolgreich gemacht hat, ohne zu wissen was das eigentlich ist, aber man kann’s ja mal mit Werbung versuchen… Werbung passt immer noch irgendwo rein und das war’s doch, was den Nutzern sagt was sie wollen. So war’s beim Fernsehen doch auch und beim Iphone und schicken Autos und Leggins und Schulterpolstern. Wer hätte je gedacht, dass wir das alles man wollen würden. Aber man weiß vorher eben nicht, was man sich wünscht, bevor man es in der Werbung gesehen hat. Aber ohne den/die ein oder andere/n, der doch mal auf eine neue Idee kommt, steht das Konsumkarussell still. Und damit das Internet, das wie der Feuerwehrwagen auf dem Konsumkarussell zum Einsteigen einlädt. Warum das Internet der Feuerwehrwagen ist? Wegen der Sirene natürlich. Der Feuerwehrwagen auf’m Karussell gibt einem wenigstens das Gefühl man könne selbst was bewirken. Nämlich Licht an und aus machen und scheußliche Geräusche aus einem Horn erklingen lassen. Bei den anderen Sachen setzt man sich nur rein und lässt sich im Kreis rumschaukeln. So war das eben auch bei Radio und Fernsehen. Aber das Internet schien mehr zu bieten. Doch jetzt. Jetzt bekomme ich immer mehr das Gefühl, dass wir im Feuerwehrwagen Pony und Kutsche nie überholen werden, so sehr wir auch hupen. Es bricht eben nichts aus, sondern wiederholt sich nur alles. Google + wirbt damit, das du bieten was es eh schon getan hat: Gemeinschaftliches Arbeiten, Vernetzung, Auffinden von Dingen, aber jetzt halt zentral in Google+, statt vormals zentral in Google unter Texte, Maps, Email, und so weiter und so fort- und rückschreitend. Und auch bei facebook gibt’s lauter neue Einstellungsmöglichkeiten und Funktionen, aber eigentlich kennt man das doch alles schon irgendwoher. Ein bisschen ist das so, als hätte jemand den Hebel umgedreht und jetzt fährt das Karussell halt mal eine Runde rückwärts. Im ersten Moment scheint dann alles anders, aber man kommt schnell darauf, dass man das ja doch alles schon mal gesehen hat. Und in dieser Richtung wird einem vom Drehen noch schneller übel.

So zappe ich inzwischen ein bisschen im Internet rum, aber entdecke nichts wirklich Neues und beginne mich zu langweilen. Und wenn man sich erst mal langweilt, dann ist es kein großer Schritt mehr, bis man aussteigt, und sich was anderes sucht. Vielleicht mal die Achterbahn? In den Autoscooter? Oder doch ins Gruselkabinett? Aber auch alles nicht neu, nicht innovativ, alles schon mal durchgespielt.

Das wirklich Doofe daran, wenn man nicht gelernt hat selbst Wünsche zu entwickeln, sondern sich dafür an der Werbung orientierte, ist: Man wünscht sich nichts, aber ist auch nicht wunschlos glücklich. Oder sind wir nur zu abgedreht, um es zu merken?

Finger weg von meinem Facebook oder Das Internet: (Kinder-)Hort für Humbug, Halbwahrheiten und Hoffnungen

Nix mit Remember, remember the fifth of November. Kannste alles vergessen. Alles nur Schall und Rauch und verschwendete Bites und Bytes. Der angebliche Anonymous Angriff auf Facebook am 05. November ist jetzt als offiziell nicht offiziell erklärt worden und damit offensichtlicher Blödsinn. Aber das war es vorher irgendwie auch schon. Denn so sehr ich derzeit traurigen Auges zusehe wie das, mir einst so ans Herz gewachsene facebook, sich im Alter doch zu einem unsympathischen Zeitgenossen entwickelt, so würde ich doch nie unterstützen, es einfach umzulegen. Auch ich dachte hoffte, dass facebook ewig jung bleibt und es nur ums rumhängen mit Freunden und spielen geht. Die ewige Zeit der Unschuld eben. Immer abgelenkt und immer unschuldig. Aber das blaue f wird erwachsenen und zum Businessmenschen. Und will jetzt auf dem großen Markt mitspielen, mit Schotter statt Schippe. Bald sehen wir es dann wohl auch mit Krawatte, im Anzug und zu starkem Eau de Cologne. Das mich, ganz wie bei vergleichbaren Businesskaspern im wahren Leben, dazu bringt Abstand zu halten. Aber nur weil es älter wird und ernster, facebook einfach kalt machen? Ein virtueller Mordanschlag von maskierten Schützen? Die zwar im Hintergrund bleiben wollen, aber trotzdem ein Video ins Netz stellen, was ja nun doch ganz schön nach Ruhmsucht stinkt? (Die nebenbei bemerkt ganz schön nach Kölsch Wasser stinkt) Ein Hinterhalt wie einst bei Kennedy und dem hübschen Cobain?

