Die schwer-schwarz-berahmte Brille ist ein Muss und dazu tief-roter Lippenstift. Ob man sich das schon vor dem Autorinnendasein oder erst mit bestehendem Berufsgrad zulegt, kann ich aktuell noch nicht nachweisen. Ich bin dem Phänomen aber auf der Spur. Denn in den letzten Wochen habe ich exorbitant viele Lesungen besucht, um die Zeit rumzukriegen, in der ich darauf warte, dass mein Manuskript aus dem Lektorat kommt. Und obwohl ich mir viele Titel und Namen nicht gemerkt habe, blieb mir eben doch zumindest das Schema Schriftstellerin im Gedächtnis.
Die Autorin, als stereotype Konstruktion ihrer Selbst und einer Antizipationen anhäufenden und projizierenden Leserschaft, trägt Brille und Lippenstift. Und Genre-passende Bluse. Blümchenblüschen, hoch verschlossen, wenn’s tiefsinnig wird, weiß mit etwas tieferem Ausschnitt, wenn geratgebert wird. Irgendwo in dieser Dresscodierung suchte ich dann meinen Platz und fand ihn nicht. Ich trage keine Brille und werde, wie mir mein Augenarzt nun attestierte, auch nie nie eine benötigen (, dabei hab ich beim Test extra absichtlich geschielt) und mit rotem Lippenstift wirke ich wie eine 5jährige, die Mamas Schminkkasten geplündert hat. Die Zeichen stehen also schlecht für meine klassische Autorinnenkarriere. Blüschen mit Blümchen und Ausschnitten passen zudem nicht zum Buch, denn das spielt ja nicht auf einer Blümchenwiese, sondern in facebook.
Kein Wunder also, dass die LiteratInnen-Prototyp-Mission online weiterging. Und dabei stieß ich auf Charakteristika, die ich leichter adaptieren kann. Na, also. Es geht doch mit der Schreiberei, sofern ich
– mich zum Schreiben hinlege, so wie Truman Capote, dessen größte Idee ihm in der Horizontalen kamen. Mit Füßen hoch und Laptop auf den Beinen, das krieg ich hin. Aber komplett liegend, fällt mir höchstens ein, wie müde ich bin.
– komplett nackt schreibe, so wie Victor Hugo. Aber es wird doch gerade HERBST!!! Ich müsste ja erst mal eine Million Bücher verkaufen, um das Geld für die Heizkosten wieder reinzukriegen. Ich frier doch selbst im Sommer ohne Schal.
– auf’m Dachboden schreibe, so wie Edgar Allen Poe angeblich. Zählt vierter Stock als Dachboden, wenn statt dem Dachboden, die Terrasse meiner Nachbarn das Haus nach oben hin deckelt?
– zwischen dem Schreiben kleine Turnübungen machen, jede Stunde ein paar Sit-ups, Streches, usw., so wie Dan Brown. Nee, echt jetzt? Oh bitte, da schreib ich doch schneller 10 Seiten, als dass ich 10 Liegestütze mache. Ich schaff doch grad mal einen halben, d.h. aufstützen und nach unten ausholen und…ja, das war der halbe.
– oder saufen wie Hunter S. Thompson. Ich weiß nicht, wie lang meine Schreiberinnendasein dann so wird, aber eine der fünf Möglichkeiten MUSS ich ja wählen und zumindest klingt DAS nach mehr Spaß als Lippenstift und Brille.
Damit Prost! Auf die Kunst!
hmm. ich habe eine brille, trage allerdings sogut wie nie lippenstift und auch keine Blümchenblusen. Ich weiß die gibt es ständig bei H&M und deswegen sind sie in, aber ich find sie hässlich. Aber es gibt sicher auch genug autoren die unter Alkohol oder drogeneinfluss geschrieben haben und wir findes klasse. warum also nicht 😉 p.s wenn dein buch draußen ist sag bescheid.
Ein sehr genialer Titel!
Und das Warten auf korrigierte Manuskripte kenne ich leider auch nur zu gut. Allerdings eher im wissenschaftlichen Bereich. Aber Warten ist Warten und da ist es gut, wenn man sich (wie immer) ablenken kann.;-)
genial. ich plädiere für den ganz persönlichen stil, wenn wir die ironie mal beiseite lassen würden. ansonsten: go on und aufs buch bin ich so langsam richtig neugierig. wird das auch in die schweiz ausgeliefert?
Ja, da geht gibt es sicher noch ausgefallener Orte zum Schreiben, als den Dachboden und artistischer als im Liegen geht sicher auch. 🙂 Ich denke doch sicher, dass man das auch in die Schweiz liefern lassen kann. Falls bod.de sich da irgendwie gegen stellt, schick ich es persönlich! Das kriegen wir schon hin. 🙂