Oh. Ja! Cobain’s Tod war MORD! Ich halte dann an meiner Verschwörungstheorie fest. Und das darf ich. So wie viele andere. Besonders im Netz. Denn hier herrscht (noch) Meinungsfreiheit. Und eben die(!!) hätte der Anonymous Anschlag angegriffen. Dank facebook und ähnlichen Vernetzungsdiensten der virtuellen Welt sind bisher pseudo-politische Flashmobs genauso erfolgreich gelungen, wie spontane Partys. Und auch 4chan.org ist erst als Reaktion auf social media entstanden. Ohne facebook hat dieser Protest überhaupt keine Daseinsberechtigung, Nichts was es zu kritisieren gäbe und Nichts worüber es sich echauffieren ließe. Letzteres sind 4chan’s Qualitäten und die Idee von Anonymous ist durchaus berechtigt. Denn sie haben ja Recht. Facebook ist derzeit ein bisschen zickig und arrogant und gemein zu uns. Vielleicht ist das nur eine Phase. Vielleicht schmeißen wir das Kind aber auch irgendwann vor die Tür, wenn wir uns dieses Verhalten nicht mehr gefallen lassen. Vielleicht sind wir auch selbst ein bisschen schuld, weil wir nicht rechtzeitig eingegriffen haben und dem kleinen Blauen seine Grenzen nicht aufgezeigt haben. Vielleicht musste da wirklich erst jemand von außen kommen, jemand wie Anonymous, die uns das vor Augen führen. Aber dieser freundliche Beobachter darf unser Kind nicht einfach kalt machen! Denn so richtig nach Befreiung klingt diese Lösung nicht. Bin ich wohl die im Anonymous-Bild die Silhouette von Mubarek durchscheinen sieht? Denn der greift ja auch ganz fürsorglich und nur zur Sicherheit des Volkes in das Weltweite Netz ein und macht es ein bisschen kleiner, handlicher, unschuldiger. Also ein bisschen weniger World und eine kürzere Weite und Netze sind auch gefährlich. Ganz gefährlich. Da verfängt man sich so leicht drin.

Schatz ich muss dir was sagen, aber erst muss ich bei facebook einstellen, dass ich schwanger bin

In meiner Mission als Netzwelt Wohlfahrts Orakel (NWO) oder schlicht immerantworten hatte ich ja den Besucherinnen und ganz besonders den Besuchern meines kleinen Blogs schon dazu geraten, sich nicht über facebook zu verloben.
Die traute Zweisamkeit online publik zu machen ist das Eine. Aber die Formulierungen so mancher Suchen, die Google hierherleitete, verleiteten mich zur Annahme, dass der Kniefall mit Ring bald gänzlich dem „XY hat dir einen Heiratsantrag geschickt“ weichen würde. Aber mein Glaube an eine schönere, gerechtere Welt ist wiederhergestellt. Facebook bietet neuerdings nämlich allen Romantikverschmähten die Chance zur Rache. Und ganz sicher nur dafür ist diese neue Funktion da. Ganz sicher. Ohne Zweifel! Denn die angeblich Ersehnten und Geliebten, denen man so virtuell inzidentell mit-TEILTE, dass man sie gern ehelichen möchte und sie vor die Wahl von „Zusagen“ und „Später“ stellte, können jetzt der Welt mit wenigen Klicks verkünden, dass sie schwanger sind.
Wahr und echt und wirklich. Ich denke mir das nicht aus. Könnte ich gar nicht. Obwohl? Vielleicht doch. Ich beweise ja gerne immer wieder meine wilde Phantasie. Aber nein, diesmal muss ich fuckbook zugestehen, dass es sich das ganz selber ausgedacht hat. Bravo, facebook. Nimm dir einen Keks.

Was in meinem kreativen Kopf jedoch gerade keimt, sind eventuelle Kommentare, die wohl auftauchen wenn die Funktion genutzt wird. Denn ich erwarte, dass sobald auf der facebooks Startseite erscheint „Jaqueline erwartet ein Kind“, der erste schreit „Ich war’s nicht“. Und mein Zynismus ist nicht unberechtigt. Vor diesem feature, in den guten alten Zeiten der verbalen Kommunikation an realen Orten, erfuhr ich direkt von der Schwangeren von ihrem Glück, oder etwas später von tratschenden lästernden informationsweitergebenden FreundInnen. Und auch ich selbst würde derartige Umstände, nicht auf schnellstem, sofortigem, digitalem Wege ALLEN mitteilen wollen. Oder doch? Doch, vielleicht gibt es Fälle bei denen es einen Sinn hat, dass auf einen Schlag möglichst viele Menschen erfahren „ XY erwartet ein Kind“. Nämlich dann, wenn es mal wieder kompliziert ist. Diesmal nicht mit dem Beziehungsstatus, sondern der Vaterschaft.
Ob es wohl einen Zusammenhang zwischen dieser Innovation und dem kürzlich eingeführten Möglichkeit Umfragen zu erstellen und durchzuführen gibt? Je länger ich drüber nachdenke, desto stärker merke ich eine leichte Übelkeit. Besorg ich mir dafür jetzt einen Schwangerschaftstest oder warte ich einfach ab, bis facebook den auch erfindet? Juliane erwartet vor allem eins, nämlich dass facebook dann bitte auch bald die Funktion einführt: Juliane erwartet ein Paket. Denn das ist mindestens genauso wichtig und darauf warte ich nun auch schon gefühlte 9 Monate, liebe Post!

Minuspunkte für Google+

All die Blogs, Tweets und Meldungen, die ich inzwischen zu Google+ aufgesogen habe, versprachen eine richtig gute Party. Nicht jeder wird reingelassen, die Inneneinrichtigung ist stylisch und vor allem – ein Aspekt, der bei jeder Party enorm wichtig ist – der Gastgeber ist bekannt für seine Erfolge. Google’s einzigem und ewigen Gebot, dem kategorischen Imperativ  “Do no evil”, ist das was facebook und co zu sein versuchen inhärent: die Komponente des sozialen. Dass Facebook, nicht als Anwendung sondern Institution, immer mehr netzWERK und kaum noch Soziales ist, wird nicht nur mir schleichend klar. Statt freundschaftliche Beziehungen zu fördern, versucht Zuckerbergs Spielwiese immer mehr Werbetreibenden zu Kontakten zu verhelfen. Denn facebook ist eben nicht einfach ein Internetdienst oder Netzwerk, sondern ein Unternehmen. Und hier liegt das Paradox, denn Unternehmen sind in erster Linie kapitalorientiert und eben nicht auf soziale Harmonie aus. Für das Unternehmen facebook sind wir abstrakte Nummern, die es gerade versucht in monetäre Ziffern umzuwandeln. Die Idee man zahle nichts für’s Mitspielen im Netz ist die Illusion des sozialen Kapitalismuses. In der Utopie der www, der Win-Win-Welt, dürfen Freunde umsonst technische Kommunkationsmittel nutzen und trotzdem verdienen die, die sie gebaut haben, weil sie den Freunden ab und zu Werbung zeigen. Stimmt nicht ganz. Denn facebook rentiert sich – im Gegensatz zu Google – nicht über Werbung, sondern Investoren und die wiederum….Aber warum fange ich jetzt eigentlich mit dieser kritischen Systemanalyse an?

Weil auf der Party Google+ Öde und Langeweile miteinandern Foxtrott tanzen. Japp. Genauso wie wenn man zu früh auf eine Party kommt, ist hier nichts los. Ich hab mich umgesehen. Es sieht alles nett aus. Verpflegung ist auch ansprechend.Auf dem Buffet finden sich verschiedene Nachrichtenfunktionen, Videochat bei dem gemeinsam YouTube-Videos anschauen kann und noch einige andere Leckereien, die ich zögerlich probiere. Für die Grundversorgung ist gesorgt und der Gastgeber tischt weiter auf. ABER es ist kaum jemand hier. Es fehlt das Soziale in seiner Entität: der Mensch. Der Grund warum ich mich hübsch anziehe und schminke und lauter attraktive Hobbies und Interessen in mein Profil schreibe ist der, dass ich mit Menschen interagieren, plauschen, lachen, diskutieren möchte! Aber hier fehlt genau dieses Plus, dieser Vorteil, den das Additionzeichen mir verspricht. Drum stehe ich in der Ecke und sinniere über die Natur der Netzwerke als solches. Kann Google+ wirklich das wieder gut machen, was facebook ruiniert hat? Das soziale Miteinander? Bedeutet Do No Evil automatisch, dass Google Gutes tut oder ist das bereits Überinterpretation? Und auch Google baut sein Plus nicht für mich und die noch erwarteten Partygäste, sondern veranstaltet das alles, um Geld zu verdienen. Die Drinks mögen umsonst sein und Eintritt war auch frei. Aber ich ahne doch, dass ich für’s Mitfeiern zahlen werden muss. Wenn hier nicht langsam was passiert, vergeht mir die Feierlaune. Manche Partys sind leider einfach nur eine Verschwendung von Make-Up.

Post-It als Verhütungsmittel

Facebook hat es tatsächlich getan. Nun will es auch in die letzte schmutzige Ecke meiner Privatsphäre. Und darum klebt jetzt ein Post-It über der Kamera an meinem Laptop.

Ich weiß, dass das Unternehmen verzweifelt ist. Nicht nur wegen der Konkurrenz durch Google+. Es gibt genügend Menschen die loyal faul genug sind, nicht zu wechseln. Und noch ist Google+ nicht publik. Nein, facebook wird nervös, weil das Geld der ersten Investorenrunde so langsam aufgebraucht ist und man, um in der zweiten Runde mehr als nur einen ‚geschätzten Wert‘ von 836 Millionen Dollar (beim derzeitigen Kurs immerhin noch Rund 584 Millionen Euro) vorweisen muss. Aber weil noch immer keiner rausgefunden hat, wie man im Internet nun tatsächlich Geld verdient, pusten alle weiter Seifenblasen. Im Grunde will der soziale Dienst seine Nutzer ja nur glücklich machen, und noch glücklicher und noch glücklicher, mit immer neuen Spielen, Freunden und Features, um von anderen Menschen Geld zu bekommen, indem sie denen erzählen, dass glückliche Klicker auch glückliche Konsumenten sind. Denn tatsächlich Geld für eine Dienstleistung im Netz zu kriegen, ist die Königsdisziplin in dieser Welt. Und so richtig die beherrscht bisher keiner. Zumindest nicht mehr.

Denn vor langer Zeit, in einem lang vergessenen Internet gab es so etwas einmal. Bevor Social Media der am häufigsten genutzte Dienst im Netz wurde, regierte hier die Pornoindustrie. Und das zu Anfang noch profitabel. Sex Sold and Sells. Past tense, present tense und aber in der Zukunft? Wobei wir wieder bei der Facebook und dem Post-It an meinem Computer wären. Irgendwann kommen nämlich fast alle Unternehmer im Netz auf diese Schiene zurück. Frei nach Field of Dreams glauben alle: Errichte eine Schnittmenge deines Dienstes zu nackter Haut und Versprechungen von Liebe und Leidenschaft und die Nutzer werden kommen –(Pun intended or not. Der Rezipient arbeitet immer an der Nachricht mit, also tun wir mal so, als wäre das nur eure schmutzige Phantasie, die „kommen“ als „kommen“ liest). Chatroulette zog deswegen Massen an, weil alle darauf warteten (schockiert!!!) mit einem nackten Gegenüber konfrontiert zu werden, nicht weil es ganz nett wäre, sich face-to-face zu unterhalten. Das ging vorher schon im Internet, via Skype und hunderten anderen Messengern mit Video. Aus diesem Grund ist es auch keine technologische Innovation, dass nun Facebook mit einem Video-Chat daher kommt. Die Erweiterung ist keine Erfindung des Feuers, sondern der Versuch den sozialen Service heißer zu machen. Ins Gesicht und die Wohnung des Gesprächspartners blicken zu können verspricht Intimität und im Kontext von Facebook liegt hierhin die Innovation. Aber wie ich schon via Skype nur äußerst exklusive mit den wenigen Menschen interagiere, die meine Wohnung auch real bereits betreten haben, werde ich auch zumeist auf Facebooks Video-Chat verzichten. Und darum klebe ich nun, wenn immer ich mich einlogge, ein Post-It als Verhütungsmittel über die Kamera. Manch einer mag behaupten, die Kamera zu deaktivieren genüge auch, aber diese Menschen halten auch an den Koitus Interruptus für sicher. Darum kaufe ich mir später lieber noch ein Packung Klebezettel, in vielen hübschen Farben und Formen.

Facebook fragt mich woran ich denke. An DICH!!!

Das Internet verändert uns. Das hat McLuhan schon lange bevor es das Internet gab erklärt. Woher er das damals schon wusste? Weil es eben immer so ist. Erst war da Sache mit dem Feuer und unser Verdauungssystem hat seine Tätigkeit umgestellt. Dann war da die Sache mit dem Rad und unser Körper hat sein Fortbewegungssystem umgestellt. Dann war da die Sache mit unserem Herzen und wir haben unseren facebook Beziehungsstatus umgestellt.

Ich bin im Netz über eine wunderbare Seite mit nie abgeschickten Liebesbriefen gestolpert: www.letterstochrushes.com.

Briefe, wie man sie in Kisten auf dem Dachboden unserer Eltern findet oder manchmal unter unserem Bett im alten Kinderzimmer, wenn wir doch mal wieder den Weg nach Hause finden. Die Seite ist großartig, weil die Briefe genau wie die, die in der Kiste liegen, nie ihren Empfänger erreichen. Das sollen sie auch überhaupt nicht. Weil ihr Inhalt sehr intim ist, verletztend oder einfach nur peinlich. Aber so was von. Ich bin sehr froh, dass es diese Seite gibt. Denn zu oft kommt es heute vor, dass unsere Herzen nicht deswegen anfangen wie wild zu rasen, weil wir an unseren „Crush“ denken, sondern weil wir gerade auf den Senden Button in unserem Email-Postfach oder unserem Facebook Nachrichten Bereich geklickt haben. Innerhalb von Millisekunden stellt sich die Welt komplett auf den Kopf und wir wollen durch den Datenkanal hindurchgreifen, in der Hoffnung die Nachricht doch noch rausfischen zu können. Früher ging das. Früher konnte man, wenn’s richtig übel war, Feuer im Briefkasten legen. Im digitalen Briefkasten ist das vergleichsweise kriminell, aber viel komplizierter. Mit McLuhans Einverständnis möchte ich deswegen mal behaupten, dieses Gefühl gab es früher so gar nicht. Sondern das ist Etwas, das zu uns Digital Natives gehört. Und da sind noch mehr solche Gefühle. Sämtliche der Briefe auf letterstochrushes drehen sich nämlich nicht so sehr, um den/die Angebetete(n), sondern um Facebook. Der kleine grüne Punkt im Chatfenster bringt Menschen an den Rand der Herzrhythmusstörung. Das Bild vom Psychopathen, der sein Zimmer mit Fotos und Texten von und über sein Opfer tapeziert, verliert in Zeiten von facebook seine Fragwürdigkeit, und vor allem seinen Genre-Bezug. Ist das nun ein Thriller, Horrorfilm, oder doch eine Liebesgeschichte? Ohne den, die andere zu kennen und ohne selbst mit Schere und Tesafilm aktiv zu werden, bekommen facebook-Nutzer einen fertigen Schrein vor die Nase gesetzt.

Und wir machen alle mit, weil wir anbeten und angebetet werden wollen. Pessimistisch könnte man jetzt behaupten, dass wir das Lieben verlernt haben, aber das stimmt nicht. Die Technologie hat unseren Herzschlag nicht ausgeschaltet, sondern den Rhythmus verändert. Es ist nur kompliziert geworden. Denn der Klick auf Senden, der kleine grüne Punkt im Chat, das plötzliche Erscheinen von Foto und Neuigkeit auf den Startseiten lassen die Absender der loveletters nicht kalt und die darüber sinnierende Leserin auch nicht. ABER solange dieses ‚stalken‘ uns eben zum heulen und lachen bringt, also Serotonin ausschüttet, hab ich das soziale emotionale Netz lieb.


 

 

Klarmachen zum Enter(n)

Im letzten Monat hat Google doch tatsächlich über 100 verwirrte Seelen auf meinen kleinen Blog geleitet, die Problemen damit hatten ihren tatsächlichen Beziehungstatus mit den Angaben und Auswahlmöglichkeiten von Facebook in Einklang zu bringen. Darum gibt’s heute mal eine Sonderausgabe von Immerantworten zum Thema “Liebe in Zeiten der Sozialen Netwerke” mit einer Suchmaschinen Empfehlung. Fangen wir direkt mit Letzterem an. Denn langsam steigt mein Ärger. Dass hier lauter Leute landen, denen das Herzchen weh tut, finde ich ja süß. Ernsthaft. Jedesmal wenn wieder jemand hier auftaucht der Orakel Google um Rat fragte, mit den Worten “Beziehung ist kompliziert, gefällt mir nicht”, möchte ich die/den Suchenden am Liebsten in den Arm nehmen, ihm/ihr den Rücken tätscheln und eine Tasse Tee kochen. Es ist naiv und putzig Google auf diese Weise sein Leid mitzuteilen und zu hoffen, dass auf der Ergebnisliste eine EINFACHE, nachahmbare Lösung zu finden ist, am besten als Video. Und soviel Blödheit und Verzweiflung verdient eine Tasse Tee. Was aber serviere ich den anderen Besuchern, die statt leichtgläubig nach Liebe zu suchen, nur das Eine wollen. Google, bitte, mal ganz ehrlich, ohne Scheiß, wir sind ja beide erwachsen, du allmächtige Suchmaschine WAS (!!!???) denkst du könnte ich Suchenden bieten die Schlagworte wie Freiporno über 50, Phobie vor Geschlechtsverkehr und Esstörung Folgen bei dir eintippen?

Darum empfehle ich heute http://www.mahalo.com für Lebensfragen und Google nur noch für Recherchefragen. Erstens weil mich der Name und das Layout spontan dazu bringen Hula zu tanzen (und DAS ist immer ein Grund! Alohahe.) und zweitens aus dem Grund, dass hier echte Menschen hinter der Blackbox sitzen. Das ist zwar aufwändiger und es gibt noch nicht allzuviel Content und alles bisher nur in Englisch, aber wenn man nun change facebook relationsship status sucht, bekommt man richtig gute Antworten. Auch als Video.

Was bei mahalo rauskommt, wenn man nach den ebenfalls erwähnten, fehlgeleiteten Keywords sucht, habe ich nicht ausprobiert. Auf meiner Hula Insel gibt’s keine Diäten. Und nackte alte Menschen kriegen hier auch nichts umsonst. Und Angst muss man nur davor haben, dass man eine Kokosnuss auf den Kopf bekommt, wenn man unter der Palme eingeschlafen ist. Und jetzt geht mir aus der Sonne! Und wieso ist eigentlich der Rum schon wieder alle?

Langsam bin ich übersättigt, Zeit zum Überge(b)hen?

Eins der treibenden Maxime des kapitalistischen Miteinanders ist ja bekanntlich das Prinzip „Keeping Up with the Joneses“. Zu Deutsch: Das was der/die hat will ich auch, brauch ich auch, muss ich haben. Oder in vier Buchstaben: NEID. Über dessen Gesundheitswert wird sich gern und viel gestritten. Die einen verherrlichen ihn als Ehrgeiz und arbeiten, arbeiten, arbeiten, um kaufen, kaufen, kaufen zu können. Andere sagen er störe das innere Gleichgewicht und meditieren, wobei sie die Augen zu machen, damit sie nicht sehen, was der/die neben ihnen wieder tolles, neues hat. Dabei macht es für den persönlichen Umgang mit diesem Gefühl einen Unterschied, wer der/die Joneses ist/sind. Für Freunde freuen wir uns und gratulieren ihnen zu ihren ausgesprochen glücklichen Geschmack, ihrem erfolgreichen Einkauf, der Verbesserung ihrer Lebensqualität durch dies oder jenes Objekt. Meistens belassen wir es dann dabei. Aber nicht immer. Ich kenne Freundschaften, die daran zerbrochen sind, dass sich B, die Schuhe von A nachgekauft hat, die sie wiederum dem Modell in irgendeiner Frauenzeitschrift nachgekauft hat, das wiederum hat sie Schuhe gar nicht gekauft, sondern von einem großen Modeunternehmen geschenkt bekommen, damit sie nicht barfuß rumlaufen muss und sich noch verletzt. Glaub ihr nicht? Ja, ich auch nicht. Große Modeunternehmen sind nicht wirklich nett, die geben ihren Modellen ja nicht einmal etwas zu Essen. Warum dann aber Schuhe? Naja, Essen sieht man nicht, wenn es einmal im Körper verschwunden ist, Schuhe aber werden außen getragen und feuern so den Kaufanreiz ‚Neid‘ an.

Und weil facebook ja bei allem mit macht, macht es auch dabei mit. Erst interessiert, dann irritiert und jetzt indigniert entdeckte ich folgendes:

Ich kann dank der Foto-Tag-Funktion nun nicht mehr nur neidisch auf den gutaussehenden Kerl neben meiner Freundin sein, sondern auch auf alles was sich noch im Bild befindet. Und dann losgehen und mir das auch besorgen. Also die Klamotten, nicht den Mann. Leider. Selbstverständlich.

Für Unternehmen ist das bestimmt super, weil sie so ganz einfach mehr Aufmerksamkeit und vermutlich auch mehr Umsatz machen. Aber damit wird jedes Foto zu einer Werbeanzeige. Das gefällt mir nicht facebook. Das gefällt mir garnicht. Und statt Neid, verursacht diese Entwicklung bei mir Angst und sogar anti-kapitalistischem Sentiment. Vielleicht holt mich Hollywood ja zurück auf die dunkle Seite, ich schaue mir jetzt erst einmal den Film „The Joneses“ an. Nicht wegen den attraktiven Konsumgütern, sondern dem gutaussehenden Kerl daneben, David Duchovny. Wann facebook wohl die Methode Sex Sells implementiert?

Einmal Orden für Wohltätigkeit bitte, zum Mitnehmen, fettarm, mit Schuss und buntem Schirmchen

Ich blogge derzeit weniger. Tatsächlich. Das hat jedoch nichts, wie Einige jetzt denken mögen, mit meiner aufblühenden Beziehung zu Matthew zu tun, muss ich gestehen. Da läuft bisher noch so ziemlich gar nichts. Gäbe es schmutzige Details, würde ich die natürlich sofort hier in passende Worte fassen. Apropos, gibt es bei wordpress eigentlich eine Zensur? PENIS! VAGINA! EIERSTOCK! HODENSACK … Nö, scheinbar nicht. Aber weg von den Genitalien, zurück zum Thema. Ich habe mich in den letzten Tagen zurückgelehnt und mit Irritation Schwindelgefühlen Erstaunen regem Interesse verfolgt, über welche Google Suchanfragen ihr, liebe Leser und Leserinnen, bei mir angespült werdet. Darum gibt es heute eine kleine Gruppenfragestunde von Immerantworten. Ein bisschen ist es damit heut, wie bei einer Pressekonferenz, aber ohne Häppchen und kostenlose Cocktails.

facebook beziehungsstatus verliebt – Gibt’s nicht. Ist Facebook zu vage. Zusammen oder Single oder Witwe. Facebook und das Leben verlangen Entscheidungen.

zeigefinger sehnenscheidenentzündung – Üble Sache. Hände ruhig halten. Arzt, Apotheker oder SekretärInnen-Vermittlung aufsuchen.

+masterarbeit +“wahl des papiers“ – rosa, A5. Mut zur Individualität! Sticker sind auch schick, die mit Blümchen, die man mit der Spüli-Flasche kriegt zum Beispiel oder einfach ein paar unterhaltsame Comics an den Seitenrand malen.

facebook beziehungsstatus verlobt ändern – bei Facebook einlogen, auf dein eignes Profil gehen, auf Info, rechts in den Ecken auf die blauen bearbeiten Grafiken klicken, links in der Leiste, die sich dann öffnet auf ‚hervorgehobene Personen‘ klicken, Tap-Down Feld verlobt, Person auswählen. Fertig. Achja, vorher das Programm mit Restaurant, Musik, Ring und auf den Knien rutschen nicht vergessen. Ja, das muss vorher sein. Keine Diskussion.

beziehungsstatus facebook nicht mehr „kompliziert“ – scheinbar ja doch kompliziert, sonst hättest du ja nicht danach gesucht. Gleiches Prozedere wie der Herr/die Dame vor dir, aber diesmal ohne Restaurant, Musik, Ring und Selbsterniedrigung. Das würde es nur noch komplizierter machen.

wie verlob ich mich auf facebook – ja, eben nicht. Also nochmal. Ring kaufen. Antrag vorbereiten. Nette Umgebung schaffen. Niederknien. Schwangerschaft Liebe gestehen. Ring vor holen. Auf Ja hoffen. Eine ‚Verlobungsanfrage‘ schicken reicht nicht. Nein. Keine Diskussion.

kirkegaard der mann auf der suche nach bestätigung – Nicht hier, mein Lieber. Aber danke für’s Mitspielen.

beziehungsstatus kompliziert was heißt das bei facebook – Das heißt vergeben Mühe. Und weitersuchen, lieber Mann auf der Suche nach Bestätigung.

prüfungen liebeskummer – Prüfung in, über, bei oder trotz Liebeskummer? Für den Erhalt der Präpositionen! Gemma Grammtikkurs, Alta!

Nackich – Als Frage oder Aufforderung? Aufruf für den Erhalt von Satzzeichen! Hey, prüfungen liebeskummer, nimm den hier gleich mit! Aber zum Thema: Nackich gibt’s bei Chatroulette. Hier hingegen herrscht mein Dresscode: Bedeckte Genitalien, gewaschene Haare und geschnittene Fingernägel. Ich kontrollier das. Jawohl!

bondage tools selbst zu hause – Lieber Freund/Liebe Freundinn von nackich, das kann doch nicht so schwer sein. Einfach mal in die Küche, den Hobbykeller oder das Kinderzimmer gehen und brauchbares zusammensuchen. Kinder lieber vorher zu Omi schicken. Den Notruf erreichst du übrigens nach wie vor unter der 112, die Kinder- und Jugendtelefonhilfe unter der 147 sollte Jeremy Pascal doch früher nach Hause kommen.

wo bekomme ich nespresso kapseln – Im Nespresso-Shop, im Internet und unter der Hotline. Nicht bei George Clooney, da bekommt man nur eine einstweilige Verfügung sich ihm nicht mehr als einen Kilometer nähern zu dürfen…

chew spit essstörung – Die gute Nachricht: Das qualifiziert dich nicht, als an Bulimie Erkrankte. Die schlechte Nachricht: Als gesund gehst du damit auch nicht mehr durch. Essen und trotzdem abnehmen funktioniert nur in Photoshop.

„maß für perfektion“ – Ja. Danke, ich weiß. Hör ich öfter. Und falls das du bist, George. It’s too late for an excuse! Gimme the coffee or let it go!

Ich hoffe hier habt aufgepasst. Nächstes Mal gibt’s dann den Test. Jawohl. Kein Scherz. Und den Dresscode überprüf ich auch!

Facebook kennt keine/deine Geheimnisse! Alle!

Es ist Zeit für meine erste Ratgeberstunde, meine erste Amtshandlung als Orakel, mein erstes Hilfsprojekt für die Hungernden und Leidenden im Internet. Eigentlich wollte ich mir hierfür noch eine coole Brille im Stil Sigmund Freuds zulegen, aber aus Boykott der aktuellen Apollo Werbekampagne hab ich’s dann doch gelassen. Außerdem fange ich mit Brille, auch wenn nur Fensterglas drin ist, immer an zu schielen und ich will hier ja ein bisschen Kompetenz simulieren beweisen.

Wer heute Rat sucht tippt sein Problem bei Google ein und landet dann im besten und auch schlechtesten Fall bei mir. Egal was man suchte. Google scheint mir zu vertrauen. So ergangen bei meinem ersten Patienten, dem bei betreten meines Ratgeberraums ein Hauch von Verrat anhing. Nennen wir sie/ihn darum also Frau/Herrn U. N. Troy. Frau/Herr U.N. Troy kam am 19.04.2011 zu mir mit folgender Problemstellung:

facebook beziehungsstatus heimlich ändern

Um Freud an dieser Stelle – allerdings mit meinen Worten, das Österreichische versteht ja sonst keiner – zu zitieren: „A-ha. Sie wollen das also heimlich tun. Fürchten sie, dass es nicht heimlich zu tun, Konsequenzen mit sich bringen könnte? Eine Bestrafung? Das Es will es, aber das Über-Ich lässt es nicht zu? Ein Konflikt. A-ha. A-ha. A-ha. Heimlich. Damit die Mutter es nicht sieht. So, so.“

Das Problem: Herr/Frau U.N. Troy würde also gerne sowohl Herrn/Frau Weiss v. Nix, als auch Herr/Frau Dieder Andere unter in einer mehr oder minder öffentlichen Beziehung sein, was im Jahrtausend Anno Facebook gar nicht so einfach ist. Das soziale Netzwerk verlang Monotonie, oder Schweigen. Und schweigen ist schwer. Insbesondere, wenn man so ein unwiederstehliches Ding ist, dass man gleich mindestens zwei Herzen erobert hat. Ja, manchmal ist Monotonie noch schwerer als Schweigen, lieber Nachfahre Casanovas.

Mein moralischer Rat: Beziehung überdenken. Lernen Entscheidungen zu treffen.

Mein technischer Rat: Dank Privatsphäre-Einstellungen und Gruppen-Kategorisierung von Freunden alles durchaus machbar. Es gibt da mehrere Möglichkeiten, angefangen damit, dass die Beziehungsinformation vor’m zukünftigen Dritten im Bunde verborgen wird, bis hin zum alternativen zweiten Facebook-Profil, aber wie Freud schon wusste, bringt das alles letztlich nichts. Darum lieber die Wurzel des Konflikts behandeln, das ‚heimlich‘ macht die Seele krank.